Vor Neugier wird gewarnt

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Vor Neugier wird gewarnt – Eine Geschichte aus dem alten Persien
Donald Duck In Ancient Persia
Erstveröffentlichung: 21. März 1950
Entstehungsdatum: November 1949
Storycode: W OS 275-02
Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks
Seiten: 24
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Deutsche Erstveröffentlichung: DDSH 80
Weiterführendes
Liste aller Comicgeschichten von Carl Barks

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beim I.N.D.U.C.K.S.

Vor Neugier wird gewarnt – Eine Geschichte aus dem alten Persien (im Original: Donald Duck In Ancient Persia, teilweise verkürzt In Ancient Persia) ist eine von Carl Barks geschriebene und gezeichnete Comicgeschichte aus dem Jahr 1949. Mit ihrem Bezug zur Horror- und Katastrophenliteratur sowie der Anspielung an Tabuthemen wie Tod und atomare Zerstörung gehört die Geschichte zu den außergewöhnlichsten im barksschen Schaffen.

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Tick, Trick und Track sind sichtlich aufgewühlt, denn sie beobachten einen Professor, der in einem Haus oben auf der Theresienhöhe wohnt und offenbar gefährlich ist. Dennoch wollen sie ihm nachspionieren. Donald rät ihnen davon ab mit dem Sprichwort: „Wen die Neugier plagt ums Morgenrot, der ist am Abend mausetot!“ Doch obwohl vor Neugier gewarnt wurde, schleichen sich Tick, Trick und Track zur Theresienhöhe und beobachten den Professor, wie er nach uraltem Rezept etwas zusammenbraut. Dummerweise entdeckt der Professor sie. Auch Donald wird von ihm geschnappt, als er nach seinen Neffen sucht. Die Ducks kommen dem Professor nämlich gelegen, denn er braucht sie für ein Experiment.

Mit einem Flugzeug transportiert der Professor seine „Versuchsenten“ in die mesopotamische Wüste – nach Kischafan, eine uralte blühende Hochkultur. Dort müssen sie den Königspalast ausgraben. Die Kischafanesen schrieben etliches von ihrem Wissen auf Keilschrifttafeln nieder, aber nicht alles. Um das herauszufinden, was er wirklich wissen will, möchte der Professor die antiken Kischanen wieder zum Leben erwecken. So unglaublich es klingen mag, dies ist möglich! Denn die Kischanen kannten eine Methode, zu Staub zu zerfallen, wenn ihnen das Leben zur Last wurde. Die Pulverisierung in den sogenannten Staubüsen kann allerdings rückgängig gemacht werden mittels eines komplizierten Rezeptes, und genau dies hat der Professor vor.

Der Professor (© Egmont Ehapa)

Er leert eine Urne ins Wasser, anschließend sein zusammengemischtes Gebräu und leitet einen Kugelblitz hinein. Aus der Badewanne entsteigen König Kombüses und seine Tochter, die es einst vorzogen, sich zu pulverisieren, weil zu ihrer Schmach Prinz Murxes sich weigerte, die Tochter des Königs zu ehelichen. Der Professor, der eigentlich vom König das Staubüsen-Rezept erfahren will, mithilfe dessen er die Weltherrschaft zu erringen trachtet, wird vom König rüde abgewiesen. Der Letztere entdeckt Donald, der unglücklicherweise Prinz Murxes auf die Feder gleicht und dementsprechend zur Heirat verpflichtet wird. Da auch vier Wachen des Königs aus der Staubüse entstiegen sind, ist es dem König ein Leichtes, seinen Willen durchzusetzen.

Während die Hochzeitszeremonie beginnt, suchen Tick, Trick und Track nach der Urne mit den Überresten von Prinz Murxes, um ihren Onkel damit aus der Zwangsheirat zu retten. Sie finden sie auch tatsächlich und erwecken ihn zum Leben, aber der Prinz weigert sich nach wie vor, die unansehnliche Tochter des Königs zu heiraten. Im entstehenden Durcheinander ist niemandem mehr klar, wer Donald und wer der Prinz ist. Der König beschließt, beide ins Gefängnis zu werfen. Am nächsten Tag soll ein Zweikampf entscheiden und wer überlebt, hat zu heiraten.

Auf diese schicksalshafte Auseinandersetzung wollen Tick, Trick und Track allerdings nicht warten. In der Nacht befreien sie ihren Onkel – zumindest denjenigen, den sie dafür halten. Denn am Weg durch die Wüste wird ihnen bewusst, dass ihr angeblicher Onkel noch nie eine Pipeline gesehen hat, sich aber andererseits gut daran erinnert, wo vor tausenden von Jahren fruchtbare Äcker waren. Sie haben also Prinz Murxes befreit, der sogleich abhaut. Donald als Übriggebliebener hingegen muss heiraten und zwar nach alter Tradition, demzufolge die Braut Purzelbäume schlägt und der Bräutigam auf einem silbernen Tablett hereingetragen wird.

Während die Zeremonie ihren Lauf nimmt, stürmt der Professor herein, der die Urne mit dem Dunst der Staubüsen gefunden hat und nun droht, sie alle zu Staub zerfallen zu lassen. Donald wirft ihm seinen Fez ins Gesicht, woraufhin der Professor die Urne fallen lässt. Der Dunst entkommt und binnen weniger Minuten sind alle zu Staub geworden. Auch Prinz Murxes ist zurückgekehrt und lässt sich einpulvern, denn er hat die moderne Technik des Geländewagens gesehen, die ihm derartig gefährlich erscheint, dass er doch lieber nach Kischafan zurückkehrt. Nur Donald ist durch einen beherzten Sprung in die Badewanne den Staubüsen entronnen. Nachdem sich der Dunst verzogen hat, kann er aus dem Palast herauskommen. Er verzeiht seinen Neffen, dass sie zu neugierig waren – aber nicht, dass er noch kein Abendessen gekriegt hat.

Analyse[Bearbeiten]

Zeit und Ort[Bearbeiten]

Wer ist Prinz Murxes, wer Donald? (© Egmont Ehapa)

Carl Barks versetzt die Handlung der Geschichte ins alte Persien. Anstatt aber die Ducks tatsächlich in die Vergangenheit zu schicken, holt er die Vergangenheit zu den Ducks. Ähnlich wie in Der Schlangenring interagieren die Ducks also plötzlich in einer ungewohnten Atmosphäre und mit Leuten, die einer früheren Zeit entstiegen sind, ohne dass die Gegenwart allerdings vollständig verlassen wird. Durch die Anachronismen im Text (etwa das „Sektfrühstück“ oder „Persepolis leuchtet“) verschwindet die Gegenwart nicht komplett aus dem Bewusstsein.[1] Die Konfrontation von Prinz Murxes mit der Gegenwart am Ende der Geschichte kommt dennoch überraschend, nachdem die Geschichte längere Zeit in der Vergangenheit verharrt ist. Mit dem Prinzen Murxes (original „Ali Cad“) erschafft Barks eine weitere Klammer zwischen Gegenwart und Vergangenheit, indem er Donald doppelt auftreten lässt.

Die Darstellung der Vergangenheit ist allerdings mehr von Mesopotamien als von Persien inspiriert. Die Figur des Königs Kombüses zeichnete Barks von einer Illustration des assyrischen Königs Asarhaddon aus dem National Geographic Magazine (NGM) ab.[1] Demzufolge entspricht der Bartwuchs des Königs mesopotamischen und nicht persischen Vorbildern. Auch architektonische Details beziehen sich auf die mesopotamische Kultur. Die Wüste muss wohl mit der irakischen Wüste gleichgesetzt werden und nicht mit dem persischen Hochland, das eine völlig andere Umgebung bietet. Die in der Geschichte erwähnten antiken Städte Babylon, Susa und Persepolis hat es tatsächlich gegeben. Der Name Kischafan klingt an die tatsächliche mesopotamische Stadt Kisch an.

Den in einem Panel dargestellten Felsen von Gibraltar zeichnete Barks ebenfalls aus dem NGM ab.[2]

Realität[Bearbeiten]

Titelbild (© Egmont Ehapa)

Die Geschichte changiert mit der Frage, wie viel von allem, was passiert, denn real sei. Bereits das Titelpanel überblendet beide Ebenen, die Vergangenheit und die Gegenwart, sodass es so wirkt, als würden sich Tick, Trick und Track vor der antiken Ruinenlandschaft fürchten.[1][3] Die englischen der Namen der Stadt und des Königs deuten auf reine Fiktion hin – die Stadt heißt „Itsa Faka“, der König „Neverwuzza“.

Männlichkeit[Bearbeiten]

Das Detail des Tabletts, auf dem Donald in der Hochzeitszeremonie getragen wird, entstammt einem marokkanischen Hochzeitsbrauch, über den Barks im NGM las. In Marokko ist es allerdings die Braut, die auf diese Art getragen wird.[1] Im Comic wechselt Barks das Geschlecht, was Thomas Andrae im Sinne der bei laut ihm bei Barks präsenten Vorstellungen der Einhegung von Männlichkeit, in diesem Fall durch die Eheschließung, interpretiert.[4]

Donald und die Prinzessin (© Egmont Ehapa)

Horror und atomare Katastrophe[Bearbeiten]

Barks, obwohl kein großer Kinogeher, hatte großes Interesse an Horrorfilmen und verwendete Elemente dieser Filme häufiger in seinen Geschichten. Am deutlichsten ist das Horrorgenre in Vor Neugier wird gewarnt zu erkennen. Die ganze Geschichte seit dem ersten Panel wird von Angst, aber auch von Neugierde, getragen, sowie vom Topos der einfachen, alltäglichen Ereignisse, die letztlich eine kataklysmische Katastrophe heraufbeschwören. All das sind gängige Elemente von Horrorgeschichten. Schon fast von Beginn an ist dem Leser klar, dass ihre Neugier den Neffen nicht guttun wird, aber sie stolpern unbedacht mitten hinein – ebenfalls ein häufiges Stilmittel der Horrorliteratur.

Wesentliche Elemente der Geschichte replizieren den Film Die Mumie von Boris Karloff, den Barks kannte. Die Wiederbelebung von Toten, Zaubersprüche und die gescheiterte Ehe sind auch im Horrorfilm von 1932 wichtig. Das alte Haus erinnert an Karloffs Film Das Haus des Grauens aus dem selben Jahr. Sogar der verrückte Professor ähnelt den von Karloff gespielten Figuren.[1][5]

Die Geschichte scheint vordergründig eine Adaption des Frankenstein-Mythos zu sein, in dem der verrückte Professor Tote zum Leben erwecken will, bzw. neues Leben erschaffen. Erst mittendrin in der Geschichte erkennt der Leser, dass von dem Professor eine viel größere Gefahr ausgeht, denn er will sämtliches menschliches Leben zerstören, sodass er „can have the whole world to be alone“ (die ganze Welt haben kann, um alleine zu sein). Der einzige wirkliche Mensch in der Geschichte ist somit entmenschlicht und bleibt ohne Namen.[5]

Atomare Katastrophe und Tod (© Egmont Ehapa)

Barks macht im Original klar, was die komplette Zerstörung, der dehydrierende Rauch, eigentlich ist: ein atomares Fallout. Denn es handelt sich im Wesentlichen um radioaktive Radiumdämpfe. In der Zeit, in der die Geschichte entstand, war Radioaktivität ein großes Thema. Der Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki hatte bewiesen, zu welcher Zerstörung und Katastrophe die neue Waffe in der Lage war. Im August 1949 (und damit nur wenige Monate vor der Entstehung der Geschichte) zündete die Sowjetunion ihre erste Atombombe – ab dann konnte auch die USA nicht mehr von einem Atomschlag sicher sein. Die Obsession mit dem Atom drückt sich gut im Titel eines Buches aus, dass der Professor in einem Panel liest: „Hoch das Atom“.

Vor Neugier wird gewarnt ist die einzige Geschichte, in der Barks den Tod von Menschen direkt zeigt – in zwei weiteren wird er immerhin angedeutet. Doch auch wenn die Geschichte „mit beiden Beinen fest im Grab steht“, gelingt Barks „eine ungeheure Gratwanderung zwischen Schrecken und Witz“, bei dem die äußerst ernsten Themen durch komische Sequenzen wie die Hochzeitszeremonie oder Sprachwitz wieder wettgemacht werden.[1] Entschärfend wirkt dabei der Sachverhalt, dass das „Einpulvern“ keinen endgültigen, richtigen Tod darstellt. Die Geschichte endet mit einer Umarmung von Donald und seinen Neffen, die, vollkommen untypisch für Donald-Geschichten jener Zeit, ein Gegenbild der Humanität zu jenen entmenschlichten Schrecken des Grabes bietet.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Geoffrey Blum: Faszination des alten Persien. In: Barks Library Special Donald Duck 15.
  2. Geoffrey Blum: Ein Blick auf den Felsen. In: Barks Library Special Donald Duck 15.
  3. Geoffrey Blum: Erste Eindrücke. Übersetzt von Johnny A. Grote. In: Barks Library Special Donald Duck 4.
  4. Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book (Jackson, Mississippi: Univ. Press of Mississippi) S. 127.
  5. 5,0 5,1 Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book (Jackson, Mississippi: Univ. Press of Mississippi) S. 126.