Der Fliegende Schotte

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Der fliegende Schotte
Paperino e la leggenda dello «scozzese volante»
Erstveröffentlichung: 10.11.1957
Entstehungsdatum: 1957
Storycode: I TL 174-AP
Story: Romano Scarpa
Zeichnungen: Romano Scarpa
Tusche:

Luciano Gatto

Seiten: 48
Deutsche Übersetzung: Gudrun Penndorf
Deutsche Erstveröffentlichung: LTB 8
Weiterführendes

Ind.PNG Infos zu Der fliegende Schotte

beim I.N.D.U.C.K.S.
Die erste Seite (© Egmont Ehapa)

Der fliegende Schotte (Original Paperino e la leggenda dello «scozzese volante») ist eine Comicgeschichte von Romano Scarpa (Story, Zeichnungen und Tusche) und Luciano Gatto (Tusche). Diese Geschichte, in der es um den mysteriösen Fliegenden Schotten geht, gilt als einer der besten italienischen Comics überhaupt.

Figuren


Handlung

Am 3. Mai dieses Jahres geht über Tetupapan ein eigenartiger Regen nieder! Es regnet nämlich… Sardinen! Ob man's glaubt oder nicht: Es regnet Sardinen. Für die Bevölkerung ein Segen, für die Forscher ein Rätsel. Doch lassen wir die Sardinen und begeben wir uns ein Jahr später nach Entenhausen. Dagobert fühlt sich allein und beschließt, sich ein Haustier zuzulegen. So geht er ein gewaltiges geschäftliches Risiko ein und investiert ganze zehn Taler in einen kleinen Vogel: Kaibi. Dagobert hat Spaß an dem Vogel und schließt ihn in sein Herz. Doch Kaibi muss einmal die Woche mit einer halben frischen Sardine versorgt werden. Als die Woche schon fast um ist, fällt Dagobert auf, dass er den ihn noch gar nicht gefüttert hat. Auf dem Markt ersteht Dagobert die letzte Sardine, die er halbieren lässt. Der Kaibi frisst sie jedoch nicht – denn er mag die Sardine nur, wenn sie längs durchgeschnitten ist und nicht quer! Dagobert lässt in seiner Verzweiflung nach Sardinen fahnden, doch niemand seiner Leute findet auch nur eine einzige. Es gelingt auch nicht, dem Kaibi eine Ölsardine aus der Dose anzudrehen. Dagobert ist traurig, da er, wenn der Kalibri sterben würde, wieder allein wäre. In seiner Not kauft Dagobert schließlich die größte Sardinenfabrik der Welt auf. Doch die gesamte Flotte kehrt ohne auch nur eine einzelne Sardine zurück. Dagobert ist über seinen Fehleinkauf so bedrückt, dass er sich im Kerker bei Wasser und Brot selbst kasteit. Doch wie kann es sein, dass die größte Fischereiflotte der Welt es nicht schafft, eine einzige Sardine zu fischen? Auch der Kapitän kann es kaum fassen. Doch er hat eine Theorie: Möglicherweise steckt hinter dem Ganzen einer: der Fliegende Schotte.

Der Fliegende Schotte (© Egmont Ehapa)

Der Fliegende Schotte? Das ist doch sicher nur ein Hirngespinst! Oder etwa nicht? Denn tatsächlich hat der Kapitän erst kürzlich ein Bild von ihm gemacht: Der Schotte, ein Korsar, auf seinem fliegenden Schiff. Dagobert beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen und unternimmt eine Mission auf dem Ozean, begleitet von Donald und seinen Neffen. Doch sie bleiben ohne Fang, die Sardinen sind verschreckt. Doch plötzlich kommt ein riesiger Sardinenschwarm auf das Schiff der Ducks zugerauscht, woraufhin das Schiff voller Sardinen ist. Und da taucht er auf, das Objekt vieler Legenden und offenbar größte Feind der Sardinen: Der Fliegende Schotte! Da fliegt tatsächlich ein Schiff über dem Meer! Auf ihm befindet sich ein furchteinflößender Korsar – der Dagobert nur irgendwie bekannt vorkommt. Doch woher nur?

So plötzlich wie es aufgetaucht ist, verschwindet das Schiff auch wieder zwischen den Wolken und die Ducks sind allein mit den tausenden Sardinen. Dagobert möchte die gerne behalten, da seine Fischerflotte keinen einzigen Fang zu verbuchen hatte, doch Donald merkt an, dass der nächste Hafen 10 Tage Fahrt entfernt liege und die Sardinen vergammeln werden. Da Dagobert nicht umzustimmen ist, beschließen Donald und seine Neffen, ob des drohenden Gestanks, zu meutern und sperren Dagobert ein. Schließlich gelangen sie in die Bucht von Tetupapan. Und wieder einmal ist Zeit für Kaibis wöchentliche Sardine! So fragen sie nach den Fischen, werden jedoch ausgelacht („Sie scherzen! Heute ist der 3. Mai!“). Dagobert vermutet zunächst, es sei Feiertag und die Leute arbeiteten nicht. Doch es sollte sich anders erweisen: Plötzlich geht ein riesiger Sardinenregen über Tetupapan nieder! Dagobert wittert die Chance, mit diesem Regen sein Fischunternehmen zu retten. Doch dazu müsste man erst einmal wissen, wo er herkommt! Und so fliegen die Ducks mit einem Ballon in die Lüfte, um des Rätsels Lösung zu finden.

Die Schandtaten des Ducklas McDuck (© Egmont Ehapa)

Oben werden sie von Kanonenkugeln empfangen – sie befinden sich im Angesicht des Fliegenden Schotten und der hat Fremde nicht gern! Die Ducks schaffen es zwar bis zu dem Schiff zu kommen, aber da werden sie von dem Korsaren überwältigt. Doch als der sie über Bord stoßen will, fällt Dagobert endlich ein, wer das ist: Ducklas McDuck! Als Ducklas seinen Namen hört, hält er inne: „Woher kennst du meinen Namen?“ Tatsächlich ist Ducklas ein direkter Vorfahre Dagoberts, den der von seiner Ahnengalerie kennt. Da erzählt Ducklas seine Lebensgeschichte, die Legende vom Fliegenden Schotten: Ducklas war ein schottischer Pirat, der die Karibik unsicher machte. Was die Fischer fingen, raubte er mit seinen Leuten. Am 3. Mai 1688 raubte er schließlich Tetupapan aus. Es wurde der größte Raubzug seiner Karriere – wofür er sich im Nachhinein sehr schämte. Doch die geraubten Sardinen konnten nicht konserviert werden, da man im Freudentaumel vergessen hatte, das Salz zur Konservierung mitzunehmen. Die Sardinen vergammelten, es kam kein Wind auf und es stank entsetzlich. Ducklas Mac Duck weigerte sich, die Fische über Bord zu werfen (wie Dagobert!) und seine Mannschaft ging von Bord, um dem üblen Geruch zu enkommen. Ducklas blieb an Bord, doch noch immer kam kein Wind und der Gestank blieb. Ducklas schwörte, dass wenn er gerettet werde, er 300 Jahre lang Tetupapan mit Sardinen versorgen werde. Daraufhin fiel er in Ohnmacht. Als er wieder zu sich kam, war plötzlich Wind da und er war gerettet! Seitdem veranstaltet er riesige Fischzüge – seine Beute wirft er jeden 3. Mai über Tetupapan ab.

Dagobert der weiche… (© Egmont Ehapa)

Nachdem Ducklas diese Geschichte erzählt hat, sagt er, er sei müde, sehne sich nach einem ruhigen Lebensabend. Dagobert schlägt vor, Ducklas solle nicht mehr über den Meeren schweben und die Sardinen verschrecken, sodass Dagoberts Flotte wieder Fische fangen würde. Er würde dann jeden 3. Mai Fisch über Tetupapan herabwerfen. Ducklas ist begeistert von der Idee und Dagobert natürlich noch mehr, denn so könnte sich der Kauf der Sardinenfabrik doch noch als gute Investition herausstellen. Dass sein Schiff fliegen könne, erklärt Ducklas übrigens damit, dass es in all den Jahren „so trocken und leicht wie Zunder“ geworden sei, sodass schon ein Lufthauch genüge, um es schweben zu lassen. Nach dieser abenteuerlichen Fahrt landen die Ducks endlich in Entenhausen. Sie verabschieden sich. Und als der Schotte davonfliegt passiert etwas Unfassbares mit Dagobert: „Schaut ihm nach! Jetzt verschwindet er für alle Zeit und Ewigkeit! Armer Alter! Na, wenigstens schien er nicht traurig zu sein! Friede seiner Asche!“ Wird Dagobert hier etwa sentimental?…

Bedeutung

Der Fliegende Schotte zählt zu Romano Scarpas besten Geschichten und entstand in einer Zeit, als der Maestro in der Regel seine Geschichten sowohl zeichnete als auch schrieb. Grafisch erreicht er zwar noch nicht die Stärken, die seine Geschichten der 70er-Jahre auszeichnen – obwohl gegenüber früheren Duck-Geschichten wie Der Rasende Kurier eine gewisse Steigerung wahrzunehmen ist –, allerdings zeigt die Story Scarpas ganze Meisterschaft und führt zu einem frühen Höhepunkt in seiner Karriere. Auffallend ist vor allem der Kontrast zu den Geschichten Guido Martinas, der damals die meisten italienischen Stories verfasste und die sogenannten „Anni d'oro“, die goldenen Jahre, stark prägte: Guido Martina betonte die Familienkonflikte, vor allem zwischen Dagobert, Donald und den Neffen, und stellte Dagobert als morallosen Geschäftsmann dar, dem kein Mittel zu schade war und der seinen Neffen auch tätlich misshandelte. Demgegenüber sind Scarpas Geschichten wesentlich harmonischer und zeigen, wie die Ducks, wenn es hart auf hart kommt, an einem Strang ziehen. Bereits in Der Rasende Kurier und Amundsens Talisman hatte Scarpa am Ende Dagoberts weiche Seite enthüllt, die freilich unter der harten Schale lange verborgen blieb. Diese Charakterisierung steigert er noch in Der Fliegende Schotte: Dagobert fühlt sich einsam, sorgt sich rührend um den Kaibi und verspricht zu guter letzt, seinem Urahnen Ducklas McDuck zu helfen. Dagobert erscheint in dieser Geschichte als viel sympathischerer Charakter als in Martinas Geschichten und wird ähnlich dargestellt wie in den klassischen Barks-Geschichten, die nur wenige Jahre zuvor entstanden (etwa Wiedersehn mit Klondike oder 13 Trillionen).

Zwei Vergleiche zu Barks bieten sich noch an: Zum einen hat der Aufbau der Geschichte Ähnlichkeiten mit Der verlorene Zehner, da sich das Abenteuer erst nach und nach entwickelt (im einen Fall löst das alltägliche Problem der Fütterung des Kaibis die Begegnung mit Dagoberts Urahn aus, im anderen Fall ist es das Problem von Donalds Schulden und Dagoberts anschließendem Versuch, eine Münze unvorstellbar wertvoll zu machen, die zur Begegnung der Ducks mit den Atlantiden führt). Zum anderen greift Scarpa hier auf den Mythos des Fliegenden Holländers zurück, den er als Fliegenden Schotten umdeutet. Auch Barks hat sich des Mythos in einer Geschichte angenommen (Der fliegende Holländer), die er allerdings erst zwei Jahre nach – und natürlich unbeeinflusst von – Scarpa schrieb.

Deutsche Veröffentlichungen