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Der verhängnisvolle Kronenkork

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Der verhängnisvolle Kronenkork
kein Titel[1]
Erstveröffentlichung: 29. April 1954
Entstehungsdatum: 29. Oktober 1953
Storycode: W US 6-02
Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks,
evtl. Garé Barks
Seiten: 22
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Deutsche Erstveröffentlichung: MMM 19–21/1959
Weiterführendes

Ind.PNG Infos zu Der verhängnisvolle Kronenkork

beim I.N.D.U.C.K.S.
Tralla La von oben (© Egmont Ehapa)

Der verhängnisvolle Kronenkork, manchmal auch Onkel Dagobert und der verhängnisvolle Kronenkork (Original teilweise: Tralla La) ist eine Comicgeschichte von Carl Barks aus dem Jahre 1953.

Figuren

Onkel Dagobert, das Eichhörnchen (© Egmont Ehapa)

Handlung

Onkel Dagobert ist im dauernden Stresszustand, jeder will etwas von ihm und jeder möchte sich Geld schnorren. Schließlich hat er einen Nervenzusammenbruch und hält sich für ein Eichhörnchen. Da er inzwischen so nervolabil ist, dass er bei der bloßen Erwähnung des Wortes „Geld“ einen Rückfall erleidet und seine Nerventropfen braucht, beschließt er, ein Land aufzusuchen, in dem Geld unbekannt ist. Sein Arzt erwähnt, dass ein solcher Ort irgendwo im Himalayagebirge liegt und Tralla La heißt. Die Ducks machen sich auf den Weg nach Indien.

Dort müssen sie feststellen, dass niemand weiß, wo Tralla La liegt. Ein runder Talkessel sei es. Die Kinder entdecken in einer Quelle einen Zweig und schlussfolgern, dass die Quelle Wasser aus Tralla La führt, welches sich möglicherweise hinter dem Einschnitt eines sehr hohen Gebirgskammes befindet. Dagobert chartert ein Flugzeug, obwohl er viele weitere Nerventropfen dafür braucht. Sie finden Tralla La, können aber dort nicht landen, weil die Hänge zu steil sind. Deswegen springen die Ducks mit dem Fallschirm ab. Am Talboden gibt es einen mächtigen Strudel. Die Ducks befürchten schon, direkt in ihn hineinzufallen, werden aber mit einem Netz gerade noch gerettet. Die Trallalaner, die das Schauspiel beobachtet haben, begrüßen sie freundlich.

Die Trallalaner verachten Besitz (© Egmont Ehapa)

Die Trallalaner nehmen die Ducks freundlich auf. Sie verachten Besitz und Dagobert ist sich sicher, dass er hier glücklich werden kann, denn er will für immer in Tralla La bleiben. Doch schon bahnt sich Unheil an: Ein Bauer findet einen stählernen Kronenkorken von Dagoberts Nerventropfen in seinem Reisfeld. Da Metall in Tralla La unbekannt ist und der Korken zunächst der einzige seiner Art ist, nimmt er schnell gewaltigen Wert an, denn die Trallalaner wollen plötzlich alle jene Substanz haben, die so selten ist und die so glitzert. Dagobert hat jedoch immer noch eine Kiste mit Nerventropfen und bedrängen ihn, die Korken ihnen zu geben. Besitzstreben hat Einzug gehalten in Tralla La und Dagobert, wieder nervolabil, fühlt sich an Entenhausen erinnert.

Die einzige Lösung besteht darin, genug Kronenkorken für alle in Tralla La zu beschaffen. Dagobert beauftragt Donald, den Weg über die Berge zu nehmen und eine Milliarde Korken zu kaufen. nach längerer Wartezeit ist es so weit und ein Flugzeug lässt Korken über Tralla La regnen. Doch wie es nun mal so ist, verlieren wertvolle Gegenstände schnell ihren Wert, wenn sie in Masse verfügbar sind. Diese Erfahrung müssen auch die Trallalaner machen. Doch das Problem ist noch nicht gelöst: Onkel Dagobert hat viel zu viele Kronenkorken gekauft und nun besteht die Gefahr, dass Tralla La von Korken geradezu überschwemmt wird. Die einzige Chance für das Tal ist, dass die Ducks wieder die Berge überqueren und die Bestellung stornieren. So geschieht es.

Es regnet Kronenkorken (© Egmont Ehapa)

Dagobert denkt, dass er nach all den Erfahrungen von seinen Nervenproblem geheilt ist und die letzte Flasche mit Tropfen wohl nicht mehr braucht. Doch die Kinder wollen ihren Lohn – 30 Kreuzer die Stunde. Und Dagobert – erleidet einen Rückfall.

Hintergrund

Der Name Tralla La ist eine Anspielung von Barks auf das mythische Land Shangri-La aus James Hiltons Roman „Der verlorene Horizont“. Der gleichnamige Film von Frank Capra von 1937 führte zu einem Medienhype und dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass Shangri-La zum Synonym eines im Himalaya verborgenen Paradieses wurde.[2] Romano Scarpa schrieb und zeichnete acht Jahre nach Barks mit Hilferuf aus Shangrila ebenfalls eine Geschichte, die noch direkter auf den Roman und den Film anspielt.

Als weitere Inspirationsquelle verwendete Barks wie so oft einen Artikel aus dem National Geographic, in welchem über eine Expedition in ein abgeschiedenes Tal im Himalaya, Hunza, berichtet wurde, das mit seiner Landwirtschaft einen ebenso paradiesischen Eindruck bot wie Tralla La. Und wie in Barks' Paradies war auch in Hunza Besitzstreben und Reichtum unbekannt, so lief ein Hunza-Mann acht Kilometer, nur um dem Expeditionsleiter seine verlorene Uhr zurückzubringen.[3]

Analyse und Bedeutung

Dagobert braucht Nerventropfen, ein klarer Hinweis auf psychische Labilität und durch Stress ausgelöste Belastungsstörungen (© Egmont Ehapa)

Mit Der verhängnisvolle Kronenkork schrieb Carl Barks eine Geschichte, die negativ das Besitzstreben thematisiert. Wie auch in anderen Kapitalismus-kritischen Geschichten (Weihnachten für Kummersdorf, Im Lande der Zwergindianer), zeigt Barks hier, dass Geld nicht glücklich macht und Habgier zu großen Problemen führt. In Entenhausen führt der dauernde Stresszustand des Haben- und Behalten-Wollens, in dem Dagobert sich befindet, zu seinem nervlichen Zusammenbruch. Er flieht ins friedliche Land Tralla La und nach kurzer Zeit wird auch das Land, in dem Besitz bisher unbekannt war, von Besitzstreben gekennzeichnet. Da Dagobert einen Kronenkorken mit sich bringt, führt er etwas in das Tal ein, was selten und deshalb wertvoll ist – genau wie sonst Gold als etwas Wertvolles erachtet wird. Der Versuch, die Nachfrage durch erhöhtes Angebot auszugleichen, führt schließlich zur kompletten Katastrophe, doch vorher müssen die Trallalaner lernen, das etwas, das in Masse verfügbar und nicht konsumierbar ist, nichts wert ist. Die Gegenüberstellung von moderner Geldwirtschaft und vorindustrieller Tauschwirtschaft zieht sich durch weitere Barks-Geschichten, etwa Im alten Kalifornien, aber sie ist in Der verhängnisvolle Kronenkork besonders greifbar.[4] Auch die durch die Ducks heraufbeschworene Katastrophe ist ein klassisches Kennzeichen von Barks-Geschichten.

Geoffrey Blum zufolge dreht sich die ganze Geschichte um Stress und um den Wunsch Dagoberts, dem Stress zu entfliehen. Die Thematisierung von Traumata und psychischen Zusammenbrüchen, wie sie prototypisch in dieser Geschichte passiert, aber auch die Darstellung aufgehetzter Mengen von Trallalanern, die die Ducks in den Strudel werfen und sie damit dem sicheren Tod aussetzen wollen, gehen weit über die normalen Grenzen von Disney-Comics hinaus.[3] Die Geschichte wird von Barks' Zynik geprägt und von der Erkenntnis, dass es ein wahres Paradies nicht geben kann, da letztendlich die egoistische Natur des Menschen die Utopie zerstört.[4] Dies spiegelt Barks' Gemütsverfassung des Jahres 1953 wider, kurz nach dem Ende seiner schmutzigen Scheidung mit seiner zweiten Frau Clara.

Barks sagte später, dass er die Geschichte nur schrieb, um einen Gegenstand – in dem Fall Kronenkorken – in unglaublichen Mengen darstellen zu können.[3] Er schöpfte aber nicht alle Möglichkeiten der Kronkorkenschwemme aus, sodass er noch eine weitere Geschichte unter diesem Gesichtspunkt schrieb: Der Käse von Kirkebö. Auch die Idee des idyllischen Gartens im Himalaya griff er nochmals auf für das Bilderbuch Go Slowly, Sand of Times! (Altersbeschwerden).[4]

Fortsetzung

Don Rosa schrieb mit Rückkehr nach Xanadu eine Fortsetzung zur Barks-Geschichte.

Veröffentlichungen

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. In heutigen US-amerikanischen Abdrucken wird die Geschichte manchmal als Tralla La bezeichnet.
  2. Øystein Sørensen: Die Schätze des Kublai Khan, in Don Rosa Collection 3.
  3. 3,0 3,1 3,2 Geoffrey Blum: Im Strudel der Gefühle. Übersetzt von Johnny A. Grote. In: Barks Library Special Onkel Dagobert 6.
  4. 4,0 4,1 4,2 Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book (Jackson, Mississippi: Univ. Press of Mississippi) S. 174–177.