Renate Chotjewitz

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Renate Chotjewitz-Häfner (* 1. Mai 1937 in Halberstadt; † 24. November 2008 in Frankfurt am Main) war eine deutsche Autorin, Übersetzerin und Publizistin, die unter anderem mit ihrem Ehemann Peter O. Chotjewitz für den Verlag Melzer und Bertelsmann Alben mit Micky Maus, Donald und Dagobert Duck aus dem Italienischen ins Deutsche übertrug.

Leben[Bearbeiten]

Renate Häfner wurde am 1. Mai 1937 in Halberstadt geboren und absolvierte eine Glasmalerlehre in Ulm. Häfner studierte an den Universitäten Kassel und München Malerei und Kunstgeschichte und in Berlin Theatergeschichte und Publizistik.[1] Am 3. März 1962 heiratete Renate Häfner Peter O. Chotjewitz,[2] mit dem sie bis 1964[3] die beiden Söhne Iwan und David Chotjewitz bekam.[4]

Renate Chotjewitz-Häfner zog 1967 mit ihrer Familie nach Rom, 1969 gaben ihr Mann und sie ihren deutschen Wohnsitz auf, 1973 kehrte sie nach sechs Jahren mit seiner Familie wieder nach Deutschland zurück,[4] wo sie in die Alte Schule von Haunetal-Kruspis in Osthessen zog.[5][6][7] In Italien lernte das Ehepaar Chotjewitz auch den Nobelpreisträger Dario Fo kennen, dessen Werke beide in den folgenden Jahren ins Deutsche übertrugen.[8][5]

Zwischen 1973 und 1974 wurden auch die ersten sechs Ausgaben der Ich-Reihe aus dem Melzer-Verlag veröffentlicht, deren Übersetzung von Peter und Renate Chotjewitz stammen: „Ich Micky Maus“ und „Ich Micky Maus – Band 2“ (beide 1973) sowie „Ich Donald Duck“, „Ich Donald Duck – Band 2“, „Ich Onkel Dagobert“ und „Ich Onkel Dagobert – Band 2“ (alle 1974).[9] Unter der Regie von Klaus Mehrländer erschien 1975 auch das Disney-Hörspiel „Die Wut über den verlorenen Groschen“, dessen Drehbuch Peter und Renate Chotjewitz schrieben.[10]

Ab Mitte der 1970er Jahre engagierte sich Chotjewitz-Häfner in verschiedenen Kulturinitiativen, unter anderem in Bad Hersfeld,[6] wo ihre Kinder zur Schule gingen.[3]

Renate Chotjewitz-Häfner schrieb zusammen mit ihrem Gatten Peter O. Chotjewitz 1980 „Die mit Tränen säen“ und 1988 „Die Juden von Rhina“.[5]

Chotjewitz-Häfner lebte lange in Haunetal-Kruspis, bis sie 1986 nach Frankfurt am Main zog.[5][7] 1988 ließ sich das Ehepaar scheiden.[6] 1989 war sie Mitgründerin des Frankfurter Literaturhauses und im Verband deutscher Schriftsteller (VS) aktiv, zum Beispiel war sie von 1992 bis 1997 Sprecherin der Geschichtskommission im VS.[6]

Renate Chotjewitz-Häfner starb am 24. November 2008 mit 71 Jahren in Frankfurt am Main[1] und wurde auf dem Frankfurter Hauptfriedhof begraben.[6]

Renate Chotjewitz-Häfners Sohn David Chotjewitz wurde ebenfalls Schriftsteller und Übersetzer.[3] Seit 2011 wird der Renate-Chotjewitz-Häfner-Förderpreis vergeben, bei dem es sich um einen jährlichen Literaturpreis handelt, der von einem Geldbetrag finanziert wird, den Chotjewitz-Häfner testamentarisch für die Förderung von Autorinnen des Frankfurter Raums zur Verfügung stellte.[11] 2013 überließen Renate Chotjewitz-Häfners Söhne dem Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel ihren Nachlass, welcher dort 9,5 Regalmeter füllt.[12] Darin findet sich auch ein unvollständiges Hörspiel-Drehbuch von 1983 mit Micky und Minnie in Sprechrollen.[6]

Disney-Übersetzungsarbeit[Bearbeiten]

Peter und Renate Chotjewitz übersetzten die ersten sechs Disney-Bände des Melzer-Verlags, die zwischen 1973 und 1974 erschienen:

Die letzten zwei Bände der Reihe übersetzte Horst Schröder:[13]

Bei der Reihe handelt es sich um die deutsche Version der italienischen Reihe Cartonatoni Disney, welche wenige Jahre zuvor begann.[14][15]

Die Übersetzungen des Ehepaars Chotjewitz hebt sich von der bisherigen Übersetzung von Erika Fuchs und Gudrun Penndorf ab. Dies hat mehrere Gründe und Auswirkungen:

  • Fuchs übersetzte aus dem Englischen, während Penndorf und wahrscheinlich auch die Chotjewitz' aus dem Italienischen übersetzten.[12] Deshalb benannte Fuchs im Comic „Wudu-Hudu-Zauber“ den Zombie wie im englischen Original Bombie, die Chotjewitz' basierten in „Donald Duck in Afrika“ den Namen Gorgoro hingegen aus den italienischen Fantasiewort Gongoro.[14] Dort ersetzte das Wort Gongoro das Wort Zombie, vermutlich, da zu dem Zeitpunkt in Italien Zombies noch nicht sehr bekannt waren.[16]
  • Vermutlich wird durch die unterschiedliche Vorlage auch die Namensgebung beeinflusst: In der Chotjewitz-Übersetzung des Sonntagsstrips Donald's Nephews[17] wurden die Drillinge als die „drei kleinen Enten“ bezeichnet, die von Donalds „Base Ente“ geschickt wurden.[18] Die Fixierung auf Enten stammt aus dem Italienischen, wo viele Verwandte Donalds verschiedene Versionen der Vorsilben papero (Ente)[19] in ihrem Namen haben. Erschrickt sich Donald in der Chotjewitz-Übersetzung, ruft er dazu passend „Quack!“ aus.[20] Der Gegenspieler in „Onkel Dagobert und die feinen Leute“ wurde von den Eheleuten Chotjewitz als „Schwein von Speck“ eingedeutscht, der Schotte Scotty McTerrier wurde in „Das Gespenst von Duckenburgh“ zu „Dudelsack“.
  • Auch der Sprachstil unterscheidet sich in den jeweiligen Übersetzungen. Die Chotjewitz' übersetzten allgemein etwas wortgetreuer, aber weniger wortgewandt.[21] In einem Vergleich der Übersetzungen von „Der fliegende Teppich“ verglich Bernd Rullkötter die Chotjewitz-Übersetzung („Übersetzung A“) und die Fuchs-Übersetzung („Übersetzung B“) mit dem englischsprachigen Original und kommt zu folgendem Ergebnis: „Wenn man jede Szene. jede Äußerung auf diese Weise prüfte, würde sich der Eindruck vertiefen, daß Übersetzer B mit dem visuell-medialen Texttyp im großen und ganzen besser fertig wird als Übersetzer A, daß aber beide dazu neigen, den neutralen Stil der Vorlage auf die Ebene der Kindersprache zu verschieben.“[22] Dies zeigt sich unter anderem dadurch, dass Tick, Trick und Track Dagobert auch verkürzt als „Onkel Dago“ ansprechen.[20] Auch „Ich Micky Maus“ ist umgangssprachlich übersetzt, aber auch mit kinderunfreundlicher Fäkalsprache, gerade bei Kater Karlo.[23]

Im Zweitmarkt werden die Chotjewitz-Übersetzungen heute als „eine einzigartige Perspektive auf die Geschichten“ bezeichnet,[24] viele Fans betrachten diese Übersetzung als die schlechtere Version gegenüber der Fuchs-Vertextung.[21] Solche Vergleiche zeigen auch, wie sensibel auf andere prosaische Übersetzungen der Duck-Geschichten von Carl Barks reagiert wird.[21]

Weblinks[Bearbeiten]


Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 „Renate Chotjewitz-Häfner“. verlagderautoren.de
  2. „Hochzeit und Todesanzeigen in: Nachlass: Chotjewitz-Häfner, Renate“. meta-katalog.eu
  3. 3,0 3,1 3,2 „David Chotjewitz“. wikipedia.org
  4. 4,0 4,1 „Peter O. Chotjewitz“. literaturport.de
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 „Renate Chotjewitz-Häfner“. wikipedia.org
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 „Findbuch zum Bestand NL-P-44 Renate Chotjewitz Häfner“. addf-kassel.de
  7. 7,0 7,1 „Ms. Bildpostkarte mit Paraphe und eigenh. Albumblatt mit U. ( P. O. Chotjewitz")“. zvab.com
  8. „Peter O. Chotjewitz“. henschel-schauspiel.de
  9. „Renate Chotjewitz“. inducks.org
  10. „Die Wut über den verlorenen Groschen“. hoerspiele.dra.de
  11. Regina Kaiser (06.10.2011). „Anna Rheinsberg ist erste Preisträgerin des Renate-Chotjewitz-Häfner-Förderpreises / Laudatio von Maria Regina Kaiser“. buchmarkt.de
  12. 12,0 12,1 UeLEX-Redaktion: Renate Chotjewitz-Häfner, 1937–2008. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 11. April 2023. uelex.de
  13. „Ich Goofy“. inducks.org
    „Ich Goofy Band 2“. inducks.org
  14. 14,0 14,1 „Fuchs vs. R&P Chotjewitz“. forum.donald.org
  15. „Cartonatoni Disney“. inducks.org
  16. „Gongoro“. wikipedia.org
  17. „Donald's Nephews“. inducks.org
  18. „Eilige Anfrage: TT&T kommen zu Donald“. forum.donald.org
  19. „papero“. pons.com
  20. 20,0 20,1 „Melzer-Übersetzungen“. forum.donald.org
  21. 21,0 21,1 21,2 Klaus Bohn: Das Erika Fuchs Buch. Disneys deutsche Übersetzerin von Donald Duck und Micky Maus: Ein modernes Mosaik. Dreidreizehn, Lüneburg 1995: 79.
  22. Bernd Rullkötter. „Dagobert Duck und die Übersetzungskritik“, aus: „Der Übersetzer“, 19. Jahrgang Nr. 5/6, S. 5, Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke e.V. zsue.de
  23. „ICH,… / WIR,…“. forum.fieselschweif.de (F.I.E.S.E.L.S.C.H.W.E.I.F.)
  24. „Diese Übersetzungen bieten eine einzigartige Perspektive auf die Geschichten und unterscheiden sich von den bekannten Erika-Fuchs-Übersetzungen.“.
    „MELZER 1974 Ich Micky Maus Band 1+2 komplett HC Hardcover Album Carl Barks“. comicshopsaar.de