Charles Boyer

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©Disney Achtung! Der Titel dieses Artikels hat mehrere Bedeutungen. Dieser Artikel behandelt den Maler Charles Boyer, der jahrzehntelang für Disneyland zeichnete. Mit dem gleichnamigen Schauspieler Charles Boyer (1899–1978) ist dieser nicht identisch.
Charles Boyer bei der Arbeit. (© Disney)

Charles Boyer (* 1935?; † 8. Februar 2021) arbeitete 1960 bis 1999 als fest angestellter Illustrator für Disneyland Resort. Neben einer Vielzahl von Bildern, die er für Zeitschriften schuf, malte Boyer fast 50 limitierte Lithografien. Im Jahr seines Ruhestandes wurde ihm ein Main-Street-Fenster gewidmet.[1] 2005 wurde Boyer zur Disney Legend erklärt, 2021 starb er mit 86 Jahren.[2]

Leben[Bearbeiten]

Vor Disney[Bearbeiten]

Boyer entdeckte sein Interesse an Kunst in der High School, wo er sich besonders für schöne Wüstenlandschaften und die Werken von Van Gogh begeisterte. Als Teenager gewann er den ersten Platz bei der Imperial Valley County Fair, worauf er sich bald für Kurse am Chouinard Art Institute einschrieb. Dort bekam er ein „Arbeitsstipendium“, bei dem er als Hausarbeiter arbeitete und parallel als Kunststudent Kurse besuchte. Boyer wollte sein Kunststudium im Ausland fortzusetzen, doch seine Frau wollte die USA nicht verlassen.

Seinen ersten Job bei der Telekommunikationsgesellschaft AT&T verlor Boyer laut seinem Sohn Bruce, weil er „die roten und grünen Drähte verwechselt hatte“: Boyer war farbenblind.[3]

Disneyland[Bearbeiten]

„Manchmal führt uns das Leben auf Wege, von denen wir nie gedacht hätten, dass wir sie gehen würden.“[4] So beginnt der kurze Lebenslauf, welcher der Lithografie „Gone Fishing with Mickey and Pluto“ beilag. Boyer arbeitete als technischer Illustrator in der kalifornischen Flugzeugindustrie, bis er 1960 entlassen wurde. Um sich zwischen zwei Jobs über Wasser zu halten, nahm er einen Aushilfsjob bei Disneyland Anaheim an, wo er als Portraitzeichner Gäste aufs Papier brachte. Da er mehrfach Disneyland besucht und die Atmosphäre im Park wahrgenommen hatte, nahm er an, dass dieser Beruf dank der dankbaren Besucher sicher Spaß machen würde. Sechs Monate lang zeichnete er humoristische Pastellbilder einzelner Gäste und Familien, bis er als Illustrator in die Abteilung für Marketing und Werbung eintrat und von dann an in alle Phasen der grafischen Gestaltung von Disneyland einbezogen wurde.

Über seine ersten Jahre bei Disneyland sagte Boyer: „Man erinnert sich immer an die frühen Tage. Meine waren sehr einprägsam, denn es war alles neu. Disneyland war erst fünf Jahre alt, als ich anfing. Wir hatten eine familiäre Atmosphäre... das Gefühl des Parks wird immer noch von den Mitarbeitern getragen. Ich bin stolz darauf, ein Teil davon zu sein.“[2]

„Wir haben alles gemacht – Design, Produktion, Illustration“, so Boyer.[2] Als mit der Zeit die Abteilung wuchs, wurden die einzelnen Aufgaben immer spezialisierter. Boyers Kollegen waren hauptsächlich Designer, sodass er als einziger Illustrator die einzigartige Ehre bekam, der erste Vollzeit-Illustrator für Disneyland zu sein.

Als Künstler hat Charles während seiner langjährigen Tätigkeit bei Disney buchstäblich Hunderte von Illustrationen geschaffen, um den einzigartigen und phantasievollen Geist der Disney-Figuren und der Themenpark-Umgebungen einzufangen. Am bekanntesten ist er für seine limitierten Lithografien, die er zu besonderen Disney-Anlässen anfertigte. Seine Lithografie „Walt's Self Portrait“ war so beliebt, dass sie in limitierter Auflage an die Disney-Mitarbeiter verkauft wurde und sofort ausverkauft war. Das Originalgemälde ist in der Walt Disney Hall auf der exklusiven Smoke Tree Ranch zu sehen, Walts Ferienhaus in Palm Springs. Die Beliebtheit des Bildes führte Boyer zu einer weiteren Variante desselben Themas, das Bild „Mickey's Self Portrait“, welches später unter anderem auf Postkarten, Stickereisets und Harzfiguren vermarktet wurde. [5]

Boyers ikonisches Werk „A Disneyland Tribute to Fire Fighters“ (auch: „Mickey and the Firefighter“) entstand in Andenken des heldenhaften Einsatzes der Feuerwehr während der Brände im Los Angeles County 1993.

In seinen 39 Jahren beim Konzern schuf Boyer fast 50 Lithografien für Sammler sowie eine Vielzahl von Illustrationen für Cover, Broschüren, Flyer – sogar Ölgemälde mit den Porträts von Mitarbeitern, die in den Ruhestand gingen, wurden bei ihm in Auftrag gegeben. Er arbeitete mit allen Mal- und Zeichenmaterialien, einschließlich Pastell, Öl, Aquarell, Gouache, Acryl, Bleistift und Tusche.[2]
Vieles von dem, was Boyer gelernt hatte, schrieb er der Berufserfahrung zu, aber nach seiner Schullaufbahn bildete er sich auch privat weiter und verfügte über eine umfangreiche Sammlung von Kunstbüchern. „Ich habe jedes einzelne davon gelesen und mit den darin verwendeten Techniken experimentiert“, so Boyer. „Ich weiß, dass Menschen Dinge tun können, die sie mögen. Ich war nicht sehr gut, als ich aus der Schule kam. Ich habe 40 Jahre damit verbracht, gut zu werden.“[2]

Für viele Bilder arbeitete er mit seinem Sohn Bruce Boyer zusammen.[4]

Nach seinem Tod beschrieb ihn Bruce Boyer wie folgt:

„Er liebte die Tatsache, dass er seine Familie unterstützen konnte, indem er für Disney arbeitete. Er nahm uns immer mit nach Disneyland, und manchmal führte er uns hinter die Kulissen, um uns die Magie zu zeigen, die es dort gab. Er war eher ein Wüstenmaler, aber die Americana, die Disney darstellte, brachte ein wenig Glanz in seine Kunst.
Er entwarf ein Titelbild für das L.A. Times Magazine und mit dem Geld, das er damit verdiente, konnte er sich ein Haus in Anaheim in der Nähe seiner Arbeit kaufen. Er kam von der Arbeit nach Hause und aß mit mir, meiner Mutter und meiner Schwester zu Mittag. Immer wenn eine Disney-Veranstaltung stattfand, brachte er gerne seine Frau und seine Kinder mit.“[3]

„Partners“[Bearbeiten]

Die Statue Partners vor dem Cinderella-Schloss. (© Disney)

Im Jahr 1981 wurde Boyer beauftragt, zu Ehren des 200-millionsten Besuchers in Disneyland eine seltene, exklusive und limitierte Lithographie zu Ehren von Walt und Micky Maus anzufertigen. Das Werk mit dem Titel „Partners“ zeigt die beiden, wie sie sich an der Hand halten, und wurde ursprünglich auf 2500 Exemplare limitiert, die nur an Mitarbeiter verteilt wurden. [6]

Die Bekanntheit der Lithografie hatte Folgen: 1987 änderte die Disneyland Employees Federal Credit Union auf Wunsch des CEO Michael Eisner ihren Namen zur Partners Federal Credit Union. Er wollte damit das Disneyland aus dem Namen streichen.[7] Der neue Name wurde aufgrund von Boyers bekanntem Druck gewählt. Eine Kopie der „Partners“-Lithografie hing viele Jahre lang in den Büros der Credit Union in Disneyland, bis zur Schließung 2010.

1993 wurde die von Blaine Gibson umgesetzte Statue eingeweiht. Obwohl der Titel und die Idee der späteren Statue „Partners“ entsprechen, sind diese nicht identisch. Walt steht im Porträt auf der rechten Seite, nicht auf der linken. Seine linke Hand ist in der Hüfte zur Faust geballt. Micky steht auf der linken Seite und hält Walts Hand. Micky ahmt Walts Pose mit seiner rechten behandschuhten Faust an der Hüfte nach. Er trägt seine lange schwarze Jacke, lange rote Hosen und eine große gelbe Fliege. Beide blicken lächelnd nach vorne.

Disney-Dollar[Bearbeiten]

2005 und 2009 illustrierte Boyer einzelne Scheine der Disney Dollar: 2005 war es der 50-Disney-Dollar-Schein mit Micky im Frack mit Spiegel auf der Vorder- und dem Dornröschenschloss auf der Rückseite. Im selben Jahr erschien ein weiterer 50-Disney-Dollar-Schein mit Micky im Frack und demselben Rückenmotiv, nur steht diesmal kein Spiegel hinter dem neu gezeichneten Micky, der zudem nicht von Boyer stammt. 2009 feierten Micky, Minnie, Pluto, Goofy, Donald und Daisy auf den Disney-Dollar-Scheinen und sind alle im Stil von Boyer gezeichnet, falls die Motive nicht sogar komplett von ihm stammen.

Pensionierung[Bearbeiten]

„Partners Portrait Gallery-Charles Boyer, Master Illustrator“. (© Disney)

1999 wurde der Künstler pensioniert. Rückblickend sagte er über seine Arbeit: „Ich habe mit so großartigen Menschen zusammengearbeitet. Meine Frau fragte mich immer, ob ich überhaupt noch arbeite, weil ich so viel Spaß hatte.“[2] Da er mit der Pensionierung endlich den Kriterien entsprach, wurde Boyer noch im selben Jahr ein Main-Street-Fenster gewidmet.

2005 wurde er zur Disney Legend ernannt, im selben Jahr erschienen seine ersten Disney-Dollar.

Boyer verstarb am 8. Februar 2021 in Ontario, Kalifornien. Er hinterließ zwei Kinder, Bruce und Naomi. Seine Frau Ellen ist ihm im Tod vorausgegangen.[2]

Stil[Bearbeiten]

Boyers Werke vermischen Naturalismus und die cartoonige Darstellung der Disney-Charaktere. So trägt Micky zum Beispiel in „Puppy Love“ seine üblichen roten Shorts, aber die Knöpfe sind detaillierter und die Nähte der Hose sind klar zu erkennen. Manchmal orientiert sich die Darstellung klar an den Figuren in den Parks, so ist Schneewittchen in „Snow White 50th Anniversary“ eindeutig wie ein Mensch gestaltet, während die Zwerge ihrem karikierten Aussehen des Trickfilms und der Park-Kostüme entsprechen. In „Mickey Mouse and Friends - Family Dinner“ ist Schneewittchen hingegen mit ihren Zeichentrick-Proportionen dargestellt. Auch Boyers Darstellung der Bewohner der Attraktion It's a small world ist in der Zeichnung „Small World Holiday“ durch die realistischeren Augen und die Texturen von Haut und Haaren weit entfernt von den vereinfachten Zeichnungen Mary Blairs, die Proportionen sind jedoch eindeutig übernommen.
Ein Übergang zwischen zweidimensionalen Trickfiguren und naturalistischen Menschen findet sich zum Beispiel in „Walt Disney and Friends“, wo ein fast echt wirkendes Portrait von Disney von realistisch kolorierten Figuren umgeben ist, der Hintergrund hingegen besteht aus flächig kolorierten Trickfiguren. Auch „Thanks Mickey for 60 Happy Years!“ spielt mit diesem Übergang, da hier ein realistischer Micky durch ein Papier voller zweidimensionaler Mickys durchbricht.

Rockwell und Disney[Bearbeiten]

Einige von Boyers Bildern sind Hommagen an die Werke von Norman Rockwell, deren Illustrationen oft Humor und Bescheidenheit zeigen und der Kunstrichtung Regionalismus zugeordnet werden. Die beiden Werke „Mickey Self Portrait“ und „Walt Disney Self Portrait“ basieren auf Rockwells „Triple Self-Portrait“ (1960), „Puppy Love“ auf „Boy and Girl gazing at the Moon“ (1926) und „Mickey Mouse and Friends - Family Dinner“ auf „Freedom from Want“ (1943).

Diese Adaptionen von Rockwell-Motiven symbolisieren den Respekt, den Walt Disney und Norman Rockwell zu Lebzeiten füreinander hatten: 1943 schenkte Rockwell Disney sein Gemälde „Girl Reading the Post“ (1941) mit der Widmung „To Walt Disney, one of the really great artists, from an admirer, Norman Rockwell.“ Disney schickte ihm als Dank ein Set an Keramikfiguren mit Charakteren der Filme Pinocchio, Bambi und Fantasia und der Nachricht „I can’t begin to thank you … my entire staff have been traipsing up to my office to look at it … to all of them, you are some sort of god.“[8] Auch schon vorher trafen sich die beiden Größen.[5]

Bilder (Auswahl)[Bearbeiten]

Merchandise (Auswahl)[Bearbeiten]

Nicht nur die Lithografien an sich wurden verkauft, sondern auch andere Produkte, basierend auf Boyers Motiven. Besonders viel Merchandising findet sich zu den Rockwell-Hommagen, die teilweise auch Vorlage für Disney Pins waren und in Harz-Figuren umgesetzt, auf Postkarten gedruckt und als Stickerei-Sets realisiert wurden.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. (31.07.1999). „Charles Boyer Window on Main Street“. laughingplace.com
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 (13.02.2021). „Remembering Charles Boyer“. d23.com
  3. 3,0 3,1 Ordoña, Michael (13.02.2021). „Disneyland artist and ‘master illustrator’ Charles Boyer dies at 86“. latimes.com
  4. 4,0 4,1 Druck und Lithografie sind zum Beispiel bei dieser ebay-Auktion (Archiv-Link) einsehbar. Der vollständige Text lautet:
    „Charles Boyer Mickey Mouse Self portrait
    Sometimes life takes us on paths we never imagine we would journey. Charles Boyer’s life is no exception. In 1960, Charles was working as a technical illustrator in California’s aircraft industry. Unfortunately, there was a layoff...fortunately, there was an opening at Disneyland®.
    Charles had watched the Disneyland® portrait artists sketch Guests during his visits to the Park and thought it would be “fun” and “a good fill-in, between jobs.” Even though Charles had never worked with the public and didn’t plan on staying at Disneyland®, he imagined the job would be enjoyable because the Guests seemed to appreciate whatever you could do for them. Little did he realize that this “fun job” would become a successful, life-long career, now spanning more than 30 years.
    Charles created humorous caricatures of visitors and their families for six months and then the BIG break came. He joined the Marketing Art Department, and became involved in all phases of graphics for Disneyland®. As Charles recalls, “We did everything - designing, production, illustration. Eventually, the department grew and responsibilities became more specialized.” His co-workers were mostly designers, so for awhile, he was the only illustrator, giving Charles the unique distinction of being the first full time illustrator for Disneyland®.
    Charles credits much of what he learned to on-the-job-experience, but he also went to school, studied on his own, and has an extensive collection of art books. “I’ve read every one of them and experimented with the techniques they use,” says Charles. He has worked in all media including; pastels, oils, watercolors, gouache, acrylics, pencil, and ink.
    A prolific artisan, Charles has created literally hundreds of illustrations during his long tenure with Disney, and his works are sought after by collectors around the world. He is best known for his limited-issue lithographs created for special Disney occasions.
    Bruce Beyer
    Bruce was born and raised under the tutelage of his father, The Disney Master Illustrator, Charles Boyer. From childhood he remembers how much he enjoyed looking up at his father at the drawing board and decided he wanted to be an artist too. After High School Bruce spent several years writing and drawing comic books. He also concentrated on various workshops and schools that focused on the aged tradition of Tealistic painting like the Masters of Old. After he became good at various Illustration jobs his father offered him the opportunity to work with him in his studio. Bruce jumped at the chance, not only because it gave him the good fortune of working for Disney, but also because he gets the privledge of working side by side with his father.“
  5. 5,0 5,1 Korkis, Jim (01.06.2011). „The Norman Rockwell-Walt Disney Connection“. mouseplanet.com
  6. „Partners Charles Boyer Signed Limited Print - ID: mayboyer19200“. vegalleries.com
  7. „Partners: The History, Details, and Insight Into Walt & Mickey's Most Famous Statue“. wanderdisney.com
  8. „It's a Small World: Norman Rockwell Meets Walt Disney“. nrm.org