Meister seines Fachs

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Meister seines Fachs ist die inoffizielle deutsche Bezeichnung für ein Genre von Donald-Duck-Comics, in denen Donald in einem bestimmten Bereich oder Berufsfeld kurzzeitig großen Erfolg hat, letztlich aber immer an seiner Selbstüberschätzung und/oder durch äußere Einflüsse zum Scheitern verurteilt ist.

Bezeichnung[Bearbeiten]

Donald als Meister seines Fachs in Glück und Glas (1959) (© Egmont Ehapa)

Geprägt wurden die „Meister seines Fachs“-Storys vor allem durch Carl Barks, nach dessen Comicgeschichte Ein Meister seines Fachs (Übersetzung von Frau Dr. Erika Fuchs) letztlich dieses spezielle Genre im deutschsprachigen Raum inoffiziell benannt wurde. Zahlreiche andere Künstler griffen die Thematik auf und entwickelten eigenständige Geschichten mit dem weitestgehend identischen Konzept.

Im englischen wird das Genre von Fans unter dem Namen „Brittle Mastery“ (dt. etwa „Brüchige Beherrschung“, „Spröde Meisterhaftigkeit“) zusammengefasst. Das Wort „Master“ findet sich in einer Reihe von originalsprachigen Titeln dieser Geschichten wieder, zum Beispiel The Master Rainmaker (Der Regenmacher), The Master Mover (Ein Meister seines Fachs), The Master Wrecker (Der große Zerstörer) oder The Master Glasser (Glück und Glas (1959)).

Analyse[Bearbeiten]

Donalds Motive[Bearbeiten]

Das grundlegende Motiv in den „Meister seines Fachs“-Geschichten liegt in dem Zwiespalt zwischen Donalds gewohnter Faulheit und seinem Enthusiasmus, seinen Willen durchzusetzen und etwas zu schaffen.

Dass Donald sich gern weigert, einer unliebsamen Tätigkeit nachzugehen, die ihm von außen aufgezwungen wird, ist bereits in seinem ersten Auftritt in The Wise Little Hen aus dem Jahr 1934 angelegt. Darin täuscht er Bauchschmerzen vor, um sich vor der Arbeit zu drücken, die er laut Mrs. Hen eigentlich erledigen soll. Bekanntermaßen neigt Donald zum Müßiggang, widmet sich mit Ausdauer seinen Hobbys und braucht viel geruhsamen Schlaf. Allerdings braucht er hin und wieder Geld, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und seine Neffen Tick, Trick und Track zu versorgen. Wenn Donald arbeitet, dann zumeist widerwillig und nicht aus freien Stücken, sondern aufgrund bestimmter Aufträge von anderen Personen.

Was Donald antreibt, ist jedoch nicht immer die Aussicht auf vermeintlich schnell verdientes Geld, sondern auch sein ausgeprägter Ehrgeiz. In den „Meister seines Fachs“-Geschichten trifft regelmäßig beides zusammen. Entgegen seinem häufig zu beobachtenden Ziel, mit möglichst geringen Mitteln großen Absatz zu erlangen und seine Aufgaben zu erledigen, ist Donald in diesem Sub-Genre ungewöhnlich kreativ und aktiv zugleich. Er lernt sehr schnell und ist sehr wissbegierig, um ein Profi zu werden.

Donals als Abrissunternehmer in Der große Zerstörer (© Egmont Ehapa)

Während sein „Genie“ in den meisten anderen Geschichten belächelt wird und direkt in eine vorhersehbare Katastrophe mündet, sind die „Meister seines Fachs“-Geschichten dadurch gekennzeichnet, dass Donald Ruhm und Ehre zuteil werden und er ein gutes finanzielles Einkommen erzielt. Die Anerkennung basiert in diesen Fällen nicht auf Tricks oder Hochstapelei von Donald, sondern tatsächlich auf dessen Fähigkeiten. Es wird immer wieder deutlich, dass ihm sein großes Selbstvertrauen, seine Überzeugung und seine ausgeprägte Fantasie dabei helfen, zumindest kurzfristig erfolgreich zu sein. Oft kniet er sich mit großer Leidenschaft in teilweise obskure und bizarre Tätigkeiten hinein. In relativ kurzer Zeit entwickelt Donald sich zu einer (selbsternannten) Koryphäe auf einem Spezialgebiet. Die Erfolge sind Donald vor allem immer dann beschieden, wenn er sehr frei agieren kann und ihm keine Grenzen gesetzt werden. Dadurch hat Donald einen gewissen Hang zur Selbständigkeit entwickelt und eröffnet daher sehr oft ein eigenes Unternehmen.

Durch seine Erfolge werden schnell andere Personen auf Donalds Künste aufmerksam, bis Donald in aller Öffentlichkeit bekannt ist. Das steigert einerseits sein Ansehen, andererseits bestätigt der Ruhm ihn darin, sich immer wieder neu zu übertreffen. Stets versucht er, sich und sein Können unter Beweis zu stellen. Immer wieder sucht Donald nach noch größeren Herausforderungen und wendet enorme Ressourcen und Kraftanstrengungen auf, um sein Ziel zu erreichen. Hierdurch wird ein Spannungsfeld erzeugt, da nicht immer absehbar ist, ob Donalds Pläne funktionieren oder durch Missgeschicke oder andere äußere Einflüsse scheitern. Donald erklimmt Sisyphos gleich immer wieder den Gipfel höchster Könnerschaft, nur um durch unvorhergesehene Kleinigkeiten an den ewigen Pranger des Versagens gestellt zu werden. Regelmäßige Katastrophen sind an der Tagesordnung, weil Donald sein Handeln nicht vollends überblicken oder bis zu Ende durchdenken kann.

Nebenfiguren[Bearbeiten]

In den „Meister seines Fachs“-Geschichten treten regelmäßig Nebenfiguren auf, die das Handeln von Donald begleiten oder hierdurch beeinflusst werden.

Onkel Dagobert und Tick, Trick und Track sind dabei nicht ausschließlich Donalds Kontrahenten. Vor allem die Neffen nehmen häufig eine gegenteilige Rolle ein, indem sie als Donalds Helfer fungieren. Manchmal sind sie damit erfolgreich, manchmal machen sie die Dinge durch ihren Aktionismus oder mangelnder Kommunikation mit Donald aber nur noch schlimmer. In manchen Fällen agieren die Neffen nur passiv und bleiben die gesamte Geschichte über skeptisch. Ab und zu unterstützen die ihren Onkel Donald auch bei dessen Plänen und erledigen kleinere Hilfstätigkeiten, zum Beispiel das Buchen von Kundenterminen oder das Besorgen von Equipment. Häufig versuchen sie, Donald wertvolle Ratschläge zu erteilen, die dieser jedoch ausschlägt. Problematisch wird das Geschehen immer dann, wenn Tick, Trick und Track ihren Onkel zur Zurückhaltung zur zur Mäßig ermahnen, Donald die Warnungen allerdings in den Wind schlägt und ganz auf seine Fähigkeiten vertraut. Meist endet diese Selbstüberschätzung dann in einem Debakel.

In vielen Berufs-Geschichten versucht Donald, die Gunst seiner Freundin Daisy für sich zu gewinnen und seinen Ruf bei ihr aufzupolieren. Für Donald ist Daisy oft ein Ansporn, großes Prestige zu entwickeln und sich einen Namen in der ganzen Stadt zu machen. Dann gibt Donald sich gönnerhaft, teilweise auch arrogant und selbstverliebt wie sein Vetter Gustav Gans. Dieser taucht gelegentlich am Rande auf und ärgert sich grün vor Neid über die Erfolge seines Vetters. Auch im Berufsalltag trumpft Gustav Gans mit seinem ständigen Glück auf, das für ihn die eigentliche Arbeit erledigt, sodass dieser Kontrast einen starken Gegenpol zu Donald bietet, der aus innerem Antrieb heraus agiert und sich selbst zu helfen weiß.

Einteilung[Bearbeiten]

Die Meister seines Fachs Geschichten lassen sich Geoffrey Blum und Thomas Andrae zufolge in drei Kategorien einteilen, wobei sie jedoch betonen, dass die Grenzen zum Teil auch fließend sein können.[1] Es geht bei der Einteilung nicht unbedingt um einen richtigen Beruf, sondern über weite Strecken um Donalds Drang zur Selbstverwirklichung. Im Gegensatz zu den klassischen "Meister seines Fachs"-Geschichten, bei denen vom Anfang bis zum Klimax die Erfolge in ihrer Wertigkeit steigen, ist bei den Storys um Donalds „fixe Ideen“ oft schon von Beginn an Sand im Getriebe und es kommt fortwährend zu kleineren Pannen, die in einer großen Katastrophe münden.

Die Differenzierung wird dadurch vorgenommen, worin genau das „Fach“ – also der „Job“ – von Donald besteht und worin die Motivation zum Handeln besteht. Diese kann sich nach drei verschiedenen Gesichtspunkten richten:

Auftrag: Donald erhält am Anfang der Geschichte einen Auftrag, etwas vorzubereiten oder umzusetzen, nicht selten von Onkel Dagobert oder dem Bürgermeister. Donald versucht entweder, mit möglichst wenig Einsatz die Aufgabe so schnell wie möglich zu erledigen, oder aber geht mit großem Enthusiasmus an die Arbeit, wird übermütig und schlägt sämtliche gut gemeinten Ratschläge in den Wind.

Beruf: In diesen Fällen hat Donald meist schon zum Anfang einen neuen Beruf, in denen er ein (verborgenes) Talent ausüben darf und damit beachtliche Erfolge erzielt. Die Erfolge sind nicht nur finanzieller Natur, sondern vor allem schmeicheln sie Donalds Ego, der sich in Ruhm und Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sonnt. Hierunter fallen auch die klassischen "Meister seines Fachs"-Geschichten – damit ist gemeint, dass Donald seinen Beruf am Anfang noch perfekt beherrscht, er schließlich aber doch unter irgendwelchen Umständen daran scheitert.

Fixe Idee: Manchmal hat Donald aber auch selbst eine pfiffige Idee und möchte auf eigene Faust in einem bestimmten Bereich einen Erfolg erzielen, zum Beispiel ein Duell bzw. einen Wettkampf gewinnen.

Wie bereits dargelegt, besteht keine feste Grenze zwischen den Duell- und den Job-Geschichten. Zwar lassen sich erstaunlich viele Geschichten einem der beiden Typen zuordnen, trotzdem gibt es einige Zehnseiter, die sich dieser starren Einteilung entziehen.

Aufbau[Bearbeiten]

Im Gutenberghus-Leitfaden zu den Disney-Charakteren, der 1978 entstand, wird als eine Möglichkeit zu Donalds Berufen geschrieben:

„Als Arbeitgeber eines Unternehmens, der als eine Art Experte agiert. Erledigt seine Aufgaben sehr zufriedenstellend, bis ihm die alles entscheidende Aufgabe übertragen wird, bei der er katastrophal versagt.“[2]

Dieses Versagen entsteht meist durch Selbstüberschätzung, kann aber auch für ein Missgeschick oder Aufregung stehen.

Im Comic „Unmögliche Umzüge“[3] beschreibt Donald das Dilemma wie folgt: „Es ist ja nett, ein Meister seines Fachs zu sein. Doch hat die Ente erst mal Erfolg, so bedrängt sie bald die Langeweile. Was ich brauche, ist eine Herausforderung. Etwas besonders Aufregendes und ganz Neues.“

In „Es auf Barks' Art und Weise tun“ erklärt Freddy Milton das Konzept am Beispiel des Comics „Eine saubere Sache“, den er zusammen mit Daan Jippes kreierte (Text und Comic wurden in Hall of Fame 15 abgedruckt.) Im Mittelpunkt der Geschichte stehe ein selbstbewusster Donald, der sein Können als Kunst betrachtet. Zu Beginn der Geschichte stünde eine Szene, in der er auch sein Können beweisen kann, doch seine Arroganz verhindert, dass er Aufträge annimmt, die er als seiner nicht würdig betrachtet. Die Drillinge, wenn sie denn auftreten, dienen als griechischer Chor, welcher die Handlung kommentiert, aber nicht nennenswert eingreift. Die Katastrophe, auf die es hinausläuft, versucht Donald oft im letzten Panel zu entkommen, indem er der Stadt entflieht.[4]

Entwicklung bei Carl Barks[Bearbeiten]

Carl Barks hatte, bevor er 1935 im Alter von 34 Jahren bei den Disney Studios anfing, bereits zahlreiche Berufe ausgeübt und verschiedene Arbeiten verrichtet. Er verdingte sich bei harter körperlicher Arbeit in der Landwirtschaft, arbeitete in einer Druckerei, war für die Eisenbahn tätig und arbeitete in einem Reparaturwerk.

Die Entwicklung von Zehnseitern, in denen sich ein Gag entwickeln und entfalten konnte, bot Carl Barks schon in der Anfangszeit die Möglichkeit, vielfältigere Themen in den Handlungen unterzubringen. Donald war nun nicht immer nur der ewige Verlierer und Opfer der Umwelt, sondern teilweise auch seiner Selbst wegen zum Scheitern verurteilt, nachdem er kurzzeitig vermeintliche Erfolge erzielen konnte. Ab 1946 machte Barks nicht nur verstärkt Gebrauch von Daisy, sondern griff nun auch regelmäßig das erzählerisch reizvolle Motiv von Donalds Missgeschicken in diversen Jobs auf. Vor allem in den 1950er Jahren zeigte Barks immer wieder faszinierende Facetten aus Donalds Berufsleben. Donalds nie versiegender, aber dennoch ohnmächtiger Zorn auf die Verhältnisse wurde in den Comics zur Triebfeder bei Carl Barks. "Sein wichtigster Wesenszug ist der unwiderstehliche Drang, sich auf Risiken einzulassen, sein Leben aufs Spiel zu setzen und keinen Rückzieher zu machen", analysiert der Barks-Forscher Michael Ault Donalds Charakter.

Eine frühe Geschichte um Donalds Berufssorgen ist „Seemannslos“ von 1944: Frustriert von drei Kündigungen kauft Donald einen alten Frachtkahn und steigt in den internationalen Seehandel ein. Zunächst hat er 200 Schachteln Veilchenseife und 50 Säcke Bohnen an Bord, doch Donald überschätzt einerseits die Seetüchtigkeit seines Kutters und andererseits die Wasserfestigkeit seiner Handelswaren.

Die erste „Meister seines Fachs“-Geschichte kann 1953 „Der Regenmacher“ aus dem Jahr 1953 herangezogen werden. Darin liefert Donald mit seinem Flugzeug und einigen technischen Tricks die punktgenaue Dosierung Niederschlag für seine Kunden, bis sein Übermut in einem Fiasko mündet.

Donals als Meisterfriseur in Donald, der Haarkünstler (© Egmont Ehapa)

Beispiele (Auswahl)[Bearbeiten]

Comics von Carl Barks (Auswahl)[Bearbeiten]

Comics von anderen Künstlern[Bearbeiten]

Comics aus Italien[Bearbeiten]

Kompilationen[Bearbeiten]

Im Jahr 1988 brachte der Gladstone Verlag den Einzeltitel Walt Disney's Donald Duck: The Brittle Mastery of Donald Duck heraus, der die vier Geschichten Der Regenmacher, Ein Meister seines Fachs, Glück und Glas (1959) und Donald der Haarkünstler enthält.

Mit dem Sammelband Donald Duck – Sein Leben, seine Pleiten erschien im Jahr 2016 in der Egmont Comic Collection eine Publikation, die sich ausschließlich um Donalds Berufe und die damit verbundenen Sorgen geht. In vielen Geschichten ist Donald auch als „Meister seines Fachs“ unterwegs oder probiert sich in verschiedensten Berufen aus.

Auch die LTB Enten-Edition 18, LTB Enten-Edition 78 und das LTB Spezial 70 (Nachdruck als Enthologien 44) sind auf Donalds bewegten Berufsalltag fokussiert.

Die französische Mini-Serie Donald in 1001 Jobs, später Donalds irre Jobs (orig. Les petits boulots de Donald) war eine Onepager-Comicserie mit Donald Duck in der Hauptrolle, der sich in verschiedenen Berufen ausprobiert. Die Zeichnungen stammen von Santiago Barreira und dem Comicup-Studio, die Storys schrieben Gérard Cousseau („Gégé“) und Jean-Loïc Belhomme („Belom“). Auf Deutsch erschien die Serie im Micky-Maus-Magazin, und zwar zum großen Teil auf der Heftrückseite zwischen den Jahren 2002 und 2003.

Einzelnachweis[Bearbeiten]

  1. Geoffrey Blum, Thomas Andrae: „Held der Arbeit – Teil 2: Ein Meister seines Fachs“. Hintergrundtext aus Barks Library Nr. 37
  2. „As the employer of a business, acting as some kind of an expert. Carries out jobs most satisfactorily until the all important task is given him which he fails catastrophically.“
    Joakim Gunnarsson (25.07.2015). „Disney Magazines: The main characters and their background“. sekvenskonst.blogspot.com
  3. „Unmögliche Umzüge“, MMM 4/2024
  4. Freddy Milton. „Doing It the Barks Way“. freddymilton.dk