Der güldene Wasserfall
Der güldene Wasserfall | |
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The Golden River | |
Erstveröffentlichung: | 24. April 1958 |
Entstehungsdatum: | 21. November 1957 |
Storycode: | W US 22-02 |
Story: | Carl Barks |
Zeichnungen: | Carl Barks |
Seiten: | 26 oder 27[1] |
Deutsche Übersetzung: | Dr. Erika Fuchs |
Deutsche Erstveröffentlichung: | Mickyvision 06/1964 |
Weiterführendes | |
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Infos zu Der güldene Wasserfall beim I.N.D.U.C.K.S. |
Der güldene Wasserfall (original The Golden River) ist eine Comicgeschichte, die von Carl Barks im Jahr 1957 erschaffen wurde und lose auf einem Kunstmärchen basiert. In der Hauptrolle tritt der knickerige Onkel Dagobert an der Seite seiner Neffen auf, der versucht, einen nicht greifbaren Schatz in Form eines goldenen Wasserfalls für sich zu beanspruchen.
Figuren[Bearbeiten]
Handlung[Bearbeiten]
Dagobert Duck ist besorgt, da sein Papiergeld bei trockenem Wetter rasant zusammenschrumpelt und dadurch seit Beginn der Hitzewelle ist der Pegelstand im Geldspeicher um ganze 2½ m gesunken ist. So ist es ihm natürlich ein Dorn im Auge, dass seine Mitarbeiter unnötig viel Arbeitsmaterial verbrauchen. Erst recht will er Donald und Tick, Trick und Track kein Geld geben, obwohl diese lediglich um fünf Taler als Spende für einen neuen Spielplatz bitten. Doch Donald gibt nicht auf und versucht mit weiteren Tricks von Dagobert das Geld zu bekommen. Währenddessen handeln Tick, Trick und Track mit ihrem Großonkel aus, dass Dagobert ihnen die fünf Taler überlässt, wenn sie ihm zeigen, wie er den Geldschwundprozess stoppen kann. Die Neffen erklären ihm, dass er nur etwas Dampf aus der Dampfheizung in den Speicher leiten muss. Donald, der davon nichts weiß, schickt einen dressierten Zirkusaffen los, der von Dagobert die fünf Taler erbetteln soll. Doch abgelenkt durch den Affen vergisst Dagobert, die Dampfheizung rechtzeitig abzustellen. So quillt der Geldspeicher sprichwörtlich über und zerbirst.
Um sich von dem Schock zu erholen, soll Dagobert sich nach dem Rat eines Arztes an einem möglichst stillen Ort erholen, ohne an Geld und Geschäfte zu denken. Die Ducks ziehen sich ins Gebirge in ein einsames Blockhaus zurück, aber Dagobert, der immer noch schlechte Laune hat, will sich nicht erholen und denkt auch weiterhin an potenzielle Gewinnmöglichkeiten. Um sich von seiner Langeweile abzulenken und weil er einsieht, dass ihm nichts anderes übrig bleibt,als hierbleiben und sich notgedrungen erholen zu müssen, lässt er sich von einem der drei Neffen ein Märchen vorlesen. Dieses handelt von einem Jungen namens Hans, welcher so herzensgut war, dass der Zwergenkönig Bärz ihn dafür belohnen wollte. Er überließ dem Jungen einen Laib Brot und meinte, wenn der Junge zum Wasserfall gehen und seine Goldfische füttere, würde der Zwergenkönig den Wasserfall vergülden und Hansens Becherlein bis zum Rand mit Gold füllen. Auf dem Weg zum Wasserfall traf Hans einen alten Mann, der hungrig war. Der großzügige Hans gab dem Mann den Laib Brot. Der Zwergenkönig, der Hans nur auf die Probe stellen wollte, sah, dass dieser wirklich herzensgut war und füllte ihm den Becher mit Gold. Dagobert aber hält nicht viel von dem Märchen und meint, dass Selbstlosigkeit im echten Leben nur zu einer Pleite führen würde.
Dagobert erklärt seinen Neffen, dass er das ganze Gelände gekauft habe, um hier seine Ruhe zu haben. Wenn der Wasserfall, der sich ein Stück von der Hütte entfernt befindet, tatsächlich aus Gold bestehen würde, dann sei es sowieso sein Eigentum und nicht das von irgendwelchen Fischen oder Zwergen. Doch kaum hat er diese Worte ausgesprochen, machen die Ducks eine wundersame Entdeckung: Mit einem Mal scheint es tatsächlich so, als ob das Wasser in der Sonne goldgelb aufglitzern würde! Begeistert eilen sie zu der Stelle, wo der Wasserfall in den kleinen Fluss stürzt. Es handelt sich offenbar um Goldmehl, welches ins Wasser gelangt ist und flussabwärts transportiert wird. Gerade als Dagobert über mögliche Bergungsmethoden für das Gold nachdenkt, meint Tick, er könne doch jetzt die fünf Taler für den Spielplatz entbehren, da Dagobert zu solchem Reichtum gekommen sei. Allerdings schützt Dagobert vor, aufgrund des Wasserrauschens nichts gehört zu haben. Im nächsten Moment hört das Gold auf zu fließen und versickert.
Der verärgerte Dagobert und seine Neffen versuchen, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen und herauszufinden, wohin das Gold verschwunden ist. Doch sie sehen am Flussgrund nur schwarze Steine und oberhalb des Wasserfalls aus dem Wasser steigenden Dampf. Gerade als Dagobert befindet, die überreizte Fantasie hätte ihnen wohl einen Streich gespielt, beginnt das Gold wieder zu fließen. Diesmal gelingt es Dagobert, den flüssigen Schatz mit seinem Zylinder aufzufangen. Erneut bittet ihn Tick um die fünf Taler und erneut behauptet Dagobert, er habe nichts verstanden. In diesem Moment fliegt ein Stein den Wasserfall hinunter und durchschlägt glatt Dagoberts Zylinder. Das Gold hört zu Fließen auf und ist erneut futsch.
Nun steht Dagobert Gewehr bei Fuß und mit Tiegel und Töpfen im Anschlag, falls das Gold wiederkommt. Seine zerrütteten Nerven sind wieder vollkommen in Ordnung und seine Neffen braucht er seiner Ansicht nach auch nicht mehr. Diese nutzen das aus, verabschieden sich und kehren vorgeblich nach Entenhausen zurück. In Wirklichkeit wollen Tick, Trick und Track sich oben am Wasserfall ein wenig umschauen. Sie vermuten nämlich, dass der aufsteigende Dampf etwas mit dem herabströmenden Gold zu tun hat. Tatsächlich erkennen sie oben einen Tümpel neben dem Flusslauf, aus dem Dampf hochzusteigt und der eine heiße Quelle sein dürfte. Der Fall scheint klar: Der Geysir erhitzt das Wasser, bis es übersprudelt und Gold hinaufbefördert und hinüber in den Flusslauf spült. Dann aber rinnt kaltes Wasser nach, kühlt die Quelle ab und der Goldfluss versiegt. Donald probiert, selber eine Verbindung zwischen Flusslauf und Quelle zu schaffen. Damit unterbindet er das Überkochen des Geysirs. Nun wissen die vier Ducks, wie sie die Quelle kontrollieren und gezielt dafür sorgen können, dass nur dann Gold hochgespült wird, wenn sie es wollen. Einen hohlen Baumstamm benutzen sie als Megafon, um Onkel Dagobert hereinzulegen und ihm doch noch die fünf Taler für den Spielplatz aus der Tasche ziehen zu können. Donald lässt durch den Baumstamm die Worte ertönen:
- „Nimmermehr gibt König Bärz Gold dem Mann mit hartem Herz!
Willst du König Bärzens Gold, sei erst andern Menschen hold!“
Als Dagobert dies hört, wird ihm ganz unheimlich zumute. Ist er so krank, dass er Stimmen hört, die es nicht gibt, oder hat tatsächlich der Zwergenkönig zu ihm gesprochen? Als die Zeit vergeht und wirklich kein Gold mehr kommt, reift in ihm immer stärker die Gewissheit, dass eine besondere Macht am Werk ist, die ihn nun dafür bestraft, dass er so habgierig war. Dagobert möchte nun unbedingt seine Großherzigkeit beweisen. Das nutzt Donald aus, der sich als Bettler verkleidet und seinen Onkel in ein Gespräch verwickelt. Nachdem der vermeintliche Bettler ihm die Summe des säumigen Betrages genannt hat, ist Onkel Dagobert zähneknirschend und widerwillig bereit, ihm die fünf Taler zu überlassen. Nun aber muss das Versprechen gehalten und das Gold des Wasserfalls „geliefert“ werden. Tick, Trick und Track machen eilig die Verbindung zwischen Quelle und Fluss wieder zu und versuchen zudem, den Geysir schneller zum Kochen zu bringen, indem sie Steine hineinwerfen. Der einzige Effekt ist, dass die Steine durch den Dampf hochgeschleudert werden und Dagoberts Topf durchschlagen. Und damit nicht genug, die Steine haben Frösche aufgescheucht, die nun ebenfalls den Wasserfall hinunterspringen. Donald schließt sich den Bemühungen an, den Geysir zum Überschäumen zu bringen und wirft einen Sack Seife hinein. Das Ergebnis ist, dass der ganze Flusslauf und der Wasserfall inklusive Dagobert von Seifenblasen überflutet werden. Zu allem Überfluss schwemmt die Seifenwolke Donalds Bettlerkluft hinfort, in deren Tasche sich noch immer die fünf Taler befinden.
Die Ereignisse haben Dagobert nachdenklich gestimmt. Er hat zuvor die fünf Taler nicht aus Herzensgüte hergegeben, sondern aus kalter Berechnung, damit das Gold zu fließen anfangen möge. Doch der Zwergenkönig, von dessen Existenz er mittlerweile überzeugt ist, lässt sich nicht von so etwas täuschen. Dagobert erkennt, dass er wahrhaft großmütig sein muss. Als er seine Neffen sieht, läuft er zu ihnen und gibt ihnen genug Geld, um gleich mehrere Spielplätze anlegen zu können. Plötzlich fließt der güldene Wasserfall erneut. Die Kinder drängen Dagobert, schnell zu sein, bevor der Geysir zu Kochen aufhört, aber Dagobert beruhigt sie: Nicht der Geysir ist für das Gold verantwortlich, sondern der Zwergenkönig Bärz, und nun, da Dagobert großherzig ist, wird das Gold auch weiterhin fließen. Entgegen der Erwartungen der Neffen behält Onkel Dagobert recht und kann in Ruhe seine Töpfe mit goldenem Wasser füllen.
Hintergrund[Bearbeiten]
John Ruskins Der König vom goldenen Wildbach[Bearbeiten]
Barks' Comic greift in großem Ausmaß auf das Kunstmärchen Der König vom goldenen Wildbach (orig. The King of the Golden River) des englischen Schriftstellers und Kunstkritikers John Ruskin zurück, der in der viktorianischen Zeit lebte. Die von Ruskin im Jahr 1851 verfasste Erzählung behandelt drei Brüder, die in einem Tal in der bergigen Steiermark leben, dem Treasure Valley, das landwirtschaftlich reich ist und seinen Bewohnern alles gibt, was sie zum Leben benötigen. Das Tal wird bewirtschaftet von den bösen Brüdern Hans und Schwartz, welche jedes Tier töten, das ihnen ihren Reichtum streitig machen könnte, ihren Knechten kein Geld zahlen und, als nach einer Missernte die Menschen der umliegenden Gegend bei ihnen um Lebensmitteln betteln, diese lieber verhungern lassen, anstelle ihnen etwas von ihrem Besitz abzugeben. Hans und Schwartz haben auch noch einen weiteren Bruder namens Gluck,[2] der deutlich jünger ist als sie und jedem Lebewesen zugetan. Eines Tages misshandeln Hans und Schwartz einen Gentleman mit großem, hohem Hut, der während eines Sturms bei ihnen Zuflucht finden will. Dieser erweist sich schließlich als Personifikation des Südwestwinds und um die schlechte Behandlung zu rächen, sorgt dieser dafür, dass das Treasure Valley verödet.[3]
Den drei Brüdern bleibt kaum mehr etwas von ihrem früheren Reichtum, außer einigen Stücken Gold. Hans und Schwartz beschließen, in die nächste Ortschaft zu übersiedeln und Goldschmiede zu werden. Sie denken, dass sie ihren geschmiedeten Gegenständen eine Menge Kupfer beimengen können und so die Kosten drücken und den Gewinn steigern. Letztlich bekommen sie aber nur so viel Geld, wie sie stets wieder im Wirtshaus vertrinken. Schlussendlich zwingen sie Gluck dazu, auch noch das letzte bisschen Gold einzuschmelzen, einen Trinkbecher, an dem Glucks ganzes Herz hängt. Als der Becher schmilzt, entsteigt dem Schmelzkessel ein kleiner goldener Zwerg, der sich als König des goldenen Flusses vorstellt. Glucks gedanklichen Wunschtraum, dass der im Lichte stets golden schimmernde Wasserfall, der an den Bergen des Treasure Valley herabstürzt, echtes Gold mit sich führte, quittiert der Zwerg mit der Feststellung, dass dies keinen Nutzen erbrächte. Dennoch will der Zwerg den Wasserfall zu Gold machen, wenn Gluck drei Tropfen heiliges Wasser in diesen hineintropfen lässt.[4]
Als Gluck Hans und Schwartz von diesem Ereignis erzählt, machen sie sich unabhängig voneinander auf den Weg hinauf in die Berge und zu dem Ort, wo der goldene Wasserfall in die Tiefe stürzt. Sie nehmen für ihre Reise von Priestern gesegnetes Wasser mit, allerdings stiehlt Hans das Wasser in der Kirche und Schwartz erkauft es sich von einem schlechten Priester. Auf dem Weg müssen sie einen schrecklichen Gletscher überwinden und begegnen in Folge einem verdurstenden alten Mann, Kind und Hund. Die bösen Brüder geben nichts von ihrem mitgebrachten Wasser her, sondern trinken es selbst. Als sie schließlich die letzten Tropfen in den Wasserfall strömen lassen, ist das Wasser nicht mehr heilig und sie werden zur Strafe in große, schwarze Steine verwandelt.[5] Als Gluck erfährt, was seinen Brüdern zugestoßen ist, ist er tief betrübt. Trotzdem macht er sich auf den Weg zum Wasserfall, um nach ihnen zu suchen, aber auch, weil der König freundlich zu ihm war und er sich nicht vorstellen kann, ebenfalls verwandelt zu werden. Für Gluck ist der Weg hinauf und über den tückischen Gletscher noch härter und danach hat er schrecklichen Durst. Doch als er die drei verdurstenden Gestalten am Wegesrand sieht, packt ihn im Unterschied zu den Brüdern das Mitleid und er gibt dem alten Mann, dem Kind und dem Hund alles Wasser, das er mitgebracht hat. Da verwandelt sich der Hund in den König des goldenen Flusses und erklärt, dass das Wasser nur dann heilig sein kann, wenn es der Gnade und dem reinen Herzen entspringt. Er gibt Gluck drei Tautropfen, die er in den Wasserfall tropft. Der Fluss wird nun nicht tatsächlich zu Gold, aber ändert seinen Lauf und bringt erneut Prosperität ins Treasure Valley, das Gluck nun alleine bewirtschaften kann.[6]
- „And thus the Treasure Valley became a garden again, and the inheritance which had been lost by cruelty was regained by love. And Gluck went and dwelt in the valley, and the poor were never driven from his door, so that his barns became full of corn and his house of treasure. And for him the river had, according to the dwarf's promise, become a river of gold.“
„Und so wurde das Treasure Valley erneut zum paradiesischen Garten und die Erbschaft, die durch Grausamkeit verloren ging, wurde durch Liebe wiedergewonnen. Und Gluck ging und lebte im Tal und die Armen wurden nie mehr von seiner Tür vertrieben, sodass seine Schober sich mit Heu füllten und sein Haus mit Schätzen. Für ihn war der Fluss, gleich dem Versprechen des Zwerges, zu einem Fluss aus Gold geworden.[7]“– John Ruskin, The King of the Golden River, ch. 5
Goldvorkommen[Bearbeiten]
Gold kommt in der Erdkruste sowohl in primären Lagerstätten (Goldadern) vor, in denen es abgebaut werden kann, als auch sekundär. Damit ist das in Flüssen vorhandene, sogenannte Seifengold gemeint, meist kleine Goldflitter, die sich auch alluvial ablagern können. In den meisten europäischen Flüssen tritt aus den Bergen gelöstes Gold auf, das aber selten größere Mengen erreicht. Dieses Gold kann aus Flüssen mit Goldpfannen herausgewaschen werden.[8] Ursprünglich lagerte allerdings das irdische Gold aufgrund seiner Schwere im Erdinneren, wo auch heute das meiste gold verbleibt. Gold wurde infolge magmatisch-vulkanischer Prozesse oder durch heißen Wasserdampf an die Erdoberfläche transportiert. Im heißen Wasserdampf des Erdinneren sind Gold- und Silberatome gelöst, die sich normalerweise in Goldadern im kälteren Gestein ablagern und dort zur Entstehung von Goldadern führen.[9] Auch wenn demnach in an die Erdoberfläche steigenden Geysiren – also heißen, sprudelnden Wasserquellen infolge vulkanischer Aktivitäten – eigentlich kein Gold vorkommt, ist die im Comic gegebene Erklärung nicht als prinzipiell unmöglich zu erachten.
Entstehungsgeschichte[Bearbeiten]
Barks war kein besonderer Freund von Märchen und sagte, er habe nur wenige gelesen, um ihre Struktur zu analysieren. Dennoch hatte es ihm Ruskins Erzählung vom König des goldenen Wildbachs angetan. Er las die Geschichte erstmals in seiner Schulzeit, da das Buch mit ihr eines der wenigen war, das die Schulbibliothek vorrätig hatte. Als er schließlich die Erzählung als Ausgangspunkt einer neuen Geschichte mit Onkel Dagobert wählte, verschaffte er sich einen erneuten groben Überblick über die Handlung in der Kinderbuchabteilung der örtlichen Bücherei.[10] Ruskin verwendete für seine Erzählung allegorische Elemente, deren christliche Ausdeutung auf der Hand liegt; diese ist zudem von seiner evangelischen Erziehung herrührenden Moral durchdrungen. Während diese religiösen Untertöne im Comic ausgespart bleiben, muss die grundlegende Thematik von Habgier und Sehnsucht nach Gold auf der einen und von wahrem Reichtum, moralischer Überlegenheit und Selbstlosigkeit auf der anderen Seite Barks angesprochen haben. Diese Gegensätze wurden von ihm in diversen Comics aufgegriffen.[11] Im Unterschied zu Ruskins Allegorie, wo sich der Wasserfall nie in tatsächliches Gold verwandelt, bemühte sich Barks allerdings darum, eine möglichst rationale Erklärung für die Ereignisse zu finden und damit die Mythenwelt zumindest teilweise zu entkräften.
Normalerweise schrieb Barks seine Geschichten so, wie er es mit den Storyboards in den Disney Studios gelernt hatte. Er befestigte mit blauem Stift vorskizzierte Seiten auf einer großen Celotex-Tafel und konnte so bis zu acht Seiten in ihrer Kontinuität betrachten. Dadurch merkte er, wenn bestimmte Passagen zu lang wurden oder sich straffen ließen. Sobald er mit dem Tuschen fertig war, wiederholte er das Prozedere und kürzte bisweilen ganze Seiten heraus.[12] Als Barks nun Der güldene Wasserfall beendet hatte, empfand er die phasenweise starke Theoretisiererei, mit der besonders die Neffen eine rationale Erklärung für die plötzliche Goldfärbung des Flusses und dann wieder das Versickern des Goldes finden, für zu langweilig. Er strich eine ganze Seite heraus (S. 17) und ersetzte diese durch ein Panel, in dem Dagobert einen Wutanfall bekommt und seine Neffen wegschickt. Damit dennoch die ursprüngliche Seitenzahl von 26 Seiten erhalten blieb, die zudem bestimmte, wie viel Barks bezahlt bekam, fügte er im vorderen Teil der Geschichte eine weitere Seite mit Gags hinzu, in der Donald seinen Onkel um Geld erleichtern möchte.[13] Die hinzugefügte Szene auf den Seiten 4 und 5 der Geschichte ist leicht dadurch zu erkennen, dass die Handlung davor und danach gut zusammenpasst und nicht gezeigt wird, wie Donald von einem Panel zum anderen wieder aus der Falltüre herauskommt. In heutigen Versionen werden beide Sequenzen abgedruckt, sowohl die von Barks gestrichene Seite mit den Erklärungen als auch die zusätzliche Gagseite.
Analyse und Bedeutung[Bearbeiten]
Der güldene Wasserfall steht paradigmatisch für jene Barks-Geschichten, in denen letztlich zerstörerischer Reichtum aus Geld und Gold mit der Fülle der Natur und der Sehnsucht nach einem Paradies kontrastiert wird. Letzteres reflektiert Barks’ glückliche Erinnerungen an seine Kindheit in Oregon.[14] Der als stressig empfundenen modernen Zivilisation werden Bilder fruchttragender Bäume in Tralla La (Der verhängnisvolle Kronenkork) oder grasende Lamaherden im Tal der Inkas (Das Gold der Inkas) gegenübergestellt. In Verlorenes Mondgold erweisen sich ein Häufchen Erde und etwas Kohl als wertvoller als ein großer Goldmond, denn aus ersteren lässt sich neues Leben gewinnen, während letzterer im Notfall niemanden ernähren kann. In all diesen Geschichten ist Dagoberts Reichtum ihm letztlich nur ein „Klotz am Bein“.[15] Er muss seine moralische Lektion lernen.
In Der güldene Wasserfall sekludiert sich Dagobert anfangs von den anderen Menschen, denen er pauschal Leichtfertigkeit und Verschwendungssucht vorwirft. Sein Geld und das Streben danach werden damit zum reinen Selbstzweck und dienen nur noch der Befriedigung seines Egos. „Seine Wutanfälle und Barks’ Darstellung von sich entladendem Dampf lassen die Gefahr einer solch übermäßigen Sparsamkeit erahnen.“[16] Als es dann zur Katastrophe kommt und der Geldspeicher zusammenbricht, bricht wie in Weihnachten für Kummersdorf – mit der die Geschichte an sich einige Gemeinsamkeiten teilt – auch Dagoberts ganze Welt in sich zusammen und er erleidet einen Nervenzusammenbruch.
Außerdem spielen in der Comicgeschichte alle drei Aggregatzustände eine Rolle, die Onkel Dagobert zu beherrschen versucht, aber letztlich daran scheitert: Die schrumpelnden Geldscheine, dar unkontrollierbare gasförmige Wasserdampf der Dampfheizung sowie des Geysirs und natürlich des flüssigen Goldes im rauschenden Wasserfall.
Der Rückzugsort, das Tal außerhalb Entenhausens, ist von Barks an das Treasure Valley aus Ruskins Vorlage angelehnt und verfügt wie viele von Barks’ paradiesischen Darstellungen über einen Fluss und Wasserfall (weitere Beispiele etwa in Der verhängnisvolle Kronenkork oder Das Gold der Inkas).[11] In diesem Fall sind die Gewässer allerdings von eminenter Bedeutung und im Unterschied zu Ruskins Vorlage, wo der Wasserfall nur ein Symbol ist, tragen sie tatsächlich Gold in sich. Wie in anderen Comics auch rationalisiert Barks den Mythos und kommt damit in seiner Erklärung ohne den Zwergenkönig aus, dessen Existenz im Märchen unumstritten ist. Dennoch bleibt in der Gestalt Dagoberts und seinem Glauben an König Bärz, seinen abschließenden Worten und dass das Gold am Ende wider Erwarten nicht zum Fließen aufhört, das Faszinosum des Übernatürlichen aufrecht.[17] Die Darstellung der plötzlich vom Himmel regnenden Frösche, die Onkel Dagobert gewissermaßen als Ankündiger drohenden Unheils interpretiert, hat sich als zweite ägyptische Plage aus dem Alten Testament überliefert und im kollektiven Bewusstsein der christlichen Kultur verankert.[18]
Im Unterschied zur Vorlage macht Dagobert ferner eine Wandlung durch. Bei Ruskin sind die Figuren von Anfang an entweder gut oder böse und die Bösen werden für ihre Verfehlungen bestraft. Barks hingegen zeigt in einem kurzen psychologischen Porträt, wie sich Dagobert bewusst wird, dass seine übertriebene Sparsamkeit und Goldgier schädlich waren. Nach einem inneren Konflikt mit seiner Gier findet Dagobert schließlich zur Menschlichkeit zurück. Exemplarisch bricht Dagobert mit seiner Vergangenheit, in der er die Not der Leute im Winter mit dem Verkauf von Holz zu überteuerten Preisen ausgenutzt hat, und will nicht mehr daran erinnert werden.[19] Erst als er sich auf diese Art würdig erwiesen und freien Willens Gutes getan hat, gewinnt er das, wonach er die ganze Zeit gestrebt hat.
Während also Der güldene Wasserfall in seiner Thematik Parallelen zu anderen Barks-Geschichten aufweist und widerspiegelt, was Barks immer wieder beschäftigte, ist die Geschichte auch noch aus anderem Grund bedeutsam: Dagobert gibt hier eine der wenigen Erinnerungen an seine Kindheit in Schottland wieder und erwähnt, dass er früher Feuerholz gesammelt hat. Diesen „Fakt“ baute Don Rosa in Kapitel I seiner Dagobert-Biographie Sein Leben, seine Milliarden ein.[20] Nur verkauft Dagobert bei Rosa das Holz billig und nicht überteuert wie im Original.
Trivia[Bearbeiten]
- Erika Fuchs übersetzt den guten jungen Gluck mit dem Namen Hans, auch wenn dieser der Name einem der bösen Brüder in Ruskins Märchen entspricht.
- Der Zwergenkönig trägt nur in der Fuchs-Übersetzung den Namen Bärz, im Original hat er keinen Namen.
- 1961 schufen Guido Martina und Giovan Battista Carpi eine Adaption des Kunstmärchens von Ruskin, das auf Deutsch unter dem Titel Duck Dorado – Der Goldkönig (LTB 81, LTB Spezial 58) erschien.
Deutsche Veröffentlichungen[Bearbeiten]
- Mickyvision 6/1964
- Carl Barks gesammelte Werke 21 (als The Golden River, um vier Seiten gekürzt, 1978, auf Englisch und in schwarz-weiß)
- Micky Maus Magazin 41 & 42/1984 (1984)
- Die besten Geschichten mit Donald Duck – Klassik Album 35 (1993)
- Die besten Geschichten mit Donald Duck (Klassik-Album) – Sammelband 6C (1998)
- Barks Library Special Onkel Dagobert 14 (2000, erstmalig komplett auf Deutsch, inklusive der acht weiteren von Barks gezeichneten Panels)
- Disney Mundart 1 – Dr Entahausener Entaklemmer (als Dr Goldersbach, 2000)
- Carl Barks Collection 17 (2007)
- DDSH 258 (2008)
- Liebe, Lust und Leidenschaft – Die Ducks von Sinnen (2009)
- Barks Onkel Dagobert 6 (2010)
- LTB Classic Edition 13 (2021)
Weblinks[Bearbeiten]
- Die Geschichte in der Barksbase
- The King of the Golden River im Project Gutenberg
Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ erweiterte Version inklusive der von Barks gestrichenen Seite
- ↑ Eigentlich „Glück“ mit fehlendem Umlaut. Siehe Wikipedia.
- ↑ John Ruskin: The King of the Golden River, ch. 1, Link
- ↑ John Ruskin: The King of the Golden River, ch. 2, Link
- ↑ John Ruskin: The King of the Golden River, ch. 3–4, Link
- ↑ John Ruskin: The King of the Golden River, ch. 5, Link
- ↑ eigene Übersetzung
- ↑ Artikel zu Gold in der Wikipedia
- ↑ Artikel zur Goldentstehung in gold.de, abgerufen am 28.03.2024.
- ↑ Geoffrey Blum: Die Quelle des Güldenen Wasserfalls. In: Carl Barks Collection XVII, S. 205.
- ↑ 11,0 11,1 Blum: Die Quelle des Güldenen Wasserfalls, S. 206.
- ↑ Carl Barks: Interview mit Bruce Hamilton, 24.06.1984. In: Donald Ault (Hg., 2003): Carl Barks Conversations (Jackson, MS: Univ. Press of Mississippi), S. 137.
- ↑ Geoffrey Blum: Erzählfluss. In: Carl Barks Collection XVII, S. 204.
- ↑ Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book (Jackson, MS: Univ. Press of Mississippi), S. 157.
- ↑ Blum: Die Quelle des Güldenen Wasserfalls, S. 207.
- ↑ Blum: Die Quelle des Güldenen Wasserfalls, S. 208.
- ↑ Vgl. Blum: Die Quelle des Güldenen Wasserfalls, S. 210.
- ↑ Artikel zu den Zehn Plagen der Wikipedia
- ↑ Blum: Die Quelle des Güldenen Wasserfalls, S. 208–209.
- ↑ Liste der Bezüge. In: Don Rosa Collection 3, S. 164.