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Albert Hurter

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A master creator of fantasy.
Walt Disney (1901-1966)
Albert Hurter, um 1940 (Quelle: bpib.com)

Albert Hurter (*11. Mai 1883 in Zürich; †28. März 1942[1] in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Trickfilmzeichner Schweizer Herkunft, der vor allem für seine Arbeit als einer der führenden „Inspirational Sketch Artists“ bei Disney Bekanntheit erlangte. Die Karriere des seit frühester Kindheit an starken Herzproblemen leidenden Hurter begann nach seiner Immigration in die USA wenige Monate vor dem 1. Weltkrieg. Ab 1915 arbeitete er in New York als Trickfilmzeichner, später zog er nach Südkalifornien, um Auftragsarbeiten zu zeichnen und zu malen. 1931 wurde Walt Disney auf ihn aufmerksam und fand in ihm den lange gesuchten, erfahrenen europäischen Künstler, der in Fähigkeit und Stil Disneys Vorbildern sehr nahe kam. Für die Silly Symphonies entwarf er im folgenden über ein Jahrzehnt Sketche und Charaktere, darunter Ede Wolf, die drei kleinen Schweinchen (1933) und Donald Duck (1934).

Die europäische Gestaltung des Walt Disney MeisterwerksPinocchio“ (1940) wird fälschlicherweise oft ausschließlich Gustaf Tenggren zugeschrieben[2]. Tatsächlich stammen viele dieser Eindrücke, insbesondere das Rothenburg ob der Tauber nachempfundene Dorf im Film, aus der Feder Albert Hurters.

Nach seinem frühen Tod im März 1942 wurde sein Vermächtnis von Ted Sears in ein heute nur noch in wenigen Exemplaren erhaltenes „Sketchbook“ eingebunden. „He Drew as he Pleased“ enthält 700 Bleistiftsketche Hurters und wurde 1948 vom renommierten New Yorker Verlag „Simon & Schuster“ veröffentlicht und bis heute nicht wieder neu aufgelegt.

Biographie[Bearbeiten]

Frühes Wirken in Europa[Bearbeiten]

Albert Hurter wurde am 11. Mai 1883 in gehobenen zürichern Verhältnissen in Zürich geboren. Seine Eltern waren Albert Hurter, Sr. (1852-1912) und dessen Ehefrau Maria. Hurter hatte mindestens zwei jüngere Brüder, Hugo (*1884) und Ernst (*1890). Hugo wurde später technischer Zeichner, Ernst Elektronikingenieur. Als kleines Kind erkrankte er an Streptokokkenrheumatismus, auch bekannt als rheumatisches Fieber. Da er nachfolgend an Herzproblemen litt, konnte er seinem Bewegungsdrang nicht wie andere Kinder freien Lauf lassen und widmete sich daher schon früh der Kunst. Sein Vater Albert war zudem Lehrer für Kunst auf einer Züricher Berufsschule. Er machte seine Matura und studierte ab dem Jahr 1900 Architektur in Zürich. Bei seiner Ausbildung in der Schweiz lernte er drei Jahre lang erstmals professionelles Zeichnen, anschließend verließ er 1903 sein Heimatland um sich im Deutschen Kaiserreich weiter fortzubilden. In der Künstlerstadt Berlin studierte er sieben Jahre lang fast alle Formen der damals akzeptierten Kunst, mit dem Hauptaugenmerk auf klassische Kohlezeichnungen. Dort lernte er alle gängigen Techniken und kombinierte seine zuvor architektonische Ausbildung mit künstlerischem Einfluss. In Berlin begann Hurter Karikaturen anzufertigen.

1910 schloss er seine Ausbildung ab und ging zurück nach Zürich. Als sein Vater 1912 verstarb, Hurter war knapp 30 Jahre alt, entschloss er sich, in die Vereinigten Staaten auszuwandern. Ob Hurter die deutsche Staatsbürgerschaft besaß, als er Europa für immer verließ, ist nicht klar. Genauso ist unbekannt, wie es sich mit seiner Staatsbürgerschaft weiter verhielt; eventuell führte er die Schweizer Landeszugehörigkeit parallel zur US-amerikanischen. Albert Hurter hat keine leiblichen Nachkommen und war nie verheiratet.

Anfänge im Zeichentrickfilm[Bearbeiten]

Albert Hurter, um 1916 (Quelle: bpib.com)

Nach seiner Ankunft in den USA blieb Albert Hurter in New York. Im Jahr 1915 fing er an, für das „Barre Studio“ zu arbeiten, das im Jahr zuvor vom Kanadier Raoul Barreals als erstes echtes Trickfilmstudio der Welt gegründet worden war. Bereits im darauf folgenden Jahr fiel Medienmogul William Randolph Hearst über das junge Studio her und „stahl“ Barre im wahrsten Sinne des Wortes nahezu die gesamte Belegschaft. Mit diesen und weiteren Trickfilmzeichnern gründete er „International Film Services“, um in erster Linie Cartoons zu Fortsetzungsstrips zu produzieren, die in seinen Zeitungen erschienen.

Durch die Initiative von Charles Bowers konnte verhindert werden, dass das Studio bankrott ging. Der Name wurde im Jahr der Kooperation, 1916, offiziell in Bud Fisher Film Corporation umbenannt, war und ist heute aber nur als Barre-Bowers-Studio bekannt. Bowers hatte zuvor „Mutt & Jeff“-Cartoons produziert und tat dies nun mit großem Erfolg weiter. Tatsächlich ist Mutt and Jeff die Cartoonreihe, von der am meisten Folgen fürs Kino hergestellt wurden – über 300 Stück. Trotz eines ansehnlichen Gewinns schaffte es der Besitzer des Studios, Fisher, sein Unternehmen „mit Erfolg“ in den Ruin zu treiben. Fisher hatte von Buchführung wenig Ahnung und brachte es mit seinem wirren Bilanzsystem zustande, das Studio in zwei Jahren in den finanziellen Ruin zu treiben. Barre kündigte 1918 freiwillig, Bowers wurde 1919 von Fisher entlassen, 1920 wieder eingestellt, nur um 1921 erneut entlassen zu werden. 1923 war die Bud Fisher Film Corporation endgültig Geschichte.

Albert Hurter fing 1915 als normaler Trickfilmzeichner bei Barre an und blieb auch, als Hearst die meisten anderen Animatoren übernahm. Kurz darauf entdeckte Barre die großen Möglichkeiten von Hurter, die sich ihm durch seine langjährige künstlerische Ausbildung boten. Damit wurde Hurter zum vielleicht ersten Ausbilder für Trickfilmzeichner, der sich fast ausschließlich dieser Tätigkeit widmete. Mit seinem Erfahrungsschatz half er vielen jungen Animatoren, darunter Ted Sears, mit dem ihm bis zu seinem Tod eine enge Freundschaft verband.

1918 verließ mit Raoul Barre auch Albert Hurter das Studio. Er blieb nicht länger in New York City, sondern wanderte um 1920 nach Südkalifornien aus. Dort lebte er ein zurückgezogenes und exzentrisches Leben, während er sich mit Auftragsarbeiten über Wasser hielt. Sonst ist, wohl zu dieser Zeit ganz in seinem Sinne, nichts über diese zehn Jahre seines Lebens bekannt.

Arbeit für Walt Disney[Bearbeiten]

Albert Hurters Entwurf zu „Pinocchio“ (Quelle: bpib.com)

Im Jahr 1931 wurde der 18 Jahre jüngere Walt Disney auf Albert Hurter aufmerksam. Dieser hatte sich mit seinen anhaltenden Herzproblemen schon halb im Ruhestand gesehen, nahm die Arbeit beim aufsteigenden Trickfilmstudio aber an. Disney hatte nach einem Mann wie Hurter lange gesucht – er war rund 20 Jahre älter als die restliche Belegschaft und der Einzige, der eine akademisch-künstlerische Ausbildung besaß.

Die Aufgabe Hurters war es, sich als Ideengeber in die Arbeitsprozesse einzubinden und jungen Künstlern eine Inspiration zu sein. Bei Disney arbeitete er nicht als Trickfilmzeichner, sondern betätigte sich ausschließlich als „Inspirational Sketch Artist“, wie John Canemaker diese Aufgabe später bezeichnete. Dabei fiel im die Aufgabe zu, Sketche, Charaktere und Hintergründe zu entwickeln. In den 1930er Jahren arbeitete Hurter für fast alle Zeichentrickfilme, die Disney produzierte. Dabei erfand er in erster Linie kleine Szenen, die den Handlungsstrang ausfüllten. Für die „Silly Symphonies“ arbeitete er auch hunderte Charaktere aus.

Wenn die Männer fürs Layout den groben Rahmen des Sketches fertig haben, bekommt Albert ihn, bevor er in die Hände des Trickfilmzeichners wandert. Ist das geschehen, geht er noch einmal an Albert zurück, damit er Verbesserungen vornehmen kann, vorausgesetzt, sie würden die vorhergegangene Arbeit nicht zerstören, bevor Sam [Armstrong, Leiter der Abteilung für Hintergrundzeichnungen] alles bekommt. Gibt es Ergänzungen von Albert, fertigt er diese aus und die Animatoren bekommen sie, anschließend gehen sie wieder in Sams Abteilung. Bevor schließlich koloriert wird, erhält Albert die Zeichnungen erneut. Damit ist sichergestellt, dass alles hunterprozentig stimmt.
David Hand (1900-1986), Regisseur („Schneewittchen und die sieben Zwerge“)

Die bekannteste dieser Figuren ist mit Sicherheit „Donald Duck“, dessen Gestaltung Dick Huemer, Art Babbitt und ihm zugeschrieben wird. Für den ersten Cartoon mit Donald Duck, „The Wise Little Hen“, als „Silly Symphony“ am 9. Juni 1934 uraufgeführt, übernahm Hurter auch die weitere Gestaltung von Charakteren. Im offiziellen Filmstab taucht er nicht auf, seine Arbeit ist aber nachgewiesen. Im Gegensatz zu Hurters Beteiligung ist unbekannt, welche Künstler alle für den Film als Zeichner arbeiteten. Ebenso ist unklar, ob sich Burt Gillett oder Wilfred Jackson für die Regie verantwortlich zeigten.

Bereits im Jahr zuvor hatte Albert Hurter für den Kurzfilm „Die drei kleinen Schweinchen“ die Hauptfiguren entwickelt, darunter „Ede Wolf[3] , den er zusammen mit Norm Ferguson entwarf und die „drei kleinen Schweinchen“, an deren Entwicklung auch Fred Moore beteiligt gewesen war, der sie später als Trickfilmzeichner umsetzte. Dies bedeutete seinen Durchbruch beim Studio und machte ihn wenig später zum jüngsten Chefzeichner in der Geschichte der Produktionsstätte. Nachdem Walt Disney sich entschlossen hatte, einen Film auf der 1849 von Jacob Halliwell veröffentlichten Fabel zu produzieren, soll sich Hurter tagelang zurückgezogen haben, um über Figuren und Sketchen zu grübeln. Seine Ergebnisse wurden später in weiteren Filmen und Comics weiterverwendet.

Fast zu sämtlichen „Silly Symphonies“ lieftere Hurter Vorlagen aller Art. Aber auch an den frühen abendfüllenden Filmen Walt Disneys war Hurter beteiligt. So arbeitete er erstmals zusammen mit Gustaf Tenggren an „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, dem ersten „Walt Disney Meisterwerk“ aus dem Jahr 1937. Im Jahr 1940 entwarf er unter anderem den Pegasus in Fantasia. Eine seiner bekanntesten Arbeiten stellt die Gestaltung der mitteleuropäischen Landschaft in „Pinocchio“ dar, darunter das dem mittelalterlichen Rothenburg ob der Tauber entsprechende Dorf. Es ist anzunehmen das Albert Hurter als studierter Architekt, der zwischen Berlin und der Schweiz reiste, die Stadt besucht hat. Oft werden die Landschaften in „Pinocchio“ nur Gustaf Tenggren zugeschrieben, sie sind aber zu mindestens gleichen Teilen auch Albert Hurter anzurechnen.

Im Bild oben rechts ist eine Skizze zu sehen, die Hurter anfertigte und ein Haus aus „Pinocchio“ zeigt. Zur Zeit der Produktion dieser Filme und nachfolgender Werke, an denen der gebürtige Schweizer beteiligt war, darunter „Dumbo“ und „Der Drache wider Willen“, ein Mischfilm aus dem Jahr 1941, verschlechterte sich sein Gesundheitszustand in Folge von Rheuma, das von seiner kindheitlichen Krankheit mit Symptomen wie Gelenkschädigungen, herrührte. Es ist anzunehmen, dass Hurter, wie die meisten Streptokokkenrheumatismus-Patienten, mit einem Herzklappenfehler leben musste. Rheumatische Reaktionen sind auch heute bei einer infektiven Krankheit dieser Art mit verbundenen Langzeitfolgen schwer hervorzusehen, so dass Albert Hurter wohl kaum geholfen werden konnte, als er am 28. März 1942 einen Herzstillstand erlitt. Er verstarb im Alter von 58 Jahren im „Cedar Lodge Sanitarium“ in Los Angeles, hatte aber bis zuletzt für Disney gewirkt.

Sein kreatives Erbe wurde, wie von ihm testamentarisch bestimmt, bewahrt. Er beauftragte seinen engen Freund Ted Sears, mit „He Drew as he Pleased“ eine Auswahl seiner Ideen zu veröffentlichen.

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Entwürfe Albert Hurters für „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ (1937), entnommen aus „He Drew as he Pleased“.

Einfluss[Bearbeiten]

Der Einfluss Albert Hurters auf den Zeichentrickfilm der Walt Disney Studios kann schlecht belegt werden. Tatsache ist, dass Walt Disney mit Hurter endlich den Mann gefunden hatte, nach dem er auf der Suche gewesen war. In Disneys Augen war ein Mann seiner Erfahrung, der ein wirklicher, studierter und ausgebildeter Künstler war und nicht als talentierter Zeichner in ein Trickfilmstudio stolperte und sich von dort aus hocharbeitete, enorm von Bedeutung.

Elefant von Heinrich Kley

Bekannterweise bewunderte Disney die Arbeiten mitteleuropäischer Karikaturisten, vor allem aus dem deutschsprachigen Raum, wie Wilhelm Busch oder Heinrich Kley. Insbesondere letzterer übte mit seinen der Phantastik zuzuordnenden Werken von Tieren und Menschen, die zur Zeit der Jahrhundertwende weitgehend aus dem Rahmen fielen, eine besondere Faszination auf Disney aus, der genau so etwas auf die Leinwand bringen wollte. Tatsächlich findet sich im „Dance of the Hour“-Segment aus „Fantasia“ (1940) eine Vielzahl von Charakteren, die von Kley übernommen wurden.

In Anbetracht dessen, dass der zweite, sehr bekannte „Inspirational Sketch Artist“ bei Disney, der Schwede Gustaf Tenggren (1896-1970), erst 1936 zu Disney kam, muss man viel Einfluss auf den wegweisende Trickfilm des ersten Walt Disney Meisterwerks, „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, Albert Hurter zuschreiben. Von Tenggren stammten in erster Linie Ideen für den Wald, in dem große Teile der Märchenverfilmung spielen. Nachdem Joe Grant (1908–2005) 1933 zu Walt Disney kam, begeisterte er zusammen mit seinem schweizerischen Kollegen den Studiogründer explizit für die Arbeit Heinrich Kleys. Das führte dazu, dass der Karlsruher Künstler in Deutschland nahezu unbekannt ist, in den USA aber ein reges Interesse an seiner Arbeit herrscht – Walt Disney selbst legte eine umfangreiche Privatsammlung an.

Albert Hurter, Norm Ferguson, Fred Moore, Dick Huemer, Art Babbitt – besonders in diesen Personen finden sich die Gesichter wieder, die in den 1930er Jahren den Grundstein für das spätere Erscheinungsbild der Disneyfilme bildeten. Außer Hurter hatte keiner dieser Personen eine bedeutende Ausbildung als Künstler. Der Umfang von Hurters Arbeiten war enorm, „He Drew as he Pleased“ bildet nur einen kleinen Einblick in sein Werk. Es ist nachgewiesen, dass Hurters Ideen nach seinem Tod nicht in den Archiven der Studios verschwanden, sondern aktiv weiter verwendet wurde, besonders vom „Character Model Departement“ Joe Grants. Auch nach dessen Schließung im Jahr 1949 wurden Hunters Ideen aufgegriffen, so zum Beispiel in „Peter Pan“ (1953) und Susi und Strolch (1955). Dies ergibt sich aus Vergleichen mit Abbildungen aus „He Drew as he Pleased“.

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten]

He Drew As He Pleased (© Simon & Schuster)

Literatur[Bearbeiten]

  • Albert Hurter (Material), Ted Sears (Geordnet und betitelt): He Drew As He Pleased: A Sketchbook by Albert Hurter – 700 of His Insperational Drawings Created for the Walt Disney Studio (1948), erschienen bei Simon & Schuster, New York
  • Christopher Finch: The Art of Walt Disney: From Mickey Mouse to the Magic Kingdoms (1973, 1995, 2004), ISBN 0-8109-0122-6 (1973), erschienen bei Harry N. Abrams, Inc., New York
  • John Canemaker: Before the Animation Begins: The Art and Lives of Disney Inspirational Sketch Artists (1996), ISBN 0786861525, erschienen bei Hyperion, New York

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Albert Hurter in der IMDb
  2. Christopher Finch: The Art of Walt Disney: From Mickey Mouse to the Magic Kingdoms, siehe auch Abschnitt „Literatur“
  3. Informationen zu „Ede Wolf“ auf ehapa.de

Weblinks[Bearbeiten]


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