Meister seines Fachs

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Meister seines Fachs ist ein Genre in verschiedenen Donald-Duck-Comics. Carl Barks verwendete dieses Konzept, aber es wurde schon wesentlich früher erfunden, nämlich in Plane Crazy (hier war aber Micky der Unglückliche, nicht Donald, da Donald damals noch nicht erfunden war).

Analyse

Aufbau

Im Gutenberghus-Leitfaden zu den Disney-Charakteren, der 1978 entstand, wird als eine Möglichkeit zu Donalds Berufen geschrieben:

„Als Arbeitgeber eines Unternehmens, der als eine Art Experte agiert. Erledigt seine Aufgaben sehr zufriedenstellend, bis ihm die alles entscheidende Aufgabe übertragen wird, bei der er katastrophal versagt.“[1]

Dieses Versagen entsteht meist durch Selbstüberschätzung, kann aber auch für ein Missgeschick oder Aufregung stehen.

Im Comic „Unmögliche Umzüge“[2] beschreibt Donald das Dilemma wie folgt: „Es ist ja nett, ein Meister seines Fachs zu sein. Doch hat die Ente erst mal Erfolg, so bedrängt sie bald die Langeweile. Was ich brauche, ist eine Herausforderung. Etwas besonders Aufregendes und ganz Neues.“

In „Es auf Barks' Art und Weise tun“ erklärt Freddy Milton das Konzept am Beispiel des Comics „Eine saubere Sache“, den er zusammen mit Daan Jippes kreierte. (Text und Comic wurden in Hall of Fame 15 abgedruckt.) Im Mittelpunkt der Geschichte stehe ein selbstbewusster Donald, der sein Können als Kunst betrachtet. Zu Beginn der Geschichte stünde eine Szene, in der er auch sein Können beweisen kann, doch seine Arroganz verhindert, dass er Aufträge annimmt, die er als seiner nicht würdig betrachtet. Die Drillinge, wenn sie denn auftreten, dienen als griechischer Chor, welcher die Handlung kommentiert, aber nicht nennenswert eingreift. Die Katastrophe, auf die es hinausläuft, versucht Donald oft im letzten Panel zu entkommen, indem er der Stadt entflieht.[3]

Einteilung

Die Meister seines Fachs Geschichten lassen sich Geoffry Blum und Thomas Andrae zufolge in drei Kategorien einteilen, wobei sie jedoch betonen, dass die Grenzen zum Teil auch fließend sein können.[4] Es geht bei der Einteilung nicht unbedingt um einen richtigen Beruf, sondern über weite Strecken um Donalds Drang zur Selbstverwirklichung. Im Gegensatz zu den klassischen "Meister seines Fachs"-Geschichten, bei denen vom Anfang bis zum Klimax die Erfolge in ihrer Wertigkeit steigen, ist bei den Storys um Donalds „fixe Ideen“ oft schon von Beginn an Sand im Getriebe und es kommt fortwährned zu kleineren Pannen, die in einer großen Katastrophe münden.

Die Differenzierung wird dadurch vorgenommen, worin genau das „Fach“ – also der „Job“ – von Donald besteht und worin die Motivation zum Handeln besteht. Diese kann sich nach drei verschiedenen Gesichtspunkten richten:

Auftrag: Donald erhält am Anfang der Geschichte einen Auftrag, etwas vorzubereiten oder umzusetzen, nicht selten von Onkel Dagobert oder dem Bürgermeister. Donald versucht entweder, mit möglichst wenig Einsatz die Aufgabe so schnell wie möglich zu erledigen, oder aber geht mit großem Enthusiasmus an die Arbeit, wird übermütig und schlägt sämtliche gut gemeinten Ratschläge in den Wind.

Beruf: In diesen Fällen hat Donald meist schon zum Anfang einen neuen Beruf, in denen er ein (verborgenes) Talent ausüben darf und damit beachtliche Erfolge erzielt. Die Erfolge sind nicht nur finanzieller Natur, sondern vor allem schmeicheln sie donalds Ego, der sich in Ruhm und Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sonnt. Hierunter fallen auch die klassischen "Meister seines Fachs"-Geschichten – damit ist gemeint, dass Donald seinen Beruf am Anfang noch perfekt beherrscht, er schließlich aber doch unter irgendwelchen Umständen daran scheitert.

Fixe Idee: Manchmal hat Donald aber auch selbst eine pfiffige Idee und möchte auf eigene Faust in einem bestimmten Bereich einen Erfolg erzielen, zum Beispiel ein Duell bzw. einen Wettkampf gewinnen.

Wie bereits dargelegt, besteht keine feste Grenze zwischen den Duell- und den Job-Geschichten. Zwar lassen sich erstaunlich viele Geschichten einem der beiden Typen zuordnen, trotzdem gibt es einige Zehnseiter, die sich dieser starren Einteilung entziehen.

Frühe Phase

Bereits in Plane Crazy ist das Konzept „Meister seines Fachs“ aufzufinden.

Plane Crazy

Rückblende auf Plane Crazy in Reporter Goofy: Die Flugschule (© Disney/Egmont Ehapa)

Micky will mit anderen Freunden ein Flugzeug bauen und es dann selbst testen. Nachdem der erste Flug gar nicht funktioniert, fliegt das Flugzeug beim zweiten Mal dann doch ganz gut. Als Micky mit Minni fliegen will, wird es ein ziemlich turbulenter Flug, da Minni große Angst hat. Am Ende stürzen beide (mehr oder weniger) ab, haben aber Glück und finden sich unbeschadet auf dem Boden wieder.

Helden und Haie

Auf dem Cover der Barks Library 1 befindet sich ein Panel aus "Helden und Haie" (© Disney/ Egmont Ehapa)

Carl Barks verwendete dieses Konzept das erste Mal in Helden und Haie:

Donald ist Rettungsschwimmer. Auf einmal kommt es zu einem Haiangriff, welchen er aus Zufall abwehren und den Hai sogar töten kann. Am Strand taucht dann eine unglaublich heiße Frau auf, die Donald sofort um den Verstand bringt. Er versucht sich bei der Frau beliebt zu machen. Tick, Trick und Track versuchen Donald zu helfen, indem sie sich ein Hai Kostüm kaufen und damit die Frau bedrohen wollen. Doch als auch noch ein echter Hai mitmischt, wird es ziemlich turbulent.

Entwicklung bei Carl Barks

Carl Barks hatte, bevor er 1935 im Alter von 34 Jahren bei den Disney Studios anfing, bereits zahlreiche Berufe ausgeübt und verschiedene Arbeiten verrichtet. Er verdingte sich bei harter körperlicher Arbeit in der Landwirtschaft, arbeitete in einer Druckerei, war für die Eisenbahn tätig und arbeitete in einem Reparaturwerk.

Die Entwicklung von Zehnseitern, in denen sich ein Gag entwickeln und entfalten konnte, bot Carl Barks schon in der Anfangszeit die Möglichkeit, vielfältigere Themen in den Handlungen unterzubringen. Donald war nun nicht immer nur der ewige Verlierer und Opfer der Umwelt, sondern teilweise auch seiner Selbst wegen zum Scheitern verurteilt, nachdem er kurzzeitig vermeintliche Erfolge erzielen konnte. Ab 1946 machte Barks nicht nur verstärkt Gebrauch von Daisy, sondern griff nun auch regelmäßig das erzählerisch reizvolle Motiv von Donalds Missgeschicken in diversen Jobs auf. Vor allem in den 1950er Jahren zeigte Barks immer wieder faszinierende Facetten aus Donalds Berufsleben.

Eine frühe Geschichte um Donalds Berufssorgen ist „Seemannslos“ von 1944: Frustriert von drei Kündigungen kauft Donald einen alten Frachtkahn und steigt in den internationalen Seehandel ein. Zunächst hat er 200 Schachteln Veilchenseife und 50 Säcke Bohnen an Bord, doch Donald überschätzt einerseits die Seetüchtigkeit seines Kutters und andererseits die Wasserfestigkeit seiner Handelswaren.

Die erste „Meister seines Fachs“ Geschichte kann 1953 „Der Regenmacher“ aus dem Jahr 1953 herangezogen werden. Darin liefert Donald mit seinem Flugzeug und einigen technischen Tricks die punktgenaue Dosierung Niederschlag für seine Kunden, bis sein Übermut in einem Fiasko mündet.

Beispiele (Auswahl)

Comics von Carl Barks (Auswahl)

Comics von anderen Künstlern

Comics aus Italien

Kompilationen

Mit dem Sammelband Donald Duck – Sein Leben, seine Pleiten erschien im Jahr 2016 in der ECC eine Publikation, die sich ausschließlich um Donalds Berufe und die damit verbundenen Sorgen geht. In vielen Geschichten ist Donald auch als „Meister seines Fachs“ unterwegs oder probiert sich in verschiedensten Berufen aus.

Auch die LTB Enten-Edition 18 und das LTB Spezial 70 (Nachdruck als Enthologien 44) sind auf Donalds bewegten Berufsalltag fokussiert.

Einzelnachweis

  1. „As the employer of a business, acting as some kind of an expert. Carries out jobs most satisfactorily until the all important task is given him which he fails catastrophically.“
    Joakim Gunnarsson (25.07.2015). „Disney Magazines: The main characters and their background“. sekvenskonst.blogspot.com
  2. „Unmögliche Umzüge“, MMM 4/2024
  3. Freddy Milton. „Doing It the Barks Way“. freddymilton.dk
  4. Geoffrey Blum, Thomas Andrae: „Held der Arbeit – Teil 2: Ein Meister seines Fachs“. Hintergrundtext aus Barks Library Nr. 37