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Fragwürdiger Einkauf

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Fragwürdiger Einkauf
A Cold Bargain
Erstveröffentlichung: 24. Januar 1957
Entstehungsdatum: August 1956
Storycode: W US 17-02
Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks
Seiten: 26 ¾
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Deutsche Erstveröffentlichung: Micky Maus Beilagen Nr. 3
Weiterführendes
Liste aller Comicgeschichten von Carl Barks

Ind.PNG Infos zu Fragwürdiger Einkauf

beim I.N.D.U.C.K.S.

Fragwürdiger Einkauf oder Onkel Dagobert und das Bombastium, bzw. Die Bombastium-Expedition (Original A Cold Bargain) ist eine von Carl Barks im Jahr 1956 gezeichnete und getextete Comicgeschichte. In dieser Geschichte schafft Dagobert es, sich das neu entdeckte Element „Bombastium“ unter den Nagel zu reißen, hat dann jedoch einige Schwierigkeiten, es gegen Wärme und vor allem das Land Brutopien, das in dieser Geschichte zum ersten Mal auftaucht und auch hinter dem Element her ist, zu beschützen.

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Das Bombastium ist sehr begehrt…
(© Egmont Ehapa)

Eine Versteigerung in einem Entenhausener Auktionshaus erweckt das Interesse von Dagobert Duck und er bietet mit. Nach zähem Ringen ersteigert der reichste Mann der Welt schließlich die gesamte Ausbeute der Mandragora-Mine in Belgisch-Kongo. Dabei handelt es sich um eine Kugel Bombastium, die ungefähr so groß wie ein Fußball ist und das seltenste Element der Erde darstellt. Der Kauf stellt Dagobert gleich vor mehrere Probleme. Zum einen das Unbehagen wegen des hohen Preises, den er zu zahlen hat, zum anderen muss er erst einmal herausfinden, für was dieses Element überhaupt zu gebrauchen ist. Denn bisher ist kein sinnvoller Anwendungszweck für das Bombastium bekannt. Eine weitere seiner Sorgen ist der Regierungsvertreter des Landes Brutopien, den er bei der Auktion knapp ausgestochen hatte. Er zeigte sich darüber sehr unerfreut und drohte anschließend mit aller Deutlichkeit an, dass sein Land sich das Bombastium noch holen werde.

„Meine Regierung kapituliert nicht vor Kapitalisten. Ich biete eine Billion und alle Kühlschränke meines Volkes.“
„Na, na! Wie viele Kühlschränke besitzt denn ihr Volk?“
„Fünf!“
„Gut! Dann biete ich eine Billion und sechs Kühlschränke!“
Brutopischer Diplomat & Dagobert Duck

Doch damit nicht genug – das Bombastium muss bei sehr niedriger Temperatur gelagert werden; bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt verdampft es. Unbedachterweise legt Dagobert es einfach in den Gefrierschrank seines Kühlschranks im Geldspeicher. Aufgrund einer nicht bezahlten Stromrechnung kommt es es zu einer Verkettung mehrerer Missgeschicke und das Bombastium kann gerade noch vor der Zerstörung gerettet werden. Gemeinsam mit Donald sowie Tick, Trick und Track macht sich Dagobert also zum Südpol auf, um seinen wertvollen Schatz dort im ewigen Eis sicher zu vergraben. Eine winzige – aber sündhaft teure – Probe des Bombastium überlässt er einem Team von Wissenschaftlern. Sie sollen endlich herausfinden, für was das Ding zu gebrauchen ist.

Das Bombastium! Doch wozu ist es denn nun wirklich gut? (© Egmont Ehapa)

Während der langen Schiffsreise wird es den Drillingen langweilig und sie überlegen sich einen Streich. Aus gefrorenem Wasser und Fruchtsäften mischen die drei eine Attrappe des Bombastium zusammen, um Donald und Dagobert einen Schrecken einzujagen, indem sie damit auf dem Deck Ball spielen. Noch bevor sie das Vorhaben umsetzen kommen, nähert sich ein Unterseeboot, daher wird das Imitat erst einmal ins Gefrierfach zum richtigen Bombastium gelegt. Das U-Boot erweist sich als Überfallkommando aus Brutopien – Dagoberts alter Bekannter, der Diplomat, zwingt die Ducks mit Waffengewalt zur Herausgabe des begehrten Elementes. Mit dem Bombastium in ihren Händen ziehen die Brutopier wieder ab. Nun ist erst einmal unsicher, ob die richtige Kugel ausgehändigt wurde, oder ob Dagobert das Imitat der Kinder erwischt hat. Da die Kugel nach den Fruchtsäften schmeckt, sieht es aus, als ob das Bombastium verloren sei. Doch dann stellt sich heraus, dass die Kugel beim Ablecken nach allem Möglichen schmeckt, auch nach Aromen, die für das gefälschte Bombastium gar nicht verwendet wurden. Außerdem fällt Dagobert die Stelle auf, an der seine Wissenschaftler die Probe entnommen haben. Somit muss es sich doch um die Billionen-Taler-Kugel handeln – die Ducks setzen die Reise zum Südpol fort.

„Gebt die Kugel her! Ihr leckt mir ja Millionen davon ab!“
Dagobert Duck

Am Südpol ärgert sich Dagobert über einen lästigen Pinguin, der das Bombastium für ein Ei hält und es gerne ausbrüten möchte. Stoisch folgt er den Ducks ins Innere des Kontinents, wo diese die Kugel vergraben. Sie bestimmen die Koordinaten der Stelle und notieren sie in seinem Büchlein, dann treten die fünf den Heimweg an. Dagobert nimmt den Pinguin Sicherheitshalber an die Leine, um zu verhindern, dass dieser das Bombastium wieder ausgräbt.

Auch für den Pinguin ist das Element wertvoll… (© Egmont Ehapa)

Bereits nach kurzer Zeit findet ein Hubschrauber aus Brutopien die Ducks. Der wütende Diplomat nimmt Dagobert nach einem kurzen Kampf das Notizbuch ab und erkennt folgerichtig, dass es sich um die Koordinaten handeln muss, bei denen das Bombastium versteckt ist. Die Brutopier wollen sich damit zurückziehen, doch dann meldet sich Dagoberts Zentrale über das Funkgerät. Seine Wissenschaftler haben mittlerweile herausgefunden, dass das Bombastium sich ausschließlich zu Herstellung von Speiseeis eignet. Für diesen Zweck stellt es eine nahezu unerschöpflich Quelle dar und liefert auch bisher völlig unbekannte Geschmacksrichtungen. Verärgert über diese Sinnlosigkeit verbrennt der brutopische Regierungsvertreter das Buch mit den Koordinaten und fliegt mit seinen Männern davon. Dagobert ist zu tiefst unglücklich über den Verlust, insbesondere da ihn kurz darauf per Funk ein hohes Angebot von einer Speiseeisfirma erreicht. Doch dann bemerkt er, wie der Pinguin zielsicher zu der Stelle zurückwatschelt, an der das Bombastium vergraben wurde.

„Dafür darf er ein bißchen auf der Kugel sitzen. Und wenn auch ein paar Millionen abschmelzen! Er hat’s verdient!“
Dagobert Duck

In der Schlussszene sieht man Dagobert wie zu Beginn bei einer Auktion. Aus Dankbarkeit ersteigert er nun gelegentlich ein Pinguin-Ei für seinen Freund, das er extra für ihn zum Südpol schicken lässt. In starkem Kontrast zum Anfang der Geschichte bietet er diesmal nur einen einzigen Taler.

Hintergrund und Bedeutung[Bearbeiten]

Der brutopische Abgesandte lässt nicht locker und lässt schwer auffahren! (© Egmont Ehapa)

Fragwürdiger Einkauf gehört zu den Geschichten, in denen Barks das fiktive Land Brutopien als Gegenspieler von Onkel Dagobert auftreten lässt (in der Übersetzung von Erika Fuchs ist immer nur von „mein Land“, „meine Regierung“ usw. die Rede). Bei Brutopien handelt es sich um eine Parodie auf die damalige Sowjetunion und bei dem Kampf Dagoberts gegen die brutopischen Abgesandten auf das Wettrüsten zwischen den beiden Weltmächten, Sowjetunion und USA, das damals in vollem Gange war. Der Plot ist gewissermaßen vergleichbar mit Der verlorene Zehner, denn auch hier investiert Dagobert erstmal eine utopische Menge Geld in ein Geschäft, das ihm kurz darauf große Probleme beschert.

Bereits in Gefährliches Spiel hatte Barks auf die Sowjetunion angespielt und (im Original) daraus das Land „Ironland“ gemacht, das vom Diktatoren „Brutus“ regiert wird.[1] Er blieb bei dem Verweis auf Brutalität und erfand nun für Fragwürdiger Einkauf das Land Brutopien. Dessen Vertreter ist eine kaum verhohlene Parodie Nikita Chruschtschows, der seit 1955 die Geschicke der Sowjetunion leitete. Barks hat zwar diesen Bezug immer abgestritten und die Figur als Stereotyp eines internationalen Waffenhändlers gesehen, dem er am besten porkide Gesichtszüge hätte geben sollen. Diese Reaktion von Barks ist verständlich, wurde doch die Geschichte später zensiert, um die starken politischen Bezüge zu eliminieren. Dennoch ist die Sprache und das Aussehen des Brutopiers eine klare Referenz auf Chruschtschow, dessen Glatze und Beleibtheit und martialische Sprüche („Wir werden euch begraben!“) sich auch beim Brutopier wiederfinden.[2]

Die Geschichte entstand in politisch turbulenten Zeiten, denn die Sowjetunion wurde von vielen Amerikanern als Bedrohung wahrgenommen. In der Eisenhower-Zeit galt es als vordringlich, die Macht der Sowjetunion möglichst einzuhegen. Amerika vertraute auf die militärisch-nukleare Überlegenheit, die sie mit der Zündung der Wasserstoffbombe 1954 auf dem Bikini-Atoll unter Beweis stellten. Die Bombe hatte verheerende Auswirkungen und machte radioaktive Verseuchung in den USA zu einem medienbeherrschenden Thema. Es ist daher kein Wunder, dass Barks erneut auf die Bombe zurückgriff. Anders als in Donald Ducks kosmische Bombe und in Vor Neugier wird gewarnt verschleierte er diesen Bezug – der nach den neuen Regeln bei Western auch nicht erlaubt war – und machte aus der Bombe das Bombastium, aus dem man Speiseeis herstellen kann. Wie radioaktives Material muss allerdings auch Bombastium tiefgekühlt aufbewahrt werden.[3] Kein Wunder also, dass der Brutopier es für eine mächtige Waffe hält und alles daran setzt, es auch zu bekommen. Kaum erfährt er allerdings, was Bombastium wirklich ist, verzichtet er darauf. Barks stellt Brutopien als Diktatur dar, dass seinen Bürgern Genüsse nicht gestattet.

Die Karikatur Chruschtschows in dem Comic sorgte dafür, dass die Geschichte ab den 1980ern zensiert, respektive umgezeichnet wurde und die hohen Wangenknochen entfernt wurden.

Die Geschichte ist allerdings nicht durch und durch politisch. Geoffrey Blum hat darauf hingewiesen, dass das geschäftliche Naturell Dagoberts und der Kampf mit einem Konkurrenten ebenso zentral wie die weltpolitischen Implikationen und dass Barks die Geschichte nicht ohne Grund „A Cold Bargain“ nannte – und nicht etwa „A Cold War“. Barks selbst sah das Bombastium als Referenz auf all die neuentdeckten Elemente, von denen es in den Nachrichten wimmelte.[2] Ab der zweiten Hälfte nimmt die Geschichte zudem einen ganz anderen Verlauf und eine Pinguinmutter dominiert das Geschehen. Statt politisch-finanziellem Schlagabtausch rückt der Mutterinstinkt ins Zentrum der Geschichte – auch dies bemerkenswert, denn Mütter spielen in Disney-Comics normalerweise keine Rolle.[4]

Die Geschichte ist des Weiteren dadurch gekennzeichnet, dass Dagobert erstaunlich mild charakterisiert wird. Allgemein ist der barkssche Dagobert in den 1950ern milder als sein Äquivalent in den früheren Jahren (oder auch als spätere Ausprägungen Dagoberts durch Don Rosa oder italienische Autoren), dennoch sticht in der Geschichte auch im Vergleich zu anderen Barks-Geschichten Dagoberts Verhalten gegenüber dem Pinguin hervor, der das Bombastium für sein Eigen befindet. Nachdem er diesen angeleint hat, bindet er ihn sorgsam wieder los. Er erlaubt ihm auch, auf dem Bombastium zu sitzen, wenngleich der Pinguin somit viel Geld „verdampft“. Am Ende kauft er ihm sogar regelmäßig ein Ei.

Außerdem interessant ist die Übersetzung an einer Stelle, bei der das Bombastium in einen Geysir beziehungsweise Vulkan rollt. Berichtet wird von der Umsetzung des Originals ins Deutsche auch in den Neuen Entenhausener Geschichte(n).[5] In der amerikanischen Version steht dort „Old Fretful Geyser“, also wörtlich übersetzt „Geysir alt ärgerlich“. Dies ist ein Anspiel auf den Old-Faithful-Geysir im Yellowstone National Park. In der von Fuchs angefertigten Übersetzung steht dort schließlich einfach nur „Geysir 60°“.

Bildergalerie[Bearbeiten]

Versionen[Bearbeiten]

Die Geschichte erschien in verschiedenen Übersetzungen und Versionen. Im LTB 53 wurden aus den Kühlschränken beispielsweise Fernsehgeräte, da die Episode für das Taschenbuch komplett neu getextet wurde. Weitere Änderungen betrafen unter anderem:

  • In der amerikanischen Carl Barks Library wurden die mongoliden Wangenknochen der Brutopier wegretuschiert. Im 6. Panel von S. 3 wurde „rich pig“ durch „rich duck“ ersetzt. In der deutschen Barks Library Special Onkel Dagobert ist der Abdruck jedoch unzensiert.
  • LTB 53: Wurde auf 36 Seiten à 3 Bildstreifen ummontiert. Zusätzlich sind nahezu alle Bildrahmen und Sprechblasen bearbeitet. Der Titel wurde geändert und lautet Onkel Dagobert und das Bombastium. Die Neuauflage des LTB erschien dann unter dem Titel Die Bombastium-Expedition. Die Fassungen stammen hier von Gudrun Penndorf.
  • DDSH 116: Der Text ist hier eine stark redaktionell bearbeitete Mischung aus der Übersetzung von Fuchs und Penndorf. Die Zeichnungen sind jedoch unverändert.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book (Jackson, Mississippi: Univ. Press of Mississippi) S. 215.
  2. 2,0 2,1 Geoffrey Blum: Kalter Krieg, warmes Herz. Übersetzt von Johnny A. Grote. In: Barks Library Special Onkel Dagobert 12.
  3. Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 216.
  4. Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 217.
  5. Harry Nützel: Neue Entenhausener Geschichte(n), Folge 14 (Originalgetreues Übersetzen) im DDSH 413.
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