Gier nach Gold

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Gier nach Gold
Micky Maus und Clarabellas Schatz; Klarabellas Tresor; Micky Maus und Klarabellas Schatz
Race for Riches
Erstveröffentlichung: 03.06.1935–28.09.1935
Entstehungsdatum: 1935
Storycode: YM 027
Story: Floyd Gottfredson & Ted Osborne
Zeichnungen: Floyd Gottfredson
Tusche:

Ted Thwaites

Seiten: 102 Tagesstrips, 34 Seiten in der FGL
Format: Zeitungsstrip
Deutsche Übersetzung: Gerd Syllwasschy in der FGL
Deutsche Erstveröffentlichung: Ich Micky Maus 1
Weiterführendes
Liste der Fortsetzungsgeschichten von Floyd Gottfredson

Ind.PNG Infos zu Gier nach Gold

beim I.N.D.U.C.K.S.
Presse unter Druck

Gier nach Gold (engl. Race for Riches, auf Deutsch auch Micky Maus und Clarabellas Schatz, Klarabellas Tresor oder Micky Maus und Klarabellas Schatz) ist eine von Ted Osborne und Floyd Gottfredson ausgedachte, von Gottfredson gezeichnete und von Ted Thwaites getuschte Comicgeschichte aus dem Jahr 1935. Micky und Rudi liefern sich ein spannendes Rennen gegen Kater Karlo und Kurt Kropp um einen alten Goldschatz, der in der Wüste versteckt ist, um ihre Freundin Klarabella Kuh vor der Pfändung ihres Hauses zu bewahren.

Die ersten Strips fährt die Geschichte verhältnismäßig entspannt: Alles spielt vor Ort in Mickys Heimatort. (© Egmont Ehapa)

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Nach seinem letzten Abenteuer hat sich Kurt Kropp[1] reichlich unbeliebt gemacht bei Micky. Schon einige Zeit hat der Mäuserich jetzt nichts mehr von ihm gehört. Heute soll ein besonderer Tag werden, denn Micky, Minnie, Rudi und Klarabella wollen gemeinsam tanzen gehen. Nach der Fahrt mit dem Auto sind sie abends auch schon beim entsprechenden Lokal angekommen. Dort erwartet Micky zu seiner Überraschung ein Wiedersehen: Auch Kurt Kropp ist anwesend. Micky schöpft noch in derselben Sekunde seinen ersten Verdacht, der krumme Typ könnte auch hier wieder etwas im Schilde führen. Seine Vorsicht aber scheint unbegründet, denn im Gegenteil – Kropp entschuldigt sich aufrichtig für den damaligen Zwischenfall und versichert, dass er ja eigentlich niemandem lange böse sein könne. Die beiden schütteln ihre Hände und alles soll wieder gut werden. Doch noch am Abend merkt Micky, dass sich sein ehemaliger Feind ausgiebig mit Klarabella unterhält. Er schmeichelt ihr und macht weitere Komplimente. Als Micky am nächsten Tag bei Klarabella Zuhause ist, weil er ihr Radio repariert, bekommt er mit, wie plötzlich Blumen von jemandem eintreffen. Von niemand Geringerem als Kurt Kropp natürlich, was Klarabella auch stolz von sich gibt. Micky riecht starken Verdacht auf einen hinterhältigen Plan und weist Klarabella darauf hin. Doch das war wohl der falsche Schritt, denn schon wird ein Buch auf ihn geworfen.

Es geht weiter mit der Beziehung zwischen den beiden. Klarabella Kuh und Kurt Kropp machen zusammen einen Spaziergang, treffen sich, trinken Tee, führen Gespräche und haben gemeinsam viel Spaß. Minnie versucht, als Frau zu erklären, wie ihr Verlobter sich fühlt und dass er es nur gut mit Klarabella gemeint hat. So sorgt Minnie dafür, dass Micky Klarabella wieder unter die Augen treten kann. Doch das hilft nicht viel, denn Kropp macht sich immer weiter ran an Klarabella. Die beiden verbringen fast den ganzen Tag miteinander und die Fragen werden intimer. Micky hegt den Verdacht, dass Kropp irgendetwas von Klarabella will, dafür aber besonders nah an ihr stehen muss. Durch Zufall erfährt Micky von einem Gespräch zwischen Klarabella und ihren neuen Freund über einen Vorfahren der beiden, der angeblich einen Goldschatz vergraben haben soll und darüber in seinem Tagebuch berichtet haben will. Abends wollen sich Klarabella und Kropp die Hinterlassenschaften anschauen; vielleicht interessiert sich ja ein Museum dafür. Mickys Sinn für bestimmte Dinge ist geweckt, und so bleibt er den abgemachten Abend bei Klarabella. Und wie erhofft, wartet Kurt Kropp einige Zeit darauf, dass sich Micky doch noch verzieht, schließlich aber verschwindet Kropp lieber. Jetzt schaut sich Micky die Hinterlassenschaften des entfernten Verwandten an, die in einer Kiste auf dem Dachboden lagern. Doch er scheint falsch zu liegen: Es existiert kein Tagebuch. Micky darf aber anstelle dessen ein Buch mitnehmen, in dem die Pionierzeit im Wilden Westen geschildert wird...

Doch jetzt geht es los: Das Abenteuer beginnt! (© Egmont Ehapa)

Zu Hause macht er dann eine unglaubliche Entdeckung: Im Buch ist eine Karte versteckt gewesen, die den Weg zu einem Goldversteckt schildert. Micky rennt sofort zu Klarabella und zeigt ihr den Fund. Das trifft sich perfekt, findet sie, denn bald ist ihre Hypothek fällig, und die könnte sie mit dem Erlös aus dem Gold prima bezahlen. Doch die Dinge kommen anders, als man es sich vorgestellt hat: Kurt Kropp, eben noch treuer Gefährte von Klarabella, hat ihre Hypothek von der Bank abgekauft. Kann sie sie also nicht bezahlen, würde ihr Haus gepfändet, um den Gläubiger bezahlen zu können. Jetzt muss es schnell gehen, denn von heute an hat man zwei Wochen Zeit. Micky beruft Minnie und Rudi ein. Nach Klärung der Lage steht fest: Schon morgen brechen Rudi und Micky auf, um das Gold zu suchen! Aber der Plan, es schnell zu finden, könnte schwierig werden. Denn Dippy hat wieder einmal ein loses Mundwerk und so erfährt Kurt Kropp von dem Vorhaben. Er kann Kater Karlo mobilisieren. Nachdem Rudi und Micky über die Nacht schon einige Meilen gefahren sind, erwartet sie am nächsten Tag ein schönes Grauen: Karlo und Kropp haben den Vorsprung mit einem schnelleren Auto kompensiert. Nun versuchen sie, mit allen üblen Tricks, Micky und Rudi loszuwerden.

Das geht von Abdrängmanövern über Gewehrsalven aus Flugzeugen bis hin zu schlichten Prügeleien. Während die beiden Helden die ganze Zeit ehrlich bleiben, schrecken die Gegner auch nicht vor direkten Mordversuchen oder Diebstählen zurück. Es ist ein äußerst harter Wettkampf, bis man endlich in Squeaky Springs, der letzten Stadt vor der Wüste und dem Goldschatz, ankommt. Jedoch haben Micky und Rudi ihre Gegner unterschätzt, denn auf der Hinreise haben sie ein Polizeimotorrad an sich genommen, das Karlo und Kropp ursprünglich entwendet haben. Doch die beiden waren so schlau, Micky und Rudi den Diebstahl in die Schuhe zu schieben und so erwartet sie in Squeaky Springs erst einmal der Sheriff – welcher sie sogleich mit aufs Revier nimmt und hinter Gitter sperrt. Es dauert einen ganzen halben Tag, bis die Unschuldigen freikommen und weiter in die Wüste vordringen können. Mittlerweile haben sich Kropp und Karlo einen Vorsprung erarbeitet, doch auch sie sind nicht unfehlbar und hinterlassen in ihrer Hast Spuren. Eine weitere Jagd findet statt. Als Karlo auf drei Wasserbecken in einer kleinen Oase stößt, von denen zwei vergiftet sind, kommt Kropp auf die Idee, die Schilder zu vertauschen und es den beiden Verfolgern damit so schwer wie nur irgendwie möglich zu machen – denn Wasser ist in der Wüste mehr wert als alles andere. Allerdings war man selbst ein bisschen voreilig, denn nach ein paar Umdrehungen im Kreis weiß man selbst nicht mehr, was jetzt noch tödlich oder nicht tödlich ist. Ihren Durst konnten die Gegner Mickys zwar stillen, aber Wasservorräte nehmen sie nicht mehr mit...

Ein wesentliches Element der Geschichte ist, dass die Protagonisten für einige Zeit im Gefängnis ausharren müssen... (© Egmont Ehapa)

Es bleibt weiter spannend, denn auch wenn Rudi und Micky bei den drei Wasserbecken ankamen und mittels Tierbeobachtung ermitteln konnten, welches Becken giftfrei ist, müssen alle vier noch durch ein Canyon. Das zieht sich vor allem bei Micky und Rudi, weil der Weg vor ihnen von Kropp und Karlo durch einen gigantischen Stein versperrt wurde; sodass die zwei einen Umweg nehmen müssen. Karlo und Kropp sind indes wieder einen Schritt weiter: Sie befolgen schon die letzten Anweisungen auf der Karte, während Micky und Rudi immer noch Spuren hinterhersuchen. Aber das Ausgraben des Goldes wird für die beiden zum Problem, denn sie vergessen, dass ein Baum, der schon 70 Jahre dort steht, mit der Zeit gegangen ist und nun nur noch alt sein oder schon nicht mehr existieren kann. Deswegen verwechseln sie zwei Bäume und kommen nicht zum richtigen Punkt. Und auch Micky und Rudi sind mittlerweile bei Ort und Stelle. Ein dritter großer Kampf tobt, den wieder Micky und Rudi für sich entscheiden können. Sie finden das vergrabene Gold und überlassen ihre erledigten Gegner sich selbst.

Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen! Zwanzig Kilometer vor ihrem Heimatort gibt plötzlich der Wagen den Geist auf. Die Ölpumpe ist kaputt gegangen und die Kolben sind hinüber. Es dauert, alles zu reparieren. Zum Glück werden Rudi und Micky noch rechtzeitig vom Sheriff aus Squeaky Springs darauf hingewiesen, dass sich Kropp mit einem Flugzeug davon gemacht hat. – Und heute ist der Tag, an dem die Hypothek fällig ist! Alles geschieht in letzter Minute, ja fast schon Sekunde. Doch am Ende haben es Micky und Rudi geschafft, das Geld rechtzeitig bis Punkt 12 Uhr mittags zu übermitteln. Genervt will Kropp wissen, wie das gelungen ist. Die Antwort: mit telegrafischer Geldanweisung. Die Welt ist in Ordnung und Klarabella kann ihr Haus behalten. Und jetzt weiß sie, dass der einzige, den sie liebt, Rudi Ross ist. Aber auch Micky geht es nicht schlecht. Er hat nämlich noch Geburtstag und darf sich über ein Kurzwellen-Radio freuen.

Hintergrund[Bearbeiten]

Wiederkehrende Erzählmuster[Bearbeiten]

Da ist er: der Wilde Westen! (© Egmont Ehapa)
„Tief im Westen hat der lange Arm des Gesetztes zwei unglückliche Vagabunden verhaftet – arme Unschuldige, die fälschlicherweise eines Verbrechens verdächtigt werden. Ihre einzige Chance, für Gerechtigkeit zu sorgen, ist das Finden eines verschollenen Schatzes. Doch während die beiden Helden im Gefängnis ausharren müssen, können ihnen Bösewichte zuvorkommen. Lediglich der unerwartete Einsatz moderner Technik kann ihnen noch helfen.“

Diese knappe Zusammenfassung beschreibt die Geschichte Gier nach Gold ziemlich treffend. Genauso gut würde sie allerdings passen zu einem Gottfredson’schen Frühwerk: Micky Maus im Tal des Todes. Das war Floyd Gottfredsons allererste Micky-Maus-Geschichte, die fünf Jahre früher entstanden war. Gottfredson hat sich mit Gier nach Gold keineswegs selbst plagiiert; doch wie sein Entenkollege Carl Barks hat er im Laufe der Jahre immer wieder auf bestimmte Erzählmuster zurückgegriffen. Dazu gehört grundlegend das Abenteuer; kleinere Dinge wie Schatzsuchen oder Entführungen und noch kleinere wie Orte und Figuren rundeten die Geschichten zu vollwertigen neuen ab. Die Schatzsuche im Wilden Westen war eines von Gottfredsons Lieblingsthemen. Immerhin boten Wildwestgeschichten eine pittoreske Umgebung sowie ein Rennen gegen die Zeit – und es galt oftmals das Gesetz des Stärkeren (oder desjenigen, der schneller ziehen konnte). All das passte gut zu Mickys Persönlichkeit. Es gab Schätze zu bergen, die seine Neugier befriedigten, Banditen, die er mit seiner Schläue statt Waffengewalt besiegen konnte, und schäbige Städte, deren Enge seine Sehnsucht nach Freiheit widerspiegeln konnten.[2]

Obskure Hausnummern... (© Egmont Ehapa)

Abschied vom Bekannten[Bearbeiten]

Zwar trifft man in dieser Geschichte wie in Micky Maus im Tal des Todes auf all diese Elemente, doch Mickys Charakter ist seither deutlich gereift. Fünf Jahre zuvor war der Mäuserich kaum mehr als ein über das Land ziehendes Wesen mit einem starken Sinn für Gerechtigkeit. Wenn er sich einer Gefahr gegenübersah, gab es nur zwei Reaktionen: Verteidigung, wenn er eine Waffe hatte und Furcht, wenn er keine hatte. Von einem naiven Teenager, der allein durch die Wüste zog, konnte man keine anderen Taten erwarten.[2]

Der Unterschied zum alten Micky ist in Gier nach Gold deutlich erkennbar: Er kann sich immer noch überdreht und jugendlich benehmen, hat aber seine Impulsivität besser im Griff und verhält sich im entscheidenden Moment auch logisch und rational. Er macht nach wie vor Fehler, ist aber in der Lage, diese wie ein Erwachsener zu reflektieren. Und wenn sich ein Sheriff mit ihm anlegt, antwortet er nicht mit überhasteter Panik, sondern deutlich gemäßigter mit einem sichtbaren Anflug von Ungeduld angesichts des begriffsstutzigen Gesetzeshüters.[2]

Auch in anderer Weise ist Gier nach Gold der Abschied lieb gewonnener Gottfredson-Traditionen: Zum letzten Mal ist Rudi Ross Mickys Begleiter bei dessen Abenteuer. Seine Beziehung zu Klarabella Kuh spielt eine wichtige Parallele zur Handlung. Und: Zum letzten Mal werden altbekannte Melodramenklischees so offen ausgespielt: Micky muss die Zeche zahlen und das Fräulein in Not befreien.[2]

Trivia[Bearbeiten]

  • Donald Duck ist zum letzten Mal mit Storchschnabel und schwarzen Füßen zu sehen. Im Strip vom 28.09.1935 sitzt er mit Mickys Geburtstagsgästen am Tisch und isst Eis. Sein Auftritt in der Geschichte ist ohne Wirkung, er treibt die Handlung kein Stück weit voran und sagt auch nichts.
  • Goofy tritt in dieser Geschichte das letzte Mal als Dippy Dawg auf und in seiner frühen Körperform mit teils nackten Stellen. In Der Strauß Oskar sollte er 1936 ein neues Selbst bekommen.
  • Micky Maus hat in dieser Geschichte noch am 28. September Geburtstag. Auf diesen Tag steuerten Gottfredson und seine Kollegen scheinbar extra hin, denn die letzten Tage und die Panne vor dem Ziel strecken die Handlung. Später setzte sich der 18. November als Geburtsdatum durch, der Tag, an dem der erste Micky-Cartoon Steamboat Willie uraufgeführt wurde.


Aquarell[Bearbeiten]

Das Aquarell: (© Disney)

Im Juli 1980 malte Floyd Gottfredson das links zu sehende und zu dieser Geschichte passende Aquarell.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Siehe: Bobo, der Elefant
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 David Gerstein: Zeit für Veränderungen. Floyd Gottfredson Library 3, Egmont Ehapa Media, Berlin 2021, S. 176.