Die Karten des Christoph Kolumbus

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Die Karten des Christoph Kolumbus
The Lost Charts Of Columbus
Erstveröffentlichung: 17.10.1995
Entstehungsdatum: 1994
Storycode: D 94144
Story: Don Rosa
Zeichnungen: Don Rosa
Seiten: 24
Deutsche Übersetzung: Peter Daibenzeiher, Jano Rohleder
Deutsche Erstveröffentlichung: Micky Maus präsentiert 16
Weiterführendes
Liste aller Comicgeschichten von Don Rosa

Ind.PNG Infos zu Die Karten des Christoph Kolumbus

beim I.N.D.U.C.K.S.
© Egmont Ehapa

Die Karten des Christoph Kolumbus (Original The Lost Charts of Columbus) ist eine Comicgeschichte von Don Rosa, die mögliche Besitzansprüche auf Amerika behandelt und eine Fortsetzung zu Barks' Klassiker Der goldene Helm darstellt.

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Im Fieselschweif-Museum findet die Feier zum einjährigen Jubiläum statt und das Fähnlein Fieselschweif hat eine Tombola organisiert, deren Gewinner einen kostenlosen Angelausflug vor der kanadischen Küste unternehmen darf. Donald ist frustriert, da er annimmt, sein Vetter Gustav Gans würde die Tombola gewinnen. Doch die Kinder wenden ein, dass Gustav bei der Ziehung anwesend sein muss, um zu gewinnen. Donald verwickelt Gustav erst in ein Gespräch und dann in eine automatische Knotenknüpfmaschine. Doch in der Zwischenzeit ist sein Name bereits gezogen worden, er hat damit seinen Gewinn verspielt. Gustavs Name wird als nächster gezogen und Gustav, obwohl gefesselt, schafft es dennoch zur Ziehung zurück und bekommt den Preis. Doch da er nicht gern angelt, lädt er kurzerhand Donald ein, damit sich dieser ums Angeln kümmert. Auch Tick, Trick und Track kommen mit, um in Ruhe das erste Schlaue Buch untersuchen zu können.

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Beim Angelausflug zieht Donald natürlich wieder einmal nichts Wertvolles heraus, während sein Vetter sich über eine Kiste mit Champagner-Flaschen der Titanic erfreuen kann. Plötzlich hat Gustav wieder etwas am Haken: Einen Goldenen Helm. Es ist der Goldene Helm von Olaf dem Blauen, der seinem Besitzer ein Besitzrecht über ganz Nordamerika ermöglicht. Der ältere Bootsbesitzer gibt sich Berengar Bläulich zu erkennen, denn er sucht bereits seit Jahren nach dem untergegangenen Helm. Gemeinsam mit Gustav wirft er Donald ins Wasser und kauft diesem anschließend den Helm ab. Wieder einmal droht Bläulich, ganz Nordamerika in seine Hände zu bekommen und die Einwohner zu versklaven.

Tick, Trick und Track sind in der Hütte an Land geblieben, um das Schlaue Buch zu studieren. Sie finden an den Einband geklebte alte Landkarten, auf denen das Wappen von Christoph Kolumbus prangt. Kolumbus, der einst die Bibliothek von Alexandria besaß, fand darin alte Karten über Entdeckungsreisen in der westlichen Hemisphäre, die ihm für seine eigenen Reisen nützten. Die Kinder finden zwei mittelalterliche Karten, doch sie benötigen eine ältere, um zu verhindern, dass Bläulich ganz Nordamerika okkupiert. Bei einer von Bläulich einberufenen Pressekonferenz präsentieren sie eine Karte eines irischen Abtes namens Brendan, der auf einer Insel bei Neufundland eine Abtei errichtete – ein älterer Anspruch als Olafs goldener Helm. Zahllose Schatzgräber versuchen daraufhin, Spuren von Brendans Landgang zu finden, um selbst Besitzansprüche anzumelden.

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Auch die Ducks suchen natürlich nach den Resten der von Brendan gegründeten Abtei. Donald entdeckt tatsächlich tief im Wald ein uraltes irsches Kreuz, doch er ist verfolgt worden und wird im nächsten Augenblick von Justizrat Wendig niedergeschlagen. Wendig hat den alten Orden Brendans wieder ins Leben gerufen und sieht sich daher als legitimer Nachfolger von Brendan, der als Mönch keinen Besitz haben durfte. Der verwegene Justizrat triumphiert bereits, doch Tick, Trick und Track haben noch eine ältere Karte in petto, die vom chinesischen Entdecker Hui Shen 459 angefertigt wurde, der in Mittelamerika landete und dort die Stadt Teotihuacán besuchte. Derweil hat Berengar Bläulich den goldenen Helm frustiert weggeworfen, jedoch das Gespräch zwischen den Jungs und Justizrat Wendig belauscht. Familie Duck macht sich auf nach Mexiko, doch Bläulich und Wendig bleiben ihnen getrennt voneinander auf den Fersen.

In Mexiko treffen die Ducks auf den gutmütigen Professor Ortez, der bei einer Ausgrabung einen offenbar chinesischen Drachen aus Stein gefunden hat. In diesem Drachen befindet sich eine Schatzkammer mit einem Rad aus Teakholz, versehen mit chinesischen Schriftzeichen – der Beweis dafür, dass Hui Shen Nordamerika erreicht hat. Für die amerikanischen Völker war das Rad, welches sie nicht kannten, ein gewaltiger Schatz. Donald will das Rad sofort in sicherheit bringen, doch die Neffen und Professor Ortez bleiben noch in der schmalen Höhle zurück. Dies nutzt Justizrat Wendig aus, der ein Sel kappt und damit den Drachen zuschnappen lässt – Tick, Trick, Track und Professor Ortez sind gefangen. Wendig stopft Donald in das Rad und will ihn mit seinem Auto abtransportieren, um anschließend das Rad zu zerstören, doch Berengar Bläulich schreitet dazwischen und bedroht seinen ehemaligen Partner. Im Gegensatz zu Justizrat Wendig will er das Rad nicht vernichten, sondern damit einen neuen Anspruch aufleben lassen. In all dem Aufruhr kann sich Donald befreien und rollt mit dem Rad davon. Bläulich und Wendig erreichen das Rad zur gleichen Zeit und beschließen, ihre alte Partnerschaft wieder aufleben zu lassen – nun mit Anspruch als Nachkommen Hui Shens. Tick, Trick und Track, die sich inzwischen befreien konnten, beschließen, mngels einer älteren Karte nach Alexandria zu reisen und in der dortigen Bibliothek nach weiteren, noch älteren Seekarten aus Pergament zu suchen.

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Nach einiger Suche finden sie tatsächlich eine Karte, die von einer Expedition des phönikischen Prinzen Hanno berichtet, dem bei einer Umrundung Afrikas zwei Schiffe abhanden gekommen sind, von denen eins an einer fernen Landzuunge zurückbleiben sollte. Die Ducks entdecken mithilfe ortsansässiger Archäologen ein phönikisches Schiff an der Ostküste der USA und darauf eine steinerne Landkarte, die offenbar von den Phöniziern angefertigt wurde, um ihre Entdeckung festzuhalten – die Küstenlinie lässt sich mit Labrador abgleichen. Doch auch Bläulich und Wendig haben von der Entdeckung Wind bekommen und bombardieren das Schiff, jedoch mit nur geringem Erfolg. Schließlich gelingt es ihnen dennoch, sich die steinerne Karte zu schnappen, nachdem die Fieselschweiflinge nur eine grobe Übersetzung vornehmen konnten.

Bei einer großen Pressekonferenz präsentieren sie das Fundstück und damit ihren letztgültigen Anspruch auf Amerika. Ein angeheuerter Professor für Phönikisch soll die Piktogramme auf der Tafel übersetzen. Doch der Professor beschwört, dass die Inschriften nicht phönikisch seien. Die Neffen haben Justizrat Wendig in Verkleidung eines Journalisten in arge Bedrängnis gebracht, sodass der Justizrat vor laufender Kamera alle vorherigen Ansprüche fallen lässt. Mithilfe des Schlauen Buchs konnten Tick, Trick und Track die Piktogramme entziffern und deuten. Sie berichten von den Adena-Indianern, welche die offenbar an Unterkühlung und Unterernährung umgekommenen Phönizier in ihrer Galleere vor der Küste entdeckt haben. Da die Phönizier somit niemals amerikanischen Boden betreten haben und die Indianer einst das herrenlose Schiff übernahmen, ist der letzte Besitzanspruch von Bläulich und Wendig damit hinfällig. Die beiden werden von der Polizei abgeführt, da sie die immensen Kosten für die Expeditionen nicht aufbringen können.

Die Ducks lassen alle Karten und Relikte im Fieselschweif-Museum in einer Sonderausstellung ausstellen. Beim erneuten Betrachten der Steinkarte fällt den Neffen auf, dass die Adena Süden oben und Norden unten dargestellt haben könnten. Dann würde ihre Karte ziemlich genau den europäischen Kontinent darstellen, und die Adena hätten damit, gemäß des Codex Raptus, Anspruch auf Europa.

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Historische Hintergründe[Bearbeiten]

„Entdeckung“ Amerikas[Bearbeiten]

1492 erreichte der Genueser Christoph Kolumbus Amerika, genauer gesagt landete er auf der Karibikinsel Hispaniola (heutige Staaten Haiti und Dominikanische Republik), und hatte damit einen neuen Erdteil „entdeckt“. In den folgenden Jahrhunderten machten sich die Europäer daran, von beiden Amerikas, d. h. Süd- und Nordamerika, Besitz zu nehmen, missachtend, dass auf diesem Doppelkontinent bereits Leute lebten. Noch heute ist in der Imagination Kolumbus als „Entdecker Amerikas“ präsent, als ob der Erdteil nicht bereits längst von Menschen entdeckt gewesen wäre. Denn die ersten Menschen, Vorfahren der späteren Indianer, wanderten vor rund 12.000 Jahren über die zugefrorene Beringstraße aus Asien ein.[1] Wenn sich Professor Ortez sich in Rosas Geschichte darüber wundert, dass überhaupt jemand Besitzansprüche auf Amerika anmelden kann, ein Land, in dem seine Vorfahren bereits seit 12.000 Jahren leben, so spiegelt dies das reale historische Problem der Landnahme durch europäische Kolonialmächte wider – Bläulich und Wendig stehen als Chiffre für den europäischen Kolonialismus.

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Inzwischen ist bekannt, dass Kolumbus nicht einmal der erste Europäer war, der Amerika erreichte. Der Wikinger Leif Eriksson landete um 1000 an der US-amerikanischen Ostküste, eine Gegend, die er Vinland nannte.[1] Don Rosa greift nicht auf Eriksson zurück, da er den von Barks erfundenen Wikinger Olaf den Blauen (siehe unter Entstehungsgeschichte) revitalisiert.

Neben diesen beiden gesicherten „Entdeckungen“ sollen gewissen Theorien zufolge jedoch noch weitere, frühere Entdeckungsreisen durchgeführt worden sein und alle diesbezüglich gemachten Angaben bei Don Rosa sind zwar in unterschiedlichem Ausmaße plausibel, haben jedoch einen realen Kern.

  • Der irische Mönch Brendan soll tatsächlich um 570 eine Reise unternommen haben, die ihn zu mythischen Inseln im Westen brachte, die von manchen mit Amerika gleichgesetzt wurden. Die weite Reise ist zwar nicht wahrscheinlich, wäre aber selbst mit damaligen Schiffsbaumitteln möglich gewesen.
  • Hui Shen war ein buddhistischer Missionar, der 499 nach Ansicht von Charles Godfrey Leland Amerika erreicht haben soll. Diese Theorie ist eine der unplausibelsten und wird heute von keinem Wissenschaftler vertreten.
  • Der phönizisch-karthagische Admiral Hanno befuhr um 470 die afrikanische Westküste. Dass eines seiner Schiffe nach Westen abgetrieben wurde und Amerika erreichte, wäre zwar denkbar, ist allerdings auch nicht sehr wahrscheinlich.

Von all den in Don Rosas Geschichte gefundenen Relikten dieser Expeditionen konnte kein einziges tatsächlich gefunden werden, es gibt also keine archäologischen Belege für diese Expeditionen.

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Die Bibliothek von Alexandria[Bearbeiten]

Auf der Suche nach der verlorenen Bibliothek

Kolumbus' Karten[Bearbeiten]

Christoph Kolumbus benutzte tatsächlich einiges an Kartenmaterial für seine Entdeckungsfahrten, das allerdings verschollen gegangen ist. Eine der wichtigsten verwendeten Karten war wohl die von Arturo Toscanelli, dessen Karte einen möglichen Seeweg von Europa nach Japan anzeigte, jedoch die Distanz massiv unterschätzte. Natürlich fehlte auch Amerika auf der Karte. Kolumbus selbst glaubte ja, er sei in Asien gelandet.

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten]

Don Rosa begann die Geschichte auf Wunsch seines norwegischen Redakteurs. Die norwegischen Fans hatten sich bereits seit langem eine Fortsetzung zur Barks-Geschichte Der goldene Helm gewünscht. Diese Geschichte zählt auch zu Don Rosas Lieblingsgeschichten und so machte er sich mit Begeisterung an die Arbeit. Bei seiner Recherche entdeckte er all die Theorien zur Entdeckung Amerikas und thematisierte auch die Frage, wie jemand überhaupt Besitzansprüche auf diesen Kontinent anmelden kann. Er entschied sich schweren Herzen, dem goldenen Helm nur eine kleinere Rolle zugunsten anderer Artefakte zu geben, um die Handlung des Barks-Klassikers nicht bloß nachzuerzählen.

In einem Leserbrief schrieb ein Leser an Don Rosa, dass der „Codex Raptus“ erst ab dem Zeitpunkt der Unterzeichnung von Karl dem Großen gelten könne. Don Rosa löste das Problem, in dem er antwortete, der Kaiser habe die Anwendung des Kodex auch für rückwirkende Zeiten erklärt.

Verworfene Skriptfassung[Bearbeiten]

Don Rosa hatte zwei Dinge vor, die in der publizierten Fassung verloren gingen. Zum einen wollte er mehr Personen oder Gruppen verwenden, die Amerika auf der Basis von verschiedenen Beweismitteln beanspruchten. Dabei wollte Don Rosa versuchen, ein Handlungskonzept zu schreiben, dass ähnlich verrückt und verwickelt war wie in in seinem Lieblingsfilm „It's a Mad Mad Mad Mad World“ (dt. „Eine total, total verrückte Welt“,1963). Den Filmtitel ließ er in der Urfassung des Skriptes auch von einer Figur aussprechen.[2]

In der ursprünglichen Version verlief die Geschichte etwa ab der Hälfte anders als die finale Fassung, denn sie brachte u.a. die Figur Schlemil Schlappert ins Spiel. Diesen gewieften Staatsdiener hatte Rosa für Seine Majestät Dagobert I. erfunden und beabsichtigte, ihn neben Berengar Bläulich und Justizrat Wendig als dritten Gegenspieler einzubinden. Schlappert hätte das chinesische Rad in seine Hände bekommen und damit ebenfalls Besitz auf Amerika angemeldet. Don Rosa nahm an, dass ein Gauner wie Schlemil Schlappert, der es bereits auf Dagoberts Land abgesehen hatte, definitiv auch mitmischen wollte, wenn es um den Besitz von ganz Nordamerika ginge.

Zudem hätte auch eine Allianz der Staaten Norwegen, Finnland und Dänemark als nationale Nachfolger der Wikinger Anspruch auf den amerikanischen Kontinent erhoben - jedoch hätten sie das Land wieder an die USA verkauft, mit Ausnahme der Lizenzen für die Disney-Figuren. Auch die Briten und die Portugiesen mischten sich als Konfliktparteien um das Erbe ihrer Ahnen ein, sodass es zu einem handfesten Streit vor den Vereinten Nationen gekommen wäre, dem Donald für fünf Tage teilnahmslos beigewohnt hätte.

Zum anderen hätte sich die ursprüngliche Skriptversion mehr auf die „alberne Idee“ konzentriert, dass irgendwer den Besitz eines Landes beanspruchen könnte, in dem Leute bereits seit Zehntausenden Jahren gelebt hätten. Im Originalentwurf hätte Professor Ortez eine viel größere Funktion eingenommen, denn er hätte schließlich die Sache aufgelöst, dass die amerikanischen Ureinwohner genau so gut den „Entdecker-Kodex“ der Vereinten Nationen für sich hätten nutzen können, als sie in Europa ankamen. Professor Ortez hätte als ziemlicher Held gewirkt, und don Rosa glaubt, dieser erste Plot sagte einiges darüber aus, wie die wahren Eigentümer Nordamerikas im Laufe der Geschichte behandelt wurden. Rosa findet es schade, dass dieser Aspekt der Originalgeschichte verloren gegangen ist.

Am Ende hätten Wendig, Bläulich und Schlappert die phönizische Karte erlangt, die über die mögliche „Entdeckung“ Brasiliens berichtet. Don Rosa fragt sich selbst, ob er dabei eine weitere Fortsetzung im Sinn hatte.[3][4]

Laut eigener Aussage habe Don Rosa vergessen, weshalb er das Skript abänderte. Er nimmt aber an, dass sein Redakteur dachte, Rosa hätte die Komplexität etwas zu gut hingekriegt und ihn daher angewiesen, die Story umzuschreiben und lediglich beim ursprünglichen Schurkenteam Wendig und Bläulich zu bleiben.[5]

Die verworfene Skriptfassung kann in der Hall of Fame 14 oder der Don Rosa Collection Band 5 analysiert werden.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Øystein Sørensen: Wikinger auf Abwegen. In: Don Rosa Collection 5, S. 192.
  2. Don Rosa: Kommentar zu „Die Karten des Christoph Kolumbus“. In: Hall of Fame 14, S. 144, S. 169.
  3. Don Rosa: Verlorene Karten und gefundene Geschichte. In: Don Rosa Collection 5, S. 219.
  4. Skizzen zu Die Karten des Christoph Kolumbus, in Don Rosa Collection 5, S. 220–233.
  5. Don Rosa: Kommentar zu „Die Karten des Christoph Kolumbus“. In: Hall of Fame 14, S. 144, S. 169.