Glénat

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Das Logo des Verlags (© Glénat)

Glénat ist ein 1972 gegründeter, französischer Buch-, Zeitschriften- und Comicverlag aus Grenoble. Es werden überwiegend Comics, Mangas und Bücher publiziert und dies in Frankreich, Spanien und Benelux. Gegründet wurde der Verlag von Jacques Glénat, der bis heute der Präsident ist.[1] Der Verlag druckt auch Disney-Comics und produziert sogar selber welche, so etwa die Geschichten aus der Disney Hommage-Reihe.

Geschichte[Bearbeiten]

Jacques Glénat in seinen Anfängen als Verleger

Im Jahr 1969 startete der 17-jährige Jaques Glénat, noch als Schüler eines Lycées in Grenoble, das Comic-Fanzine Schtroumpf, dessen erste Ausgabe im September desselben Jahres erschien. Bereits im Jahr 1972 begann Glénat verlegerisch tätig zu werden und publizierte die ersten zwei Alben von Claude Serre und Claire Bretécher. Jaques Glénat gründete den Verlag (offizieller Name: Glénat Éditions) und widmete sich mit nur 20 Jahren hauptberuflich der Verlegerarbeit. Die beiden Alben wurden schnell zu internationalen Bestsellern. Nach und nach wurden in Paris Büros eröffnet und im Ausland nach Vertriebspartnern gesucht.[1] Nur zwei Jahre später erhielt Glénat den Preis für den besten Verleger auf dem Angoulême International Comics Festival.[2] In der Phase des schnellen Wachstums des Verlags wurden ein Warenhaus in Orly und ein erster Laden in Paris eröffnet, der sich zum Flaggschiff des Verlags entwickelte. Im Jahr 1975 kam ein neues Comic-Magazin namens Circus auf den Markt, welches bis 1989 existierte. Später wurden zahlreiche Albenserien veröffentlicht, mit den Schwerpunkten Reisen, Bergwelt und Wintersport. Nach einiger Zeit wandte sich der Glénat-Verlag von den klassischen frankobelgischen Comics ab und setzte seinen Schwerpunkt auf das Genre der Graphic Novels. So wurden erste historische Comics publiziert wie Vécu. Im Jahr 1986 öffnete Glénat neue Filialen in verschiedenen anderen Ländern. Neben Ablegern in Belgien und der Schweiz wurde auch eine Filiale in Québec eröffnet. Nur zwei Jahre später wurden in Frankreich insgesamt neun neue Glénat-Läden eröffnet, in denen ausschließlich eigene Produkte verkauft wurden. Von diesen neun existieren heute nur noch die beiden in Lyon und Grenoble, wo auch der Hauptsitz des Unternehmens ist.[1]

Einführung der Mangas[Bearbeiten]

Jaques Glénat kam im Jahr 1989 von einer Reise nach Tokyo zurück – mit verschiedensten Mangas im Koffer. Begeistert von der neuen Art des Comics, die in Frankreich noch recht unbekannt war, beschloss er, sich genauer mit den Mangas zu beschäftigen. Dies führte dazu, dass er im Jahr 1991 als erster Verleger Frankreichs Mangas publizierte. Erst nur in Kiosken, doch die schon nach kurzer Zeit beliebten Mangas schafften es schnell in die Büchereien. Mit den Serien Akira und Dragon Ball (später auch One Piece und Bleach) begann die Ära der Mangas in Frankreich, für die sich besonders Jugendliche interessierten. Glénat ist noch heute der führende Verlag Frankreichs in diesem Genre.[3]

Die Ära Titeuf hat begonnen: Die erste Ausgabe der erfolgreichen Comicreihe. (© Glénat)

Titeuf[Bearbeiten]

Im Jahr 1993 gelang es dem Verlag, einen der erfolgreichsten europäischen Comics herauszubringen. Insgesamt 21 Millionen Ausgaben von Titeuf (Deutsch: ebenfalls Titeuf) von Zep wurden verkauft, was für den Verlag in seiner damaligen Form ein Riesenerfolg war. In diesem Jugendcomic geht es um einen zehnjährigen Jungen, der langsam das Interesse an Mädchen entwickelt. Insgesamt sind bis 2021 17 Bände erschienen, die meisten Ausgaben haben ca. 45 Seiten und enthalten lustige Kurzgeschichten.[4] Nach einiger Zeit erschien zu Titeuf ein eigenes Magazin und es wurde 2001 eine gleichnamige Serie gedreht. Im Jahr 2011 erschien, unter der Regie von Zep, ein Spielfilm unter dem Namen Titeuf, le film. [5]

Der Verlag in den 2000er-Jahren[Bearbeiten]

Zur Jahrtausendwende begann eine neue Comic-Ära bei Glénat und es wurden neue, esoterische Comics herausgebracht. Davon konnten einige sehr große Erfolge verbuchen wie Le Troisième Testament (Deutsch: Das dritte Testament), Le Triangle secret (Deutsch: Das geheime Dreieck) und Le Décalogue (Deutsch: Zehn Gebote) von Frank Giroud. [1]

„Dies ist eines der spannendsten Experimente der neuen französischen Comics.“
Comicguide[6]

Jacques Glénat war während seiner Kindheit ein begeisterter Leser von Journal de Mickey und erhielt von der Disney Company 2010 die Genehmigung, die Geschichten von Micky und Donald zu veröffentlichen, die in Frankreich noch nie zuvor in gebundenen Alben erschienen waren. Die Neuauflagen der Geschichten der großen Disney-Meister Carl Barks, Floyd Gottfredson und Don Rosa wurden dann vollständig und chronologisch in Alben veröffentlicht.[1]
Im Jahr 2013 kamen zu Glénat drei weitere, kleinere Verlage hinzu, sodass der Katalog mit noch mehr verschiedenen Comicarten aufgefüllt werden konnte. 2017 hat sich mit Comix Buro ein weiterer Verlag Glénat angeschlossen und 2018 4 FLEUVES, durch den der Kinder- und Jugendkatalog stark ausgeweitet werden konnte. Mittlerweile sind dadurch fast 1000 verschiedene Comics für Kinder und Jugendliche bei Glénat zu finden.[1] Zum 50-jährigen Jubiläum wurden im Jahr 2019 einige neue Comics in den Katalog aufgenommen. Im Jahr 2021 zogen die Pariser Büros von Glénat in ein neues Gebäude in Boulogne um. Das neue Bürogebäude wurde von dem französischen Architekten Wilmotte entworfen. [1]

Unternehmen[Bearbeiten]

Das neue Bürogebäude des Verlags

Der Glénat-Verlag machte laut eigenen Angaben im Jahr 2009 etwa 50% seines Umsatzes durch Comics, 20% durch Mangas, 15% durch Bücher und 15% durch andere Produkte. Jährlich werden etwa 400 neue Bücher publiziert und insgesamt 12 Millionen Ausgaben verkauft.[7] Der Katalog der Bücherabteilung hat mittlerweile über 4000 Titel aufgelistet. Die erfolgreichsten Serien sind mit 16 und 17 Millionen verkauften Ausgaben Titeuf und Dragon Ball. In Frankreich ist Glénat der zweitgrößte Comic-Verlag, nach Média-Participations. Der Marktanteil lässt sich mit ca. 20% beziffern.[8]

Sowohl in der Schweiz als auch in Benelux und Spanien gibt es Ableger des Glénat-Verlags, welcher im Fall von Benelux etwa 13% des dortigen Marktanteils ausmacht.

Im Jahr 1975 wurde dem Verlag der Yellow Kid verliehen, die bis zu ihrer Einstellung 2005 bekannteste italienische Auszeichnung für Comics.

Galerie Glénat[Bearbeiten]

In Paris wurde 2013 die Galerie Glénat eröffnet, welche sich mit dem Comic in all seinen Formen beschäftigt. Mit seiner Galerie möchte Jacques Glénat den Comic-Fans die Möglichkeit geben, die Originalwerke vieler verschiedener Künstler zu entdecken.

„Der Verleger ist privilegiert: Er ist der einzige, der das Originalwerk bewundern und berühren kann, das die Comicautoren ihm präsentieren. [...] Dieses Privileg musste geteilt werden: Dafür wurde die Galerie Glénat geschaffen.“
Jacques Glénat[9]

Die Besucher haben die Möglichkeit Kunstwerke von bekannten Zeichnern oder Autoren zu bewundern, es werden jedoch auch viele Illustrationen von jungen Talenten ausgestellt, um ebendiese zu fördern. Neben klassischen Bildern und Illustrationen sind auch Skulpturen, Wandteppiche und Ölgemälde vorzufinden. Auch in der Thematik herrscht viel Abwechslung – neben Action und Humor sind auch die Genres Erotik und Karikaturen sowie viele weitere vertreten. Zudem gibt wechselnde, temporäre Ausstellungen, die alle 15 Tage erneuert werden, da in diesem Zeitraum neue Alben erscheinen. So gab es im Oktober 2022 zu Dagoberts 75. Geburtstag eine Ausstellung, die sich mit dem 15. Band der Hommage-Reihe befasste und bei der Originalseiten, Coverzeichnungen und Ähnliches gezeigt wurden.[10] Fans haben nicht nur die Möglichkeit, Comics und Illustrationen in Ausstellungen zu bewundern, einiges steht auch zum Verkauf bereit.[11]

Kloster Sainte-Cécile[Bearbeiten]

Die große Bibliothek im ehemaligen Kloster Sainte-Cécile

Im Jahr 2009 zog der Hauptsitz des Glénat-Verlags von Grenoble an einen historischen Ort in den Alpen um. Bereits 2004 wurde das Gelände mit der alten Kapelle erworben und in den folgenden Jahren von einem Architektenteam restauriert. Die ersten Mitarbeiter konnten im Mai 2008 in den neuen Hauptsitz des Unternehmens einziehen. Anlässlich der Tage des Denkmals im September 2009 wurde das Gelände erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und im Dezember 2009 wurden schließlich die letzten Arbeiten abgeschlossen.[12] Das ehemalige Kloster Sainte-Cécile, das seit 1624 und bis zur Französischen Revolution 1793 von Bernhardinerinnen bewohnt wurde, enthält eine riesige Bibliothek. Diese befindet sich im hinteren Teil der Kapelle und wurde vollständig restauriert. Darin befindet sich eine Kopie jedes Buches, Mangas oder Comics, das seit der Gründung bei Glénat erschienen ist. Zudem sind die Glénat-Stiftung und der Schöpfungsfonds im ehemaligen Kloster untergebracht. Es wurden zahlreiche Ausstellungen organisiert, die das Ziel haben, Comics eine künstlerische und museale Dimension zu verleihen. Seit dem 18. April 2019 ist in dem Kloster eine öffentliche Ausstellung von etwa 80 Werken des niederländischen Künstlers Rembrandt zu besichtigen. [13]

Internationale Niederlassungen[Bearbeiten]

Der Verlag unterhält drei internationale Niederlassungen: Glénat Benelux, Glénat Espagne und Glénat Suisse. Außerdem ist der Verlag in Kanada sehr aktiv. Es werden nicht nur französische Comics (bei Bedarf je nach Standort übersetzt und) verkauft, sondern auch eigene Comics produziert. So kann es neben dem Standard-Glénat-Angebot auch ein regional abweichendes Sortiment im Comic-Katalog geben.

Comics[Bearbeiten]

Aktuell (Stand März 2023) hat Glénat 5357 verschiedene Comic-Titel in ihrem Verlagskatalog. Vor den Mangas mit über 4000 und den Büchern mit knapp 2000 Ausgaben stellen die Comics den größten Bereich dar. Unter den verschiedenen Comicarten sind neben vielen geschichtlichen Comics auch Kinder-, Jugend- und Detektivcomics sowie Comics aus den Genres Humor, Gesellschaft und Mythologie vertreten.

Disney-Comics[Bearbeiten]

Der erste Band der Disney Hommage-Reihe, in der Comics von Glénat abgedruckt werden (© Egmont Ehapa)

Disney-Comics sind bei Glénat eine eigene Unterkategorie, unter der verschiedene Reihen laufen, bei denen es sich vor allem um Gesamt- und Sammelausgaben handelt. So gibt es Gesamtausgaben zu Carl Barks, Don Rosa, Romano Scarpa und Floyd Gottfredson, aber auch zu Phantomias, sowie Best-of-Reihen mit großen Comicserien (Les Grandes Sagas Disney) oder anderen Autoren (Les grands maîtres). Dabei gestaltet der Verlag die Reihen teilweise selber, übernimmt aber auch oft welche aus anderen Ländern, so ist etwa die Gottfredson-Ausgabe wie die deutsche Variante von Fantagraphics übernommen, genau wie die Reihe Les Grands maîtres (von den Disney Masters) und die Scarpa-Gesamtausgabe ist ein Nachdruck der italienischen Reihe. Auch gibt es Sonderausgaben zu besonderen Geschichten wie Graf Phantula oder Micky Maltese.

Allerdings druckt Glénat nicht nur bereits bestehende Geschichten ab, sondern produziert auch eigene. Allerdings unterscheiden sich diese recht stark von den „klassischen“ Disney-Comics. Tatsächlich werden sie in der Regel von Autoren und Zeichnern kreiert, die normalerweise nicht für Disney arbeiten und sich viele Freiheiten lassen dürfen. Daher unterscheiden sich Stil und Form oft von anderen Disney-Produkten. Die Geschichten können als „Hommage“ anderer Künstler an den Disney-Comic verstanden werden und erscheinen dementsprechend im Deutschen in der Disney Hommage-Reihe.

Reihen[Bearbeiten]

Gesamtausgaben

  • La dynastie Donald Duck - Intégrale Carl Barks (Carl Barks, 2010–2017, 24 Ausgaben)
  • La Grande épopée de Picsou - Intégrale Don Rosa (Don Rosa, 2012–2016, 7 Ausgaben)
  • Les grandes aventures Disney - Intégrale Romano Scarpa (Romano Scarpa, 2017–heute, bisher 13 Ausgaben)
  • Fantomiald Intégrale (Phantomias, 2019–heute, bisher 9 Ausgaben)

Best-of-Reihen

  • Mickey & Co (Geschichtenauswahlen zu verschiedenen Themen, 2010–2013, 10 Ausgaben)
  • Mes plus belles histoires (Geschichtenauswahlen zu verschiedenen Themen, 2010–2017, 15 Ausgaben)
  • Les Grandes Sagas Disney (Comicserien, 2012–2016, 12 Ausgaben)
  • Les grands héros Disney (Geschichtenauswahlen zu verschiedenen Figuren, 2013–2016, 7 Ausgaben)
  • L'âge d'or de Mickey Mouse par Floyd Gottfredson (Floyd Gottfredson, 2015, 12 Ausgaben)
  • Einzelausgaben zu großen Geschichten (2019–heute, bisher 6 Ausgaben)
  • Les grands maîtres (Künstler-Best-of, 2021–heute, bisher 4 Ausgaben)

Sonstiges

  • Zorro (2011)
  • Doubleduck (begonnene Sammelausgabe von DoppelDuck, 2011–2012)
  • Mickey – Le cycle des magiciens (begonnene Sammelausgabe von Kampf der Zauberer, 2011–2012)
  • W.i.t.c.h. (2011–2016)
  • La Grande Histoire du Journal de Mickey (2014)
  • Mickey Mouse icône du rêve américain (2016)
  • Le Guide des Castors Juniors (2018+2019)
  • La bande à Picsou (2019–2021)

Hinzu kommen die Ausgaben mit den bereits erwähnten von Glénat selbst produzierten Comics, die auf Deutsch in der Disney Hommage-Reihe veröffentlicht werden.

Mangas[Bearbeiten]

Mangas machen bei Glénat einen beachtlichen Teil des Angebots aus, was daran liegt, dass sie in Frankreich in den letzten Jahren immer beliebter geworden sind. Aktuell gibt es im Katalog des Verlags 4439 verschiedene Mangas zur Auswahl – nach den Comics die zweitgrößte Kategorie. Es sind ganze Reihen wie One Piece bei Glénat zu finden oder auch Einzelausgaben von weniger bekannten Zeichnern und Autoren.

Manga-Reihen[Bearbeiten]

  • One Piece (103 Ausgaben)
  • Tokyo Revengers (23 Ausgaben)
  • Les Gouttes de Dieu - Mariage (23 Ausgaben)
  • Sakamoto Days (107 Ausgaben)
  • Dragon Ball (42 Ausgaben)
  • Bleach (74 Ausgaben)

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]