Weihnachten

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Weihnachten ist trotz oder auch gerade wegen der vielen verschiedenen Traditionen der einzelnen Kulturkreise oder Familien in den Vereinigten Staaten ein beliebtes Thema für Filme und Comics von Disney. Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Thema Weihnachten und zeigt auf, wie sich die Walt Disney Studios und Zeichner der jeweiligen Comicverlage mit diesem Thema beschäftigen.

Biblische und historische Grundlagen

Joseph kauft den Esel (© Disney)

Vor etwa 2000 Jahren wurde Jesus Christus laut Bibel in einer Krippe in einem Stall bei Bethlehem geboren. Zwei Evangelisten des Neuen Testaments, Matthäus und Lukas, berichten über die Geburt Christi und erwähnen, dass das neugeborene Kind von Hirten (Luk 2, 8–20) und von den Heiligen Drei Königen (Mat 2, 1–12) besucht wird. In der populären Überlieferung sind die einzigen bei der Geburt des Kindes Anwesenden Maria, Joseph, ein Ochse und ein Esel. Wie Joseph überhaupt an diesen Esel gekommen sein könnte, erzählt uns der Cartoon The Small One von Don Bluth.

Es ist unbekannt, an welchem Tag genau Jesus geboren wurde, aber bereits in der Spätantike scheint der 25. Dezember als Datum des Weihnachtsfestes allgemein gebräuchlich gewesen zu sein. Die plausibelste Theorie für die Datumszuordnung ist das Ersetzen des römischen Festes des Geburtstages des Sonnengottes Sol Invictus, das anlässlich der Wintersonnenwende gefeiert wurde, durch den Geburtstag Christi als „wahre Sonne“.

Die Bescherung zu Weihnachten fand traditionell um Mitternacht statt und wurde mit der Zeit, weil wenige Kinder so lange warten wollten, entweder auf den Abend des 24. oder den Morgen des 25. Dezembers verschoben. Der letztere Brauch ist in angloamerikanischen Ländern und Italien üblich; daraus erklärt sich, dass auch in Disneycomics und -filmen die Bescherung üblicherweise am 25. stattfindet.

Der Advent

Der Advent (von lat. adventus = Ankunft) ist die Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Der Advent wurde einem heidnischen Ritual entnommen und auf die christliche Tradition bezogen. Vor dem 7. Jahrhundert nach Christus dauerte der Advent entweder vier oder sechs Wochen, bis Papst Gregor der Große dies im 7. Jahrhundert nach Christus auf reguläre vier Wochen änderte.

Der Advent ist Thema in einigen Filmen: Donald Duck lieferte sich beispielsweise in Donald's Snow Fight von 1942 mit seinen Neffen eine große Schneeballschlacht. Carl Barks schrieb hierfür das Drehbuch. 1930 wurde mit dem Silly-Symphony-Cartoon Winter auf die besinnliche Zeit eingestimmt. In Bambi versuchte das Rehkitz auf einem gefroren See zu spazieren.

Der Weihnachtsmann

Santa prüft die Wunschzettel (© Disney)

Im 4. Jahrhundert nach Christus lebte Bischof Nikolaus von Myra, der laut vielerlei Legenden armen Menschen Geschenke brachte, damit sie zum Beispiel ihre Schulden begleichen konnten. Über die Jahrhunderte bürgerte sich der Brauch ein, dass der Heilige Nikolaus am 6. Dezember den artigen Kindern Geschenke bringt. In protestantischen Regionen verschob sich dieser Brauch auf den 24./25. Dezember und aus dem Heiligen Nikolaus wurde schließlich der Weihnachtsmann (amerikanisch Santa Claus). Die Gestaltung orientierte sich anfangs an der klassischen Bischofstracht. Im 19. Jahrhundert kleidete Heinrich Hoffmann, der Erfinder des Struwwelpeters, Nikolaus in einen roten Mantel. Erst 1930 erhielt er von der Coca-Cola-Werbung sein heute übliches Aussehen.

Mit dem Weihnachtsmann verbundene Legenden nehmen auch alte germanische Mythen auf. Der Schlitten mit Rentieren, mit dem der Weihnachtsmann über den nächtlichen Himmel fährt, lässt sich wohl auf ähnliche tierische Begleiter des Gottes Odin oder Wotan zurückführen. Auch Odin brachte nach germanischer Tradition um die Wintersonnenwende herum den Kindern Geschenke.

Donald Duck spielt den Weihnachtsmann (© Disney)

1932 hatte Santa Claus, bereits im roten Mantel und mit dicken Bauch, seinen ersten Auftritt in Santa's Workshop; der Cartoon der Silly-Symphony-Reihe sollte ein Jahr später in dem Cartoon The Night Before Christmas seine Fortsetzung finden. Diese Cartoons inspirierten die Drehbuchautoren Leo Benvenuti und Steve Rudnick 1994 zur Komödie Santa Clause, in der Tim Allen die Rolle des Mannes im roten Mantel übernahm. Während in einem Großteil der Welt der Weihnachtsmann Geschenke bringt, übernimmt diesen Job in Russland Väterchen Frost, der ebenfalls von Disney für einige Filme und Comics verwendet wurde. Im dritten Teil der Santa-Clause-Reihe etwa hat Väterchen Frost einen Auftritt als Jack Frost, der gerne an der Stelle des Weihnachtsmannes wäre. Dies scheint er in diesem Film auch zu schaffen und er verwandelt den Nordpol in einen Vergnügungspark mit billigen Nummern.

Auch Donald konnte seine chaotischen Erfahrung als Weihnachtsmann sammeln und spielte ihn für Chip und Chap in Toy Tinkers.

In den LTB Sonderbänden, die ausnahmslos Weihnachtsgeschichten und Weihnachten in Entenhausen heißen, bewahren die meisten Geschichten die Legende des Weihnachtsmannes und zeigen, dass die Entenhausener Kinder mit ihrem Glauben an ihn Recht haben und es die Erwachsenen sind, die sich irren.

Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens

Die Geschichte um die Wandlung des Geizhalses Ebenezer Scrooge zum Wohltäter der Menschheit – A Christmas Carol – wurde mehr als einmal verfilmt. In der Geschichte wird er von drei Geistern der Weihnacht besucht. Charles Dickens veröffentlichte dieses Buch am 19. Dezember 1843.

Die Story wurde auch von den Disneykünstlern mehrfach umgesetzt. Carl Barks lehnte seine Figur Dagobert Duck (engl. Scrooge McDuck) an die Figur des Ebenezer Scrooge an. 1983 gaben die Drehbuchautoren Dagobert die Hauptrolle in dem 25-minütigen Cartoon Mickys Weihnachtsgeschichte. Hier spielten neben ihm auch Micky Maus, Jiminy Grille, Goofy und viele andere mit. Es existieren auch viele Comicversionen von Dickens' Weihnachtsmärchen, angefangen bei Barks mit Onkel Dagobert und der Geist der Weihnacht (Uncle Scrooge's Christmas Carol) bis zu Guido Martinas Ein Weihnachtsmärchen (Canto di Natale).

1992 wurde die Realverfilmung Die Muppets Weihnachtsgeschichte mit den Muppets und Michael Caine in der Rolle des Ebenezers veröffentlicht. Hier durfte Gonzo sogar die Rolle des Erzählers Charles Dickens übernehmen. Auch Cruella De Vil musste in der Serie 101 Dalmatiner die Rolle des Ebenezers übernehmen. Hier wurden viele Klischees durch Übertreibungen parodiert. Die Rolle der Geister übernahmen die Hunde dieser Serie.

Das moderne Weihnachten

Allerdings wird in den Comics in den letzten Jahren auch vom „modernen“ Weihnachtsfest erzählt: Wie die Entenhausener nach Geschenkideen suchen (LTB Sonderband 13: Das Geschenk für Gamma), wie die Kaufhäuser überfüllt sind und wie die Konzerne wie Duck und Klever versuchen, ihre neuesten Erzeugnisse an den Mann zu bringen (LTB Sonderband 12: Die Geschenk-o-maten).

Weihnachten in den Comics

Weihnachten bei Carl Barks

Die vielen möglichen Stimmungen einer Barks'schen Weihnacht: Verzweiflung ... Frustration ... Aggression ... Habgier ... Böswilligkeit ... Hass ... Dominanz ... Schuld ... gezwungene Heiterkeit ... und Erschöpfung (© Disney (Bilder), Geoffrey Blum (Text))

Carl Barks war einer der ersten Comicautoren und -zeichner, der sich dem Thema Weihnachten widmete. In den 1940er-Jahren begann er, achtseitige Geschichten für Giveaway-Comichefte des amerikanischen Reifenherstellers Firestone zu schreiben. Auch etliche Zehnseiter, vor allem in den 1950er-Jahren, widmete er dem Fest, sowie etliche längere Geschichten, die teils regulär in der Reihe Four Color Comics, teils in der Publikation Christmas Parade, die exklusiv Weihnachtsgeschichten sammelte, erschienen.

Barks interessierte sich in seinen Weihnachtsgeschichten weniger für das Fest an sich. Eine gewisse antiweihnachtliche Stimmung war auch dem Entenvater zu eigen, er bemerkte einmal: „Weihnachten ist Humbug und sollte saus dem Kalender gelöscht werden.“[1] Von daher überrascht es nicht, dass sich die Enten in den Barks'schen Weihnachtsgeschichten regelmäßig von ihrer schlechtesten Seite zeigen. Barks interessierte sich vor allem für widersprüchlichen, dem Anlass unangemessen, aber menschlichen Gefühle, die auch im realen Leben zwangsläufig vorkommen. Sie werden in seinen Geschichte ungeschönt dargestellt und so machen die zentralen Themen Geiz, Habgier, Wohltätigkeit, Aggression und Geschenkmanie, die in zahlreichen Varianten gespielt werden, den Reiz der Weihnachtsgeschichten von Barks aus.[2] Ebenso bemerkenswert sind die unterschiedlichsten Gefühle, die Barks in diesen Geschichten einfängt (siehe Bild).

Bereits seine frühen Geschichten bildeten das Spannungsfeld zwischen hehren weihnachtlichen und den nicht so ganz hehren Gefühlen ab. Häufig sind es die durch den Feiertagsstress verstärkten Aggressionen Donalds, die die Geschichten vorantreiben. Auf den acht Seiten, die Barks für die Giveaways zur Verfügung standen, konnten die Geschichten nie so richtig Fahrt aufnehmen. „Ihnen fehlte einfach die aus gegensätzlichen Handlungen erzeugte Stimulans aus Kraft und Belebung, die für Klassiker wie 'Weihnachten für Kummersdorf' charakteristisch sind.“[3] Ein weiterer Topos, der sich bereits in der allerersten Geschichte (Das schönste Weihnachtsfest) widerspiegelt, ist die Gegenüberstellung von absoluter Armut (viele Familien können sich eben kein großes Fest, geschweige denn Geschenke leisten) und unverblümtem Reichtum. In den frühen Geschichten ist es der mäßig wohlhabende Haushalt der Ducks, der sich zumindest die für das Fest notwendigen Geschenke, den Baum und das Festessen leisten können, in späteren Geschichten ermöglicht es Onkel Dagoberts Reichtum, dass Barks diesen Gegensatz plastisch zum Ausdruck bringen kann. Der Reichtum wird in Zu viele Weihnachtsmänner und Weihnachten für Kummersdorf panelfüllend zur Schau gestellt. Dagobert hat so viel Geld, dass er Donald damit bewerfen kann und es in sein Büro überquillt. Dennoch will er nichts davon hergeben und wenn doch, dann nur, um sich einen guten Namen zu erkaufen. Die Geltungssucht und die Macht, die Dagobert empfindet, wenn er sein Geld ausgeben kann und dadurch positive Emotionen bei seinen Neffen auslöst, ist in Zu viele Weihnachtsmänner und Die Mutprobe handlungsbestimmend.

In Das schönste Weihnachtsfest empfinden die Neffen Mitleid gegenüber der armen Familie und geben ihr – zu Donalds Missfallen – ihre Lebensmittel. Auch dieser Topos zieht sich durch etliche Weihnachtsgeschichten: In wenigen anderen Geschichten von Barks sind Tick, Trick und Track ihren Onkeln moralisch derart überlegen. Sollten sie für kurze Zeit dem Konsumdenken verfallen, wie in Der goldene Weihnachtsbaum oder Ein Fest der Liebe, sind sie spätestens am Ende der Geschichte davon geheilt. Donald und Dagobert hingegen machen oft keine Bewusstseinswandlungen durch.

Mit Die Mutprobe schrieb Barks 1947 seine erste lange Weihnachtsgeschichte, die die Habgier zum zentralen Thema erhebt, allenfalls getarnt durch die Ereignisse mit den Bären am Berg.[4] Doch die Geschichte bietet noch einen weiteren Topos Barks'scher Weihnachtsgeschichten: die Figur, die Weihnachten nicht ausstehen kann (und am Ende der Geschichte notdürftig geläutert wird). Dagobert Duck schlüpfte mehrere Male in seiner Karriere in diese Rolle (am eindrücklichsten in „Die Mutprobe“). Aber auch in „Weihnachten für Kummersdorf“' sieht der Leser deutlich, dass Dagobert das Fest des Gebens nicht ausstehen kann. Während Dagobert Duck das Fest von sich aus hasst und anderen nur insofern schadet, als dass er mickrige Geschenke macht (z. B. in Der geizige Verschwender), ist die Hexe Hulda in der Geschichte Der goldene Weihnachtsbaum so radikal in ihrer Ablehnung des Weihnachtsfests, dass sie auch anderen die gute Stimmung nicht gönnen will. Ihr dem deutschen Namen ganz unangemessenes Ziel ist es, alle Weihnachtsbäume zu zerstören, sodass alle bitterböse werden. Die schlechten Gefühle als Normalzustand, Aggression und Habgier allüberall? Was in vielen Geschichten ein vorläufiger Zustand ist – irgendwann schlagen doch Schuldgefühle und Mitleid durch – ist das Traumbild der Hexe, die „Entfaltung ihrer Persönlichkeit“.

Am Ende der Geschichten steht fast immer ein Happy End, auch das gehört dazu. Die richtige Weihnachtsstimmung setzt sich durch, die Sozialsatire findet einen positiven Abschluss. Die armen Kinder in Weihnachten für Kummersdorf erhalten ihre Eisenbahn. Gewiss, manche Geschichten sind weihnachtlicher als andere. In Rat einmal kommt es nie zu solchen Konflikten wie in Zu viele Weihnachtsmänner und Weihnachten für Kummersdorf. Spätere Weihnachtsgeschichten wie Weihnachten in Entenhausen sind deutlich gemäßigter und verzichten auf den Konflikt zwischen Donald und Dagobert. Barks' letzte Weihnachtsgeschichte, Der geizige Verschwender, thematisiert zwar abermals die Geschenkmanie, die anderen prägenden unweihnachtlichen Gefühle spielen aber keine Rolle mehr.

Einzelnachweise

  1. Geoffrey Blum: „Frohes Fest“. Übersetzt von Johnny A. Grote. In Barks Library Special Donald Duck 8, S. 28.
  2. Blum: „Frohes Fest“, S. 25–26.
  3. Blum: „Frohes Fest“, S. 26.
  4. Blum: „Frohes Fest“, S. 27–28.