Piratengold
Piratengold | |
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Donald Duck finds Pirate Gold | |
Erstveröffentlichung: | 14. August 1942 |
Entstehungsdatum: | 1942 |
Storycode: | W OS 9-02 |
Story: | Bob Karp |
Zeichnungen: | Carl Barks, Jack Hannah |
Seiten: | 64 |
Deutsche Übersetzung: | Dr. Erika Fuchs |
Deutsche Erstveröffentlichung: | Ich Onkel Dagobert – Band 2 |
Weiterführendes | |
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Piratengold (im Original: Donald Duck finds Pirate Gold) oder Donald Duck unter den Piraten ist eine von Carl Barks und Jack Hannah gezeichnete Comicgeschichte aus dem Jahr 1942. Es ist die erste lange Donald Duck-Geschichte, die Carl Barks mitgestaltete und die erste Comicgeschichte, für die er Zeichnungen anfertigte. Insofern kann der Comic als Barks' Erstlingswerk angesehen werden und hat als dieses einiges an Aufmerksamkeit bekommen.
Figuren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Donald Duck
- Tick, Trick und Track
- Käpt'n Kakadu
- Kater Karlo
- Ratz/Oliver und sein Bruder
Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Donald betreibt mit seinen Neffen das Wirtshaus „Zum blutigen Butt“. In einer stürmischen Nacht klopft Käpt’n Kakadu an die Tür und berichtet den Ducks von einem Schatz. Kater Karlo, der dem Vogel gefolgt ist, ist ebenfalls hinter dem Schatz her und so müssen die Ducks Käpt’n Kakadu verstecken. Von nun an sind die Ducks und der Kapitän Partner auf der Jagd nach dem Schatz.
Mittels einer Schatzkarte wollen die Protagonisten den Schatz bergen, dazu brauchen sie aber ein Schiff und eine Crew. Als Kater Karlo davon erfährt, fällt ihm eine List ein. Er verkleidet sich als alte Frau und seine Schergen, zwei hinterhältige Ganovenbrüder, helfen ihm dabei die Ducks auf ihr Schiff zu locken.
Misstrauisch wie Kapitän Kakadu ist, versteckt er die Schatzkarte. Bald schon kommt es zum Kampf an Bord zwischen Kater Karlo und seiner Crew und unseren Helden. Der Kampf endet dann nicht mit der Flucht, sondern wird auf der Insel, auf der der Schatz versteckt ist, weitergeführt.
Den Kindern gelingt es aber, Kater Karlo und seine beiden Komplizen durch heruntergeworfene Kokosnüsse zu überwältigen. Sie finden den Schatz und fahren mit Karlos Schiff wieder nach Hause.
Hintergrund und Entstehungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Comic Piratengold baut stark auf dem Motiv von „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson auf. Stevensons Roman ist der Klassiker der Piraten- und Schatzsuche-Geschichten und hat viele folgende Geschichten in diesem Genre maßgeblich beeinflusst.[1] Es ist auch Stevensons Roman, der den Ausgangspunkt für die längere, mehrere Jahre zurückgreifende Entstehungsgeschichte von Piratengold bildet.
Verworfene Filmprojekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1938 waren Micky, Donald und Goofy bereits in etlichen Cartoons gemeinsam aufgetreten, aber noch fehlte ein Auftritt in Spielfilmlänge. Mehrere Ideen wurden gewälzt, aber am vielsprechendsten schien ein Vorschlag von Dick Creedon und Al Perkins zu sein: ein Film, der lose auf Stevensons Roman aufbaute, indem er die drei Disney-Helden auf eine Schatzinsel schickte. Jedoch inkludierten Creedon und Perkins noch eine ganze Menge weiterer Piraten- und Eingeborenenklischees und ließen es sich nicht nehmen, auch noch Robinson Crusoe und seinen Freund Freitag auftauchen zu lassen. Es handelt sich nämlich um Robinsons Insel, auf der der Schatz versteckt ist. Und auch die Angelegenheit mit den Eingeborenen, die Goofy und Donald in einen Vulkan werfen wollen, erinnert fast eher an Daniel Defoes Klassiker der Robinson-Geschichte als an Stevensons Schatzinsel. Der Filmvorschlag, den Creedon und Perkins mit „Silberpesos oder Die drei Freibeuter“ („Pieces of Eight or The Three Buccaneers“) betitelten, bot eine Menge Gelegenheit für visuelle Gags und für musikalische Einlagen, aber die Handlung war nicht besonders durchdacht. Dies dürfte der Grund gewesen sein, warum das Projekt abgelehnt wurde.[2][3]
Aber die Schatzinsel-Idee bot eine Menge Potential. Kein Wunder daher, dass Homer Brightman, Harry Reeves und Roy Williams das Skript umarbeiteten und zudem 800 Storyboard-Illustrationen beifügten. Der Filmentwurf hieß nun „Morgan's Ghost“. Micky, Donald und Goofy betrieben immer noch eine alte Taverne in Neuengland und Kater Karlo schlüpfte immer noch in seine Paraderolle als Piratenkapitän, aber die Eingeborenen und Crusoe wurden gestrichen. Dafür bekam der Papagei, der in „Silberpesos“ kaum eine Rolle gespielt hatte, seinen großen Auftritt. Er wurde endgültig zu Yellow Beak und bekam den Namen, den er dann auch in der Comicumsetzung behalten sollte. Tatsächlich ist „Morgan's Ghost“ schon sehr deutlich die Vorlage für Piratengold und weist große Ähnlichkeiten in der Handlung auf. Auch die literarische Vorlage „Die Schatzinsel“ ist wieder deutlich erkennbar: Besonders deutlich ist der Skelettbaum, der den Weg zum Schatz weist. In der Schatzinsel war es noch ein tatsächliches Skelett.[2][4]
Indes wurde auch „Morgan's Ghost“ gestrichen. In den 1940ern waren die Disney Studios ganz auf die Produktion von Propagandacartoons für den Zweiten Weltkrieg ausgerichtet. Die langen Filme wurden package movies, die billiger zu produzieren waren. Für ein ambitioniertes Projekt wie „Morgan's Ghost“ fehlte das Budget.[2] Bruce Hamilton nimmt an, dass das Filmprojekt nur aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs abgelehnt wurde und ein großer Erfolg hätte werden können.[5]
Genese des Comics[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Disney-Comics in den USA wurden seit etwa 1940 von Western Publishing verlegt. Anfang 1942 änderte Western seine Veröffentlichungsstrategie: Die Comichefte sollten nun nicht mehr Nachdrucke von Comicstrips mit Disney-Figuren enthalten, vielmehr begann Western selber Comics mit Disney-Figuren zu produzieren. Zu dem Zweck ging der Herausgeber des Verlegers, Oscar Lebeck, zu den Disney Studios und fragte an, ob nicht Material vorhanden sei, um daraus ein comic book zu machen. Er entdeckte die Storyboardskizzen für „Morgan's Ghost“ und fragte den Chef der Geschichtenentwickler der Studios, John Rose, wer wohl dazu in der Lage sein würde, daraus eine gute Comicgeschichte zu formen. Nach Rücksprache mit Rose gab Lebeck Fotokopien der Skizzen an Bob Karp zur Ausarbeitung eines Skripts für eine Donald-Duck-Geschichte. Mit dem Zeichnen des Skripts beauftragten er und Eleanor Packer, die damalige Chefredakteurin von Western, hingegen Jack Hannah und Carl Barks.[4][6][7] Bob Karp war ein talentierter Skriptschreiber, der sich bereits mit Comics auskannte und normalerweise für die täglichen Gags von Al Taliaferro die Story lieferte. Barks und Hannah waren zwar beide profilierte Schreiber von Filmskripts für die Donald-Duck-Cartoons, aber sie wussten, dass Karp Profi war. „[Bob Karp] hatte ein Gespür für Inszenierung und für das Maß an Dialog, das notwendig war. Er hat ein gutes Skript abgeliefert. Wir waren Anfänger und nahmen an, dass es uns nicht zustand, daran herumzubasteln.“[4] Bob Karp arbeitete einiges an der Handlung um, orientierte sich aber sonst an der herkömmlichen Erzählweise von Cartoons, was die starke Bildlastigkeit und die wenigen Textpassagen erklärt. Wie Barks selbst erläuterte, braucht es in Zeichentrickfilmen keine langen Dialoge und da Bob Karp vom Storyboard ausging, blieb auch der Comic wortarm.[4]
Barks und Hannah begannen an Seiten des Skripts zu arbeiten, obwohl Karp noch gar nicht fertig war. Erst mit der Zeit einigten sich die beiden darauf, wer welche Seiten übernahm: Barks zeichnete die Außenszenen am Schiff und die Anfangssequenz beim Fischfang (Seiten 1–2, 5, 12–40), Hannah übernahm die Szenen im Wirtshaus und auf der Insel (Seiten 3–4, 6–11, 41–64). Hannah mochte es, Perspektiven und Schatten, etwa auf Möbeln, darzustellen. Barks hingegen suchte für seine Darstellung der Takelage das erste Mal Anregung im National Geographic Magazine, das er später für viele weitere Geschichten ebenfalls zu Rate ziehen würde.[6] In einem Artikel der Maiausgabe 1940, „Salty Nova Scotia“ („Salziges Neuschottland“), fand Barks ein Bild des alten britischen Forts „Annapolis Royal“, aus dem er das „Wirtshaus zum Blutigen Butt“ machte – inklusive der vergitterten Fenster und Mansarden. Die Darstellung von Kater Karlos Schiff lässt sich ebenfalls auf Bilder von Schiffen im eben genannten NGM-Artikel zurückführen.[8] Das Eröffnungsbild hingegen entsprach einer Darstellung von Sydney Harbor auf der Insel Cape Breton.[4] Zudem dürfte Barks nach eigener Aussage Bücher über Segelschiffe in der Bibliothek der Disney Studios durchgeblättert haben, um Karlos Schiff und dessen Takelage besser zeichnen zu können.[6] In dieser Weise nahmen sich beide Künstler jeweils das, was sie zu zeichnen interessierte. „So war's, glaube ich. Wenn Sie ihn [d. h. Jack Hannah] fragen, könnte es aber durchaus sein, daß er sagt: ‚Oh, dieser verdammte Carl, er hat mich übers Ohr gehauen! Er bekam all die guten Seiten und ich nur die schlechten!‘“[6]
Barks und Hannah meinten später beide, dass sie das Storyboard nie zu Gesicht bekommen hatten. Aber die Gestaltung des Totenkopfbaumes auf der Insel gleicht der in den Skizzen zu „Morgan's Ghost“ so sehr, dass dies fast nicht sein kann.[9] Deswegen wurde angenommen, Karp hätte Hannah von der Schlüsselszene des Totenkopfbaums die Fotokopie gegeben oder gezeigt.[4]
Die beiden damals noch hauptberuflichen Donald-Duck-Cartoon-Skriptschreiber erledigten die Arbeit hauptsächlich an den Wochenenden und den freien Abenden. Jack Hannah führte aus: „Es war klar, dass die Arbeit an den Comics nicht in der Studiozeit stattfinden sollte. Ich schätze, dass ich etwa eineinhalb bis zwei Seiten pro Wochenende gezeichnet habe. Wir zeichneten die Seiten mit blauem Bleistift und dann musste der Verlag sie sich ansehen, bevor wir mit dem Einfärben weitermachten. Das Einfärben ging schneller als das Zeichnen, und ich kann mich nicht erinnern, dass wir größere Änderungen an unseren Blaustiftzeichnungen vornehmen mussten. Carl und ich trafen uns an den Wochenenden mehrmals, damit die Requisiten, die wir zeichneten, gleich aussahen und der Raum gleich eingerichtet war.“[7] Am Ende waren beide überrascht, dass sich ihre gezeichneten Seiten nicht stärker voneinander unterschieden.
Dennoch lassen sich in der Gestaltung einige Unterschiede zwischen Barks und Hannah erkennen: Barks benützte im Original bei Unca' Donald einen Apostroph, Hannah tat dies nicht. Hannah legte Donalds Matrosenmütze flach auf den Kopf, Barks kippte sie ein wenig.[10]
Die Geschichte wurde schließlich als neunter Band der zweiten Staffel von Four Color Comics veröffentlicht. Zur damaligen Zeit hatte Western Publishing noch nicht begonnen, Einseiter zu produzieren, weswegen auf den Leerseiten der Ausgabe Zeichnungen erschienen, auf denen die figuren beim Geldzählen zu sehen sind, sowie eine Karte der Insel auf der Rückseite. Diese Aufmachung erinnert eher an ein Bilderbuch.[11]

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Es stellt sich schon die Frage, welche Bedeutung Piratengold für Barks' Schaffen und für den Entenkosmos als Ganzes hat. Barks erste Geschichte lässt aber viel von dem vermissen, was seine späteren, „klassischen“ Geschichten auszeichnet. Die Story plätschert mehr dahin und ist auf Effekte und Action ausgerichtet – während Barks' spätere Abenteuergeschichten viel hintergründiger und straffer erzählt sind. Auch die Szenerie mag noch nicht recht überzeugen, da die meisten Hintergründe detailarm sind. Exotische Szenerien optisch ansprechend darzustellen gelang ihm erst mit seiner nächsten langen Abenteuergeschichte Der Schlangenring.[12] Piratengold war der Anfangspunkt einer mehrjährigen stilistischen Entwicklung, denn erst 1947 mit Der Geist der Grotte hatte Barks alle Elemente beisammen, die eine „klassische“ Duck-Geschichte ausmachen, um im folgenden Jahrzehnt den Höhepunkt seines stilistischen Schaffens zu erreichen. Es ist allerdings schwer zu sagen, ob Barks' großes Talent aus diesem Comic schon heraustritt oder ob die Geschichte nicht vielmehr ähnlich ausgesehen hätte, wenn Jack Hannah das Skript zur Gänze umgesetzt hätte. Noch heute sind für viele die Zeichnungen der beiden hauptberuflichen Trickfilmschreiber kaum auseinanderzuhalten.[13]
Entgegen früher bisweilen erzählten Mythen ist Piratengold weder der erste Auftritt Donald Ducks im Comic, noch die erste Comicgeschichte mit ihm als Held, noch Barks' erster Comic. Donald war zuvor in den Comicstrips von Al Taliaferro und wenige Male bei Floyd Gottfredson aufgetreten – dort allerdings immer nur in Kombination mit Micky, der natürlich der Held war. Die ersten langen Abenteuergeschichten mit Donald in der Hauptrolle entstanden in den 1930ern in Italien, geschrieben und teils auch gezeichnet von Federico Pedrocchi. Ebenfalls hatte William A. Ward in Großbritannien längere Geschichten mit Donald verfasst. In den USA wurde allerdings nichts davon wirklich zur Kenntnis genommen, sodass Piratengold tatsächlich – für die amerikanischen Comics – eine neue Ära eröffnete. Barks' Erstlingswerk als Comicautor war – nach dem Liefern von ein paar Skriptideen für Taliaferro-Skripts – Pluto und die Zeitbombe. Diese Geschichte wurde allerdings sehr lange nicht mehr abgedruckt und war auch kaum bekannt, sodass sich der Mythos von Piratengold als erste Barks-Geschichte erklärt.[13]

Analyse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Skript und Zeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Geschichte merkt man bis heute stark an, dass sie einst ein Storyboard war, das für einen geplanten Film angefertigt wurde. Der Mangel an Dialogen ist offenkundig und viele Panels kommen ganz ohne Sprechblasen aus. In den Actionszenen am Schiff und auch so manchem Gag wirkt die Geschichte cineastischer als die allermeisten Comicgeschichten. Auch wenn – dies kommt als weiteres Merkmal hinzu – die Pausen zwischen den einzelnen Panels länger sind als in allen anderen Comicgeschichten. Das markanteste Beispiel sind die Verfolgungsjagden auf dem Schiff, wo im Grunde nur ein Storyboardbild nach dem anderen zu sehen ist. Es ist vielleicht auch eine interessante Beobachtung, dass der erste lange amerikanische Donald-Duck-Comic und der erste von Carl Barks gezeichnete Comic nichts weiter ist als ein großes, schön ausgestaltetes Storyboard – denn Storyboards zu zeichnen war immerhin Barks' und Hannahs Hauptbeschäftigung.
Die Lücken in der Handlung, die durch das Storyboardformat bedingt sind, verdecken aber nur zu einem Teil die Mängel des Skripts. Während der Verfolgungsjagd auf dem Schiff entkommen die Neffen unter Deck. Das nächste Mal, als man sie sieht, haben sie ein behelfsmäßiges Rettungsboot organisiert und befinden sich bereits außerhalb des Schiffes. Bob Karp liefert keine Erklärung, wie das denn hätte funktionieren können. Nicht besonders überzeugend ist ferner, dass die Schatzkarte ausgerechnet in dem Wirtshaus versteckt ist, das Donald und seine Neffen betreiben. Von der Existenz der Schatzkarte erfährt Käpt'n Kakadu über Umwege, aber die Information soll vom Geist des Piraten Raffaello Rapallo stammen. Während Bob Karp also an dieser Stelle noch einen Geist braucht, ist später bei der Geistererscheinung auf der Insel bald klar, dass Karlo unter dem Kostüm steckt. Das passt nicht wirklich zusammen und die ganze Angelegenheit mit dem Geist hängt ein wenig in der Luft. In „Morgan's Ghost“ hat der Geist von Käpt'n Morgan tatsächlich noch eine wichtige Rolle gespielt. In Piratengold war Karp wohl, während er an der Geschichte arbeitete, zum Schluss gekommen, dass eine trivialere, irdischere Erklärung auf der Insel besser passen würde.[13]
Analyse der Figuren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Donald Duck wird zwar als Titelfigur der Geschichte genannt, doch er bleibt enorm hinter seinem Potential zurück. Nebenbei zeigt er sich von einer sehr unschönen Seite, wie überhaupt die Hauptfiguren wenig ansprechend charakterisiert sind und wenig Moralgefühl zeigen.[13] Donald kommandiert seine Neffen herum – das tut er ja in den Cartoons und Zeitungsstrips relativ oft – und kauft sich in einem typisch donaldhaften Anflug von Größenwahn einen Admiralshut. Nicht Am Ende startet er unter ziemlich fadenscheinigen Gründen eine Meuterei und will Käpt'n Kakadu das Kommando auf der Rückfahrt entziehen. Als Karlo droht, Donald und Kakadu über die Planke laufen zu lassen, meint Donald, Kakadu solle zuerst, weil er der Ältere sei. Damit beweist er ein unglaubliches Ausmaß von Egoismus in einer für beide gleichermaßen höchst gefährlichen Situation. In späteren Abenteuergeschichten hütete sich Barks davor, Donald so amoralisch und negativ zu charakterisieren, sondern entwickelte ihn zu einer Figur zwar mit Schwächen, die aber in brenzligen Situationen das Richtige tut und stets eine Identifikationsfigur für die Leserschaft bleibt.
Tick, Trick und Track retten wie in vielen anderen Geschichten den Tag. Erst legen sie mehrfach am Schiff Kater Karlo hinein, dann retten sie Donald und Kakadu, als sie über die Planke gehen, und später auf der Insel schalten sie die Gauner mit abgeworfenen Kokosnüssen aus. Aber ansonsten bleiben sie sehr blass. Bob Karp scheut sich zudem nicht, die drei Neffen am Ende am Schiff das Kommando übernehmen zu lassen und Donald und Kakadu zum Deckschrubben zu zwingen. Auch das ist ein unschöner Charakterzug der Drillinge und weit weg von Barks' späterer Charakterisierung der hilfreichen, sympathischen Neffen.
Überspitzt gesagt sind die Ducks die Nebenfiguren in dieser Geschichte, denn viel prägnantere Rollen kommen Käpt'n Kakadu und Kater Karlo zu. Kakadu ist schon vom ersten Auftritt an ein überzeugender, brummiger Seebär, was in einem durchaus gelungenen Verhältnis zu seiner Größe steht. Als Papagei ist er kleiner sogar noch als Tick, Trick und Track, aber er benimmt sich, als sei er ein ganz großer Haudegen. Seine besondere Art und seine Vorliebe für Buttensuppe, auf Englisch Slumgullion, machen ihn viel farbenfroher als die Ducks. In Morgan's Ghost hatte Kakadu noch Sarsaparilla bevorzugt, erst in Bob Karps Skript war daraus Slumgullion geworden. „Man musste ihn einfach gern haben“, meinte Bruce Hamilton zu der Figur.[14]
Kater Karlo ist hingegen nicht einfach nur der knallharte Bösewicht und Piratenkapitän. Er sorgt sogar für die meisten Gags, die dadurch entstehen, dass er an Kakadus Schatzkarte herankommen will und regelmäßig scheitert. Auch seine Verkleidung als alte, angeblich werhrlose Frau sorgt für eine Menge Gags. Ein interessantes Detail ist, wann Barks Karlo Zigarre rauchen lässt, nämlich dann, wenn er sich am Schiff unbeobachtet fühlt. Er wird allerdings im Laufe der Handlung immer leichtsinniger.
Ratz und Oliver[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In Piratengold tauchen die beiden rattenartigen Helfer Kater Karlos auf, wovon nur einer im Comic einen Namen erhält. Es handelt sich im englischen Original um „Red Eye“, in der deutschen Übersetzung um „Ratz“. Als Karlo sich als Dame verkleidet, um Donald und Käpt'n Kakadu zu täuschen, adressiert er Ratz nunmehr als „Oliver“, wohl, weil sich dieser Name nun besser schickt. Dieser zweite Name findet sich sowohl in der englischen als auch der deutschen Version. Der zweifache Name derselben Figur hat bisweilen für Verwirrung gesorgt, etwa Inducks listet „Ratz und Oliver“ in Verkennung dessen, dass es sich um die gleiche Figur handelt.
Barks benutzte rattenähnliche Komplizen noch in zwei weiteren Geschichten, ohne dass diese mit Ratz/Oliver und seinem Bruder gleichgesetzt werden sollten. Ratz/Oliver und sein Bruder tauchten später noch in zwei weiteren Geschichten als Cameo auf, in Die vermaledeite Kiste (Stefan Petrucha/Flemming Andersen) und Wie einst in Klondike (Lars Jensen/Miguel Fernandez Martinez), ohne dass ganz klar sein kann, ob es sich nur zufälligerweise um zwei rattenähnliche Schurken handelt, oder ob es tatsächlich bewusste Anlehnungen an Piratengold sind.
Übersetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Piratengold besticht im Original wie in der Übersetzung durch spezifische Wörter der Seemannssprache, die an passenden (wie auch unpassenden) Stellen verwendet werden. Käpt'n Kakadu beispielsweise weist Donald an, das Fallreep einzuholen, wenn er die Tür geschlossen haben möchte. Einige sprachliche Details gehen in der Übersetzung allerdings verloren: Yellow Beak benutzt einen noch spezifischeren Seemanns-Slang. Ein weiteres Detail in der englischen Version ist der Brief, den Karlo auf dem Schiff zurücklässt: Falls er nicht von der Schatzsuche zurückkommt, bittet er: „send my remains to my old mudder in Pittsburgh“. Karp greift hier also einen spezifischen Slang auf, der in der deutschen Version fehlt. Diese entschärft an sich, weil Karlo nur von „Habseligkeiten“ spricht und nicht von „Überbleibsel“ – nämlich die Überbleibsel Karlos, wohlgemerkt. Ein kleines Detail hat die Fuchs-Übersetzung hingegen gut getroffen: Als die Ducks und Kakadu das erste Mal den als alte Dame verkleideten Karlo sehen, liest einer der Helfer Karlos im Original das Buch „Little Women“. In der Übersetzung wird daraus „Heidi“. Beide Bücher passen perfekt in die Szene, um eine äußerst friedliche Familie vorzutäuschen.
Rassistische Aussagen in der deutschen Übersetzung des Comics[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Übersetzung der Geschichte bediente sich Erika Fuchs des Begriffs „Kanake“, der heute im deutschsprachigen Raum in negativer Konnotation mit Menschen mit Migrationshintergrund und auffälliger Kriminaltät derer in Zusammenhang gebracht wird. Zur damaligen Zeit allerdings wurde dem Begriff Kanak(e) allerdings die ursprüngliche Bedeutung zugebracht: Der Begriff stand für „gut ausgebildeter Mensch, der gerne hilfsbereit zur Hand geht“ oder „Eingeborener Polynesiens“,[15] in der ursprünglichen Form steht er jedoch schlicht für „Mensch“.
Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Ich Onkel Dagobert – Band 2 (1974, ummontierte Version in der Übersetzung durch Peter und Renate Chotjewitz, unter dem Titel: Donald Duck unter den Piraten)
- Carl Barks gesammelte Werke 9 (1976) als Donald Duck finds Pirate Gold (englisch)
- DDSH 73 (1983)
- Die tollsten Geschichten von Donald Duck – Sammelband 6A (1987)
- Barks Library Special Donald Duck 1 (1994)
- Die großen Klassiker 17 – Micky und Donald, die Superstars (1999) (ummontierte Fassung)
- Carl Barks Collection I (2005)
- Barks Donald Duck 1 (2012)
- Entenhausen-Edition 52 (2018)
- LTB Classic Edition 1 (2019)
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Die Geschichte in der Barksbase
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Wikipedia-Eintrag zu „Die Schatzinsel“
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Wade Sampson: Donald Duck Finds Pirate Gold: The Complete Story. In: mouseplanet.com
- ↑ Geoffrey Blum: Die Saga von Piratengold. In: Carl Barks Collection I, S. 118.
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 Geoffrey Blum: Die Saga von Piratengold. In: Carl Barks Collection I, S. 119.
- ↑ Bruce Hamilton: Verlockendes „Piratengold“. Übersetzt von Johnny A. Grote. Barks Library Special Donald Duck 1, S. 67.
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 Carl Barks: Kurs auf „Piratengold“. Zusammengestellt aus Interviews aus den Jahren 1976 und 1983. Barks Library Special Donald Duck 1, S. 70
- ↑ 7,0 7,1 Wade Sampson: Jack Hannah Remembers Pirate Gold. In: mouseplanet.com
- ↑ Thomas Andrae und Geoffrey Blum: Realität und Fiktion bei Carl Barks. Übersetzt von Johnny A. Grote. Barks Library Special Donald Duck 3, S. 62–63.
- ↑ Bruce Hamilton: Verlockendes „Piratengold“, S. 68
- ↑ Bruce Hamilton: Verlockendes „Piratengold“, S. 69.
- ↑ Geoffrey Blum: Die „Präsentation“ von Piratengold. In: Carl Barks Collection I, S. 52.
- ↑ Vgl. auch Geoffrey Blum: Der „klassische Barks“. Übersetzt von Johnny A. Grote. Barks Library Special Donald Duck 3.
- ↑ 13,0 13,1 13,2 13,3 Geoffrey Moses (alias GeoX): Donald Duck Finds Pirate Gold. In: duckcomicsrevue.blogspot.com.
- ↑ Bruce Hamilton: Verlockendes „Piratengold“, S. 68.
- ↑ Eintrag des Wortes „Kanake“ auf dwds.de