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Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms

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Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms
Topolino e il doppio segreto di Macchia Nera
Erstveröffentlichung: 10.06.1955
Entstehungsdatum: 1955
Storycode: I TL 116-AP
Story: Guido Martina
Zeichnungen: Romano Scarpa
Seiten: 76
Deutsche Übersetzung: Gudrun Penndorf
Deutsche Erstveröffentlichung: LTB 62
Weiterführendes
Liste aller Comicgeschichten von Romano Scarpa

Ind.PNG Infos zu Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms

beim I.N.D.U.C.K.S.
Erste Seite – das Schwarze Phantom im Schnee auf Mickys Dach, um zur Vergeltung zu schreiten! (© Egmont Ehapa)

Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms (Original Topolino e il doppio segreto di Macchia Nera) ist eine Comicgeschichte von Guido Martina und Romano Scarpa. In der Geschichte versucht das Schwarze Phantom, sich an Micky und Co. zu rächen, die ihn bei seinem ersten Auftritt in Die Jagd nach dem Phantom besiegt hatten. Die Geschichte gilt als eine der besten italienischen Disney-Comicgeschichten überhaupt, zählt aber auch wegen der Thematisierung von Mord zu den drastischsten Disney-Comics.

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Es ist Winter, Entenhausen liegt im tiefen Schnee. Eines Nachts schaut Micky gemütlich fern, als sich eine schwarze Gestalt auf seinem Dach an der Antenne zu schaffen macht. Plötzlich erscheint auf seinem Fernseher eine seltsame Spirale, von der er den Blick nicht abwenden kann. Langsam aber sicher verfällt er ihrer Macht und wird hypnotisiert. Dann lässt die Gestalt ihn einen Laden ausrauben. Es ist das Schwarze Phantom. Es ist zurück und es will sich rächen und seine Rache wird furchtbar sein!

Ein Messer aus dem Nichts mit einer Nachricht (© Egmont Ehapa)

Am nächsten Tag kann Micky sich an nichts mehr erinnern und es beginnt der mysteriöseste Kriminalfall in der Geschichte der Entenhausener Polizei. Ein Mysterium folgt auf das nächste, scheinbar sinnlose Diebstähle und leere Flecken in Mickys Gedächtnis. Das Schwarze Phantom ist wieder auf freiem Fuß und hat einen Hut geklaut, der in seinen Händen eine riesige Gefahr sein soll und mit dem er nun die Stadt erpresst. Micky und die Polizei tappen vollständig im Dunkeln, sie nehmen irrtümlich Goofy fest und veranstalten ein riesiges Chaos – ohne Erfolg. Das Phantom ist überall und nirgends, es sperrt die Ermittler ein und versendet Nachrichten, manchmal scheint es sogar im Raum zu sein – doch es bleibt immer unsichtbar und unauffindbar. Schließlich finden sich Micky, Goofy und Kommissar Hunter in einem Schloss außerhalb der Stadt wieder, in dem sie das Geld abgeben und eine Nacht bleiben sollen. Mitten in der Nacht wird Micky wieder hypnotisiert – und ermordet den schlafenden Kommissar Hunter.

Der Einfluss des Bösen und der Plan des Phantoms: Die Guten bekämpfen sich untereinander (© Egmont Ehapa)

Zumindest versucht er es. Denn Hunter hatte mit einem Überfall in dem Schloss gerechnet (wenngleich nicht von Micky) und sich in Sicherheit gebracht. Doch natürlich gibt es dennoch Ermittlungen und das Ergebnis ist eindeutig: Micky hat versucht, Hunter zu erstechen und soll nun verhaftet werden. Goofy hat Mickys Mordversuch beobachtet, doch als sein Freund verhaftet wird stellt er sich dennoch auf seine Seite und verhilft ihm zur Flucht. Und während er selber wegen Beihilfe festgenommen wird, flieht Micky – und sieht das Phantom! Es rennt in ein Zimmer – und verschwindet?! Das Zimmer hat keine weiteren Ausgänge abgesehen von einem Kamin, den das Phantom aber nicht benutzt haben kann, weil dort das Feuer brennt… Micky kehrt zur Polizei zurück und erklärt ihr, was er gesehen hat. Hunter gibt ihm noch eine Chance und macht sich mit ihm auf die Suche. Doch da wird Micky wieder hypnotisiert. Er gesteht nicht nur, sondern behauptet auch noch, dass das Schwarze Phantom nie existiert habe und nur seine Erfindung sei, um Hunter zu töten! Micky wird abgeführt und währenddessen wird der alleine zurückgelassene Goofy von einer unsichtbaren Gestalt mitgenommen. Micky soll lebenslänglich ins Gefängnis wandern und Goofy wird von dem Unsichtbaren in einen Kerker gebracht, wo das Wasser bereits läuft und er ertränkt werden soll…

Goofy in Schwierigkeiten, doch Gamma und Micky sind zur Stelle! (© Egmont Ehapa)

Der Unsichtbare stellt sich als das Schwarze Phantom heraus. Und nun wird sein Plan offenbar: Er hat alles inszeniert (eigentlich kann er mit dem gestohlenen Hut nichts anfangen), um sich an den Verantwortlichen seiner Verhaftung (siehe Die Jagd nach dem Phantom) zu rächen. Micky soll den Rest seiner Tage im Gefängnis verbringen, Goofy ertrinken. Hunter sollte von Mickys Hand umgebracht werden, doch da das nicht geklappt hat, plant das Phantom, einen weiteren von Hunters Freunden zu hypnotisieren und den Kommissar auf diese Art auszuschalten.

Währenddessen ist Micky in der Zelle. Er ist nicht mehr hypnotisiert und kann sich an nichts mehr erinnern – dennoch scheint das Urteil unausweichlich. Doch da taucht plötzlich Gamma mit Fips auf! Der Freund aus der Zukunft hatte gespürt, dass Micky in Schwierigkeiten ist. Er befreit ihn und gemeinsam machen sie sich an die Lösung des Falls. Nach und nach bringen sie die Puzzleteile zusammen und machen sie auf zum Schloss. Dort finden sie den ertrinkenden Goofy und befreien ihn. Doch sie finden auch noch etwas anderes: Einen Fetzen vom Umhang des Schwarzen Phantoms! Und was sie daran erkennen, erklärt vieles: Der Stoff ist nicht nur auf der einen Seite schwarz um sich im Dunkeln zu verstecken und auf der anderen weiß um im Schnee unterzugehen, nein er verschwindet sogar vollständig wenn es warm ist! So konnte das Schwarze Phantom sich in den ganzen (beheizten) Räumen aufhalten, ohne gesehen zu werden! Mit diesem Wissen beginnt die Jagd nach dem Phantom aufs Neue…

Der Hinterhalt. In dieser Geschichte wird Fips bei nahender Gefahr rot (© Egmont Ehapa)

Mithilfe von Fips' Spürnase machen sie den Unterschlupf des Phantoms ausfindig. Dort stellen sie ihm einen Hinterhalt und fesseln es. Doch da verfällt Micky plötzlich wieder in Hypnose und versucht, Gamma auszuschalten! Der ist jedoch schneller und schlägt Micky bewusstlos. Dann bringt er das Phantom durch akustische Folter (das Knirschen seiner Zähne ist nicht sehr angenehm anzuhören…) zu einem Geständnis. So kommt heraus, dass das Schwarze Phantom anhand der Strahlen aus dem Fernseher Micky immer kontrollieren konnte, wenn er in der Nähe war! Als nächstes wird Micky „enthypnotisiert“, indem Gamma noch einmal die Spirale im Fernseher laufen lässt und so die Hypnose aufhebt. Doch da kommt Hunter und will Micky doch noch verhaften! Und an die Hypnose glaubt er natürlich auch nicht – bis die Freunde es ihm vorführen. Der Fall ist gelöst!

Hintergrund und Bedeutung[Bearbeiten]

Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms entstand 1955 als achte Zusammenarbeit zwischen den beiden italienischen Altmeistern Guido Martina und Romano Scarpa. Es handelt sich nicht nur um die erste reine Maus-Geschichte Scarpas, sondern auch um den zweiten richtigen Auftritt des Schwarzen Phantoms, dem wohl gefährlichsten Gegner Mickys, der durch diese Geschichte in Italien eingeführt wurde. Das Schwarze Phantom trat erstmals 1939 in Die Jagd nach dem Phantom (1939, Floyd Gottfredson, Merrill de Maris, Bill Wright & Ted Thwaites) auf, einer Geschichte die als eine der besten Disney-Comicgeschichten überhaupt gilt und zu diesem Zeitpunkt in Italien bereits vier Mal abgedruckt worden war.[1] Kein Wunder also, dass sich Martina und Scarpa von diesem Klassiker inspirieren ließen!

Plattnase will sich in Folge des früheren Gottfredson-Abenteuers an Micky rächen (© Egmont Ehapa)

Tatsächlich wimmelt es in dieser Geschichte nur so von Anspielungen an den Gottfredson-Klassiker! Erst einmal baut die ganze Handlung auf dem Vorgänger auf: Das Schwarze Phantom bricht aus dem Gefängnis aus, in das es zuvor gekommen war und beschließt, sich an denen zu rächen, die für seine Verhaftung in der Gottfredson-Story verantwortlich waren. So kommt es, dass auch die Grundfigurenkonstellation die gleiche ist wie im Abenteuer von 1939: Micky gegen das Schwarze Phantom, an seiner Seite Goofy und die Polizisten Kommissar Hunter und Inspektor Issel. Ähnlich wie im Debüt gibt es auch hier plötzlich auftauchende Nachrichten des Phantoms im Polizeirevier. Hunter erklärt zudem, dass er seit damals immer eine Kerze bereithält, falls wieder das Licht ausgehen sollte (damals fand sich Micky als Nächstes in einer Todesfalle wieder). Hinzu kommen allerdings noch Gamma und Fips (beide ebenfalls von Gottfredson erdacht), sowie der verrückte Hutmacher aus dem Meisterwerk Alice im Wunderland (der hier seltsamerweise in Entenhausen ansässig ist, damals wechselten die Disney-Figuren allerdings einfach leichter das Universum). Schließlich kommen noch eine anfängliche Szene mit einem Taxi und Mickys zwischenzeitliche Verkleidung in dieser Geschichte aus dem Gottfredson-Klassiker.[1]

Micky versucht Hunter zu erstechen, Elemente wie diese machen die Geschichte zu einem richtigen Mystery-Thriller (© Egmont Ehapa)

Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms gilt allgemein als eine der besten Disney-Comicgeschichten überhaupt. Grund dafür sind unter anderem die große Spannung, die starke Atmosphäre, die sehr dichte und inhaltsvolle Story, sowie der überaus wendungsreiche und dennoch immer logische Kriminalfall. Martina gibt ein Puzzlestück nach dem anderen und lässt die Figuren im Dunkeln tappen, erst nach und nach löst sich alles plausibel auf. Im Inducks beispielsweise befindet sich die Geschichte dauerhaft unter den Top 100 der Disney-Comics, Stand Januar 2023 auf Platz 46.[2] Auffällig ist auch, dass die Geschichte ungewöhnlich düster ist. So werden erste Themen wie der Tod thematisiert und mehrere Figuren sind sogar kurz davor zu sterben. Noch verstörender dürfte es sein, dass es zeitweise Micky selber ist, der zum Messer greift. Tatsächlich fand Scarpa die Geschichte so düster, dass er meinte, sie durch einige eigene Gags auflockern zu müssen. So stammt die Szene mit Goofys Laternenpfahl, der sein Taxi schützt, von Scarpa selbst.[3][4] Auch die Charakterisierung und die Rolle der Figuren ist interessant: So schafft Micky es nicht, wirklich zum Helden zu avancieren, da er dauernd unter Kontrolle des Schwarzen Phantoms ist. Er wird eher zum gejagten Opfer. Helden sind stattdessen eher Goofy (der als Sidekick auch für den Großteil der Gags sorgt) und vor allem Gamma, der am Ende der Geschichte die Zügel in die Hand nimmt. Zwischendurch spielen Figuren wie Micky und Kommissar Hunter auch gegeneinander.

Die Verwendung von Gamma und Fips in der Geschichte nimmt Ausmaße eines „deus ex machina“ an, also einer Figur, die unvermutet auftaucht und durch ihre besonderen Fähigkeiten wesentlich in die Handlung eingreift. Diese Verwendungsweise wurde wiederholt kritisiert, allerdings muss betont werden, dass die Verwendung von Gamma in dieser Geschichte auf eine Initiative von Alberto Becattini zurückzuführen ist. Becattini, der Chefredakteur des Topolino, hatte vor, die Figur wiederzubeleben. Im selben Jahr entstand daher eine weitere Geschichte mit Gamma, Topolino e il topazio dello zio in ozio von Guido Martina und Giovan Battista Carpi.[5]

Publikation und Übersetzung[Bearbeiten]

Für die italienische Publikation in der Reihe I Classici di Walt Disney, bei der die Geschichte erstmals am Stück und nicht in aufeinanderfolgenden Ausgaben des Topolino abgedruckt wurde, wurden einige Panels vergrößert, sodass die Geschichte schlussendlich eine Seite mehr hatte. Zwei Panels wurden teilweise von einem anderen Zeichner, vermutlich Giuseppe Perego, ergänzt. In der deutschen Erstveröffentlichung in LTB 62 übernahm der Verlag das Format der Classici. Erst in der LTB Maus-Edition 3 konnte die Geschichte so gezeigt werden, wie sie ursprünglich von Scarpa angelegt worden war. Im Zuge der Neupublikation wurde die Übersetzung von Gudrun Penndorf redaktionell bearbeitet, was allerdings zur Folge hatte, dass die eigenwillige und charakteristische Gestalt von Goofys Reden (Verwendung von tun-Konstruktionen sowie vermehrter Konjunktiv) an die der anderen Figuren angepasst wurde. Während die Bearbeitung in vielen Fällen klärend eingriff, ist doch bezogen auf Goofy eine Verwässerung der stilistischen Ausdrucksvielfalt zu konstatieren.

Für die Publikation FAZ Klassiker der Comic-Literatur 16: Micky Maus wurde die Geschichte neu übersetzt und in einigen Aspekten näher an das Original angelehnt, so soll hier Micky für seinen Mordversuch hingerichtet werden (siehe Trivia, weiter unten). Andere Aspekte der Übersetzung wurden allerdings von vielen Fans kritisiert (so sagen die Figuren ständig „Beim Jupiter!“).[6]

Trivia[Bearbeiten]

  • Da das Schwarze Phantom auf Deutsch als zwei verschiedene Figuren eingeführt wurde (maskiert von Paul Murry in Das falsche Phantom und unmaskiert von Giulio Chierchini in Das fidele Gefängnis), sorgt die Übersetzung bei gewöhnlichen Lesern bis heute für Verwirrung. Obwohl die Geschichte im Titel klarmacht, dass der Gegenspieler das Schwarze Phantom ist, ist im Comic durchweg von „Plattnase“ die Rede. Mehr noch, Goofy antwortet auf die Frage „War es das Schwarze Phantom?“ - „Nein, Plattnase! Der war's!“ Hätte man Das doppelte Geheimnis früher abgedruckt, wäre es womöglich nie zu diesem Fehler gekommen.
  • Im italienischen Original handelt es sich bei Fips streng genommen nicht um Fips, sondern um einen Doppelgänger namens „Flip Secondo“, der bei Gefahr rot wird, sonst aber exakt die selben Eigenschaften wie Fips hat.
  • Das Original ist an einigen Stellen drastischer als die Übersetzung: Micky soll nicht ins Gefängnis, sondern am elektrischen Stuhl sterben und das Phantom plant, nach Mickys Tod Hunter die Wahrheit zu verraten, damit dieser vor Schuldgefühlen Selbstmord begeht.
  • Mit der auf Deutsch noch unveröffentlichten Geschichte Topolino e il grande colpo di Macchia Nera von Andrea Sani, Leonardo Gori und Luca Boschi (Story) sowie Tiberio Colantuoni (Zeichnungen) erschien 1993 auch eine Fortsetzung zu Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms.
  • Scarpa betrachtete im Alter und in der Rückschau die Zeichnungen in dieser Geschichte als unzureichend, würdigte aber den gelungenen und gehaltvollen Plot der Geschichte.[7]

Deutsche Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Alberto Becattini: Mickey et le double secret du Fantôme Noir. Les Grandes Aventures Disney 1, S. 12 (2017, auf Französisch).
  2. Die Inducks-Top-100
  3. Leonardo Gori: Guido Martinas und Romano Scarpas Meisterwerk. In Hall of Fame 11.
  4. Artikel im F.I.E.S.E.L.S.C.H.W.E.I.F.
  5. Post im Papersera-Forum (italienisch)
  6. Diskussion im Comicforum
  7. Franco Spiritelli und Tommasso D'Alessandro: Un veneziano a Disneyland. Fumo di China 6/33 (1988). Link (italienisch)