Micky Maus auf Wanderschaft

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Micky Maus auf Wanderschaft. (© Disney)

Micky Maus auf Wanderschaft ist ein Hörspiel vom Plattenlabel Odeon. Es erschien 1930 zusammen mit drei weiteren Micky-Hörspielen, alle gesprochen von Kurt Mühlhardt, begleitet von einem Tierstimmen-Animator und einem Tanzorchester.[1] Obwohl die Platten als Hörspiele vermarktet wurden, handelt es sich eher um Scherz-Gedichte, die mit Soundeffekten und musikalisch untermalt wurden.

In „Micky Maus auf Wanderschaft“ wird Micky Maus bei einem Spaziergang vom Hund Karo attackiert und reist nach ärztlicher Behandlung wieder heim.

Text[Bearbeiten]

Micky Maus auf Wanderschaft
kann marschieren fabelhaft!
Micky Maus pfeift sich ein Liedel,
spielt dazu auf ihrer Fiedel.
Mickychen ist sehr verwegen,
tanzt bei Donner, Blitz und Regen.
Micky putzt ihr nasses Fell,
da kommt Karo mit lautem Gebell!
Micky Maus rennt!
Karo entbrennt.
Bergaus, bergab
im lustigen Trab!
Micky muss laufen,
hört Karo schnaufen.
Oh Schreck!
Ein Hinterbein ist weg!
Micky Mäuschen weint ganz zart
und hinkt zum Dr. Eisenbarth.
Der Doktor kuriert schnell ein quiekendes Schweinchen,
dann schraubt er an Micky ein ganz neues Beinchen.
Micky läuft weiter mit frohem Mute,
da hört sie was kommen mit lautem Getute!
Eisenbahn pufft
und Micky holt Luft:
„Zurückbleiben! Abfahrt!“
Micky fährt los durch Täler und Höhen:
„In der Heimat, in der Heimat!“

Hintergrund[Bearbeiten]

1930 erschienen vier Micky-Hörspiele mit Kurt Mühlhardt bei Odeon:

Die Hörspiele stammen aus der Zeit der 1930er, in denen es Walt Disney Productions noch anderen Musikverlegern ermöglichte, Lieder mit Micky Maus zu verfassen und zu veröffentlichen.[2] Die vier Micky-Hörspiele begannen als „Spiele“ bzw. „Sendespiele“ fürs Radio, wurden aber wegen ihrer Beliebtheit auf Schellack-Schallplatte veröffentlicht.[3]

Bemerkenswert ist das Tempo, mit dem die Hörspiele und Platten produziert werden mussten: Alle vier Schallplatten erschienen im selben Jahr, in dem Micky-Cartoons das erste Mal in Deutschland gezeigt wurden.[4] Die Hörspiele wurden auch im Vorprogramm zu Kinofilmen (Lustspielen) abgespielt.[5]

Bei dem Hund Karo, welcher Micky jagt und ein Bein abbeißt, handelt es sich wahrscheinlich um eine damals neu erfundene Figur.

Bei Doktor Eisenbarth handelt es sich um den Arzt Johann Andreas Eisenbarth (1663-1727)[6], der neben seinen für seine Zeit beeindruckenden chirurgischen Eingriffe heute am meisten für das Scherzlied „Ich bin der Doktor Eisenbart“[7] bekannt ist.

Die Schallplatten zu den vier Hörspielen sind inzwischen sehr selten und haben deswegen einen Mindestwert von 100 Euro.[8]

„In der Heimat, in der Heimat!“[Bearbeiten]

Die letzten beiden Verse bilden einen Vexierreim mit einem weggelassenen Reimwort.[9] Durch Musik und Gesang wird ein Liedtitel angedeutet, aber nicht komplett genannt. Mit diesem würden die sich nun reimenden Verse wie folgt lauten:

Micky fährt los durch Täler und Höhen:
„In der Heimat, in der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehn!“

Das Soldatenlied „In der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehen“ stammt von Wilhelm Lindemann und wurde in der heute bekannten Fassung 1909 kreiert.[10]:

„Die Vöglein im Walde,
die singen ja so wunderschön,
in der Heimat, in der Heimat,
da gibt’s ein Wiedersehn!“[11]

Zur Veröffentlichung des Hörspiels wird das Lied noch durch das Stummfilmlustspiel „In der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehn!“ (1926)[12] in Erinnerung geblieben sein. Durch den Einsatz militärischer Sprache zu Beginn („Micky Maus auf Wanderschaft kann marschieren fabelhaft!“) und dem Soldatenlied am Ende wird eine Epanadiplose gebildet.[13]

Weblink[Bearbeiten]


Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. „Plattenarchiv Josef Kaiser: Komiker, Kabarett, Kleinkunst“. plattenarchiv.com
  2. Kelly McCubbin (22.05.2023). „Disney A to G(#) — Part Three: Mister Mouse Escapes the Studio!“. boardwalktimes.net
  3. HP. Göldner (11.06.2021). „Hörspiele auf Schellack ...“, hoerspieltalk.de
  4. „ALS MICKEY MOUSE NACH DEUTSCHLAND KAM“. hdg.de
  5. Siehe eine Anzeige im „Lübecker Volksbote“, Ausgabe 281 vom 02.12.1930. Digitale Kopie auf der Website der Friedrich-Ebert-Stiftung: library.fes.de
  6. „Johann Andreas Eisenbarth“. wikipedia.org
  7. „Ich bin der Doktor Eisenbart“. wikipedia.org
  8. „Zu Micky Maus im Lunapark fand ich leider keine Eintragung, nehme jedoch an, daß diese Schellack im gleichen Zeitraum entstand. Es handelt sich bei Beiden um sehr seltene Schallplatten und ich denke, daß man pro Schellack einen Mindestwert von etwa Euro 100,- ansetzen sollte.“
    Austroparts (18.07.2013). „Sehr alte Micky Maus - Platten“. kunst-und-troedel.info
  9. „Reim“. wikipedia.org
  10. „In der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehen“. deutsche-lieder-online.de
  11. „Nun geht´s ans Abschiednehmen (in der Heimat gibt´s ein Wiedersehn)“. volksliederarchiv.de
  12. „In der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehn!“. wikipedia.org
  13. „Epanadiplose“. wikipedia.org