Bearbeiten von „Romano Scarpa“

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== Von Scarpa geschaffene Figuren ==
== Von Scarpa geschaffene Figuren ==
Romano Scarpa ist sowohl im Duck- als auch im Maus-Universum derjenige Autor und Zeichner, der direkt nach [[Carl Barks]] und [[Floyd Gottfredson]] zu nennen ist, wenn es um die Schöpfung neuer Figuren geht. Da eine ganze Reihe von Scarpas Figuren heute noch großen Anklang findet und sich genau wie die Figuren von Barks und Gottfredson einen zentralen Platz in beiden Universen erarbeitet haben, kann Scarpas Einfluss in diesem Bereich gar nicht überschätzt werden.
Romano Scarpa ist sowohl im Duck- als auch im Maus-Universum derjenige Autor und Zeichner, der direkt nach [[Carl Barks]] und [[Floyd Gottfredson]] zu nennen ist, wenn es um die Schöpfung neuer Figuren geht. Da eine ganze Reihe von Scarpas Figuren heute noch großen Anklang findet und sich genau wie die Figuren von Barks und Gottfredson einen zentralen Platz in beiden Universen erarbeitet haben, kann Scarpas Einfluss in diesem Bereich gar nicht unterschätzt werden.


Auffallend ist, dass Scarpa einen großen Sinn dafür hatte, männliche Figuren, die noch keinen weiblichen Gegenpart hatten, einen solchen zu geben. Scarpa hat deshalb mehr weibliche Figuren erschaffen als die meisten anderen Autoren und Zeichner. Häufig füllten diese Figuren auch Lücken, die zuvor dagewesen waren, auf; Scarpa hatte dementsprechend, wie er selbst sagte, das „Bedürfnis“, bestimmte Figuren zu erschaffen.<ref>Enrico Casarini: Ricordate Brigitta? L’ho inventata io. Interview mit Romano Scarpa. In: L'Europeo 43 (1993). [http://www.romanoscarpa.net/articoli/intervista-ricordate-brigitta-l-ho-inventata-io/ Link (italienisch)]</ref>
Auffallend ist, dass Scarpa einen großen Sinn dafür hatte, männliche Figuren, die noch keinen weiblichen Gegenpart hatten, einen solchen zu geben. Scarpa hat deshalb mehr weibliche Figuren erschaffen als die meisten anderen Autoren und Zeichner. Häufig füllten diese Figuren auch Lücken, die zuvor dagewesen waren, auf; Scarpa hatte dementsprechend, wie er selbst sagte, das „Bedürfnis“, bestimmte Figuren zu erschaffen.<ref>Enrico Casarini: Ricordate Brigitta? L’ho inventata io. Interview mit Romano Scarpa. In: L'Europeo 43 (1993). [http://www.romanoscarpa.net/articoli/intervista-ricordate-brigitta-l-ho-inventata-io/ Link (italienisch)]</ref>
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Scarpa arbeitete daran, in seinen Geschichten den klassischen Wesenszug des amerikanischen Stripformats zu reproduzieren und aller vier Panels einen Gag oder einen spannungsgeladenen Moment zu präsentieren – eine Technik, die als „falscher Strip“ bezeichnet wird. Dies bedeutet aber auch, dass kein Panel der Geschichte zu viel sein darf, woraus sich wiederum das hohe erzählerische Tempo der Scarpa-Comics erklärt.<ref>Luca Boschi, Leonardo Gori and Andrea Sani (1990): ''I Disney Italiani'' (Bologna: Granata Press) S. 114–115.</ref>
Scarpa arbeitete daran, in seinen Geschichten den klassischen Wesenszug des amerikanischen Stripformats zu reproduzieren und aller vier Panels einen Gag oder einen spannungsgeladenen Moment zu präsentieren – eine Technik, die als „falscher Strip“ bezeichnet wird. Dies bedeutet aber auch, dass kein Panel der Geschichte zu viel sein darf, woraus sich wiederum das hohe erzählerische Tempo der Scarpa-Comics erklärt.<ref>Luca Boschi, Leonardo Gori and Andrea Sani (1990): ''I Disney Italiani'' (Bologna: Granata Press) S. 114–115.</ref>


Scarpas Kriminalgeschichten kennzeichnet des Öfteren ein raffinierter Plot und selten sind die zu Beginn präsentierten Schuldigen die wahren Täter. Beispiele dafür sind ''Der Mann aus Ping-Pong'' und ''Die Kralle der Kali'', wo erst auf den letzten Seiten das Rätsel gelöst und der Schurke entlarvt wird.<ref>Luca Boschi, Leonardo Gori and Andrea Sani (1990): ''I Disney Italiani'' (Bologna: Granata Press) S. 115.</ref> Diese Geschichten offenbaren Scarpas großes Talent dafür, ganz zum Schluss noch Überraschungen zu bieten und den Leser damit keine Sekunde zu langweilen.<ref>Olaf Solstrand: Romano Scarpas Eigenheiten. In: [[Hall of Fame 11]], S. 9.</ref><ref name="zagrando"/>
Scarpas Kriminalgeschichten kennzeichnet des Öfteren ein raffinierter Plot und selten sind die zu Beginn präsentierten Schuldigen die wahren Täter. Beispiele dafür sind ''Der Mann aus Ping Pong'' und ''Die Kralle der Kali'', wo erst auf den letzten Seiten das Rätsel gelöst und der Schurke entlarvt wird.<ref>Luca Boschi, Leonardo Gori and Andrea Sani (1990): ''I Disney Italiani'' (Bologna: Granata Press) S. 115.</ref> Diese Geschichten offenbaren Scarpas großes Talent dafür, ganz zum Schluss noch Überraschungen zu bieten und den Leser damit keine Sekunde zu langweilen.<ref>Olaf Solstrand: Romano Scarpas Eigenheiten. In: [[Hall of Fame 11]], S. 9.</ref><ref name="zagrando"/>


Ein weiteres Charakteristikum Scarpas ist das Spiel mit dem Medium Comic und mit dessen Figuren, den „funny animals“. In ''Die Irokesenkette'' und ''[[Das ewige Feuer der Königin Kalhoa]]'' zeigt Scarpa eine Bildergeschichte im Comic. Zudem spielt er mit der Verwirrung zwischen Bild und Wirklichkeit. In ''[[Micky und die vierte Dimension]]'' zeigt [[Professor Wunderlich]] Atömchen ein Bild von Micky, welches dem Micky in seiner frühen Gottfredson-Version entspricht. Atömchen kennt sich nicht aus und hält kurzfristig Minnie für Micky, denn beide haben sich in der Zwischenzeit verändert.<ref name="twitter">[https://twitter.com/patriblouin/status/1069114397015064576 Analyse einiger Eigenheiten von Scarpas Werk durch Patrice Blouin auf Twitter]</ref>
Ein weiteres Charakteristikum Scarpas ist das Spiel mit dem Medium Comic und mit dessen Figuren, den „funny animals“. In ''Die Irokesenkette'' und ''[[Das ewige Feuer der Königin Kalhoa]]'' zeigt Scarpa eine Bildergeschichte im Comic. Zudem spielt er mit der Verwirrung zwischen Bild und Wirklichkeit. In ''[[Micky und die vierte Dimension]]'' zeigt [[Professor Wunderlich]] Atömchen ein Bild von Micky, welches dem Micky in seiner frühen Gottfredson-Version entspricht. Atömchen kennt sich nicht aus und hält kurzfristig Minnie für Micky, denn beide haben sich in der Zwischenzeit verändert.<ref name="twitter">[https://twitter.com/patriblouin/status/1069114397015064576 Analyse einiger Eigenheiten von Scarpas Werk durch Patrice Blouin auf Twitter]</ref>
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== Hintergründe seines Werks ==
== Hintergründe seines Werks ==
[[Datei:Die Irokesenkette-1.jpg|mini|links|In ''[[Die Irokesenkette]]'' ist der Einfluss von Alfred Hitchcock auf Scarpas werk besonders spürbar (© Egmont Ehapa)]]
[[Datei:Die Irokesenkette-1.jpg|mini|links|In ''[[Die Irokesenkette]]'' ist der Einfluss von Alfred Hitchcock auf Scarpas werk besonders spürbar (© Egmont Ehapa)]]
Etliche von Scarpas Geschichten sind von Bezügen zu Filmen geprägt. Scarpa war ein Fan der Filme der 1940er und 50er, besonders der Kriminalfilme, und bewunderte das Werk von Alfred Hitchcock. Hitchcocks Einfluss auf Scarpa kann gar nicht geringgeschätzt werden. Mit ''[[Die Irokesenkette]]'' schuf Scarpa einen Comic, der seine Inspirationen aus zwei Hitchcock-Filmen zieht. Besonders eindrücklich ist die Referenz auf ''Vertigo'', indem auch Micky in der Geschichte Schwindelanfälle bekommt. In ''[[Der Mann aus Ping-Pong]]'' lassen sich Ähnlichkeiten zu Hitchcocks ''Das Fenster zum Hof'' erkennen, etwa was die stark eingeschränkte Wahrnehmung sowohl Mickys wie auch des Lesers betrifft. [[Luca Boschi]], [[Leonardo Gori]] und [[Andrea Sani]] haben Micky in Scarpas Frühphase sogar als „Topolino hitchcockiano“ bezeichnet, was dem dezidierten Hitchcock-Feeling der klassischen Kriminalgeschichten Scarpas Rechnung trägt.<ref>Luca Boschi, Leonardo Gori and Andrea Sani (1990): ''I Disney Italiani'' (Bologna: Granata Press) S. 114.</ref>
Etliche von Scarpas Geschichten sind von Bezügen zu Filmen geprägt. Scarpa war ein Fan der Filme der 1940er und 50er, besonders der Kriminalfilme, und bewunderte das Werk von Alfred Hitchcock. Hitchcocks Einfluss auf Scarpa kann gar nicht geringgeschätzt werden. Mit ''[[Die Irokesenkette]]'' schuf Scarpa einen Comic, der seine Inspirationen aus zwei Hitchcock-Filmen zieht. Besonders eindrücklich ist die Referenz auf ''Vertigo'', indem auch Micky in der Geschichte Schwindelanfälle bekommt. In ''[[Der Mann aus Ping Pong]]'' lassen sich Ähnlichkeiten zu Hitchcocks ''Das Fenster zur Gasse'' erkennen, etwa was die stark eingeschränkte Wahrnehmung sowohl Mickys wie auch des Lesers betrifft. [[Luca Boschi]], [[Leonardo Gori]] und [[Andrea Sani]] haben Micky in Scarpas Frühphase sogar als „Topolino hitchcockiano“ bezeichnet, was dem dezidierten Hitchcock-Feeling der klassischen Kriminalgeschichten Scarpas Rechnung trägt.<ref>Luca Boschi, Leonardo Gori and Andrea Sani (1990): ''I Disney Italiani'' (Bologna: Granata Press) S. 114.</ref>


Aber auch zu anderen Filmen bestehen Bezüge. Frank Capras ''In den Fesseln von Shangri-La'' inspirierte Scarpa zu seiner Geschichte ''Hilferuf aus Shangrila''. Die Grundidee von ''Der Mann aus Ping-Pong'' dürfte von John Frankenheimers Film ''Der Gefangene von Alcatraz'' übernommen worden sein. Aus Comics zog Scarpa seine Anregungen für die Geschichte ''[[Das ewige Feuer]]''. Manchmal geschah auch das genaue Gegenteil: Der italienische Film ''Riusciranno i nostri eroi a ritrovare l'amico misteriosamente scomparso in Africa?'' (1968) basiert auf Scarpas Geschichte ''Ein entfernter Verwandter''. Auch zu Büchern bestehen Bezüge. In ''[[Krebse in Burgunder]]'' durchschmökert Donald ein Buch von Edgar Wallace (im Comic zu Edgar Spallace verfremdet) und das anfängliche Setting in ''[[Die Kralle der Kali]]'' legt einen Einfluss der klassischen Kriminalromane von Agatha Christie nahe, da Scarpa ganz allgemein eine Schwäche für Kriminalromane und die Noir-Literatur hatte.<ref>Luca Boschi: Interview mit Romano Scarpa. In: [[Die besten Geschichten von Romano Scarpa]], S. 10.</ref>
Aber auch zu anderen Filmen bestehen Bezüge. Frank Capras ''In den Fesseln von Shangri-La'' inspirierte Scarpa zu seiner Geschichte ''Hilferuf aus Shangrila''. Die Grundidee von ''Der Mann aus Ping Pong'' dürfte von John Frankenheimers Film ''Der Gefangene von Alcatraz'' übernommen worden sein. Aus Comics zog Scarpa seine Anregungen für die Geschichte ''[[Das ewige Feuer]]''. Manchmal geschah auch das genaue Gegenteil: Der italienische Film ''Riusciranno i nostri eroi a ritrovare l'amico misteriosamente scomparso in Africa?'' (1968) basiert auf Scarpas Geschichte ''Ein entfernter Verwandter''. Auch zu Büchern bestehen Bezüge. In ''[[Krebse in Burgunder]]'' durchschmökert Donald ein Buch von Edgar Wallace (im Comic zu Edgar Spallace verfremdet) und das anfängliche Setting in ''[[Die Kralle der Kali]]'' legt einen Einfluss der klassischen Kriminalromane von Agatha Christie nahe, da Scarpa ganz allgemein eine Schwäche für Kriminalromane und die Noir-Literatur hatte.<ref>Luca Boschi: Interview mit Romano Scarpa. In: [[Die besten Geschichten von Romano Scarpa]], S. 10.</ref>


Ferner lässt sich zeitgeschichtlich an Scarpas Werk die Entwicklung der Massenmedien beobachten, die Scarpa besonders faszinierten, wohl auch, weil er seine ersten beruflichen Erfahrungen im Filmbereich gemacht hatte. Mit ''Micky Maus geht in die Werbung'' findet sich eine seitenstarke Abhandlung über das Verlagswesen in Scarpas Œuvre. Bisweilen äußerst Scarpa in seinen Geschichten Kritik am Konsumismus und an moderner Kunst, die er als „List“ betrachtete, um „Obszönitäten“ zu hohen Preisen zu verkaufen und in die Riege der alten Meister aufgenommen zu werden.<ref name="paperpedia">[https://disney-comics.fandom.com/it/wiki/Romano_Scarpa Artikel zu Scarpa in der Paperpedia] (italienisch)</ref> Ein weiterer Faktor, der sich durch Scarpas Werk zieht, ist die veränderte Sichtweise zu Gewalt. Während Micky in den frühen Scarpa-Comics öfter Waffen in den Händen hielt, erkannte Scarpa im Laufe der Zeit, dass er vorsichtig sein musste und wo die Grenze zu ziehen war – nichtsdestotrotz zeigte er auch noch in späten Geschichten Waffen.<ref name="piccinini"/>
Ferner lässt sich zeitgeschichtlich an Scarpas Werk die Entwicklung der Massenmedien beobachten, die Scarpa besonders faszinierten, wohl auch, weil er seine ersten beruflichen Erfahrungen im Filmbereich gemacht hatte. Mit ''Micky Maus geht in die Werbung'' findet sich eine seitenstarke Abhandlung über das Verlagswesen in Scarpas Œuvre. Bisweilen äußerst Scarpa in seinen Geschichten Kritik am Konsumismus und an moderner Kunst, die er als „List“ betrachtete, um „Obszönitäten“ zu hohen Preisen zu verkaufen und in die Riege der alten Meister aufgenommen zu werden.<ref name="paperpedia">[https://disney-comics.fandom.com/it/wiki/Romano_Scarpa Artikel zu Scarpa in der Paperpedia] (italienisch)</ref> Ein weiterer Faktor, der sich durch Scarpas Werk zieht, ist die veränderte Sichtweise zu Gewalt. Während Micky in den frühen Scarpa-Comics öfter Waffen in den Händen hielt, erkannte Scarpa im Laufe der Zeit, dass er vorsichtig sein musste und wo die Grenze zu ziehen war – nichtsdestotrotz zeigte er auch noch in späten Geschichten Waffen.<ref name="piccinini"/>
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{{SORTIERUNG:Scarpa, Romano}}
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[[Kategorie:Comiczeichner (Italien)]]
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[[Kategorie:Comicautor]]
[[Kategorie:Comicautor]]
[[Kategorie:Romano Scarpa|!]]
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