Micky Maus und sein Pferd Schlenkerbein

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Micky Maus und sein Pferd Schlenkerbein
Micky als Jockey
His Horse Tanglefoot
Erstveröffentlichung: 12.06.1933–07.10.1933
Entstehungsdatum: 1933
Storycode: YM 018
Story: Floyd Gottfredson, Ted Osborne
Zeichnungen: Floyd Gottfredson
Tusche:

Ted Thwaites

Seiten: 102 Tagesstrips, 34 Seiten in der FGL
Format: Zeitungsstrip
Deutsche Übersetzung: Gerd Syllwasschy in der FGL
Deutsche Erstveröffentlichung: Ich Micky Maus 1
Weiterführendes
Liste der Fortsetzungsgeschichten von Floyd Gottfredson

Ind.PNG Infos zu Micky Maus und sein Pferd Schlenkerbein

beim I.N.D.U.C.K.S.
Im Netz der Luftpiraten

Micky Maus und sein Pferd Schlenkerbein (engl. His Horse Tanglefoot, auf Deutsch auch Micky als Jockey) ist eine von Floyd Gottfredson und Ted Osborne getextete und ersterem gezeichnete sowie von Ted Thwaites getuschte Comicgeschichte aus dem Jahr 1933. Micky Maus schaut auf einem Jahrmarkt vorbei und ist von dem dortigen Pferderennen so begeistert, dass er sich auch einen Gaul, Schlenkerbein, zulegt. Mit ihm versucht Micky, ein Pferderennen zu gewinnen.

Schlenkerbein mit Reiter Micky. (© Egmont Ehapa)

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Gemeinsam mit Minnie unternimmt Micky einen Ausflug zum Jahrmarkt. Auf dem gibt es einige Attraktionen, für die Micky ein paar Dollar von dem Geld ausgibt, das er neulich für die Ergreifung von Kater Karlo und Balduin Beutelschneider bekommen hat.[1] Auf dem Jahrmarkt wird auch ein Pferderennen veranstaltet. Micky und Minnie entwickeln eine große Begeisterung für Pferde und schließlich kaufen sie sich eins. Sein Name lautet Schlenkerbein und er soll ein erstklassiges Rennpferd sein, das noch nie ein Rennen verloren habe. Doch die beiden sitzen einem Schwindel auf, denn sie wurden von zwei krummen Typen beschattet, die jetzt satte 4.997 Dollar Gewinn gemacht haben: Sie haben nur drei Dollar für ein Pferd bezahlt, das jahrelang im Lastenverkehr tätig war und es teuer an Micky weiterverkauft. Micky ahnt nicht, dass er einen Fehler gemacht hat und beginnt, für Schlenkerbein ein neues Zuhause einzurichten. Auch mit Pluto versteht sich das neue „Familienmitglied“ gut. Micky beginnt, mit Schlenkerbein ausgelassen zu trainieren und ihn auf ein Rennen einzustimmen. Nach intensiven Arbeitsstunden ist es dann auch soweit: Micky meldet sein Pferd bei der Rennleitung an.

Aber alle anderen scheinen nicht so begeistert wie Micky, was daran liegt, dass Schlenkerbein langsam ist und noch dazu einen abgemagerten Eindruck macht. Selbst Mickys langjähriger Freund Rudi Ross macht sich auf einmal lächerlich über ihn und das Pferd. Aber der große Tag rückt unaufhaltsam näher und schließlich findet sich das vermeintliche Geschwindigkeits-Duo vor der Startlinie wieder. Als das Rennen losgeht, liegt Schlenkerbein mit einem deutlichen Abstand hinten und er schafft es nicht, aufzuholen. Plötzlich wechselt er auch noch die Richtung und Micky hat keine Kontrolle mehr über ihn! Er beendet das Rennen mit einer ganzen Runde Rückstand. Micky ist schwer enttäuscht von Schlenkerbein, wo er doch so viel Geld für ihn ausgegeben hat. Aber so wirklich böse sein kann er seinem lustigen neuen Gefährten auch irgendwie nicht...

Der glückliche Sieger... (© Egmont Ehapa)

Durch ein Plakat wird Micky auf die Idee gebracht, dass Schlenkerbein vielleicht gar kein Rennpferd ist, sondern ein Traber. Micky baut dem Gaul einen Sulky, eine Art spezielle Rennkutsche und fängt wieder an, mit ihm zu üben. Aber das Training läuft nur mäßig und Micky holt die Realität ein: Er hat Schulden beim Schmied und Futterlieferant. Kann er die Rechnungen nicht innerhalb von zwei Wochen bezahlen, wird sein Haus beschlagnahmt! Micky steckt alle Hoffnung in Schlenkerbein und übt weiter mit ihm. Die beiden kommen durch Zufall an einem Hornissennest vorbei, in das Micky seine Peitsche schlägt – und schon sind die zwei ein Beuteziel! Durch diesen Zwischenfall, der sich als wahre Glücksgelegenheit entpuppt, ist Micky darauf aufmerksam geworden, wie er Schlenkerbein Drall geben kann: Mit der Angst vor den Hornissen! Immer, wenn das Pferd also einen Sprint machen soll, muss Micky nur ähnliche Geräusche machen wie das Summen der Insekten, und Schlenkerbein zischt ab wie eine Rakete. Micky trainiert weiter für ein anderes großes Rennen, für welches er Schlenkerbein angemeldet hat. Aber seine Probleme werden größer und die Gläubiger langsam ungeduldig; die einzige Möglichkeit, aus der Misere zu entkommen, ist jetzt der 1. Platz beim Rennen...

Jedoch meint es das Schicksal nicht gut mit Micky, denn die Veranstalter kriegen mit, wie gut Schlenkerbein ist. Die Wettquote steht eins zu 1.000 und Micky und Minnie haben ihre Häuser auf den Sieg verwettet. Gewinnt ihr Pferd tatsächlich, hätten die Veranstalter Probleme, so viel Geld auszuzahlen. Sie verhindern also, dass Schlenkerbein etwas hören kann und stopfen ihm Watte in die Ohren. Micky merkt nicht, woher des Pferdes plötzliche Taubheit kommt und so bleibt ihm nur die Möglichkeit, das Rennen ohne Tricks mit der Beschleunigung zu bestreiten. Während des Rennens kommt er aber einmal so günstig auf, dass Micky bemerkt, was mit Schlenkerbeins Ohren passiert ist. Er kann ihn wieder auf Tempo bringen und holt die Entfernung zu den anderen Tieren im Nu auf. Mit Bravour und wenigen Köpfen Abstand galoppiert Schlenkerbein mit Micky als Sieger über die Ziellinie! Micky ist nun fast ein Star und seine Geldprobleme haben sich von jetzt auf gleich in Luft aufgelöst. Und das Schöne ist, dass das Geld reicht, um Schlenkerbein weiterhin als Pferd und treuen Begleiter behalten zu können!

Micky Maus macht Schulden, ein Problem, mit dem sich die Geschichte nicht unerheblich auseinandersetzt. (© Egmont Ehapa)

Hintergrund[Bearbeiten]

Thematik[Bearbeiten]

Das Konzept ist alt: Die Heldenfigur befindet sich in finanziellen Schwierigkeiten und kriegt Probleme damit, seine Rechnungen zu bezahlen. Die Lösung? Ein Pferderennen, bei dem Micky sein ganzes Geld auf ein Pferd setzt. Genau mit dieser Thematik beschäftigt sich Micky Maus und sein Pferd Schlenkerbein. Aus moderner Sicht ist das Konzept, volles Risiko zu gehen, die Blaupause für absolute Dummheit und Erfolglosigkeit, die die Loser und Trottel in Sitcoms aufweisen. In den Geschichten der 1930er hingegen galt es als mutig und sogar ehrenvoll, alles aufs Spiel zu setzen. Vor der Großen Depression, die Amerika nach der Wirtschaftskriese Ende der 1920er ereilte, waren Wetten in der Populärkultur die verzweifelte letzte Tat von Verschwendern. Doch 1933, als große Teile der Bevölkerung am Rande der Armut lebten, bedeuteten Wetten, eine große Chance zu ergreifen und das Schicksal ein letztes Mal mit einem großen Hurra herauszufordern. Viele US-Bundesstaaten, die dringend auf Steuereinnahmen angewiesen waren, warben für das zuvor noch illegale Glücksspiel, und die Figur des Spielers steig im Film zum Helden auf.[2]

Ob etwas einfach nur legal war oder tatsächlich als ordentlich und sauber angesehen wurde, machte natürlich einen Unterschied. Die neuartigen Geschichten, in denen es ums Glücksspiel ging, unterschieden zwischen dem Verhalten der Protagonisten und dem, was Spielsüchtige und Verschwender taten. Wenn der Held nun am Spieltisch saß und sein ganzes Hab und Gut bei einem Pferderennen aufs Spiel setzte, dann wurde dies als Dilemma porträtiert. Ihm gehörte das Rennpferd, auf das er setzte, er war verzweifelt oder hatte nichts mehr zu verlieren. Zwar hatte auch die Masse der klassischen Glücksspieler nichts mehr zu verlieren, aber sie unterschieden sich von den rechtschaffenen Gleichgesinnten, die stets ein reines Herz bewahrten.[2]

Der Gaukler. (© Egmont Ehapa)

Micky Maus und sein Pferd Schlenkerbein ist exemplarisch für diesen Trend. Micky verzockt nur deshalb alles, weil er Schulden hat. Seine Gegenspieler sind zwielichtige Menschen, die das Rennen zu ihren Gunsten beeinflussen wollen. Da Glücksspiel nun an sich nichts Anrüchiges mehr hat, erklärt sich die unsympathische Natur der Antagonisten in dieser Geschichte aus der Art, wie sie spielen.[2]

Unethische Szenen[Bearbeiten]

Wie in vielen der Geschichten aus den 1930ern gibt es auch hier eine aus heutiger Sicht äußerst unethische Szene, in der Baseballbälle auf den „afrikanischen Gaukler“ geworfen werden, einem klassischen schwarzen Jahrmarktclown. Über dieses Geschehen wird jedoch hinweggesehen, es wird nie reflektiert und auch nicht wieder erwähnt. Auch Mickys Verhalten ist alles andere als tadellos, denn das Wohlergehen seines Pferdes scheint ihm nicht wirklich am Herzen zu liegen, beispielsweise in der Szene, als er Schlenkerbein als Pfand einsetzt (Strip vom 4. September).[2]

Das Aquarell trägt den Titel „Micky Maus und sein Pferd Schlenkerbein“. (© Disney)

Aquarell[Bearbeiten]

Im Mai 1983 malte Floyd Gottfredson das rechts zu sehende und zu dieser Geschichte passende Aquarell.

Deutsche Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Siehe Im Netz der Luftpiraten: Karlo und Beutelschneider wurden von Micky ertappt und an die Polizei übergeben, woraufhin Micky die ausgeschriebene Belohnung zur Ergreifung erhalten hat.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 David Gerstein: Wetten, dass... Floyd Gottfredson Library 3, Egmont Ehapa Media, Berlin 2021, S. 172.