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Der Glockendoktor

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Der Glockendoktor
Monkey Business
Erstveröffentlichung: Juni 1965
Entstehungsdatum: 16.11.1964
Storycode: W WDC 297-01
Story: unbekannter Autor
Zeichnungen: Carl Barks
Seiten: 10
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Deutsche Erstveröffentlichung: Micky Maus 09/1968
Weiterführendes

Ind.PNG Infos zu Der Glockendoktor

beim I.N.D.U.C.K.S.
© Egmont Ehapa

Der Glockendoktor ist ein 1965 veröffentlichter Comic von Carl Barks.

Handlung

Donald ist mal wieder ein „Meister seines Fachs“. Dieses Motiv wurde von Carl Barks öfters verwendet (etwa in Der Regenmacher) und wird auch von anderen Autoren immer wieder aufgegriffen (z. B. Don Rosa in Der Landschaftsgärtner), nur um Donald am Ende scheitern zu lassen, weil dieser es zu gut machen will. Diesmal ist er ein Virtuose im Reparieren von Kassenklingeln (Glocken) und hilft Onkel Dagobert, dessen Registrierkassen zu reparieren. Ironisch überzeichnet, in OP-Klamotten und mit OP-Werkzeugen (er hat sogar einen Arztkoffer, auf dem „Dr. Duck“ steht), rettet er Onkel Dagoberts Registrierkassenglocke. Tick, Trick und Track assistieren ihm dabei, ebenfalls in grüner OP-Kleidung. Dagobert äußert den Satz: „Das ist mein Schönstes! Alle Register der Ladenkasse zu ziehen und in lieblich klingenden Geldsymphonien zu schwelgen“. Anschließend soll Donald Dagobert bei dessen Plüschaffen mit Schellen helfen, die sich nicht gerade als Verkaufsschlager erweisen. Auf Donalds Bemerkung hin, der Klang der Schellen vertreibe sogar die Spatzen aus dem Stadtpark, weiß Dagobert, an wen er die Plüschaffen mit Schellen verkauft: An den König Sambok von Samboria, wo es Ärger mit den Reisfinken, die allen Reis von den Feldern essen, gibt. Der Klang der Schellen soll die Reisfinken vertreiben. Doch dort angekommen, vertreibt der Klang der Schellen zunächst nur die königlichen Nachtigallen, wofür Onkel Dagobert Abzug vom Lohn, den er vom König in Diamantenform erhält, bekommt. Des Weiteren fängt das feindliche Königreich auch noch einen Krieg an, Onkel Dagobert erhält erneut Abzug von seinem Lohn, weil König Sambok sparen muss. Da sich die Samborianer allerdings Wattebäusche ins Ohr stopfen, um den Krach der Schellen nicht hören zu müssen, gelingt es ihnen, die Schlacht zu gewinnen, da die Gegner angesichts des Krachs die Flucht ergreifen. Tick, Trick und Track finden auch die königlichen Nachtigallen wieder, und Onkel Dagobert erhält den ganzen Lohn. Doch dann kehren die Reisfinken zurück. Also ergreifen die Ducks die Flucht (da die Plüschaffen ihre Wirkung verfehlt haben), werden allerdings vom König und einer Herde Elefanten eingekesselt. Tick, Trick und Track haben noch einen Plüschaffen mit Schellen und fordern dafür von Onkel Dagobert die Diamanten. (Dieser sagt: „Die Welt ist habgierig. Ich werde noch im Armenhaus enden“.) Schließlich modifiziert Donald den Plüschaffen mit Schellen mit einem dicken Stock so, dass ein Ton entsteht, der die Elefanten in die Flucht schlägt. Die Ducks sind gerettet. Dennoch behält Dagobert die Diamanten für sich.

Hintergrund und Bedeutung

Der Glockendoktor war die drittletzte Geschichte, die Barks für die Walt Disney's Comics and Stories schrieb sowie die letzte, die nur Donald zum Helden hatte (die beiden letzten titelten „Donald and Daisy“). Das Skript zur Geschichte stammt nicht von Barks, es ist allerdings durchaus möglich, dass er – wie bei anderen Skripts auch – einige Änderungen daran vornahm. Die Geschichte spiegelt stark Barks' Weltbild wider, was solch einen Eingriff umso wahrscheinlicher macht.

Die Geschichte entstand 1964 und spielt deutlich auf den aufflammenden Vietnamkrieg an. Es ist somit eine der wenigen Geschichten, die sich direkt dem politischen Zeitgeschehen widmet und dies in einer Phase von Barks' Schaffen, in der der Entenvater zunehmend desillusioniert war. Barks war stets Pazifist gewesen, aber in dem Comic steigert sich seine kritische Haltung gegenüber amerikanischen Auslandseinsätzen noch weiter. 1964 waren zwar noch keine amerikanischen Soldaten, wohl aber 23.000 Militärberater in Südvietnam. Barks' Kritik zufolge richteten die Berater mehr Schaden als Nutzen an, wie im Comic am Beispiel Dagoberts ersichtlich ist. Die zu Waffen umfunktionierten Affen vertreiben zunächst die Reisfinken (laut Thomas Andrae ein Symbol für Guerillakrieger), lösen dann aber den Krieg mit dem Nachbarland aus. Wiederum gelingt es mittels der Affen, die Feinde in die Flucht zu schlagen, doch am Ende kehren die Finken zurück und die Ducks müssen aus dem Land fliehen.

Mit dem Namen Samboria (im Original Siambodia) stellt Barks Kambodscha dar, das sich zu der Zeit verzweifelt bemühte, nicht in den Krieg hineingezogen zu werden. Der Herrscher von Kambodscha, Norodom Sihanouk, findet sich mit König Sambok persifliert, der laut Thomas Andrae auch Charakterzüge südvietnamesischer Politiker trägt. Nord-Malaria wiederum entspricht Vietnam. Barks setzt hier eine Assoziation zwischen dem aus seiner Sicht unübersichtlichen Krieg und der gefährlichen Tropenkrankheit.[1] Wolfgang J. Fuchs wiederum sieht einen Konnex zu Nordkorea.[2] Es ist zwar möglich, dass in die Namensgebung Nord-Malarias (im Original Upper Malaria) auch Nordkorea hineinspielte, da der Koreakrieg jedoch bereits lange vorbei war, ist es unwahrscheinlich, dass Nord-Malaria mit Nordkorea gleichzusetzen ist.

David Kunzle kritisiert an der Geschichte, dass Dagobert sich hier wie ein rücksichtsloser amerikanischer Kapitalist verhält, der seine schlechte Ware in einem fremden Land koste es, was es wolle vermarktet und dafür dessen Rohstoffe und Reichtümer ausbeutet. Zurück lässt er einen Krieg, den er provoziert hat, sowie eine wirtschaftliche und Umweltkatastrophe.[3] Die schonungslose, nur wenig verhüllte Darstellung des Kapitalismus in seiner extremsten Form zeichnet die Geschichte aus, die gerade auch deshalb als Anti-Imperialismus-Kritik gelesen werden kann.

Veröffentlichungen in Deutschland

Weblink

Einzelnachweise

  1. Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book (Jackson, Mississippi: Univ. Press of Mississippi) S. 262–263.
  2. Wolfgang J. Fuchs: The Great Society. In: Barks Comics & Stories 17, S. 8–9.
  3. David Kunzle: Dispossession by Ducks: The Imperialist Treasure Hunt in Southeast Asia. In: Art Journal 49/2 (1990), S. 161–163.