Gefangen auf hoher See

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Gefangen auf hoher See
Micky und die Schmuggler; Micky und die Seeräuber; Micky und die Piraten
The Captive Castaways
Erstveröffentlichung: 10.01.1934–17.04.1934
Entstehungsdatum: 1934
Storycode: YM 020
Story: Floyd Gottfredson, Merrill de Maris
Zeichnungen: Floyd Gottfredson
Tusche:

Ted Thwaites

Seiten: 84 Tagesstrips, 28 Seiten in der FGL
Format: Zeitungsstrip
Deutsche Übersetzung: Gerd Syllwasschy in der FGL
Deutsche Erstveröffentlichung: Ich Micky Maus 1
Weiterführendes
Liste der Fortsetzungsgeschichten von Floyd Gottfredson

Ind.PNG Infos zu Gefangen auf hoher See

beim I.N.D.U.C.K.S.
Eine verrückte Verbrechenswelle

Gefangen auf hoher See (engl. The Captive Castaways, auf Deutsch auch Micky und die Schmuggler; Micky und die Seeräuber; Micky und die Piraten) ist eine von Floyd Gottfredson und Merill de Maris getextete und ersterem gezeichnete sowie von Ted Thwaites getuschte Comicgeschichte aus dem Jahr 1934. Micky Maus wird von Hauptmann Dobermann darum gebeten, eine eingeschneite Gebirgsstadt mit Lebensmitteln zu versorgen. Während seines Flugs dorthin und zurück ereignen sich einige Zwischenfälle, die ihn zu seinem alten Bekannten Kater Karlo führen.

Ohne Geistlichen stößt auch ein Kirchenschiff an seine Grenzen... (© Egmont Ehapa)

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Nach seinem letzten Abenteuer fragt Micky sich, ob er sein Detektivbüro weiterbetreiben soll.[1] Doch er möchte sich nicht festlegen, sondern abwarten, was die Zukunft bringt. Er trifft Minnie, die ihm ausrichtet, dass Hauptmann Dobermann auf Micky wartet. Der hohe Offizier im Luftpostdienst, mit dem Micky auch schon Kontakt hatte,[2] bittet ihn erneut um tatkräftige Hilfe. Ein Dorf ist in den Bergen von einer 10 Meter hohen Schicht Schnee eigenschneit und die Leute drohen zu verhungern, da keine Lebensmittel mehr hergeliefert werden können. Mickys Aufgabe wäre es, mit einem Flugzeug Fallschirmpäckchen über besagter Siedlung abzuwerfen. Micky gibt sein Ja und schon direkt am nächsten Morgen geht es, gemeinsam mit Minnie, die unbedingt mitmöchte, los. Doch der Weg nach „Simsheim“ ist kein leichter, denn schon kurz nach dem Start beginnt ein heftiger Schneesturm, der das Flugzeug in ernsthafte Schwierigkeiten manövriert: Der Schnee, der nach und nach die Flügel beschwert, drückt die Maschine nach unten. Aber Micky und Minnie haben Glück, denn eine Tanne kommt so gelegen, dass sie den Schnee von den Trägern abstreift. Nach einem weiteren brenzligen Problem erreicht das Flugzeug Simsheim und die dringend benötigte Nahrung kann über dem Dorfplatz abgeworfen werden. Aber Mickys Flugzeug hat kein Benzin mehr und ein Absturz scheint unausweichlich...

Aber auch hier haben Minnie und Micky wieder großes Glück, denn sie landen sanft auf der Spitze einer Tanne. Von dort gelangen sie zu einem Bewohner Simsheims. Die beiden werden wieder mit frischem Treibstoff versorgt und die Rückreise kann weitergehen. Jedoch spielt das Wetter wieder nicht mit; ein zweiter Sturm zieht auf. Das Gewitter ist ein ordentliches und ein Blitz trifft das Flugzeug. Feuer breitet sich aus, doch das kann dank des Regens schnell wieder gelöscht werden. Allerdings ist das Steuer jetzt nicht mehr funktionsfähig, sodass Micky nur noch geradeaus fliegen kann. In der Nacht ist es stockfinster und die Situation, die kommen muss, kommt: Das Benzin ist alle! Doch Micky wäre kein Luftpostpilot, wenn er nicht gut mit Flugzeugen umgehen könnte. Wieder einmal spielt das Glück mit – Micky und Minnie landen mitten auf einem Schiff!

Willkommen im Abenteuer! (© Egmont Ehapa)

Doch es bleibt kein großer Anlass zur Freude, denn der Kapitän ist ein alter Feind: Kater Karlo! Nach vielen Abenteuern und Gaunereien will er jetzt laut eigener Aussage anständig werden, doch das ist nur die halbe Wahrheit: Genau genommen schmuggelt Karlo Opium und musste sich, um das Geschäft aufzubauen, einiger schmutziger Methoden bedienen. Außerdem hat er Lust nach einer Frau, und so krallt er sich Minnie. Für Micky und Minnie beginnen schlimme Tage an Bord. Micky soll bald mit den Haien schwimmen, während Karlo Minnie zwingen will, ihn zu heiraten. Ständig versucht der Gauner es wieder, einen Kuss von Minnie zu bekommen, doch jedes Mal schreitet Micky tapfer ein. Karlo hat genug von seinem Konkurrenten und will ihn an der Rah baumeln lassen. Micky ist aber schlau und kann entkommen. Eine Prügelei auf dem Schiff beginnt, die am Ende leider verheerend ausgeht: Micky wird angekettet und soll demnächst gehängt werden! Sein Bewacher, Hickup, der andauernd einen Schluckauf hat, ist aber nicht sehr clever. Für Micky ist es ein Leichtes, ihn so rundzureden, dass er selbst sich befreien und Hickup fesseln kann. Micky erkennt den Ernst der Lage und überlegt, was er tun kann: Sich mit dem Boot abseilen oder lieber eine Meuterei anzetteln? Er entschließt sich für nichts davon, sondern will sich mit Karlo verbündeln. Minnie kann kaum fassen, was ihr Verlobter da tut und ist außer sich vor Wut. Aber Mickys Entscheidung steht – und der Plan dahinter auch...

Denn nur wenn Micky mitspielt, hat er eine Chance, den Kampf ums Überleben zu gewinnen. Er kann Minni einweihen. Kater Karlo wird ungeduldig und beschließt, an Bord zu heiraten. Direkt in den nächsten Minuten soll die feierliche Zeremonie stattfinden. Doch Karlo hat etwas vergessen, denn an Bord ist kein Geistlicher, womit er auch nicht heiraten kann. Micky hat die Idee, dass der Kapitän auf See auch Leute trauen kann, was Karlo überaus erfreut. Doch ein Kapitän kann niemals sich selbst mit jemandem trauen, weshalb Micky die glorreiche Idee hat, dass er für die Zeit, bis die Heirat vollzogen ist, Kapitän ist. Das war ein sehr schlauer Schachzug von ihm, denn nun hat er das Wort über die Besatzung, die schon lange nicht mehr hinter dem schmierigen Kater Karlo steht. Viele gegen einen ergibt für Karlo eine geballte Niederlage und so können Micky und Minnie und die anderen unversehrt nach Hause zurücksegeln. Rudi und Klarabella sind überglücklich, dass ihre beiden Nachbarn wieder heil da sind. Die Zeitungen sind voll von Micky, der mal wieder eine Heldentat vollbracht hat. Und Karlo? Der muss jetzt ins Gefängnis.

Mickys Gegner wird zu neuer Schlauheit verholfen. (© Egmont Ehapa)

Hintergrund[Bearbeiten]

Laut Thomas Andrae und David Gerstein bedeuteten die Jahre 1934 bis 1935 einen Schnitt in der Charakterentwicklung Micky Maus’. Er ist zwar nach wie vor ein abenteuerlustiger junger Mann und keineswegs unfehlbar, aber jetzt erledigt der Mäuserich auch erwachsenere Aufgaben mit relativ großer Kompetenz, meistert große Herausforderungen und verschafft sich vor allem Respekt bei seinen Mitbürgern. Aber all dies gilt nicht nur für die gute Seite, sondern auch für die Böse: In Gefangen auf hoher See steigt auch Kater Karlo die Karriereleiter hinauf. Das heißt zwar nicht, dass Mickys größter Erzfeind hier größere Raffinesse an den Tag legen würde; Karlo agiert so grobschlächtig wie zuvor, ist aber nun kein bloßer Sidekick mehr. Vor 1934 trat er immer als Handlanger des windigen Juristen Balduin Beutelschneider auf. Das wird auch in künftigen Geschichten der Fall sein, aber ab hier ist ein neuer Trend erkennbar: Karlo handelt im Alleingang und schmiedet selbst seine Pläne.[3]

Wie Mickys Transformation ist auch die von Karlo direkt den Trickfilmen entsprungen. Im Jahr 1930 war das noch anders. Walt Disney, der die ersten Comicgeschichten selbst schrieb, hatte den Kater als Sidekick von Beutelschneider angelegt, während er in den Cartoons von Anfang an allein agierte. Allerdings war er im Kino weniger präsent: Von 1928 bis 1931 hatte er gerade einmal acht Auftritte von insgesamt 36 erschienenen Cartoons; zwei Rollen spielte er sogar nur als Cameo. Im Jahr 1932 änderte sich der Tonfall der Micky-Trickfilme. Bis dahin boten sie überwiegend Comedykost, doch fortan erzählten sie immer öfter spannende Abenteuergeschichten – mit der Folge, dass dieses Genre geradezu nach Kater Karlo als Antagonist schreit. So kam es, dass er allein 1932 fünf Auftritte hatte. Gottfredson adaptierte die meisten dieser Geschichten für die Comics; verbannte Karlo jedoch stets in die Nebenrolle, während der Oberbösewicht selbstverständlich Balduin Beutelschneider war. Dadurch entfernte sich der Comic-Karlo aber immer mehr von seinem Trickfilm-Ich; ebenso im körperlichen Aufbau. Eine Veränderung musste her, und Gefangen auf hoher See brachte sie. Micky reagiert gar nicht überrascht, als er feststellt, dass Karlo Kapitän eines Piratenschiffs ist. Seine Vergangenheit in Kombination mit Beutelschneider wird nie angesprochen.[3]

Während Kater Karlo cleverer wird, widerfährt Minnie das Entgegengesetzte. (© Egmont Ehapa)

Möglicherweise findet Karlos Wandlung gerade in einem Piratensetting statt, weil sein Name (im amerikanischen Original Peg-leg Pete) eine Anspielung auf Peter Stuyvesant (* 1612; † 1672) ist, der Verwalter der niederländischen Kolonie Nieuw Nederland und dieser selbst ein Holzbein hatte. Sein Name ließ sofort Assoziationen zu Schiffen und Piraten aufkommen. Karlo in seinem ersten Soloabenteuer zu einem Piraten zu befördern, verschaffte seinem Charakter gleich noch mehr Macht und Respekt. Auch Karlos geschmuggelte Fracht, Opium, erfüllt ganz die Piratenklischees des Jahres 1934.[3]

Die Charakterentwicklung in der Geschichte beschränkt sich jedoch nicht nur auf Kater Karlo. Auch Minnie Maus entwickelt sich in Gefangen auf hoher See, allerdings zum Negativen: Sie hat ihre übliche Intelligenz und Intuition verloren und wird als exzentrisches Dummerchen dargestellt, wohl in Anspielung auf die Theater- und Radiokomikerin Gracie Allen. Diese Minnie bleibt einige Zeit bestehen, erst 1937 sollte ihr schlaueres Selbst wieder zurückkehren.[3]

Deutsche Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. In Eine verrückte Verbrechenswelle hatte Micky gemeinsam mit Dippy Dawg eine Detektei übernommen. Sie konnten eine Geldfälscherbande stellen.
  2. Siehe Im Netz der Luftpiraten.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 David Gerstein: Einzelkämpfer. Floyd Gottfredson Library 3, Egmont Ehapa Media, Berlin 2021, S. 18.