Entführer auf der Ranch

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Entführer auf der Ranch
Ferien und Lösegeld; Eine Schönheitsfarm mit Nervenkitzel; Auf der Corral Ranch
The Bar-none Ranch
Erstveröffentlichung: 22.04.1940–17.08.1940
Entstehungsdatum: 1940
Storycode: YM 042
Story: Floyd Gottfredson & Merrill de Maris
Zeichnungen: Floyd Gottfredson, Manuel Gonzales (17.06.–21.06.1940)
Tusche:

Ted Thwaites, Bill Wright

Seiten: 102 Tagesstrips, 34 Seiten in der FGL
Format: Zeitungsstrip
Deutsche Übersetzung: unbekannt
Deutsche Erstveröffentlichung: Ich Goofy – Band 2
Weiterführendes
Liste der Fortsetzungsgeschichten von Floyd Gottfredson

Ind.PNG Infos zu Entführer auf der Ranch

beim I.N.D.U.C.K.S.
Mickys Gast aus Afrika

Entführer auf der Ranch (engl. The Bar-none Ranch, auf Deutsch auch Ferien und Lösegeld; Eine Schönheitsfarm mit Nervenkitzel; Auf der Corral Ranch) ist eine von Merrill de Maris und Floyd Gottfredson ausgedachte, von Gottfredson gezeichnete und von Ted Thwaites sowie Bill Wright getuschte Comicgeschichte aus dem Jahr 1940. In dieser fährt Micky mit Goofy auf eine Westernranch. Dort werden regelmäßig Frauen von einem mysteriösen Schurken entführt. Weil Minnie und Klarabella dort ihren Urlaub verbringen, eilt Micky ihnen zu Hilfe, in dem Glauben, ihnen könnte etwas passieren.

Ein Brief kann alles ändern! (© Egmont Ehapa)

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Goofy studiert vor Micky die neue Tageszeitung. Das Titelblatt besagt, dass in Cactus City, Wyozona, ein „gesetzloser Bandit mit Holzbein“ Feriengäste von einer Ranch entführt. Das macht Micky stutzig. Er nimmt die Zeitung in die Hand und sieht selbst. Und tatsächlich! Es muss sich um Kater Karlo, seinen alten Erzfeind, handeln! Aber Micky hat nicht vor, in den Fall einzugreifen. Warum sollte er seine Freizeit opfern? Doch ein Brief ändert alles. Es sind Minnie und Klarabella, die ihm schreiben und darüber berichten, wie sehr sie ihren Urlaub auf der Bar None Ranch genießen. Sofort zischt Micky los wie ein Wirbelsturm, denn es handelt sich um die Ranch, die in der Zeitung erwähnt wurde. Auch Goofy kommt schließlich mit; entgegen Mickys anfänglichem Bestreben. Sobald die zwei auf der Bar None Ranch angekommen sind, erleben sie auch schon, was es heißt, im Wilden Westen zu sein. Der Bandit hat gerade wieder zugeschlagen und eine schöne Frau entführt. Der Eigentümer jagt ihm noch mit ein paar tapferen Männern hinterher, verliert dann aber die Verfolgung. Am nächsten Tag nimmt Micky seine Ermittlungen auf. Er spricht mit dem Ranchbesitzer über die Vorfälle. Harry „Holz“ Hammer findet die Entführungen alles andere als gut, denn sie schädigen sein Geschäft. Für jede Frau, die entführt wird, muss er ein Lösegeld hinterlegen. Das schlägt sich allmählich zu Buche und er ist kurz davor, bankrott zu gehen. Indes wandert eine Frau zu Mickys Gesprächspartner und fragt, ob sie wohl die nächste sein wird. Trotz der Härte des Schurken scheinen es die Frauen sogar noch zu mögen, entführt zu werden.

Karlo kennt keine Gewissensbisse... (© Egmont Ehapa)

Aber die nächsten Tage verstreichen seelenruhig, ohne dass es besondere Vorkommnisse zu erwähnen gäbe. Die ständige Rumsitzerei macht Micky ganz wahnsinnig und so reitet er spontan los, um die Gegend zu erkunden. Dabei hat er einen wahren Glücksfall, denn der geheimnisvolle Entführer entführt ihn! Und es stellt sich heraus, dass es sich tatsächlich um Kater Karlo handelt. Doch der ist sich natürlich bewusst, welche Gefahr Micky für ihn darstellt. Er bindet ihn an einem Kaktus fest, auf dass ihn die Geier zerstückeln. Und auch Mickys Pferd soll gehen, bitteschön. Doch da ist es anderer Meinung und streckt Karlo die Zunge raus! Er kann es aber noch wegscheuchen. Jedoch kommt es, nachdem Karlo verschwunden ist, sofort zurück, nimmt Micky vom Kaktus und bringt ihn zurück zur Ranch, wo seine Fesseln gelöst werden. Den ersten Streich hat Karlo gewonnen.

In der folgenden Zeit kehrt wieder einige Ruhe ein. Goofy demonstriert derweilen, dass er ein echter harter Kerl ist. Aber gleichzeitig kann er auch noch ein Instrument spielen und die Herzen der Frauen an sich reißen. Als er eines Abends ein paar Gäste der Ranch unterhält, geschieht aber etwas! Karlo schlägt wieder zu und hat sich eine Frau geschnappt. Er ist schon am Davonreiten. Micky schwingt sich auf sein Pferd und verfolgt Karlo bis in ein Felsental. Aber auf einmal ist Karlo spurlos verschwunden! Und das mitten in einer Sackgasse! Wie kann das sein? Immerhin scheint es keine Geheimgänge zu geben, Micky kundschaftet jeden erdenklichen Winkel aus und kommt zu dem Schluss, dass es anders gehen muss. Ein ihn dabei angrinsender Kaktus beflügelt ihn noch, das Geheimnis um Karlos rätselhaftes Verschwinden zu lüften. Micky legt sich auf die Lauer. Doch er schläft ein und verpasst den entscheidenden Moment, in dem Karlo auftaucht. Und auch sein Pferd spielt ihm nicht in die Karten. Es nießt und Micky darf sich in einer Schießerei davonmachen.

Aber der Detektiv gibt noch lange nicht auf. Micky legt sich erneut auf die Lauer. Und seine Beharrlichkeit zahlt sich aus! Es gibt doch einen Geheimgang, dessen Tür Karlo durch ein Pfeifen öffnet. Der Rest scheint ein Kinderspiel zu sein! Aber von wegen – Micky schafft und schafft es nicht, den richtigen Peifton hinzukriegen. Es muss also ein anderer Weg gefunden werden, um zu dem Versteck von Karlo zu gelangen. Dafür beschließt Micky, mit dem Flugzeug das Tal auszukundschaften, in dem Karlo vermutlich wohnt. Als wäre er in einem Science-Fiction-Film, befindet sich aber eine unsichtbare Wand vor seinem Flugzeug! Es geht nicht weiter – und das bei Vollgas! Das Flugzeug wird abgelenkt und Micky steht wieder am Anfang. Oder sogar noch weiter davor, denn wie hat es Karlo geschafft, eine technisch so raffinierte Anlage auszuklügeln? Micky ist verwirrt...


Zwar hat auch Goofy einen Plan – Karlo mit Musik aus seinem Versteck locken und ihn dann überwältigen – aber es scheitert ihm an der Ausführung und Karlo kann ihn abgewiesen zur Ranch zurückschicken. Mickys letzte Idee, Karlo zur Strecke zu bringen, liegt nun darin, eine Liebe zwischen einer der entführten Frauen und Karlo vorzutäuschen und zu hoffen, dass Karlo einknickt oder sich zumindest hinhalten lässt. Niemand würde sich besser dafür eignen als Klarabella. Micky gelingt es, sie zu überreden, indem er ihr Komplimente macht. Und die nächste Frau, die Kater Karlo mitnimmt, heißt dann auch Klarabella! Jetzt heißt es abwarten, denn Klarabella wird vortäuschen, dass sie krank ist. Als Insiderin soll sie dann alles ausspionieren und nachts die Geheimtür von innen öffnen. Mickys Plan geht für das erste so auf, wie er es sich gedacht hat. Klarabella täuscht eine Krankheit vor und Karlo reagiert in Gentleman-Gepflogenheit. Aber der Plan ufert aus und Klarabella verliebt sich in Karlo! Micky muss wieder allein ermitteln, auf die Hilfe seiner Bekannten kann er jetzt nicht mehr zählen...

Stopp?! (© Egmont Ehapa)

Mithilfe von Goofy, der ein Flugzeug fliegt, gelingt es ihm dann, die unsichtbare Mauer zu überwinden. Der Aufprall der Maschine gibt Micky den nötigen Schwung, um aus seinem Sessel zu springen und mit einem Fallschirm auf dem gegnerischen Territorium zu landen. Micky entdeckt eine wahre Stadt im Tal. Sogar ein eigenes Elektrizitätswerk hat Karlo! Micky folgt seinem Gegner ins Werk. Nur haarscharf entkommt er den Blicken, denn er befindet sich direkt hinter Karlo. Auch ein technisch sehr versierter Professor ist anwesend. Micky muss ihm Werkzeug reichen und fliegt dabei fast auf. Glück gehabt, denn der Professor kann sich keine Gesichter merken. Der Mäuserich kundschaftet das Werk weiter aus und merkt, dass zwei Ballons mit einem Spannungsfeld zu tun haben müssen, das Flugzeuge daran hindert, ins Tal zu gelangen. Micky gelangt zu Klarabella. Auf einmal geht alles ganz schnell. Klarabella fragt, ob sie noch weiter bleiben könne, obwohl sie jetzt gesund ist. Daraufhin lehnt Karlo ab. Während Karlo Klarabella zum Pferd führt, um sie anschließend zurückbringen zu können, hat Micky Klarabella eine Nachricht überbringen können, die sich Harry „Holz“ Hammer bringt. Um 22:30 Uhr soll der Schurke überlistet werden. Micky schaltet zwei Minuten vorher den Schutzschirm aus und die Flugzeuge der Gerechten können kommen. Die Überwältigung geschieht in Windeseile. Nur Karlo kann entfliehen!

Aber Micky hat mitbekommen, dass es noch eine zweite Tür aus dem Tal heraus geben muss. Und genau da kann er Karlo abfangen! Die Auseinandersetzung der beiden verliert sich in einer Prügelei, denn Karlo würde ja nicht auf einen Unbewaffneten schießen, was Micky ihm einredet. Harry „Holz“ Hammer ist rechtzeitig vor Ort und kann nicht nur die Prügelei beenden, sondern auch Karlo festnehmen. Und damit ist das Abenteuer überstanden! Es kehrt wieder ruhe auf der Bar None Ranch ein und Micky hat wieder einmal für Gerechtigkeit gesorgt.

Hintergrund[Bearbeiten]

Zynismus[Bearbeiten]

Äh, wie war das noch gleich? (© Egmont Ehapa)

Entführer auf der Ranch entstand zu schwierigen Zeiten. Die Nazis waren in Deutschland an die Macht gekommen, hatten bereits Polen überfallen, bombardierten England und besetzten weitere europäische Länder. In seinen früheren Abenteuern musste Micky Maus regemäßig ausländische Kräfte bekämpfen, oft direkt vor Ort im Ausland. All diese Länder wurden aber zunehmend zu Kriegsgebieten. Da Floyd Gottfredson keine bewaffneten Konflikte darstellen wollte, in die die USA (noch) nicht eingebunden waren, siedelte er seine Geschichten vorübergehend in der Heimat an. Trotz der vermeintlich nicht existenten Botschaft lassen sich aus diesen Geschichten klare Vorzeichen des Krieges herauslesen. Es herrschen Paranoia und irritierende Situationen zu Haufe. Nichts ist wirklich so, wie es scheint, und niemandem kann man trauen – eine deutliche Widerspiegelung der Stimmung, die damals in den USA aufkam.[1]

Ebendiese Irritation zeigt sich in Entführer auf der Ranch von 1940 in Form einer ungewöhnlichen Mischung aus verschiedenen Genres: Die Geschichte ist sowohl eine Science-Fiction-Saga als auch ein Western. Gottfredson ließ sich bei den Science-Fiction-Elementen vom zwölfteiligen Film The Phantom Empire (1935) inspirieren. Dort war ein ähnlicher Genre-Mix zu finden. Die Handlung spielt in der futuristischen Untergrundstadt Murania, die auf dem legendären untergegangenen Kontinent Mu basierte.[1]

Mystery-Elemente[Bearbeiten]

Das Plakat des Films, der Gottfredson inspirierte: (© Egmont Ehapa)

Entführer auf der Ranch ist abseits dessen jedoch nicht nur Science-Fiction und Western, sondern auch eine Mysterygeschichte. Zwar handelt es sich hier nicht um den in schwarzem Umhang Maskierten, den Gottfredson schon ein paar Mal gelungen verwendete (siehe beispielsweise Der Fledermausbandit von Inferno Gulch oder Die Jagd nach dem Phantom), sondern um Kater Karlo, dessen Identität schnell offengelegt wird, doch jemand, der Frauen auf einer Touristenranch entführt, dem diese auch noch nachhimmeln und der sich wie ein Gentleman verhält, bringt einen ebenso mysteriösen Touch mit sich.[1]

Und so wie Murania nur durch eine Geheimtür in einem Bergmassiv zugänglich war, ist auch Karlos Zuflucht gleichermaßen gesichert. Die Erzählung dreht sich vor allem um Mickys Versuche, diesen Zugang zu öffnen. In Karlos Versteck zeigt sich dann Gottfredsons Liebe für futuristisch anmutende Hochtechnologie. Eine unsichtbare Wand verhindert, dass Flugzeuge in den Luftraum über Karlos Versteck eindringen können. Das erinnert stark an ein Gerät, mit dem Ecks, Duplex und Triplex, drei verrückte Wissenschaftler, Micky und Rudi Ross in Burg Unfried an jeder Stelle beobachten konnten. Es verhält sich leise und unsichtbar, ist aber eine ständig währende Gefahr, die man nur dadurch ausschalten kann, dass man sie eliminiert und an die Dahinterstehenden kommt. Karlos Versteck erinnert schließlich mit seinem futuristischen Kraftwerk neben einem Ranchgebäude und einer Scheune an das Konzept eines kriminellen Königreichs. Es führt außerdem zur Referenz an den Krieg: Geführt wird der Ort von einem glatzköpfigen Wissenschaftler; im Original mit deutschem Akzent. Das ist eine direkte Anspielung auf den Feind in Europa.[1]

Analyse[Bearbeiten]

Thematik[Bearbeiten]

Was das Wildwest-Thema angeht, so parodiert die Geschichte vor allem die künstliche Welt der Western-Musicals, indem ihre dramatischen Elemente ins Lächerliche gezogen werden. Karlos liebeshungrige Gefangene betrachten die Entführung als spannendes Abenteuer statt als Gefahr, und Klarabella – die eigentlich Micky helfen soll und eingeschleust wurde, um Karlo eine Falle zu stellen – wechselt scheinbar die Seiten, als sie sich plötzlich Hals über Kopf in Karlo verliebt. Statt das positive Opfer zu spielen, wird Klarabella dementsprechend auch richtig sauer, als sie erfährt, dass Karlo sie nur zu gern wieder gehen lässt.[1]

Figuren[Bearbeiten]

Goofy unterhält die Gäste mit seinem Geplänkel... (© Egmont Ehapa)

Goofy[Bearbeiten]

Goofy, der witzige Sidekick, hat die Rolle des Westernhelden stärker verinnerlicht als Micky Maus selbst. Doch seine Versuche, den Westernheroen von Hollywood nachzueifern, wirken eher lächerlich als heldenhaft. Sein Machogehabe lässt ihn nur noch mehr wie den naiven Tollpatsch wirken, der er ist. Er trällert sogar Western-Lieder wie Gene Autry oder Roy Rogers, doch singt er natürlich schief und kennt den Text nicht. Gottfredson wollte damit offensichtlich zeigen, wie albern der Archetyp des singenden Cowboys ist. Jedoch muss dabei angemerkt werden, dass die Westernfilme oft mehr Substanz hatten als hier dargestellt wird. Sie beschäftigten sich – direkt oder indirekt – auch mit Themen wie der Großen Depression oder dem New Deal. Deswegen sprachen diese Filme auch vor allem die Arbeiterklasse und ein Publikum in ländlicheren Gegenden an.[1]

Minnie Maus[Bearbeiten]

Bei Entführer auf der Ranch handelt es sich um eine runde klassische Geschichte im Western-Stil (siehe Abschnitt Referenz). Doch sie ist nicht ganz perfekt. Der Grund dafür ist Minnie Maus, die Verlobte von Micky, und ihre Darstellung. Zwar waren sich Floyd Gottfredson und sein Dialogautor Merrill de Maris bewusst, dass man eine Geschichte am besten durch die Figuren selbst vorantreibt, doch Minnie hat seit Gefangen auf hoher See von 1934 nur noch eine schwach ausgeprägte Persönlichkeit. Zuweilen wird sie sogar als Dummerchen dargestellt oder nur als die entscheidende Person, mit deren Hilfe Micky den Fall lösen kann.[2]

Klarabella Kuh[Bearbeiten]

Klarabella ist als männerverrückte Romantikerin hingegen gut getroffen. Interessanterweise agiert Micky in dieser Geschichte kaum mit ihr, bis er die Idee hat, dass er sie als Köder benutzen könnte, um Kater Karlo eine Falle zu stellen. Bis dahin ist sie einfach nur Minnies exzentrische und tratschende Freundin.[2]

Micky hat den Schlüssel zum Ziel gefunden! (© Egmont Ehapa)

Kater Karlo[Bearbeiten]

Seine Fähigkeiten gehen in dieser Geschichte über die des klassischen grobschlächtigen Bösewichts hinaus. Er mag kein Genie sein, agiert jedoch mit der Souveränität eines erfahrenen Gesetzesverbrechers, und vermag es, schlauere Köpfe als den seinen für seine Zwecke einzuspannen und herumzukommandieren. Darüber hinaus erkennt Karlo schnell, welche teuflische Bedrohung Micky für ihn darstellt und will ihn – als alter Erzfeind, der seinen Gegner bestens kennt – so schnell wie möglich neutralisiert sehen, damit er freie Bahn hat.[2]

Micky Maus[Bearbeiten]

Auch über Micky Maus selbst gibt es einiges zu erzählen, denn diese Geschichte liefert einen wichtigen Hinweis. Als man in den 1950ern unter der Leitung des Western-Verlags begann, Abenteuer im Stil von Floyd Gottfredson nachzuahmen, griff man auf einen Micky zurück, der einem Mister Perfect glich. Er hatte stets den richtigen Riecher und ließ die Polizei als nutzlose Institution dastehen. Dieser Eindruck hatte zur Folge, dass Micky unbeliebt wurde, da er sich ständig gleich verhielt und man von ihm nichts erwarten konnte. Doch genau das ist falsch, was Gottfredson in Entführer auf der Ranch gleich in mehrfacher Weise zeigt. Denn obwohl der Mäuserich den Fall am Ende aufklärt, war er in den Ermittlungen bei weitem nicht unfehlbar. Ihm ist es mehrmals nicht gelungen, Karlo zu schnappen; der Bösewicht ist ihm buchstäblich vor der Nase entwischt. Das Festnehmen von Karlo am Schluss geschieht bloß wegen purer Beharrlichkeit von Micky. Außerdem fungiert er nicht bloß als Stichwortgeber für witzige Personen – er nimmt den Fall selbst in die Hand. Und schließlich ist Micky nicht unschlagbar. In der finalen Szene kassiert er von Karlo mächtig Prügel, bis der Sheriff eingreift.[2]

Gefährlicher Streit. (© Egmont Ehapa)

Aufbau[Bearbeiten]

Entführer auf der Ranch setzt dem Hollywood-Amerika, das sich, wie Goofy, in Träumereien verloren hat, aber auch die wenig glamouröse Wirklichkeit entgegen, die von Mickys zahlreichen gescheiterten Versuchen, Kater Karlo dingfest zu machen, charakterisiert wird. Micky verhält sich auch eher wie ein Detektiv und nicht wie ein Westernheld: Er benutzt seinen Kopf, um das Geheimnis zu lösen und die Bösewichte der Justiz zuzuführen. Micky bezwingt Karlo mit guten altmodischen amerikanischen Faustschlägen – und dem zufällig zur richtigen Zeit auftauchenden Sheriff. Die ausländische Bedrohung ist hingegen leicht zu besiegen. Der deutsche Wissenschaftler schwebt so sehr in anderen Sphären, dass er gar nicht bemerkt, dass Micky – der immerhin direkt neben ihm steht – in Wirklichkeit ein potenziell gefährlicher Eindringling ist. Das sollte symbolisieren, dass Deutschland kein Gegner für pragmatische, bodenständige Amerikaner und ihre Justiz war; auch im Wilden Westen nicht.[1]

Ein Konflikt zwischen den Geschlechtern ist der Ausgangspunkt der Handlung dieser Geschichte. Im weiteren Verlauf spielt dieser Konflikt jedoch kaum noch eine Rolle. Nachdem die Frauen, die auf der Ranch unterkommen, anfangs noch ihre Entführung begeistert anhimmeln, rückt die Umschmeichelung von Klarabella durch Micky später in den Vordergrund.[1]

Hochmoderne Technik... (© Egmont Ehapa)

Referenz[Bearbeiten]

Im Inducks belegt die Geschichte den 356. Platz in der Rangliste der besten Geschichten (Stand: Dezember 2022).[3] Sie wird damit als eines von vielen guten, aber nicht extrem guten Abenteuern Floyd Gottfredsons bezeichnet. David Gerstein ist bei der Bewertung von Entführer auf der Ranch anderer Meinung und findet, es sei der perfekte Einstieg in das Gottfredson’sche Werk, weil sie spannend, abwechslungsreich und unglaublich witzig ist. Außerdem würden alle Charaktere bereits so agieren, wie man es gewohnt ist, nur dass sie hier alle zusammen in einer Geschichte vorkommen und man deswegen sofort herauslesen kann, wer wie zu wem steht. Gerstein empfiehlt diese Geschichte als Kennlern-Abenteuer für Floyd Gottfredsons Werk.[2]

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Thomas Andrae: Von Mäusen und Menschen. Floyd Gottfredson Library 6, Egmont Ehapa Media, Berlin 2021, S. 8–9
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 David Gerstein: Die Besten im Westen. Floyd Gottfredson Library 6, Egmont Ehapa Media, Berlin 2021, S. 18
  3. Link zur Inducks-Webseite.