Die Kinderbande

Aus Duckipedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Kinderbande
The Kid Gang
Erstveröffentlichung: 17. Mai 1954 – 18. September 1954
Entstehungsdatum: 1954
Storycode: YM 135
Story: Bill Walsh
Zeichnungen: Floyd Gottfredson
Seiten: 108 Tagesstrips, 36 Seiten in der FGL
Deutsche Übersetzung: Manuela Buchholz
Weiterführendes
Liste der Fortsetzungsgeschichten von Floyd Gottfredson

Ind.PNG Infos zu Die Kinderbande

beim I.N.D.U.C.K.S.
Reise ins Innere der Erde

Die Kinderbande (engl. The Kid Gang) ist eine Comicgeschichte von Bill Walsh und Floyd Gottfredson aus dem Jahr 1954, die unmittelbar an die Geschichte Reise ins Innere der Erde anschließt.

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Micky findet ein Baby in einem Korb vor seiner Haustür. Doch das Baby ist gar kein Baby, sondern ein kleiner Junge, der versucht Mickys Haus zu plündern. Micky ertappt den Dieb und er gibt sich als Quentin Alcatraz zu erkennen. Er lebt im Erziehungsheim „Reformtreu“ für schwer erziehbare Kinder. Micky will den Knaben läutern und lässt ihn dafür bei Mack schlafen. Nur sehr langsam freunden sich die zwei Kinder an. Quentin wird von einem Erzieher aufgespürt und wieder ins Heim rückgeführt, doch dort büxt er rasch wieder aus. Die Pfadfinder machen sich ergebnislos auf die Suche, doch Micky findet den Ausreißer schließlich in Plutos Hundehütte.

Nachts werden Quentin und Mack in ihrem Zimmer von zwei Rowdies bedroht und es findet eine versuchte Entführung statt. Doch Mack kann Quentin retten. Dadurch festigt sich das Band zwischen den Beiden. Quentin wird nun tagsüber entführt, Micky, Mack und Pluto folgen der Fährte und finden Reifenspuren. Die Pfadfinder suchen nach dem passenden Fahrzeug und finden Spuren zum Benton E. Benton Spielplatz. Dort dürfen nur Kinder hinein, während Mack sich gleich auf die Suche macht, muss Micky einen Weg hineinfinden. Er verkleidet sich als Astronaut und gibt sich als Kind aus.

Als Micky endlich in den Park gelangt, trifft er auf Mack, der sich zur Tarnung als Krimineller ausgibt. Generell ist der Park eher für zwielichtige Gestalten und Verbrecher, als ein Vergnügungspark. Micky muss nun seine Tarnung bewahren und auch beweisen, dass er böse ist. Dr. Zimberlich stellt einige Versuche an und sieht Micky eher als Laborratte. Am Ende kann Micky ihn überzeugen und wird zum Boss geschickt, zu Big Ben.

Big Ben hat Mack und Quentin inzwischen enttarnt und will sie entsorgen. Auch Mickys Tarnung hat er durchschaut und will Micky nun durch Spielzeugpuppen umbringen lassen. Micky wehrt sich aber tapfer und kann sich befreien. Inzwischen sind die Pfadfinder eingetroffen und haben Big Ben überwältigt.

Durch die Geburtsurkunde kann der echte Name von Quentin ermittelt werden. Er heißt Anton und seine Eltern sind Georg und Lucia De Longrine. Sie ist die reichste Witwe der Welt und holt ihr Kind ab. Anton bittet nun die anderen 27 Kinder aus dem Heim zu adoptieren, was seine Mutter auch umgehend macht. Micky leidet nun etwas an Einsamkeit, die Kinder sind aus dem Haus, Goofy bei seiner Großmutter, Minnie ist auch weg und so sucht er nach etwas Ablenkung im idyllischen Vorort, bevor das nächste Abenteuer beginnt …

Hintergrund und Bedeutung[Bearbeiten]

Gray erläutert in einem Artikel, dass das endgültige Ende der langen Comicstrips seitens King Feature schon länger im Raum stand. Frank Reilly (Leiter der Comicstripabteilung) soll das Vorstadtidyll favorisiert haben und als Handlungsort für Mickys Abenteuer ausgewählt haben, gegen den sich Gottfredson lange wehrte. Schon in anderen Medien ging Micky zuvor die Puste aus, in Comics war er nur noch der langweilige Detektiv, der letzte Kurzfilm Ferien am Meer wurde 1953 produziert. Die Schlüsselgeschichten des Jahres 1954 deuteten das nahende Ende an. Der Konflikt zwischen dem rebellischen Jungen Quentin und Micky, der ihn läutern möchte, hat Potenzial und erinnert an Dicker. Diese Geschichte stellt Mack in das Zentrum der Handlung, der sich als ebenso pfiffig und abenteuerlustig wie sein Onkel herausstellt. Micky stolpert durch die Geschichte und versucht zwanghaft mit seinem Neffen Schritt zu halten. Daher ist Mack der eigentliche Held der Geschichte und er ist es auch, der die eigentliche Handlung vorantreibt. Die Kinderbande leidet darunter, dass die Bösewichte für die Geschichte zu düster sind. Big Ben ist ein brutales Kind im Körper eines Mannes, Dr. Zimberlich ist im Original ein verrückter Arzt mit deutschem Akzent, dessen Patienten Laborratten sind und es wird angedeutet, dass die Kinder „verschwinden“, wenn sie sich Big Ben nicht fügen.[1]

Andrae führt in einem Artikel an, dass es scheinbar Walshs Humor entsprach, unschuldige Jugendliche als Verbrecher zu zeigen. Die Kinder erhalten Geld und können an einem Schießstand auf Bilder von Polizisten oder Lehrern schießen. In dieser konservativen Vision stellt Rebellion keinen natürlichen Teil der Adoleszenz dar, sondern einen direkten Weg in die Verbrecherkarriere. Auch die bösen Puppen, mit denen Micky kämpft, zeigen Walshs schwarzen Humor. Denn die Spielzeugpuppen symbolisieren die kindliche Unschuld. Am Ende sind die Kinder die eigentlichen Helden, Mack und seine Pfadfinder besiegen die Bösewichte in weniger als fünf Minuten und sind effizienter als die Polizei. Obwohl das Abenteuer wenig Ähnlichkeit mit echter Jugendkriminalität hat, spiegelt die Geschichte die Diskussion der damaligen Zeit wider. Es stand die Frage im Raum, ob Menschen böse auf die Welt kommen, oder durch neue Medien dazu verleitet werden. Walsh impliziert, dass die Jugendlichen eine Tendenz zur Delinquenz haben, jedoch jederzeit wieder auf den rechten Pfad zurückgeführt werden können. Im Jahr 1953 wurde im US-Senat ein Ausschuss gebildet, der die Ursachen für Jugendkriminalität untersuchte. Dr. Frederic Werthams Buch „Seduction oft he Innocent“ (Verführung der Unschuldigen) stellte in den Raum, dass die Massenmedien (Fernsehen, Film und Comics) sich auf die Psyche der Kinder auswirkte und sie somit direkten Einfluss hätten. Walsh zeigte das gekonnt mit einem Panel in dem Quentin Zigarre rauchte und zeitgleich einen brutalen Kampf im Fernsehen ansieht. Damit wurde auch das Bild vom Mann im Kinde verdeutlicht. In der Nachkriegszeit entwickelte die amerikanische Jugend, die keinen Entbehrungen mehr ausgesetzt war, einen eigenen Lebensstil. Rock’n’Roll und Filme wie Der Wilde oder … denn sie wissen nicht, was sie tun verschärfte die Kritik sowie die Krise. Die Kinderbande streift den Generationenkonflikt, doch durch die Anpassung an Institutionen, ignorieren Walsh und Gottfredson mögliche Ursachen für die Entfremdung oder der Rebellion der Jugend.[2]

Obwohl die Geschichte eine außerordentlich gute Bewertung auf Inducks hat (Platz 1203, März 2024), wurde sie erst mit der Floyd Gottfredson Library das erste Mal auf Deutsch veröffentlicht.[3]

Deutsche Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Trivia[Bearbeiten]

  • Kommissar Hunter gibt in der Geschichte Das diabolische Double an, einen fünf Monate alten Sohn zu haben. In dieser Geschichte will er mit seiner Frau gemeinsam einen Knaben adoptieren.
  • Auch in anderen Disney-Geschichten verkleiden sich ältere als Babys (Zwerg Zwetschge, Baby Herman, …)
  • Im Original heißt das Kind Leavenworth, das auch der Name eines Gefängnisses ist. Im Deutschen wird daraus die bekanntere Gefängnisinsel Alcatraz. Quentin könnte eine Anspielung auf das San Quentin Staatsgefängnis sein.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Gray J. (2022). Zwei Kinder, zwei Banden und eine ganze rotte Ratten. In F. Gottfredson, Floyd Gottfredson Library (A. Voigtmann, Übers., Bd. 12, S. 114). Berlin: Egmont Verlagsgesellschaften mbH.
  2. Andrae, T. (2023). Von Mäusen und Menschen – 1953–1955: Der letzte Vorhang. In F. Gottfredson, Floyd Gottfredson Library (A. Voigtmann, Übers., Bd. 12, S. 10-11). Berlin: Egmont Verlagsgesellschaften mbH.
  3. https://inducks.org/recommend.php?top100=1&page=10