Tod: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Androhung des Todes der Hauptfigur, wie sie besonders in den Gottfredson-Comics hervortritt, war die ultimative Möglichkeit, Spannung aufzubauen. [[Carl Barks]] meinte später dazu: „Die Charaktere mussten in Todesgefahr sein, um in einer Geschichte Spannung zu erzeugen; sie mussten in wirklicher Gefahr sein. Und wenn man herausfindet, dass das allerletzte an der Gefahr die Furcht vor dem Tod selbst ist, muss man es einfach verwenden. Aber ich habe das Problem in solch einer komischen Art umgesetzt, dass man nicht weiter darüber nachdachte und morbid darüber wurde, dass die Figuren tödlichen Gefahren ausgesetzt worden waren. [...] Es machte die Geschichten erinnernswert.“<ref>[[Carl Barks]]: Interview mit [[Donald Ault]], [[Thomas Andrae]] und Stephen Gong. In: Carl Barks Conversations, S. 103f.: „The characters had to be in danger of death in order to create suspense in a story; they had to be in real danger. And when you figure that the very ultimate in danger is the fear of death itself, you just about have to use it. But I always dramatized this problem in such a comical way that you didn’t think back on it and get morbid about the fact that they had been exposed to deadly dangers. [...] It made the story memorable.“</ref>
Die Androhung des Todes der Hauptfigur, wie sie besonders in den Gottfredson-Comics hervortritt, war die ultimative Möglichkeit, Spannung aufzubauen. [[Carl Barks]] meinte später dazu: „Die Charaktere mussten in Todesgefahr sein, um in einer Geschichte Spannung zu erzeugen; sie mussten in wirklicher Gefahr sein. Und wenn man herausfindet, dass das allerletzte an der Gefahr die Furcht vor dem Tod selbst ist, muss man es einfach verwenden. Aber ich habe das Problem in solch einer komischen Art umgesetzt, dass man nicht weiter darüber nachdachte und morbid darüber wurde, dass die Figuren tödlichen Gefahren ausgesetzt worden waren. [...] Es machte die Geschichten erinnernswert.“<ref>[[Carl Barks]]: Interview mit [[Donald Ault]], [[Thomas Andrae]] und Stephen Gong. In: Carl Barks Conversations, S. 103f.: „The characters had to be in danger of death in order to create suspense in a story; they had to be in real danger. And when you figure that the very ultimate in danger is the fear of death itself, you just about have to use it. But I always dramatized this problem in such a comical way that you didn’t think back on it and get morbid about the fact that they had been exposed to deadly dangers. [...] It made the story memorable.“</ref>


Auch Carl Barks benutzte dementsprechend den Tod als Thema in seinen Comics, wenngleich weniger häufig als Gottfredson. Mit dem Waldbrand in ''[[Familie Duck auf Ferienfahrt]]'' stellte er etwa eine Katastrophe dar, wo die Ducks nur knapp mit dem Leben davonkommen. In ''[[Der Geist der Grotte]]'' wird [[Donald]] von einem Mann mit Schwert bedroht und in ''[[Piratengold]]'' will Kater Karlo ihn den Haien vorwerfen. Ebenso erwähnt Barks in dieser Geschichte mehrere Vorfahren Dagoberts und nennt ihre Lebensdaten sowie die Todesursache, etwa dass sich [[Sir Donnerbold Duck]] aus Versehen einmauerte und deshalb verdurstete. Noch drastischer wird Barks in ''[[Gefährliches Spiel]]'', wo indirekt gezeigt wird, dass sich mehrere Spione gegenseitig erschießen, und vor allem in ''[[Vor Neugier wird gewarnt]]'', wo er direkt die Auflösung von Menschen in Staub darstellt. Ganz am Ende seiner Karriere, in ''[[Der Erbe des Dschingis Khan]]'', thematisierte er wiederum körperlichen Verfallsprozess und Tod, den Barks allerdings nicht direkt zeigte.
Auch Carl Barks benutzte dementsprechend den Tod als Thema in seinen Comics, wenngleich weniger häufig als Gottfredson. Mit dem Waldbrand in ''[[Familie Duck auf Ferienfahrt]]'' stellte er etwa eine Katastrophe dar, wo die Ducks nur knapp mit dem Leben davonkommen. In ''[[Der Geist der Grotte]]'' wird [[Donald]] von einem Mann mit Schwert bedroht und in ''[[Piratengold]]'' will Kater Karlo ihn den Haien vorwerfen. In ''[[Das Gespenst von Duckenburgh]]'' suggeriert Barks in einem Panel, [[Scotty]] sei umgebracht worden und Dopnald entdecke seine Leiche. In derselben Geschichte erwähnt er mehrere Vorfahren Dagoberts und nennt ihre Lebensdaten sowie die Todesursache, etwa dass sich [[Sir Donnerbold Duck]] aus Versehen einmauerte und deshalb verdurstete. Noch drastischer wird Barks in ''[[Gefährliches Spiel]]'', wo indirekt gezeigt wird, dass sich mehrere Spione gegenseitig erschießen, und vor allem in ''[[Vor Neugier wird gewarnt]]'', wo er direkt die Auflösung von Menschen in Staub darstellt. Ganz am Ende seiner Karriere, in ''[[Der Erbe des Dschingis Khan]]'', thematisierte er wiederum körperlichen Verfallsprozess und Tod, den Barks allerdings nicht direkt zeigte.


In ''[[Jagd nach der roten Magenta]]'' von Barks wurden Donalds Suizidgedanken thematisiert, zumindest in der Übersetzung. So scheint Donald, auf einer Brücke stehend und die fließende [[Gumpe]] betrachtend, bereits mit seinem Leben abgeschlossen zu haben. Auch in der Geschichte ''Tauschhändel'' legt [[Erika Fuchs]] dem Enterich Worte in den Mund, als ob dieser bereits mit dem Leben abgeschlossen hätte.
In ''[[Jagd nach der roten Magenta]]'' von Barks wurden Donalds Suizidgedanken thematisiert, zumindest in der Übersetzung. So scheint Donald, auf einer Brücke stehend und die fließende [[Gumpe]] betrachtend, bereits mit seinem Leben abgeschlossen zu haben. Auch in der Geschichte ''Tauschhändel'' legt [[Erika Fuchs]] dem Enterich Worte in den Mund, als ob dieser bereits mit dem Leben abgeschlossen hätte.

Version vom 10. April 2021, 12:50 Uhr

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Der Tod ist im „wahren“ Leben eine Selbstverständlichkeit – kein Leben ohne Tod. Doch da Disney in der Regel kindgerechte Unterhaltung machen will, wird der Tod höchst selten thematisiert. Dies trifft besonders auf Disney-Comics zu, aber auch in Disney-Filmen kommen nur in selten Fällen Figuren zu Tode.

Tod in Comics

Es ist ganz klar, dass die wichtigsten Disney-Figuren wie Micky oder Donald und auch sonstige wiederkehrende Figuren nicht sterben dürfen: Sind sie einmal tot, kann man sie nicht wiederverwenden. Doch auch sterbende Nebenfiguren sind in Entenhausen eine Rarität – und sogar die bloße Thematisierung eines möglichen Todes ist sehr selten zu sehen. Dies folgt der allgemeinen Vorstellung von Disney, solch ein Thema sei für Kinder, an die als Hauptpublikum sich Comics ja richten, nicht geeignet – die Thematisierung von Tod ist in Disney-Comics nachgerade einem Tabu unterworfen, so wie jene der Sexualität. Dennoch fällt auf, dass bis in die 1950er und 60er-Jahre hinein in Italien und den USA mit dem Thema freier umgegangen wurde und dass erst ab dann eine steigende Zensur dafür sorgte, dass der Tod weitgehend aus den Comics verbannt wurde.

Bis in die 1960er

Die ersten Disney-Comics, die ab 1930 in den amerikanischen Zeitungen erschienen, thematisierten Tod noch recht häufig, auch wenn nie eine Figur tatsächlich sterben musste. Bereits in der allerersten Micky-Geschichte, Micky auf der geheimnisvollen Insel, ließ Walt Disney seine Maus auf Kannibalen, Löwen und ein Krokodil treffen, die alle drohten, Micky aufzufressen. Nachdem Floyd Gottfredson den Micky-Strip übernommen und daraus Abenteuergeschichten gemacht hatte, blieb das Thema omnipräsent. Die Gegner Mickys griffen öfters zur Pistole, auch Kannibalen hatten nach wie vor ihren Einsatz (Micky Maus auf der Schatzinsel). In Der große Waisenhausraub drohen aufgrund einer Finte Kater Karlos und Balduin Beutelschneiders die Entenhausener Bürger damit, Rudi Ross zu lynchen. In Die Jagd auf das Phantom ließ Gottfredson das Schwarze Phantom teuflische Fallen konstruieren, um Micky dem sicheren Tod auszusetzen. In Herr Fatzke und die Eierdiebe versucht Micky sogar mehrere Seiten lang (erfolglos) Selbstmord zu begehen, nachdem er glaubt, dass Minnie ihn verlassen hat. Diese Beispiele zeigen, dass es kaum eine Gottfredson-Geschichte gab, in der nicht irgendeine Figur ganz kurz vor dem Tod war. Allerdings starb hier nie tatsächlich eine Figur.

Die Androhung des Todes der Hauptfigur, wie sie besonders in den Gottfredson-Comics hervortritt, war die ultimative Möglichkeit, Spannung aufzubauen. Carl Barks meinte später dazu: „Die Charaktere mussten in Todesgefahr sein, um in einer Geschichte Spannung zu erzeugen; sie mussten in wirklicher Gefahr sein. Und wenn man herausfindet, dass das allerletzte an der Gefahr die Furcht vor dem Tod selbst ist, muss man es einfach verwenden. Aber ich habe das Problem in solch einer komischen Art umgesetzt, dass man nicht weiter darüber nachdachte und morbid darüber wurde, dass die Figuren tödlichen Gefahren ausgesetzt worden waren. [...] Es machte die Geschichten erinnernswert.“[1]

Auch Carl Barks benutzte dementsprechend den Tod als Thema in seinen Comics, wenngleich weniger häufig als Gottfredson. Mit dem Waldbrand in Familie Duck auf Ferienfahrt stellte er etwa eine Katastrophe dar, wo die Ducks nur knapp mit dem Leben davonkommen. In Der Geist der Grotte wird Donald von einem Mann mit Schwert bedroht und in Piratengold will Kater Karlo ihn den Haien vorwerfen. In Das Gespenst von Duckenburgh suggeriert Barks in einem Panel, Scotty sei umgebracht worden und Dopnald entdecke seine Leiche. In derselben Geschichte erwähnt er mehrere Vorfahren Dagoberts und nennt ihre Lebensdaten sowie die Todesursache, etwa dass sich Sir Donnerbold Duck aus Versehen einmauerte und deshalb verdurstete. Noch drastischer wird Barks in Gefährliches Spiel, wo indirekt gezeigt wird, dass sich mehrere Spione gegenseitig erschießen, und vor allem in Vor Neugier wird gewarnt, wo er direkt die Auflösung von Menschen in Staub darstellt. Ganz am Ende seiner Karriere, in Der Erbe des Dschingis Khan, thematisierte er wiederum körperlichen Verfallsprozess und Tod, den Barks allerdings nicht direkt zeigte.

In Jagd nach der roten Magenta von Barks wurden Donalds Suizidgedanken thematisiert, zumindest in der Übersetzung. So scheint Donald, auf einer Brücke stehend und die fließende Gumpe betrachtend, bereits mit seinem Leben abgeschlossen zu haben. Auch in der Geschichte Tauschhändel legt Erika Fuchs dem Enterich Worte in den Mund, als ob dieser bereits mit dem Leben abgeschlossen hätte.

Während der Tod bei Barks in den 1940ern und 50ern noch öfters vorkam, begann ab 1955 Western mit der Vorlegung einer Liste mit unzulässigen Themen, die Thematisierung von Tod einem Tabu zu unterlegen: „Minderheiten, Politik, Religion, Arbeit, Suizid, Tod, Einschränkungen (wie Blindheit), Folter, Entführungen, Erpressungen, Schlangen, Sex, Liebe, weibliche Bösewichte, Rechtsverdreher und Übergewichtige, die nicht Weiße sind“, sollten verboten sein.[2]

Mit zeitlicher Versetzung zu den USA begann auch in Italien das Tabu der Thematisierung des Todes stärker zu greifen. Frühe italienische Geschichten hatten den Tod ebenfalls immer wieder eingesetzt, vor allem Guido Martina hatte diesbezüglich wenig Bedenken. Besonders erwähnenswert ist Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms, in der in einem Panel zu sehen ist, wie der vom Phantom hypnotisierte Micky vermeintlich auf Kommissar Hunter einsticht (der dem Mordanschlag allerdings entkommt). In derselben Geschichte wird Goofy fast ertränkt und Micky (im italienischen Original) fast auf den elektrischen Stuhl gesetzt. In Der mysteriöse Mister Moster (LTB 36), ebenfalls von Martina, wird fast ein Hund vergiftet. Am Ende der Geschichte wird Donalds Duplikat in Luft aufgelöst, während Mister Mosters Villa – möglicherweise mitsamt Moster – in die Luft fliegt. Doch nicht nur Martina thematisierte relativ offenkundig den Tod. In der Geschichte Klarabellas Erbschaft (LTB 13) von Gian Giacomo Dalmasso und Giovan Battista Carpi sterben Klarabellas Onkel im Original durch eine Bombenexplosion, in der deutschen Version durch einen Hubschrauberabsturz. Zudem zeigten mehrere italienische Comics Suizidversuche der Hauptfiguren, besonders Dagoberts, der sich in einer Geschichte mit einer Eisenkugel um den Hals von einer Brücke stürzen wollte und in einer anderen Donald oder seinen Butler aufforderte, ihm den Kopf abzuschlagen. Diese klaren Thematisierungen des Todes wurden so gut wie immer humoristisch verfremdet und gehörten in den früheren italienischen Geschichten, besonders denen Guido Martinas, zu Dagoberts Charakter. Bei nur geringen Verlusten zeigte er große Schmerzen, bei größeren wälzte er Suizidgedanken. Diese klaren Anspielungen auf den Tod wurden allerdings in Italien mit der Zeit reduziert und auch wenn die Comics gerade Martinas immer noch Gewalt zeigten, war doch der Tod kein Thema mehr für einen Disney-Comic.

Ab den 1960ern

Während der Tod nun weder direkt noch indirekt gezeigt werden durfte, blieben zwei Ausnahmen weiterhin zulässig: Erstens durften Vorfahren oder Menschen, die in der Vergangenheit gelebt hatten, erwähnt oder gezeigt werden – die in der Gegenwart notgedrungen schon gestorben sein mussten. Zweitens konnte der Tod von Figuren wie Verwandten auch in der Gegenwart erwähnt werden, wenn dies zu dem Zweck geschah, Figuren eine Erbschaft zukommen zu lassen – ein Plotelement, das italienische Comics gerne verwendeten. Und während in den Maus-Comics, die ja oft stärker als Kriminalgeschichten angelegt waren, Waffengewalt noch häufiger eine Rolle spielte, verschwanden Waffen früher aus den meisten Duck-Comics, sodass Verbrecher selten mehr Pistolen dabei hatten. Und obwohl Maus-Comics oft Krimis sind und in normalen Krimis Mord ein häufiges Delikt ist, wird in diesen Geschichten nur noch Raub, Erpressung oder Schmuggel thematisiert, der Tod spielt in den Maus-Geschichten praktisch keine Rolle mehr.

In Deutschland führte der von Adolf Kabatek mitgeschriebene Code Moral Europress Junior zu einer weiteren Zurückdrängung potentiell als gefährlich eingestufter Inhalte. Der Code verbot explizite Gewaltdarstellung, damit war auch die Thematik des Todes nichts mehr, was seinen Platz in Comics finden sollte. Stellvertretend für die neue, harmlosere Art des Comicschreibens sei die Comicserie Abenteuer aus Onkel Dagoberts Schatztruhe erwähnt, die, von Kabatek lanciert, ganz den neuen Prinzipien verpflichtet war.

Natürlich gibt es nach wie vor Ausnahmen. Don Rosa etwa thematisierte in Sein Leben, seine Milliarden den Tod von Dagoberts Eltern (zunächst in Kapitel 8 indirekt den von Dankrade Duck und schließlich im Folgekapitel wesentlich offensichtlicher den von Dagoberts Vater). Dietbert, der die ganze Zeit über eine sehr wichtige Rolle gespielt hat, geht plötzlich ins Reich der Geister über, während seine Leiche im Bett bleibt. In einer Illustration deutete Don Rosa sogar an, dass seiner Meinung nach Dagobert Duck 1967 gestorben ist.[3] Tatsächlich geht in Der Retter der Duckenburgh sogar Dagobert selber kurz ins Reich der Toten über, kehrt aber (natürlich) wieder zurück. Sowohl in dieser Geschichte als auch in Kapitel 1 der Saga, Der Letzte aus dem Clan der Ducks, thematisiert Don Rosa den Tod von Dagoberts Vorfahren. Er zeigt einen Wandteppich von Sir Daunenstert Duck kurz vor seinem Tode: Dieser starb in einer Schlacht, da seine Männer für so wenig Sold nicht kämpfen wollten.

Sir Daunenstert kurz voor dem Todeszeitpunkt (© Egmont Ehapa)

Weiters verwendete Don Rosa erstmals Figuren wie beispielsweise Della Duck, Dortel Duck oder Degenhard Duck, die zuvor höchstens in Zeitungsstrips erwähnt wurden oder auf privaten Stammbäumen von Barks kursierten. Da Disney Sexualität sowie Vater-Sohn-Beziehungen für Tabus erachtete, war die Darstellung etwa der Eltern Donalds oder Tick, Trick und Tracks bis zu Don Rosa weitgehend verboten und deren Verbleib wurde fast nie thematisiert. Durch die Verwendung in Don Rosas SLSM ergibt sich aber automatisch das Problem, dass Donalds sowie Tick, Trick und Tracks Eltern wohl gestorben sein müssen, weil sie in den in der Gegenwart spielenden Geschichten nicht mehr auftauchen. Don Rosa, der Tick, Trick und Track schon auf die Suche nach ihren Eltern schicken wollte, nahm von dem Projekt Abstand, da es entweder einen zu großen Einschnitt in den Kosmos bedeutet hätte, wenn Della lebend gefunden worden wäre, oder aber er hätte den Tod Dellas und damit ein Tabu zeigen müssen.[4]

Auch andere Autoren thematisierten den Tod, wie beispielsweise Casty. In Was gestern geschah… etwa schmeißt Kater Karlo Micky und Minnie eine Klippe runter, um sie endlich loszuwerden. Noch drastischer ist allerdings Das ewige Imperium. In diesem Monumentalwerk Castys wird explizit gezeigt, wie der Fürst Drageo nach und nach vier Minister des Fünferrats eines autoritären Staates vereist, um seine politischen Gegner loszuwerden und die Diktatur perfekt zu machen. Gefragt, ob die Vereisten nun tot sind, meinte Casty, dass Jüngere gerne denken dürfen, dass man sie wieder auftauen kann, aber die andere (tabuisierte) Option lässt er mindestens genauso gelten, besonders für Leser, die keine Kinder mehr sind.

In ähnlicher Weise wird der mögliche Tod des weisen Drachen Ormen in Kampf der Zauberer dargestellt. Während sein Körper in einen Heilschlaf versetzt wird, tritt er ab dann nur noch zweimal als Geist in Erscheinung. Inoffiziell scheint er damit gestorben zu sein.

The New Generation

Noch eklatanter ist die Darstellung des Todes in den Comicserien rund um den neuen Phantomias. Das hängt zu großen Teilen an der Einführung der Evronianer, die vermutlich eine der größten Bedrohungen im gesamten Disney-Universum überhaupt darstellen. Als grausame Eroberer sind sie zwar in erster Linie dafür berüchtigt, andere Wesen in Coolflames zu verwandeln, was „nur“ mit dem Verlust der Persönlichkeit einhergeht, dennoch gelten sie als Volk, das ganze Zivilisationen auslöschen kann. Der Gegenpart dazu ist Xadhoom, eine mutierte Xerbianerin, die nach dem gelungenen Experiment, die Kraft ihres Sterns für sich nutzbar zu machen, ihren Heimatplanet von den Evronianern verwüstet und verwaist findet, und seitdem Rache an dem verhassten Volk nimmt. Ihre Energieform ist für Erdlinge nicht tödlich, für Evronianer allerdings schon. In Die Quelle des Mondes glaubt sie, dass Phantomias coolflamisiert wurde; um zu verhindern, dass er als Sklave der Evronianer dahinvegetiert, will sie ihn „erlösen“. (Ähnliches war auch schon in Gefahr von der Venus zu sehen.) General Wisecube geht davon aus, dass der Held gefallen ist und erweist ihm mit seinen Soldaten die letzte Ehre; erst einige Zeit später kommt Phantomias wieder zu sich. Generell ist der Gewaltanteil in den Geschichten rund um das Militär extrem hoch; auch wenn die Sporen der Evronianer extrem bedrohlich sind, wirkt die Auswalzung ihrer Vernichtung durch das Militär beinahe sadistisch. Xadhoom selbst opfert sich gegen Ende der Serie für die Überlebenden ihres Volkes, auch wenn später offenbart wird, dass das Opfer nicht ganz als Selbstmord durchgeht.

Aber auch in anderen Handlungssträngen kommt das Thema vor. Alternative Realitäten endet mit dem Tod der Androidin Geena, die darauf aus war, zu beweisen, dass sie keine hirnlose Maschine ist. Die herbeigeeilten Droiden-Doktoren wollen sie wieder „zusammenflicken“, aber Phantomias interveniert, was ihre Menschlichkeit im Nachhinein unterstreicht. In Tag der kalten Sonne versuchen Phantomias und der Plünderer die Inbetriebnahme eines Kernfusionsreaktors zu verhindern, der ansonsten einen Großteil Entenhausens zerstören wird. Als die Zeitpolizei auf der Bildfläche erscheint, sorgt diese beinahe dafür, dass die Explosion doch noch geschieht. Was passiert wäre, wenn Klarissa Phantomias' Plan vereitelt hätte, wird später in Was wäre, wenn... gezeigt, inklusive doppelseitiger Nuklearexplosion. Auch wenn die Agentin der Zeitpolizei später behauptet, sie habe die Bevölkerung Entenhausens gerettet, endet diese alternative Zeitlinie tragisch, denn Klarissa wird von Kronin erschossen (was sehr an Geenas Ende erinnert; beide sind das selbe Droiden-Modell).

Schließlich opfert sich der Plünderer selbst, um Time 0, das Hauptquartier der Zeitpolizei, zu retten, woraufhin Phantomias Tränen vergießt (allerdings werden diese Ereignisse später vom Plünderer selbst ungeschehen gemacht!).

Auch ohne Außerirdische und Zeitreisende kann es heftig zugehen: Morgan Fairfax ist ein brillianter Wissenschaftler, dessen „Projekt Pangäa“ der Menschheit eine Menge neues, unberührtes Land verschaffen soll. Leider beinhaltet dieser Plan auch einen Massenmord: Durch die künstlich ausgelösten Erdbeben sollen Entenhausen und der Rest der amerikanischen Westküste zerstört werden.

Von solchen Szenen abgesehen wird das Tabuthema auch in PKNA oft eher subtil angegangen. Beispiele sind hier z.B. Leutnant McCoy, der durch einen evronianischen Gestaltwandler ersetzt wurde (was man aber nie sieht), oder die Söldner von Zoster in Aus den Schatten, die bei der Explosion des Raumschiffes (zusammen mit dem Spinnenmonster) zugrunde gehen, was aber nicht direkt gezeigt wird - im Gegensatz zu Zosters qualvollem Tod, nachdem er die von Xadhooms Erinnerungen abgeluchste Superkraft nicht kontrollieren kann.

In der dänischen Serie Ein Fall für Micky werden ebenfalls Gewalt und Tod in starker Art und Weise thematisiert und unter anderem Mickys Beerdigung und Grabstein in einer Vision gezeigt. Drastisch diesbezüglich ist auch die Geschichte Die Frau in Zartrosa (LTB 222), in der Micky vergiftet wird und es nur in letzter Sekunde schafft, dem sicheren Tod zu entrinnen. In einem Panel der Geschichte ist bereits eine tote Micky-Figur auf einem Bett zu sehen. In Der Untergang von Entenhausen (LTB Spezial 28) plant das Schwarze Phantom, alle Entenhausener Polizisten in einer Flutkatastrophe umzubringen – ein Massenmord also, der in seiner Größenordnung mit Ausnahme von PKNA wohl singulär ist.

Das italienische Pendant zu EFFM war MMMM. In der ersten Folge, Anderville, wurde ursprünglich irgendwo gezeigt, wie jemand einfach so, außerhalb der Handlung stirbt, diese Szene überlebte jedoch die Zensur nicht. Und die dritte große Serie der „Disney New Generation“-Ära, Micky X, kommt ebenfalls mit einigen grenzwertigen Szenen daher. In Horror-Mall sollen Micky und Goofwolf von einem grausamen Instrument zermalmt werden und eines der Monster freut sich schon auf „Werwolf-Gulasch“. In Gruppenbild mit Vampir ist die Tötung des Vampirs das unmissverständliche Ziel, allerdings wird es (ähnlich wie bei den Evronianern) eben dadurch legitimiert, dass es sich um einen Vampir handelt, der wiederum selbst eine zu große Gefahr für andere Wesen darstellt.

Gewalt in Comics

Platt, aber nicht tot – Donald in Der schönste Finderlohn (© Egmont Ehapa)

Abgesehen von diesen klaren Fällen, in denen lebensbedrohliche Situationen gezeigt werden, entsteht nicht ein geringer Teil des Humors im Comic aus der Tatsache, dass Figuren in Situationen kommen, in denen sie eigentlich sterben sollten, jedoch höchstens ein paar Blessuren davontragen. So wird Donald in der Barks-Geschichte Der schönste Finderlohn von einer aufgebrachten Menschenmenge überrannt – in der realen Welt würde Donald hier mit riesigen Schäden davonkommen und womöglich sogar sterben, im Comic liegt er einfach nur platt wie eine Briefmarke auf dem Boden und rennt in den nächsten Panels wieder fröhlich durch die Gegend. Es gehört zu Disney-Comics, dass Figuren Flugzeugabstürze, grobe Gewalt oder dergleichen unbeschadet überstehen. Wenn sie einmal im Krankenhaus landen, so oft nach Unfällen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit hätten tödlich ausgehen können.

Tod in Filmen

In den Filmen stirbt meistens der Bösewicht, am Schluss. Wie in "König der Löwen". Oftmals stirbt am Anfang bei Disney-Filmen die Mutter, oder der Vater, welcher auch in "König der Löwen" stirbt. Viele Disney-Charaktere wachsen ohne Mutter auf,aber dabei wird der Tod eigentlich nie genau gezeigt. Außnahmen bestätigen dennoch die Regel. Bei "die Eiskönigin-völlig unverfroren" sieht man wie die Eltern auf ihrer Schiffsreise in ein Gewitter geraten, worauf sie sterben.

Einzelnachweise

  1. Carl Barks: Interview mit Donald Ault, Thomas Andrae und Stephen Gong. In: Carl Barks Conversations, S. 103f.: „The characters had to be in danger of death in order to create suspense in a story; they had to be in real danger. And when you figure that the very ultimate in danger is the fear of death itself, you just about have to use it. But I always dramatized this problem in such a comical way that you didn’t think back on it and get morbid about the fact that they had been exposed to deadly dangers. [...] It made the story memorable.“
  2. Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 233.
  3. http://www.don-mcduck.de/cover/gc_hd_77b.php
  4. Don Rosa: Zufallsbesuch in Shangri-La, in Don Rosa Collection 3.