Bearbeiten von „Zensur“

Zur Navigation springen Zur Suche springen

Du bearbeitest unangemeldet. Statt eines Benutzernamens wird deine IP-Adresse in der Versionsgeschichte aufgezeichnet.

Die Bearbeitung kann rückgängig gemacht werden. Bitte prüfe den Vergleich unten, um sicherzustellen, dass du dies tun möchtest, und veröffentliche dann unten deine Änderungen, um die Bearbeitung rückgängig zu machen.

Aktuelle Version Dein Text
Zeile 10: Zeile 10:
Die Kritik an Comics erreichte mehr Breitenwirkung mit Fredric Werthams Buch ''Seduction of the Innocent'' (1954). Der Psychologe Wertham hatte sich bereits zuvor kritisch gegenüber Zeitungsberichten über Gerichtsprozesse und Kriminalität geäußert, denen er zuschrieb, verstörend auf die Leserschaft zu wirken. Er hatte bereits vor 1954 versucht, Verbote für den Verkauf von Comics zu erwirken. ''Seduction of the Innocent'' war damit weniger eine wissenschaftliche Publikation, als vielmehr ein Versuch, Stimmung zu machen. Dementsprechend illustrierte er sein Buch mit reißerischen Zeichnungen aus Superheldencomics, denen er pauschal Darstellung von Gewalt und Sexualität vorwarf.<ref>Amy Kiste Nyberg (1998): Seal of Approval. The History of the Comics Code. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 93f.</ref> Die große Öffentlichkeit, die Wertham mit seinem Buch erlangte, führten zu einem Einbruch der Verkaufszahlen von Comics und machten es für die Comicverlage notwendig, ein Regulativ zu erarbeiten, um den Inhalt der Comics zu zensurieren. Im Oktober 1954 wurde der ''Comics Code'' veröffentlicht, über den eine neu gegründete ''Comics Code Authority'' wachte. Der Code verbot Darstellungen von großer Gewalt, von Horror, Sexualität oder Nacktheit und verfügte, dass Kriminelle stets bestraft werden müssten.<ref>Comics Magazine Association of America (1954): Comics Code.</ref> Bis in die 1980er-Jahre durften in den USA nur noch Comics veröffentlicht werden, die von der Comics Code Authority genehmigt worden waren.
Die Kritik an Comics erreichte mehr Breitenwirkung mit Fredric Werthams Buch ''Seduction of the Innocent'' (1954). Der Psychologe Wertham hatte sich bereits zuvor kritisch gegenüber Zeitungsberichten über Gerichtsprozesse und Kriminalität geäußert, denen er zuschrieb, verstörend auf die Leserschaft zu wirken. Er hatte bereits vor 1954 versucht, Verbote für den Verkauf von Comics zu erwirken. ''Seduction of the Innocent'' war damit weniger eine wissenschaftliche Publikation, als vielmehr ein Versuch, Stimmung zu machen. Dementsprechend illustrierte er sein Buch mit reißerischen Zeichnungen aus Superheldencomics, denen er pauschal Darstellung von Gewalt und Sexualität vorwarf.<ref>Amy Kiste Nyberg (1998): Seal of Approval. The History of the Comics Code. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 93f.</ref> Die große Öffentlichkeit, die Wertham mit seinem Buch erlangte, führten zu einem Einbruch der Verkaufszahlen von Comics und machten es für die Comicverlage notwendig, ein Regulativ zu erarbeiten, um den Inhalt der Comics zu zensurieren. Im Oktober 1954 wurde der ''Comics Code'' veröffentlicht, über den eine neu gegründete ''Comics Code Authority'' wachte. Der Code verbot Darstellungen von großer Gewalt, von Horror, Sexualität oder Nacktheit und verfügte, dass Kriminelle stets bestraft werden müssten.<ref>Comics Magazine Association of America (1954): Comics Code.</ref> Bis in die 1980er-Jahre durften in den USA nur noch Comics veröffentlicht werden, die von der Comics Code Authority genehmigt worden waren.
[[Datei:Gefährliches Spiel-2.jpg|mini|links|Zog viel Unmut auf sich und führte zur Verschärfung der Zensur: verführerische Frauen in ''[[Gefährliches Spiel]]'' (© Egmont Ehapa)]]
[[Datei:Gefährliches Spiel-2.jpg|mini|links|Zog viel Unmut auf sich und führte zur Verschärfung der Zensur: verführerische Frauen in ''[[Gefährliches Spiel]]'' (© Egmont Ehapa)]]
Der [[Western Publishing|Western-Verlag]], der die Disney-Comics verlegte, war offiziell nicht an den Code gebunden, da die verlegten „funny animals“-Comics ohnehin nicht zu Gewaltdarstellungen neigten.<ref>Amy Kiste Nyberg (1998): Seal of Approval. The History of the Comics Code. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 119.</ref> Dennoch, und um sich vor potentiellen Angriffen zu schützen, erstellte der Verlag im April 1954 eine Liste mit unzulässigen Themen (''Hints on Writing for Dell Comics''). Die Liste ging sogar weiter als der Code und untersagte die Darstellung von „Minderheiten, Politik, Religion, Arbeit, Suizid, [[Tod]], Einschränkungen (wie Blindheit), Folter, Entführungen, Erpressungen, Schlangen, Sex, Liebe, weibliche Bösewichte, Rechtsverdreher und Übergewichtige, die nicht Weiße sind“.<ref name="Andrae 233">[[Thomas Andrae]] (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 233.</ref>
Der [[Western]]-Verlag, der die Disney-Comics verlegte, war offiziell nicht an den Code gebunden, da die verlegten „funny animals“-Comics ohnehin nicht zu Gewaltdarstellungen neigten.<ref>Amy Kiste Nyberg (1998): Seal of Approval. The History of the Comics Code. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 119.</ref> Dennoch, und um sich vor potentiellen Angriffen zu schützen, erstellte der Verlag im April 1954 eine Liste mit unzulässigen Themen (''Hints on Writing for Dell Comics''). Die Liste ging sogar weiter als der Code und untersagte die Darstellung von „Minderheiten, Politik, Religion, Arbeit, Suizid, [[Tod]], Einschränkungen (wie Blindheit), Folter, Entführungen, Erpressungen, Schlangen, Sex, Liebe, weibliche Bösewichte, Rechtsverdreher und Übergewichtige, die nicht Weiße sind“.<ref name="Andrae 233">[[Thomas Andrae]] (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 233.</ref>


Basierend auf dieser Liste begann Western, immer stärker die künstlerischen und thematischen Gestaltungsfreiheiten seiner [[Comicautor]]en und [[Comiczeichner|-zeichner]] einzuschränken. In besonders großem Maße betraf dies die Arbeit von [[Carl Barks]]. Barks war bereits in den 1940ern und Anfang der 50er öfters mit dem Verlag aneinandergeraten und hatte einige seiner Geschichten umzeichnen müssen, aus anderen wurden Teile gestrichen und ein paar Geschichten wurden komplett zensiert. Zensur wurde etwa an den Geschichten ''[[Der Feuerteufel]]'', ''[[Helden und Haie]]'', ''[[Eine stille Nacht]]'' oder ''[[Wiedersehn mit Klondike]]'' geübt. Dennoch hatte Barks lange Zeit verhältnismäßig freie Hand und brach auch in den veröffentlichten Geschichten eine Menge der Tabus, die Western auf seine Liste setzte. Barks beschäftigte sich mit Krieg und Zerstörung, mit dem [[Tod]], der Politik, stellte verführerische weibliche Bösewichte dar sowie krumme Anwälte. Besonders eklatant im Bruch von Tabus war ''[[Gefährliches Spiel]]'', das dennoch unzensiert veröffentlicht werden konnte. Dennoch nimmt Thomas Andrae an, dass ''Hints on Writing for Dell Comics'' von den zahllosen Tabubrüchen bei Barks inspiriert war.<ref name="Andrae 233"/> Da der Verlag auch einiges an negativer Post bekam, die sich an der einen oder anderen Barks-Geschichte entzündete, war Western bemüht, mögliche problematische Themen im Vorfeld auszusieben, bevor die Verkaufszahlen darunter zu leiden hatten (was sie aber trotzdem taten).<ref>Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 231f., 235.</ref>
Basierend auf dieser Liste begann Western, immer stärker die künstlerischen und thematischen Gestaltungsfreiheiten seiner [[Comicautor]]en und [[Comiczeichner|-zeichner]] einzuschränken. In besonders großem Maße betraf dies die Arbeit von [[Carl Barks]]. Barks war bereits in den 1940ern und Anfang der 50er öfters mit dem Verlag aneinandergeraten und hatte einige seiner Geschichten umzeichnen müssen, aus anderen wurden Teile gestrichen und ein paar Geschichten wurden komplett zensiert. Zensur wurde etwa an den Geschichten ''[[Der Feuerteufel]]'', ''[[Helden und Haie]]'', ''[[Eine stille Nacht]]'' oder ''[[Wiedersehn mit Klondike]]'' geübt. Dennoch hatte Barks lange Zeit verhältnismäßig freie Hand und brach auch in den veröffentlichten Geschichten eine Menge der Tabus, die Western auf seine Liste setzte. Barks beschäftigte sich mit Krieg und Zerstörung, mit dem [[Tod]], der Politik, stellte verführerische weibliche Bösewichte dar sowie krumme Anwälte. Besonders eklatant im Bruch von Tabus war ''[[Gefährliches Spiel]]'', das dennoch unzensiert veröffentlicht werden konnte. Dennoch nimmt Thomas Andrae an, dass ''Hints on Writing for Dell Comics'' von den zahllosen Tabubrüchen bei Barks inspiriert war.<ref name="Andrae 233"/> Da der Verlag auch einiges an negativer Post bekam, die sich an der einen oder anderen Barks-Geschichte entzündete, war Western bemüht, mögliche problematische Themen im Vorfeld auszusieben, bevor die Verkaufszahlen darunter zu leiden hatten (was sie aber trotzdem taten).<ref>Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 231f., 235.</ref>

Bitte beachte, dass alle Beiträge zu Duckipedia von anderen Mitwirkenden bearbeitet, geändert oder gelöscht werden können. Reiche hier keine Texte ein, falls du nicht willst, dass diese ohne Einschränkung geändert werden können.

Du bestätigst hiermit auch, dass du diese Texte selbst geschrieben hast oder diese von einer gemeinfreien Quelle kopiert hast (weitere Einzelheiten unter Duckipedia:Urheberrechte). ÜBERTRAGE OHNE GENEHMIGUNG KEINE URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZTEN INHALTE!

Abbrechen Bearbeitungshilfe (öffnet in neuem Fenster)

Sonderzeichen: Ä ä Ö ö ß Ü ü | „“ ‚‘ | · × ² ³ ½ # * © | &nbsp; [[]] | {{}} ~~~~

Die folgende Vorlage wird auf dieser Seite verwendet: