Zensur
Der Begriff der Zensur bezeichnet einen Versuch, die in verschiedenen Medien transportierten Informationen zu beschränken. Dafür können politische Motive ausschlaggebend sein, aber auch moralische Prinzipien, die bestimmte Themen für bestimmte Alters- oder Bevölkerungsgruppen, oder auch für die Bevölkerung im Allgemeinen, als nicht angemessen erscheinen lassen. Dieser Artikel behandelt Zensur im Disney-Comic und -Film sowie in Videospielen mit Disney-Bezug.
Zensur im Comic[Bearbeiten]
USA[Bearbeiten]
Ende der 1940er und Anfang der 1950er-Jahre veränderte sich das grundlegende gesellschaftliche Klima in den USA, denn die Furcht vor möglichen kommunistischen Agenten griff um sich. Senator Joseph McCarthy behauptete, eine Liste von Namen von KGB-Agenten zu besitzen. Im „Komitee für unamerikanische Umtriebe“ wurden zahlreiche Intellektuelle und Künstler, darunter diverse Filmschaffende, vorgeladen und sie mit angeblichen Spionagebeweisen konfrontiert. In der gleichen Zeit nahmen Attacken auf die Comicbranche zu.
Vielen Comics wurde vorgeworfen, die „richtige“ Erziehung der Kinder zu gefährden, indem verstörende Bilder wie Gewaltszenen, Sexualität oder Drogen gezeigt würden. Gleichzeitig sahen wachsende Teile der amerikanischen Öffentlichkeit Comics als potentiell subversiv – in der McCarthy-Ära ohnehin höchst problematisch. Besonders kirchliche Gruppierungen erstellten ab 1947 Listen unerwünschter Inhalte in Comics, die in den USA zirkulierten.[1] Weiterreichende Maßnahmen, die einige kirchliche Schulen ergriffen, waren Verbrennungen von Büchern und Comics ab 1948, die allerdings weitgehend kritisch gesehen wurden.[2]
Die Kritik an Comics erreichte mehr Breitenwirkung mit Fredric Werthams Buch Seduction of the Innocent (1954). Der Psychologe Wertham hatte sich bereits zuvor kritisch gegenüber Zeitungsberichten über Gerichtsprozesse und Kriminalität geäußert, denen er zuschrieb, verstörend auf die Leserschaft zu wirken. Er hatte bereits vor 1954 versucht, Verbote für den Verkauf von Comics zu erwirken. Seduction of the Innocent war damit weniger eine wissenschaftliche Publikation, als vielmehr ein Versuch, Stimmung zu machen. Dementsprechend illustrierte er sein Buch mit reißerischen Zeichnungen aus Superheldencomics, denen er pauschal Darstellung von Gewalt und Sexualität vorwarf.[3] Die große Öffentlichkeit, die Wertham mit seinem Buch erlangte, führten zu einem Einbruch der Verkaufszahlen von Comics und machten es für die Comicverlage notwendig, ein Regulativ zu erarbeiten, um den Inhalt der Comics zu zensurieren. Im Oktober 1954 wurde der Comics Code veröffentlicht, über den eine neu gegründete Comics Code Authority wachte. Der Code verbot Darstellungen von großer Gewalt, von Horror, Sexualität oder Nacktheit und verfügte, dass Kriminelle stets bestraft werden müssten.[4] Bis in die 1980er-Jahre durften in den USA nur noch Comics veröffentlicht werden, die von der Comics Code Authority genehmigt worden waren.
Der Western-Verlag, der die Disney-Comics verlegte, war offiziell nicht an den Code gebunden, da die verlegten „funny animals“-Comics ohnehin nicht zu Gewaltdarstellungen neigten.[5] Dennoch, und um sich vor potentiellen Angriffen zu schützen, erstellte der Verlag im April 1954 eine Liste mit unzulässigen Themen (Hints on Writing for Dell Comics). Die Liste ging sogar weiter als der Code und untersagte die Darstellung von „Minderheiten, Politik, Religion, Arbeit, Suizid, Tod, Einschränkungen (wie Blindheit), Folter, Entführungen, Erpressungen, Schlangen, Sex, Liebe, weibliche Bösewichte, Rechtsverdreher und Übergewichtige, die nicht Weiße sind“.[6]
Basierend auf dieser Liste begann Western, immer stärker die künstlerischen und thematischen Gestaltungsfreiheiten seiner Comicautoren und -zeichner einzuschränken. In besonders großem Maße betraf dies die Arbeit von Carl Barks. Barks war bereits in den 1940ern und Anfang der 50er öfters mit dem Verlag aneinandergeraten und hatte einige seiner Geschichten umzeichnen müssen, aus anderen wurden Teile gestrichen und ein paar Geschichten wurden komplett zensiert. Zensur wurde etwa an den Geschichten Der Feuerteufel, Helden und Haie, Eine stille Nacht oder Wiedersehn mit Klondike geübt. Dennoch hatte Barks lange Zeit verhältnismäßig freie Hand und brach auch in den veröffentlichten Geschichten eine Menge der Tabus, die Western auf seine Liste setzte. Barks beschäftigte sich mit Krieg und Zerstörung, mit dem Tod, der Politik, stellte verführerische weibliche Bösewichte dar sowie krumme Anwälte. Besonders eklatant im Bruch von Tabus war Gefährliches Spiel, das dennoch unzensiert veröffentlicht werden konnte. Dennoch nimmt Thomas Andrae an, dass Hints on Writing for Dell Comics von den zahllosen Tabubrüchen bei Barks inspiriert war.[6] Da der Verlag auch einiges an negativer Post bekam, die sich an der einen oder anderen Barks-Geschichte entzündete, war Western bemüht, mögliche problematische Themen im Vorfeld auszusieben, bevor die Verkaufszahlen darunter zu leiden hatten (was sie aber trotzdem taten).[7]
Barks selbst passte bereits im Vorfeld Geschichten darauf an, ob sie dem Verlag zusagen würden, was sich, nebst seiner zunehmenden Desillusionierung, negativ auf die Qualität der Geschichten der späten 50er- und 60er-Jahre auswirkte. Der Verlag zwang Barks auch zu immer stärkeren Kürzungen, um mehr Werbeeinschaltungen zu ermöglichen.[8] Mehrmals wurden wesentliche Elemente von Geschichten – sehr zum Ärger des Künstlers – herausgestrichen, um Werbung zu platzieren, besonders eklatant in der Geschichte Der magische Hammer von Walhalla. Barks verzichtete daher auf Splash-Panels oder andere gestalterische Möglichkeiten, welche seine Geschichten interessanter gemacht hätten. Aber auch anderweitig griff Western in seine gestalterischen Möglichkeiten ein: Da die US Post für Comicmagazine billigere Tarife verrechnete, wenn auch Geschichten mit anderen Titelfiguren als der Figur des Hefts abgedruckt wurden, zwang Western Barks, für jedes Uncle Scrooge-Heft auch eine kurze Daniel-Düsentrieb-Geschichte zu schreiben, die keinen der Charaktere der vorangehenden langen Dagobert-Geschichte beinhalten durfte. Zwei Geschichten redigierte Western deshalb und strich die Ducks heraus. Eine weitere Regelung der Post verursachte Textgeschichten in den Heftreihen, damit diese den Vorschriften von Magazinen gerecht wurden.[9] Durch diese Regelungen reduzierte sich auch die Gesamtlänge der Seiten, die Barks für seine langen Geschichten zur Verfügung standen; längere Erzählungen konnten so nicht mehr aufrechterhalten werden.
Von diesen Fällen der Zensur müssen allerdings jene Geschichten unterschieden werden, in denen Barks selbst einige Panels herausstrich oder umänderte, bspw. die Geschichten Die Kohldampfinsel, Der güldene Wasserfall oder Die Macht des Geldes.[10]
Europa[Bearbeiten]
Auch in Europa schritten Comicverlage immer wieder zu Zensurmaßnahmen, wenngleich nicht in dem Ausmaß wie Western in den USA. Wiederum betraf es auch Barks-Comics. Die Geschichte Der letzte Moribundus etwa wurde von Daan Jippes neu getuscht und einige der rassistischen Stereotype wurden bei der Überarbeitung entfernt, sodass die schwarzen Eingeborenen keine spitzen Zähne und vollen Lippen mehr hatten. In Wudu-Hudu-Zauber wurde auch Bombie etwas verändert und seine leeren Augenhöhlen mit Pupillen gefüllt.
Etliche italienische Geschichten der 1950er und 60er wurden stellenweise bei späteren Abdrucken zensiert. Ein bekanntes Beispiel ist die Geschichte Daniel Düsentrieb als Eulenspiegel, bzw. Der Eulenspiegel geht um in LTB 7 von Carlo Chendi und Guido Scala. Im Original legt der zum Scherzbold mutierte Daniel Düsentrieb Donald herein, indem er ihn in eine Steckdose greifen lässt. Diese Sequenz wurde später von Giuseppe Perego verharmlost, der Donald lediglich ein stundenlanges Telefonat führen lässt. In anderen Geschichten wurden Waffen retuschiert.
Andere potentielle Probleme und Tabus entschärfte die Übersetzung: In der Geschichte Das kostbare Korallenkänguruh (LTB 29) lässt Romano Scarpa Micky Maus kurze Zeit als Verkoster einer Brauerei arbeiten, worauf er sich einen Rausch antrinkt. Die deutsche Übersetzung änderte dies zu alkoholfreier Limonade, beließ allerdings Mickys Rauschzustand.
Auch heute noch werden manche Geschichten wegen ihrer Thematik nicht mehr abgedruckt. Dies betrifft z. B. die Geschichten En laddad affär oder Ho sposato una strega. Andere gestalterische Elemente, die in früheren Comics noch verwendet werden konnten, sind heute tabu. So werden etwa Inspektor Issel und Kater Karlo nicht mehr mit Zigarre im Mund dargestellt. Die Verlage zensieren aber keine älteren Geschichten, bei denen die Zigarre noch als Issels Markenzeichen dient. Indirekte Formen der Zensur, bei denen der Verlag vorab in den kreativen Prozess des Zeichners eingreift und ihm gewisse Beschränkungen auferlegt, werden also auch heute noch angewandt. Laut Don Rosa verbot etwa Egmont einige Zeit lang, die Figur Primus von Quack in Eigenproduktionen einzusetzen.[11] Auch andere Figuren sind mehr oder weniger tabu. Della Duck etwa wird nur äußerst selten verwendet, da sonst nicht erklärt werden kann, warum Tick, Trick und Track bei Donald und nicht bei ihrer Mutter leben. Bei DuckTales zum Beispiel kommt sie allerdings regelmäßig vor. Auch Dortel Duck soll bei in der Gegenwart spielenden Geschichten für Egmont nicht lebend gezeigt werden.[12]
Ein anderes kritisches Thema ist der Tod. Grundsätzlich darf keine sterbende Figur gezeigt werden. So musste Don Rosa für seine Reihe Sein Leben, seine Milliarden besondere Mittel anwenden, um den Tod von Dietbert Duck und Dankrade Duck, Dagoberts Eltern, erwähnen zu dürfen.[13] Grundsätzlich sollten ernste Themen nicht einmal erwähnt werden, hier gibt es allerdings hin und wieder Ausnahmen.
Mit Aufkommen der „Political Correctness“ erreicht die Zensur vor allem alter Comics eine neue Dimension. So werden in neuen Abdrucken alter Klassiker wie beispielsweise der Geschichten von Carl Barks in der Reihe Lustiges Taschenbuch Classic Edition die Textfassungen trotz Beteuerungen, den Text originalgetreu anzudrucken, zunehmend überarbeitet und entschärft. Ein Beispiel ist der 12. Band der Reihe, in dem laut Der Standard 109 Textstellen überarbeitet wurden.[14] Besonders betroffen sind Geschichten wie Im Lande der Zwergindianer, in denen kritische Themen wie Ureinwohner oder körperliche Eigenschaften (Fettleibigkeit oder Kleinwüchsigkeit) behandelt werden, im eben genannten Beispiel etwa wurden alle Begriffe mit dem Wort „Indianer“ entfernt.
Liste von Zensurmaßnahmen in den Comics von Carl Barks[Bearbeiten]
Comic | Zensurmaßnahme | Bild unzensiert | Bild zensiert |
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Helden und Haie | Die Brüste der Frau wurden von Barks selbst auf Druck des Verlages retuschiert.[15] | ||
Der Feuerteufel | Das von Barks gezeichnete Ende wurde vom Verlag zensiert und ein neues Ende von Dan Noonan gezeichnet. Im zensierten Ende wacht Donald nun auf und hatte offensichtlich einen Albtraum. Barks hatte ihn hinter Gittern gezeigt. | ||
Der schönste Finderlohn | Auf der letzten Seite sind die Heiligenscheine entfernt worden. Es handelt sich dabei um eine Restauration, laut Barks hat sein Redakteur die Heiligenscheine eingefügt. | ||
Eine stille Nacht | Die gesamte Geschichte wurde zensiert, weil Western sie zu gewalttätig für eine Weihnachtsgeschichte fand. | Geschichte wurde lange nicht veröffentlicht | |
Donald Ducks kosmische Bombe | Die gesamte Geschichte wurde von Daan Jippes nachgezeichnet, im letzten Bild wurde eine Registrierkasse zu einem Stapel Haarwuchsmittel umgezeichnet. In der zensierten Version verschenkt Donald das Haarwuchsmittel, anstatt es zu verkaufen. | ||
Der letzte Moribundus | Bei späteren Abdrucken wurden die Schwarzen umgezeichnet und ein Panel entfernt. | ||
Das Gespenst von Duckenburgh | Auf dem Cover der Barks Library Special Donald Duck 8 fehlt Dagoberts Revolver. Die Geschichte ist jedoch unzensiert. | ||
Der goldene Weihnachtsbaum | Western zwang Barks, das Ende umzuschreiben und den Kampf mit der Hexe zu entschärfen. Die ursprüngliche Fassung ist verloren gegangen. | Die ursprüngliche Fassung ist verloren gegangen. | |
Wudu-Hudu-Zauber | Bei späteren Abdrucken wurden Bombie und einige Afrikaner umgezeichnet. | ||
Ein toller Schwindel | Bis mindestens 1988 (DDSH 97) stand auf dem Lastwagen im Hintergrund dieses Panels das Wort „Negerküsse“. In späteren Abdrucken, wie bereits im Nachdruck desselben Hefts von 1994, stand an gleicher Stelle „Schokoküsse“. | ||
April! April! | Der Schriftzug Mein Kampf wurde in einigen Ausgaben entfernt. | ||
Golden Apples (Renn, Apfelkönigin!) | Die gesamte Geschichte wurde zensiert, weil Western Daisys Benehmen für zu wenig damenhaft fand. Daan Jippes zeichnete eine Geschichte, die diese Idee aufgreift. Die ursprüngliche Geschichte ist verloren gegangen.[16] | Die ursprüngliche Fassung ist verloren gegangen. | |
Spendieren oder Schikanieren | Western kürzte 10 Seiten: Die gesamte Passage mit dem Oger Pozzepott sowie den Beginn mit dem Friedhof. Barks zeichnete eine neue erste Seite. | ||
Wiedersehn mit Klondike | Western kürzte die gesamte Rückblende mit der Prügelei im Blackjack Saloon sowie zwei weitere Panels. | Dieses Bild und viele andere wurden entfernt | |
Der Hundefänger | Western strich zwei Seiten, um Werbung platzieren zu können. Die ursprüngliche Fassung ist verloren. | ||
Das goldene Vlies | Barks musste ein Panel entfernen und eines umzeichnen, weil für Western das Verhalten der Harpyien an Wahnsinn gemahnte. Das Wort „Harpies“ wurde durch „Larkies“ ersetzt. | ||
Fragwürdiger Einkauf | Die Wangenknochen der Brutopier wurden in der amerikanischen Carl Barks Library entfernt. | ||
Land unter der Erdkruste | Barks musste fünf Seiten herausstreichen, um eine Daniel-Düsentrieb-Geschichte zu schreiben. Zwei Seiten sind erhalten geblieben.[17] | ||
Natürliche Energiequellen | Barks schrieb die Geschichte ursprünglich mit Tick, Trick und Track, musste sie aber durch Mack und Muck ersetzen, weil Tick, Trick und Track bereits in der vorherigen Onkel-Dagobert-Geschichte aufgetaucht waren.[17] | Die ursprüngliche Fassung ist verloren gegangen. | |
Dem Ingeniör ist nichts zu schwör | Barks schrieb die Geschichte ursprünglich mit Donald Duck, musste ihn aber durch eine andere Figur (Otto) ersetzen, weil Donald bereits in der vorherigen Onkel-Dagobert-Geschichte aufgetaucht war.[17] | Die ursprüngliche Fassung ist verloren gegangen. | |
Bobrennen-Geschichte | Die gesamte Geschichte wurde zensiert, weil Donald und die Neffen zu stark miteinander stritten. Eine vorherige Barks-Geschichte mit ähnlichem Inhalt hatte zu Protestbriefen einer Mutter geführt, daher wollte Western keine weitere Kritik provozieren. Die Geschichte ist verloren gegangen.[17] | ||
Der Milchmann | Die gesamte Geschichte wurde zensiert, weil Western missfiel, wie Donald mit seinem Kunden umspringt. | Die Geschichte wurde erst Jahrzehnte später veröffentlicht. | |
Der magische Hammer von Walhalla | Western strich zwei Seiten, um Werbung platzieren zu können. Die ursprüngliche Fassung ist verloren.[18] | ||
Die Trommel von Bugubu | Bei späteren Abdrucken wurden die Schwarzen weiß koloriert und ihre Haare umgezeichnet. | ||
Die Geheimwaffe | Western strich eine Seite, um Werbung platzieren zu können. Die ursprüngliche Fassung ist verloren.[18] | ||
Zukunftsmusik | Western strich eine Seite, um Werbung platzieren zu können. Die ursprüngliche Fassung ist verloren. | ||
Der fliegende Teppich | Western strich eine Seite, um Werbung platzieren zu können.[18] | ||
Grüner Salat | Western strich zwei Seiten, um Werbung platzieren zu können.[18] Ein Großteil konnte restauriert werden, allerdings mussten zwei verloren gegangene Panels von Don Rosa nachgezeichnet werden. Es existiert auch eine Variante von Daan Jippes. |
Oben: Don Rosa |
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Das Geheimnis der Eisenbahnaktien | Alle Geister wurden entfernt, die Geschichte von 24 auf 17 Seiten gekürzt (nur deutsche Erstveröffentlichung). | ||
Heia Safari | In der deutschen Erstveröffentlichung fehlt der gesamte Flugzeugabsturz, Maschinengewehre wurden wegretuschiert. | ||
Der Schatz des Marco Polo | In manchen Abdrucken wurde ein Stück Draht, mit dem die Soldaten von Prinz Purruk überwältigt werden, wegretuschiert. | ||
Die Schauergeschichte von Schloss Schauerstein | Barks zeigte die Panzerknacker ursprünglich, wie sie im Gefängnis über Kriminalität lernen. Das wurde zu einer Volkshochschule geändert.[17]
Das Schlaginstrument der Panzerknacker wurde wegretuschiert (nur deutsche Erstveröffentlichung und im DDSH 69). |
In Nicht-Disney-Comics[Bearbeiten]
Natürlich begrenzt sich die Zensur bei weitem nicht auf Disney-Comics. Auch in vielen anderen Comics greifen die Zensoren ein. Hier einige Beispiele.
- Häufigstes Zensur-Objekt im deutschsprachigen Raum ist wohl das Hakenkreuz, das in neueren Ausgaben systematisch umgewandelt wird oder völlig verschwindet. Bekannte Beispiele hierfür sind Asterix (im Original fluchen die Goten oft mit Hakenkreuzen) oder Captain America.
- Lucky Luke, Held der Reihe Lucky Luke, hatte früher stets eine Zigarette im Mund. Heute wird diese auf Titelbildern früherer Geschichten zu einem Strohhalm retuschiert, da das Verhältnis zum Rauchen sich inzwischen stark geändert hat.
- In einem Band der Schlümpfe, Blauschlümpfe gegen Schwarzschlümpfe, geht es um eine Art Zombie-Holocaust. Die befallenen Schlümpfe werden schwarz, was von einigen als Rassismus eingestuft wird. Daher wurden die Schlümpfe in der amerikanischen Fassung lila gefärbt und „purple smurfs“, zu deutsch „lila Schlümpfe“, genannt.
- Auch bei Tim und Struppi wurde fleißig zensiert: Die amerikanische Ausgabe von Die Krabbe mit den goldenen Scheren beispielsweise musste stark umgezeichnet werden, da laut Verlag keine Schwarzen zusammen mit Weißen in einem Comic vorkommen sollen und auch Käpt’n Haddocks Alkoholsucht abgeschwächt werden sollte. Hergé, Zeichner der Comics, sagte dazu später passend mit seinem unverkennbaren Sarkasmus: „Jeder weiß, dass Amerikaner nie Whisky trinken und dass es dort keine Schwarzen gibt.“[19] Die zensierte amerikanische Fassung stellt allerdings heute den Standard dar und wird auch beim Abdruck im deutschsprachigen Raum verwendet.
- Häufiger Grund für Zensuren sind auch übertriebene Gewaltdarstellungen, die für bestimmte Veröffentlichungen verharmlost werden. Beispiele hierfür sind die Reihe Crimson[20] oder Spawn[21].
Zensur im Film und TV[Bearbeiten]
Siehe auch: Gekürzte Disney-Filme
Grundsätzlich ist der Entstehungsprozess bei Filmen oder Serien wesentlich komplexer und auch der Produktionsstab größer als bei Comics. Auch die Reichweite überschreitet häufig die Millionen oder sogar Milliardenmarke, während Comics nur einige Tausend Menschen erreicht. So ist die Zensur beim Film doch eine andere als bei Comics. Sieht man sich einen Entwicklungsprozess an, so beginnt nach der Idee der erste Drehbuchentwurf. Wird von den Studiobossen, z. B. Michael Eisner in den 1980ern und 1990ern, der Entwurf genehmigt, so wird weiter am Drehbuch oder Storyboard gearbeitet und parallel dazu das verantwortliche Team erweitert. Beim Entstehungsprozess entscheiden dann in der Regel die Produzenten oder die Regisseure, welche Szenen in den Film kommen und welche nicht verwendet werden. Kommt es bei diesen Entwicklungsprozessen zu größeren Differenzen, kann es sein, dass sich Änderungen im Team ergeben. Drehbuchautoren werden häufig gewechselt, aber auch Regisseure oder Darsteller verlassen aufgrund unüberbrückbarer Differenzen die Produktion. Auch nach der Fertigstellung kann es zu Überarbeitungen kommen, so kommt es vor, dass nach Testaufführungen Szenen aus dem Film genommen werden, oder es eines oder mehrere alternative Enden gibt. Diese gelöschten Szenen sind dann häufig als Bonusmaterial auf den Medien wie Blu-Ray oder DVD zu finden. So soll Walt Disney bei Susi und Strolch entschieden haben, dass Pluto am Ende des Films nicht das Zeitliche segnet, um Kontroversen wie nach Bambi zu verhindern.[22][23] Bei Susi und Strolch wurden noch weitere Szenen gestrichen, wie eine Albtraumsequenz oder Rollentausch Mensch/Hund. Zu guter Letzt muss man Filme noch im Kontext der Entstehung betrachten. So sind Szenen, die bei der Entstehung noch alltäglich waren, Jahrzehnte später für den Konzern, besonders beim Familienkonzern Disney, nicht mehr tragbar.
Beim Film Fantasia waren in der Erstversion noch afrikanische Zentauren zu sehen, die teils ihren hellhäutigen Kolleginnen als Sklavinnen dienten. In späteren Versionen wurde diese Sequenz wegen Rassismus gestrichen. Auch Dumbo wirft immer wieder Kontroversen auf und wurde seitens des Disney Konzerns zensiert.[24][25] Der Film, der erst kürzlich neu verfilmt wurde, hat mit Rassismus- und Sexismus-Vorwürfen zu kämpfen. Dabei lief der Originalfilm als einer der wenigen Disney Produktionen jährlich im Free-TV. Diese Selbstzensur hat besonders stark den Film Onkel Remus' Wunderland getroffen.[26] Auch dieser Film lief über Jahrzehnte im Free-TV. Der Film wurde in den 2000ern wie fast alle Filme digital aufbereitet, ist bei Disney aber unter Verschluss und darf nicht mehr gezeigt werden. Während ab dem neuen Jahrtausend fast alle Filme überarbeitet auf DVD oder Blu-Ray in der Special Collection oder Diamond-Edition veröffentlicht wurden, darf der Film trotz seiner Überarbeitung nicht mehr gezeigt werden. So wurde die VHS-Version zu einem Liebhaberprodukt und erzielt astronomische Preise.[27] Auf Disney Plus wird die Selbstzensur sehr stark ausgeübt, da sämtliche Inhalte nur eine Freigabe bis 12 Jahren haben. So wurde eine Episode der Gargoyles aus dem Programm genommen, bzw. gekürzt, da diese Episode eine Schussverletzung einer der Hauptpersonen enthält.[28][29] Auch bei den Simpsons wurden vereinzelt Episoden von Disney Plus genommen.[30]
Neben den Selbstzensuren kommt es auch vor, dass Filme von den TV-Sendern gekürzt werden. Auch hier ist der Jugendschutz ausschlaggebend. So dürfen bestimmte Inhalte erst nach 22 Uhr ungekürzt im Free-TV gezeigt werden. Bei Streamingdiensten wird das über das Profil oder einen PIN verwaltet. Neben der gesetzlichen (Jugendschutz) Zensur, kommt es seitens der Sender auch zu Kürzungen, um mehr Werbezeit unterbringen zu können ohne die Laufzeit des Films auszudehnen. So kann es vorkommen, dass ein Film eklatante Unterschiede gegenüber DVD-Veröffentlichungen aufweist. Als Beispiel ist hier der R-Rated Film „Deadpool“ zu nennen, der von den von Disney übernommen Fox-Studios stammt und nur stark gekürzt im Free-TV lief.[31]
Zu den Zensuren der Produktionsfirmen oder der TV Sender, gibt es auch nationale Unterschiede. So sind die USA bei der Zensur etwas strenger als die meisten europäischen Staaten. Das ist besonders bei der Vergabe der Ratings deutlich zu erkennen. R-Rating Filme sind nicht immer in Deutschland für FSK 18, sondern bereits für FSK 16 freigegeben. Im Film Herbie: Fully Loaded – Ein toller Käfer startet durch wurden die Brüste von Linsay Lohan digital verkleinert, da der prüde Mutterkonzern in seinen Produkten generell auf sexuelle Anspielungen verzichten möchte.[32] Im 80er-Jahre-Kultstreifen Splash – Eine Jungfrau am Haken wurde nachträglich der Hintern von Daryl Hannah mit Haaren bedeckt.[33]
Diese nationale Besonderheiten kann auch einzelne Verbote betreffen, so hat die Europäische Union ein Werbeverbot für Tabakerzeugnisse ausgesprochen, das die Nationalstaaten dann in eigenen Regelungen (Gesetze, Verordnungen, …) umgesetzt haben.[34] So ist ein Formel-1-Auto mit riesen Schriftzug „Marlboro“, wie es noch Ayrton Senna fuhr, heute im TV undenkbar und verboten.
Zensur in Videospielen[Bearbeiten]
Ein Großteil von Zensuren findet statt, wenn ein Videospiel für andere Regionen lokalisiert wird. Die Gründe sind dieselben wie in Printmedien oder bei Filmen, meistens erfolgen Anpassungen, damit sie von der jeweiligen Kultur verstanden oder akzeptiert werden. Ein prominentes Beispiel aus dem Hause Disney ist dabei die Videospielreihe Kingdom Hearts. In Japan entwickelt, wurden sie für den westlichen Markt teilweise stark zensiert oder modifiziert. Besonders betroffen ist Kingdom Hearts II. Kämpft der Protagonist Sora beispielsweise gegen Hydra, ist kein Blut zu sehen. Außerdem wurden sämtliche Androhungen auf Selbstmord und Darstellungen von Waffengewalt abgeschwächt. Ebenso wurden einige sexuelle Anspielungen entfernt oder verändert. Viele dieser Zensuren kann man auch im Remake Kingdom Hearts HD 2.5 ReMIX vorfinden.
Auch bevor ein Videospiel überhaupt veröffentlicht wird, kann es zensiert werden. Dies kann in der Regel aber nur festgestellt werden, wenn ein Prototyp des Spiels an die Öffentlichkeit gelangt. Beim Spieleklassiker DuckTales 1 für das Nintendo Entertainment System ist dies zum Beispiel der Fall.[35] Dort wurden Kreuze, welche auf Särgen zu sehen waren, durch den Schriftzug R.I.P ersetzt. Der Grund dafür lag bei Nintendo selbst, laut den Nintendo of America's Video Game Content Guidelines durften Videospiele keine religiösen Symbole enthalten, wenn sie in den Vereinigten Staaten veröffentlicht werden sollten.[36]
Grundsätzlich gelten Videospiele seit 2007 als Kulturgut und dürfen auch Symbole enthalten, die bis dato nur Filmen vorbehalten waren. So dürfen nun auch Nationalsozialistische Symbole im DACH-Raum ohne Zensur gezeigt werden.[37][38] Bei Disney wurde derartige Symbolik in den Propaganda-Kurzfilmen (z.B. „Der Fuehrer’s Face“) der 1940er-Jahren verwendet, jedoch nicht in Videospielen.
Weblinks[Bearbeiten]
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Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Amy Kiste Nyberg (1998): Seal of Approval. The History of the Comics Code. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 22–25.
- ↑ Amy Kiste Nyberg (1998): Seal of Approval. The History of the Comics Code. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 26f.
- ↑ Amy Kiste Nyberg (1998): Seal of Approval. The History of the Comics Code. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 93f.
- ↑ Comics Magazine Association of America (1954): Comics Code.
- ↑ Amy Kiste Nyberg (1998): Seal of Approval. The History of the Comics Code. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 119.
- ↑ 6,0 6,1 Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 233.
- ↑ Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 231f., 235.
- ↑ Geoffrey Blum: Ausgebrannt. In: Barks Library Special Onkel Dagobert 17, S. 54.
- ↑ „Black Hood appeared in four stories in each issue of Black Hood Comics to begin with, and most issues also carried a Black Hood text story, something all comic books did through the early 1960s, to satisfy U.S. Postal Service requirements for magazine rates.“
„Black Hood Comics“. wikipedia.org - ↑ Geoffrey Blum: Schade drum! Beispiele unveröffentlichter Zeichnungen. In: Barks Library Special Onkel Dagobert 4.
- ↑ Don Rosa: Eine besondere Feier. In: Don Rosa Collection 6. S. 184.
- ↑ Don Rosa: Der Weg nach Hause. In: Don Rosa Collection 9. S. 99.
- ↑ Don Rosa: Kredite und Einkäufe. In: Don Rosa Collection 4. S. 174.
- ↑ Political Correctness: Darf man Donald Duck zensieren?, Der Standard, abgerufen am 16.06.2021
- ↑ Fabian Gross in: Daisy Duck – Die Anthologie (Entenhausens First Lady), Egmont Comic Collection, Berlin 2018: S. 34.
- ↑ Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 230.
- ↑ 17,0 17,1 17,2 17,3 17,4 http://www.cbarks.dk/thecensorship.htm
- ↑ 18,0 18,1 18,2 18,3 Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 229.
- ↑ https://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=317983
- ↑ https://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=3197
- ↑ https://www.schnittberichte.com/svds.php?Page=Titel&ID=2594
- ↑ http://www.hundefilme.com/filme/susi-und-strolch-id34.htm
- ↑ http://www.filmstarts.de/nachrichten/18508670.html
- ↑ https://orf.at/stories/3163774/
- ↑ https://apps.derstandard.at/privacywall/story/2000117025356/rassismus-und-sexismus-in-alten-filmen-wie-disney-mit-leichen
- ↑ http://www.filmstarts.de/nachrichten/18524805.html
- ↑ https://www.tvspielfilm.de/news/filme/enthaelt-eine-anzeige-bestaetigt-onkel-remus-wunderland-wird-niemals-zu-disneyplus-kommen,10088328,ApplicationArticle.html
- ↑ http://www.filmstarts.de/nachrichten/18530308.html
- ↑ https://www.schnittberichte.com/ticker.php?ID=7393
- ↑ https://www.schnittberichte.com/news.php?ID=15340
- ↑ https://www.moviepilot.de/news/deadpool-2-geschnitten-bei-prosieben-unzensierte-fassung-kommt-spater-1126447
- ↑ https://www.kino.de/film/herbie-fully-loaded-2005/news/lindsay-lohans-digitale-brust-op/
- ↑ https://futurezone.at/digital-life/disney-zensiert-nackten-hintern-von-meerjungfrau-in-splash/400813472
- ↑ https://www.wko.at/branchen/information-consulting/werbung-marktkommunikation/werbebeschraenkungen-und-verbote-tabak.html
- ↑ The Cutting Room Floor
- ↑ Nintendo's Era of Censorship
- ↑ https://www.zeit.de/digital/games/2018-08/videospiele-nazisymbole-hakenkreuze-erlaubt-kunst-gaming?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.duckipedia.de%2FDiskussion%3AZensur
- ↑ https://www.diepresse.com/3812638/wolfenstein-mit-und-ohne-Zensur