Erika Fuchs: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 29. Juli 2008, 23:33 Uhr

Erika Fuchs, die Grande Dame des Deutschen Comics (©Ehapa)

Dr. Erika Fuchs (* 7. Dezember 1906 in Rostock; † 22. April 2005 in München) war die wichtigste deutsche Comic-Übersetzerin und 1951 erste Chefredakteuerin des Egmont Ehapa Verlages. Durch ihre über vierzigjährige Tätigkeit zählen die von Fuchs verfassten Texte zu den meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. In ihrem langen Leben wurde sie mehrfach ausgezeichnet, darunter 2001 mit dem Roswitha- und Heimito-von-Doderer-Preis, letzteren für ihren Beitrag zur Entwicklung der Deutschen Sprache. Mit ihrem Tod im April 2005 ging die "Grande Dame des Comics", so ihr ehemaliger Verlag in einem Nachruf.

Ihr ist auch die weite Verbreitung des Inflektivs ("Erikativ") zu verdanken, der durch den Gebrauch im Micky Maus Heft in Deutschland bekannt wurde. Er entsteht durch das Weglassen von Wortendungen, besonders bei Verben. Erika Fuchs war eine der Ersten, die diese Wortform verwendeten, um einen lautmalerischen Effekt zu erzeugen. Neben dem Inflektiv gingen auch einige von ihren Textstellen in den allgemeinen Sprachgebrauch über, wie der bekannte Spruch "Dem Ingeniör ist nichts zu schwör", den sie 1958 für die Veröffentlichung einer Geschichte schrieb.

Besondere Bekanntheit erreichten ihre Übersetzungen zu den Carl Barks-Geschichten, an denen sie teilweise bis in die neunziger Jahre feilte, um zu jeder Barks-Story einen Fuchsschen Text liefern zu können.

Biographie

Frühe Jahre

Erika Fuchs im Alter von 26 Jahren (Aufnahme 1933)

Erika Fuchs wurde am 7. Dezember 1906 als Erika Petri in Rostock geboren. Sie war das zweitälteste Kind des Ehepaars Auguste und August Petri. Der Mädchenname ihrer Mutter war Horn, bis sie ihren späteren Ehemann während des Studiums um 1900 in einer Studentenvereinigung kennen lernte. Die Mutter war ausgebildete Sängerin und Lehrerin, so unterrichtete sie unter anderem an einer Volksschule in Augsburg, Bayern. Ihr Mann August war im bis 1947 eigenständigen Staat Lippe-Detmold geboren und hatte seine Ausbildung ebenfalls mit einem erfolgreichen Studium beendet, so dass gute Voraussetzungen für Erika Fuchs geschaffen worden waren, ebenfalls eine hohe Schule besuchen zu können. Als Erika Fuchs sechs Jahre alt war, zogen ihre Eltern, zusammen mit ihr und ihren Geschwistern um nach Belgard (heute Białogard) nahe Köslin (heute Koszalin) in Hinterpommern. Dort fungierte August Petri als Direktor eines Elektrizitätswerks, genauer gesagt einiger Überlandwerke, wodurch er eine große Verantwortung trug. August Petri verdiente gut, sodass sich die Familie ein geregeltes Leben in der Kleinstadt Belgard leisten konnte. Dies ging sogar soweit, dass die Petris bereits in den Neunzehnhundert-Zehner-Jahren über ein Automobil verfügten, welches das einzige in der Umgebung darstellte. Dazu hatten sie auf ihrem Anwesen fünf Vollzeit-Angestellte; einen Gärtner, einen Koch und einen Dienstboten, dazu jeweils ein Kinder- und Stubenmädchen, so dass Auguste Petri weitgehend die Arbeit abgenommen war. Zu Erika Fuchs' Glück hätte nur noch ein verständnisvoller Vater gehört, den es allerdings nach ihrer Aussage nicht gab: "Bei uns daheim wurde nicht argumentiert und nicht ausdiskutiert. Da wurde befohlen und gehorcht". So soll die Erziehung noch wesentlich strenger gewesen sein, als ohnehin um die Jahrhundertwende üblich. Die Eltern legten einen großen Wert auf die moralische und schulische Erziehung ihrer Kindern, für Äußerlichkeiten wie Kleidung und Ausgehen war kein Geld da. Doch da die sechs Geschwister nur neun Jahre auseinander lagen, waren sie sich wenigstens untereinander sehr nahe und konnten ihre Kindheit in der Gruppe genießen. Dabei half auch die Musik, welche im Hause Petri eine wichtige Rolle spielte und allzeit ein Thema war. So wurde vor Gästen, bei Veranstaltungen und an den Festtagen genauso gesungen wie privat, bei der Arbeit und beim Spielen.

Schul- und Studienzeit

Erika Fuchs, die Grande Dame des Deutschen Comics (©Ehapa)

Schon in Rostock war Erika Fuchs zur Schule gegangen, sie war wesentlich früher eingeschult worden, als es heute der Fall ist. So war sie keine vier, als sie das erste mal auf der Schulbank saß. Drei Jahre lang besuchte sie die Volksschule, bis sie Ostern 1913 auf die anspruchsvollere "Höhere Töchterschule" wechselte. Doch auch dort, so fand Erika Fuchs, war das Unterrichtsniveau sehr gering, so dass sie kaum etwas lernte. Später sagte sie: "Wir trieben viel Unsinn und lernten wenig" (Zitat aus: Die Zeit). Erst nachdem eine neue Lehrerin den Unterricht übernahm, änderte sich das ("Vom geistigen Reichtum in der Welt erfuhren wir erst, als wir eine richtige Studienrätin für Deutsch und Geschichte bekamen", Zitat: Die Zeit). Die neue Lehrkraft weckte die Wissbegierde und Literaturbegeisterung in Erika Fuchs. Sie wurden von ihr, zusammen mit dem Rest der Klasse, öfters nach Hause eingeladen, um in ihrer Freizeit noch mehr über klassische Künste zu erfahren. Der Ehrgeiz von Erika Fuchs und ihrer Freundin Asta Hampe war so groß, dass sie hofften, ins städtische Jungengymnasium aufgenommen zu werden. Dort wurden in erster Linie mehr Sprachen und tiefere kulturelle Aspekte gelehrt. Das war im Jahr 1921, Fuchs war gerade 14. Ihr strenger Vater unterstützte ihr Engagement, so dass er, wohl auch mit Hilfe seines Einflusses als einer der reichsten Stadtbürger, den konservativen Rat Belgards dazu brachte, über den Wunsch seiner Tochter und deren Freundin abzustimmen. Der Fall wuchs zu einem kleinen Skandal, doch die sozialdemokratische Fraktion in der Stadtregierung schaffte es, den Vorschlag durchzubringen. Die beiden Mädchen mussten jedoch erst einmal kostenintensiv das nachholen, was ihnen die Jungen, welche das Gymnasium besuchten, bereits voraus waren. So wurden die beiden für die Länge eines Schuljahres freigestellt, um sich in den Sprachfächern Latein und Griechisch weiterzubilden, die sie bis dato nicht gelernt hatten. Als das Jahr vorüber war, musste Erika Fuchs Wegbegleiterin Asta Hampa jedoch Belgard verlassen, da ihr Vater sich entschlossen hatten, mit seiner Familie nach Hamburg zu ziehen. So wurde Fuchs 1922 die erste weibliche Gymnasiastin in der Geschichte der Stadt Belgard und schaffte es im Jahr 1926 das Abitur zu bestehen. Um allerdings ihrem angestrebten Studium nachgehen zu können, musste sie nicht nur Belgard, sondern gleich ganz Norddeutschland verlassen.

Autogramm von Erika Fuchs (von Jano Rohleder)

So ging sie für das erste Semester in die Schweiz, sollte danach aber während ihrer Studienzeit noch mehr als ein halbes Dutzend anderer Staaten bereisen, bevor sie endgültig nach Deutschland zurückkehrte. Als Hauptfach wählte Erika Fuchs Kunstgeschichte, dazu noch Archäologie und Mittelalterliche Geschichte. Dort, in der Hauptstadt des schweizerischen Kantons Waadt, Lausanne, verbrachte sie ihr erstes Semester im Sommer 1926, anschließend lockte es sie für einige Monate zurück nach Deutschland, wo sie in München ein weiteres Semester erfolgreich abschloss (1927). Es folgten zwei Semester in der britischen Hauptstadt London in den Jahren 1927/28, dann ging es wieder zurück nach München, wo sie bis zum Examen im Wintersemester 1930/31 weiterstudierte und das Studium damit abschloss. Da es Erika Fuchs in dieser Zeit allerdings nie lange an einem Ort hielt, besuchte sie, vor allem gegen Ende der Zwanzigerjahre, viele andere europäische Länder. Vorrangig finanziert wurde das von ihrer Familie, ihr Vater investierte weiter in seine zweitälteste Tochter, um ihr eine gute Ausbildung zu ermöglichen. So konnte sie nach Florenz in Italien, Holland, in die Schweiz und nach Großbritannien reisen. Die Krönung ihres Engagements erntete sie 1935, als sie mit einer ausführlich recherchierten Arbeit über den deutschen Barock-Bildhauer Johann Michael Feichtmayer (1709-1772) summa cum laude promovierte und den Grad einer Doktorin erreicht. Ihr Werk über Feichtmayer hatte sie in erster Linie auf die Ergebnisse von wochenlangem Durchblättern alter Kirchenbücher gestützt, dazu illustrierte sie die Promotion mit über knapp 160 Fotographien, die sie selbst geschossen hatte. Der genaue Titel lautete "Johann Michael Feichtmayr: Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Rokoko".

Vor und nach dem Dritten Reich

Nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums fand sie auch privat endgültig ihr Glück, als sie 1932 Günter Fuchs heiratete, den sie schon während des Studiums kennen gelernt hatte. Der Heizungsfabrikant verdiente zudem Geld als Erfinder, ob er dadurch Erika Fuchs ein Vorbild für das Verhalten Daniel Düsentriebs war, ist aber nicht bekannt. Lediglich bei Düsentriebschen Gerätschaften, die einer realistisch-technischen Umschreibung bedurften, half Erika Fuchs ihr Mann. Er war auch der Grund gewesen, warum sie ihre letzte Studienzeit in Deutschland verbracht hatte. Ein Jahr nach der Hochzeit, 1933, zog das Ehepaar nach Schwarzenbach an der Saale. Dort bekam Erika Fuchs auch ihre beiden Söhne; der erste, Thomas, wurde 1934 geboren, der zweite, Nikolaus, 1938. Der Erfinder Günter Fuchs richtete das Haus seiner Familie in Schwarzenbach mit eigenen Möbeln ein, so wie er fast das ganze Haus in Eigenarbeit errichtete. Sein geschreinertes Mobiliar kann man noch heute betrachten, es steht mittlerweile im Münchner Stadtmuseum.

Die Familie Fuchs schaffte es, den Zweiten Weltkrieg zu überleben. Günter Fuchs war für einen Einsatz als Soldat zu alt gewesen, der älteste Sohn Thomas glücklicherweise einige Jahre zu jung. Die Kleinstadt Schwarzenbach mag auch nicht Hauptziel der alliierten Befreier gewesen sein, obwohl sie später nur wenige Kilometer von der DDR-Grenze entfernt lag.

Nach dem Zweiten Weltkrieg litt die Familie Fuchs unter Geldmangel, da Günter Fuchs genau damit nur schlecht umgehen konnte. Nachdem im September 1948 die erste deutsche Ausgabe von Reader's Digest erschien, suchte der zuständige Verlag Übersetzer für die schwierigen Artikel. Erika Fuchs hörte eine Anfrage im Radio und bewarb sich beim Stuttgarter Verlag "Das Beste" als Freie Übersetzerin. Ihre Probeübersetzung wurde als gut empfunden, sodass sie genommen wurde. Auch Adolf Kabatek begann seine Karriere um diese Zeit beim gleichen Verlag, allerdings als Verlagskaufmann. Die Arbeiten, die Erika Fuchs zum Übersetzen anvertraut wurden, waren allerdings all die Jahre knapp, sodass es ein harter Kampf für ihre Familie gewesen sein muss. Neben Reader's Digest übersetzte sie daher auch für andere US-amerikanische Magazine. Als die Textquelle endgültig versiegte, reiste Erika Fuchs selbst nach Stuttgart, dem Sitz des verantwortlichen Verlags, um nach Gründen und neuen Artikeln zu fragen. Als Antwort erhielt sie eine Absage, da, so der Chefredakteur, viele Kriegsgefangene heimkehren und ebenfalls Arbeit suchen würden. Da sie nicht so schnell aufgeben wollte, redete sie auf ihren Gegenüber ein und berichtete von ihren Aktivitäten in der Schwarzenbacher Elternvereinigung, was die Wende brachte. Sie wurde für die richtige Person für die Übersetzung von kindertauglichen Texten gehalten und bekam erneut Arbeit. So schaffte sie auch den Sprung zur Chefredakteurin des 1951 von der Gutenberghus-Gruppe (heute "Egmont") gegründeten Ehapa-Verlags, der seinen Sitz zu dieser Zeit ebenfalls in Stuttgart hatte.

Tätigkeit bei Ehapa

Dr. Erika Fuchs und Carl Barks 1994 (©Ehapa)

Der kleine Zweig des dänischen Mutterkonzerns hatte 1951 lediglich drei Mitarbeiter, die Aufgabe der kleinen Gruppe bestand jedoch auch "nur" darin, allmonatlich eine Ausgabe des Micky Maus Hefts zu veröffentlichen und Werbung dafür zu machen. Einer der drei Angestellten war Adolf Kabatek, der den Ehapa-Verlag später bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand als Geschäftsführer leiten sollte. Zu Beginn war Erika Fuchs von dem neuen Medium "Comic" wenig angetan. Als Kind aus gutbürgerlichem Hause hatte sie selbst nie so etwas gelesen, und tat es, wie sie später in einem Interview sagte, nur für die Arbeit und nie zum privaten Vergnügen. So konnte sie sich zu Anfang auch nicht vorstellen, dass jemand so etwas kaufen würde, machte sich aber, vor allem des Geldes wegen, erfolgreich an die Arbeit, sodass im September 1951 die erste Ausgabe des Micky Maus Magazins erscheinen konnte. Der Erfolg war so groß, dass in den kommenden Jahren rasch von einem monatlichen auf wöchentliches Erscheinen umgestellt wurde. Erika Fuchs übersetzte die Texte alleine, was sie bis 1972 fortsetzt. Da Erika Fuchs aber auch schon in dieser Zeit enorme Schwierigkeiten mit dem Sehen hat, musste sie nach und nach die Themengebiete abgeben. Ihre Aufmerksamkeit lag anschließend nur noch auf dem Micky Maus Magazin, später beschränkte sie sich auf die Donald-Duck-Auftaktgeschichten (meist zehnseitig) und Fortsetzungs-Erzählungen. Auch hatte Erika Fuchs zu Beginn ihrer Arbeit dem Ehapa-Verlag Einfluss beim Inhalt, was allerdings mit einsetzendem Erfolg vom Mutterunternehmen Gutenberghus kontrolliert wurde. Trotz ihres anfänglichen Zweifels über den Sinn solcher Comics entwickelte sich das Übersetzen derselben zu einer Leidenschaft von Erika Fuchs, die soweit ging, dass sie in den Sechzigerjahren viele Geschichten von Carl Barks für eine erneute Veröffentlichung noch einmal grundlegend überarbeitet. Eben diese Barks-Comics begeisterten sie auch künstlerisch, wie sie später sagt.

Letzte Jahre

Gedenkplakete der D.O.N.A.L.D. am ehemaligen Wohnhaus der Familie Fuchs

1984 ereilte die mittlerweile 77-jährige Erika Fuchs ein schwerer Schicksalsschlag, als ihr Mann verstarb. Trotz alledem war sie weiter für den Ehapa-Konzern als Übersetzerin und Chefredakteurin tätig, zog aber zurück nach München, wo sie in den Dreißigern die ersten Jahre mit ihrem Mann verbracht hatte. Erst 1988, mit fast 82, übergab sie ihren Posten als Chefin des Micky Maus Magazins an Dorit Kinkel. Mit ihr schied auch Adolf Kabatek, ihr Wegbegleiter beim Ehapa-Verlag, als Geschäftsführer aus. Aber er blieb, wie auch Erika Fuchs, weiter für kleinere Dinge im Verlag zuständig. So übersetzte Erika Fuchs Mitte der Neunziger noch einige Carl Barks-Geschichten, die noch nicht in Deutschland erschienen waren, nur teilweise, oder auf den Übersetzungen anderer beruhend. Sie traf den amerikanischen Comic-Meister auch persönlich, als er 1994 bei seiner "Europe-Tournee" Stuttgart besuchte (siehe Foto).

Als Frau Dr. Erika Fuchs am 22. April 2005 im hohen Alter von 98 Jahren verstarb, saß der Schock bei den deutschen Disney-Fans tief - erst am Tag zuvor war der Tod des wichtigsten italienischen Zeichners, Romano Scarpa bekannt geworden. Er starb nach Erika Fuchs, von deren Tod ihre Familie aber nicht sofort die Öffentlichkeit unterrichtete, da man wohl einen zu großen Presserummel vermeiden wollte. Die große Anteilnahme der Öffentlichkeit zeigte sich in zahlreichen Nachrufen. Erika Fuchs hatte bis zu letzt in München gelebt, wo sie auch verstarb. In einem Nachruf schrieb ihr ehemaliger Verlag: ""Mit Erika Fuchs trauert der Verlag um die Grande Dame des Comics, die sprachliche Wegbegleiterin ganzer Generationen, die in Entenhausen gleichermaßen beheimatet war, wie in internationaler Literatur und im deutschen Kulturgut [...]".

Inflektiv ("Erikativ")

Neben Fuchsschen Zitaten (siehe diesen Abschnitt) ist vor allem eine weitere Sprach- und Übersetzungsangewohnheit dank der gebürtigen Rostockerin in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen. Dabei handelt es sich um den Inflektiv, der besser unter dem Spitznamen "Erikativ" bekannt ist und sich besonders in Internet-Chatrooms und in Verbindung mit anderen neueren Technologien, wie den SMSs, immer weiter in die normale Sprache mit einwebt. Erfunden wurden die Inflektive nicht von Erika Fuchs, sie wurden bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert von Deutsch-englischen-Übersetzern eingeführt; von wem genau ist aber nicht bekannt. Die Idee des Inflektives ist von den englischen Infinitiven abgeleitet. Dabei werden im Deutschen die Wortendungen weggelassen ("seufz" anstatt seufzen). Bekannt und einer breiteren Masse zugänglich gemacht wurde der neue Wortstamm aber ausschließlich durch Erika Fuchs, die die Inflektive von Anfang an in ihren Disney-Übersetzungen benutzte, um sie zu perfektionieren und den lautmalerischen Charakter der Verben hervorzuheben. Mit einem so großen Erfolg hatte sie aber nicht gerechnet. Heute gehören sie zu quasi jedem Comic, der in deutscher Sprache erscheint, dazu. Unter anderem auch für diese Leistung wurde Erika Fuchs ausgezeichnet, wie im nächsten Abschnitt ("Ehrungen") zu lesen ist. Einige der bekanntesten in Disney-Comics verwendeten Inflektive sind zum Beispiel "ächz" (ächzen), "grummel" (grummeln) oder "schluck" (schlucken).

Ehrungen

©Gottfried Helnwein

Im Laufe ihrer aktiven Zeit beim Egmont Ehapa Verlag erlangte Erika Fuchs keine Auszeichnungen, erst in den neunziger Jahren wurde sie als bedeutende Persönlichkeit der deutschen Sprach- und Comickultur wahrgenommen. So erhielt sie 1994 ihren ersten Preis, die letzten 2001. Insgesamt brachte sie es auf vier bedeutende Ehrungen, die hier in der Folge ihrer Verleihung wiedergegeben sind.

Zudem wurde sie vom bekennenden Disney- und insbesondere Carl Barks-Liebhaber Gottfried Helnwein 1991 für einen Portrait-Zyklus (genannt "48 Portraits") fotografiert und gemalt, der unter dem Motto "Die 48 wichtigsten Frauen des Jahrhunderts" ausgestellt wurde. Der Kunstsammler und Museumsgründer Peter Ludwig erwarb kurz darauf die "48 Portraits", die heute Bestandteil der Sammlung des Museum Ludwig in Köln sind. Obwohl Helnwein sehr bekannt ist, ist die Aufnahme wirklich eher als Ehrung zu erkennen, da Erika Fuchs sicher nicht zu den bedeutendsten Frauen des 20. Jahrhunderts weltweit gehört. Dass man die Aufnahme als Akt des Respekts gegenüber Erika Fuchs sehen muss, zeigt sich auch dadurch, dass Helnwein drei Jahre später, 1994, eine Carl-Barks-Ausstellung auf die Beine stellte, die knapp 400.000 Besucher hatte. Trotz allem ist dies die erste "Auszeichnung" für Erika Fuchs gewesen.

  • Morenhovener Lupe, 1994. Den wichtigsten Preis der 1700-Seelengemeinde in Nordrhein-Westfalen erhielten vor und nach ihr auch andere bedeutende Künstler, wie Janosch, der „Vater“ der Tigerente.
  • Deutscher Fantasypreis, 1998. Der wird seit den Siebzigern vergeben, unter anderem an Michael Ende. Erika Fuchs ist die bis heute einzige Preisträgerin, deren Auszeichnung nur auf Übersetzungen beruht. Nahezu alle neben ihr arbeiten, bzw. arbeiteten im Kinderbuch- oder Science-Fiction-Bereich. Der Grund, Fuchs zu ehren, lautete: „Für ihre kongeniale Übersetzung der Werke von Carl Barks, mit denen sie Generationen von Kindern und Erwachsenen erfreut hat.“
  • Roswitha-Preis, 2001. Zum fünfzigsten Jubiläum des Micky Maus Magazins fiel die Aufmerksamkeit erneut auf Erika Fuchs, so dass ihr in diesem Jahr gleich zwei Ehrungen zuteil wurden. Der Roswitha-Preis ist neben ihrer "Heimito von Doderer'"-Auszeichnung der sicherlich Wichtigste, den sie erhielt. Als Grund wird nicht nur ihr wesentlicher Beitrag zur Entwicklung der deutschen Sprache durch mehrere Generationen hinweg angegeben, sondern auch ihre Gabe, den wichtigsten Entenhausenern einen eigenen Sprachstil in den Mund zu legen.
  • Heimito-von-Doderer-Preis, 2001. Der Preis zur Ehrung des gleichnamigen österreichischen Schriftstellers wurde Erika Fuchs für „ihren Beitrag zur Entwicklung der deutschen Sprache“ übergeben. Sie ist eine von lediglich zwei Preisträgern, die den Sonderpreis erhalten haben.

Zitate

Zitate von Erika Fuchs

  • Ich lese freiwillig keine Comics. Wenn ich lese, will ich keine Bilder sehen. Trotzdem: Die Zeichnungen von Carl Barks sind Kunstwerke.“ (Aus einem Interview von 1996)
  • Donald Duck. Er ist ein negativer Held, der viel anfängt, dem aber nichts gelingt, weil er einfach zu phantasievoll ist und nach anfänglichem Erfolg scheitert.“ (Auf die Frage nach ihrem Lieblings-Disney-Charakter, Quelle siehe oben)
  • Was er real und vernünftig macht, verwurschtle ich wieder, damit es ein bisschen verrückt wird.“ (Bezieht sich auf die technische Fachkenntnis ihres Mannes Günter Fuchs, den sie bei technischen Dingen um Rat fragte.)

Stimmen zu Fuchs

  • Carl Barks: „O ja, ich habe sie getroffen, und war sehr beeindruckt, sie ist eine so distinguierte Person. Sie wird zwar alt jetzt, aber sie ist sehr hell hier oben (deutet zum Kopf). Sie ist eine Zierde dieses Geschäfts.“ ¹
  • Peter Höpfner: „Frau Fuchs hat selbst gesagt, sie wolle diese Leute und ihre Ideologie verhohnepiepeln", bezüglich Fuchs'scher Anspielungen auf den Nationalsozialismus in Comics.

Zitate ihrer Übersetzungsarbeit

Die Übersetzungsarbeit von Dr. Erika Fuchs brachte Zitate hervor, die teilweise ins Allgemeingut übergegangen sind und damit einen Status erreicht haben, wie nur wenige literarische Sätze der Neuzeit. Der mit Sicherheit bekannteste Spruch lautet „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“ (siehe Bild), aus dem Barkscomic „Inventor Of Anything“, der in Deutschland zumeist unter dem Titel „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“ erschienen ist. Dies in Deutschland erstmals im Micky Maus Heft 48 von 1958, knapp zwei Jahre nach der Erstveröffentlichung in den USA. Allgemein bekannt war Erika Fuchs für den literarischen Hintergrund ihrer Übersetzungen, die Anspielungen auf Shakespeare, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich von Schiller, Wilhelm Busch und andere bekannte Schriftsteller enthielten. Selbst „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“ ist „nur“ abgeleitet, ursprünglich wurde der Satz vom Schriftsteller Heinrich Seidel (1842-1906) in seinem „Ingenieurlied“ als „Dem Ingenieur ist nichts zu schwere [...]“ verwendet. Ihr Mann Günter half ihr nicht nur bei technischen Übersetzungspassagen, auch war er ihre Quelle für klassische literarische Zitate. Bei Barks selber gab es quasi keine Anspielungen, sieht man von sehr direkten wie der Geschichte „The Village Blacksmith“ (1960, dt.: „Der wackere Dorfschmied“), die sich auf das gleichnamige Gedicht von Henry Wadsworths bezieht. Das war auch das sehr spezielle an ihren Übersetzungen; zwar hielt sie Privat immer wenig von Comics, war aber der Meinung, das es einiges an Literaturkenntnisse brauche, um für Kinder - und ehemalige – akzeptable Disney-Comics-Geschichten-Übersetzungen anzufertigen. Ihre besonders ernste Einstellung zu Comics zeigt sich auch heute noch dadurch, dass sie viele "Fakten" aus den Original-Geschichten nicht bedachte und viel vereinfachte. So wurde zum Beispiel aus "Scrooge McDuck" Dagobert Duck und die Drillinge "Huey, Dewey and Louie" wurden durch die deutschen Namen Tick, Trick und Track eher zu einem Kinderreim, dazu vereinheitlichte sie die Vor- und Nachnamen der Ducks, so dass fast alle die Initialien "DD" innehaben.

Noch heute bilden ihre Texte daher die „Spitze“ der Übersetzerkunst beim Ehapa-Verlag, erst vor kurzem äußerte sich der momentane Chefredakteur des Micky Maus Magazins, Joachim Stahl dazu (Bezieht sich auf das Übersetzer-Team von Egmont Ehapa und der Chance für neue Übersetzer auf Anstellung. Wörter in eckigen Klammern wurden von Duckipedia ergänzt: "Berechtigte Hoffnungen auf eine dauerhafte Übernahme ins Team darf sich nur jemand machen, dessen Texte wenigstens einen Tick besser sind als die [von] Jano [Rohleder], Arne [Voigtmann] & Co. - im Idealfall so gut wie die von Daibi [gemeint ist Peter Daibenzeiher] oder - träum, träum - gar von Erika Fuchs." ².

  • “Wir wollen einig sein ein Volk von Brüdern. In keiner Not uns waschen und Gefahr.“ (Tick, Trick und Track)
  • "Dem Ingeniör ist nichts zu schwör." (Daniel Düsentrieb)
  • "Was starrst du mich an, o Ungeheuer? Zuckt schon der Mörderdolch in deiner Hand?" (Donald Duck)
  • "Vielleicht, wenn ich mich hier hinsetze und auf die Sumpfhühner starre, die im Sumpf rumsumpfen, vermeide ich allen Ärger." (Donald Duck)
  • "Leichtfertig ist die Jugend mit dem Wort und bar jeden Sinnes für geschäftliche Dinge!" (Dagobert Duck)
  • "Nichts als Wirtschaftswunder und Wirtschaftswundermänner, wohin man schaut!" (Donald Duck)
  • "Und lieg' ich dereinst auf der Bahre - So denkt an meine Guitahre - Und gebt sie mir mit in mein Grab." (Donald Duck)
  • "Ach, Geld! Es ist mir ein Hochgenuss, wie ein Seehund hinein zu springen und wie ein Maulwurf darin herumzuwühlen und es in die Luft zu schmeißen, dass es mir auf die Glatze prasselt!" (Dagobert Duck)
  • "Mir kreist der Hut! Mein Gehirn käst! Meins ist völlig verdunstet!" (Tick, Trick und Track)

Weitere Zitate, zusammengestellt, mit Bildern und Quellen findet man hier. (Dies ist keine Seite von duckipedia.de und steht nicht in Verbindung mit ihr.)

Literatur über Erika Fuchs

Das Erika Fuchs Buch, Bild von [1]

1996 wurde Das Erika Fuchs Buch veröffentlicht (vollständiger Titel: Das Erika Fuchs Buch. Disneys Übersetzerin von Donald Duck und Mickey Maus: Ein modernes Mosaik., ISBN 3929746107, ab dem 1. Januar 2007 978-3-929746-10-5). Der Autor ist Klaus Bohn, der das umfassend illustrierte Buch unter schriftstellerischer Mithilfe seiner Schwester Monika verfasste. Die zahlreichen Bilder stammen vornehmlich aus dem Privatbesitz der Familie Fuchs. Das Buch hat 189 Seiten und ist bei Dreidreizehn erschienen, mittlerweile aber vergriffen.

Ein Nachdruck oder sogar eine überarbeitete Neuauflage erscheint sinnvoll, ist jedoch fraglich, da Disney nach Aussage von Dreidreizehn unverhältnismäßig hohe Lizenzgebüren verlangte, zudem war die Familie Fuchs, auch Erika Fuchs selber, im nachhinein nicht glücklich über die inhaltliche Ausgestaltung.³ Ihnen war damit zu viel privates an die Öffentlichkeit gedrungen, was sich mit einer Neuauflage, auch nach dem Tod von Erika Fuchs, nicht geändert hätte. Auch signierte Erika Fuchs das Buch ungern.³

Aus den genannten Gründen gilt das Buch bereits jetzt als Rarität und wird antiquarisch zu entsprechend hohen Preisen gehandelt.

Weblinks

Quellen

  • ¹ – das Zitat stammt aus einem Interview mit Carl Barks aus dem Jahre 1994. Das Interview ist © Harald Havas und hier zu finden. Eine englische Original-Version des Barks-Zitats liegt nicht vor.
  • ² – Quelle: Comicforum, Aussage von Joachim Stahl aus dem Jahr 2006. Das Zitat, mit allen Bezügen darauf, findet sich hier
  • ³ – Quelle: [2]


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