Mausopotamien: Unterschied zwischen den Versionen

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*sowie einige Palastwachen
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*[[Goofy]] (Cameo)
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== Handlung ==
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Version vom 18. März 2024, 20:03 Uhr

Mausopotamien
Auf Wiedersehen, Gamma!
Mousepotamia
Erstveröffentlichung: 10.07.1950–30.09.1950
Entstehungsdatum: 1950
Storycode: YM 122
Story: Bill Walsh
Zeichnungen: Floyd Gottfredson
Tusche:

Bill Wright

Seiten: 72 Tagesstrips, 24 Seiten in der FGL
Format: Zeitungsstrip
Deutsche Übersetzung: Arne Voigtmann
Deutsche Erstveröffentlichung: Die großen Klassiker 18
Weiterführendes
Liste der Fortsetzungsgeschichten von Floyd Gottfredson

Ind.PNG Infos zu Mausopotamien

beim I.N.D.U.C.K.S.
Der Schatz des Ezell
Micky wird zum Anführer der „Grünlinge“ erkoren, die gegen die Gewaltherrschaft der Eisernen Maske vorgehen. (© Egmont Ehapa)

Mausopotamien (engl. Mousepotamia, auf Deutsch auch Auf Wiedersehen, Gamma!) ist eine von Bill Walsh getextete, von Floyd Gottfredson gezeichnete und von Bill Wright getuschte Comicgeschichte aus dem Jahr 1950. Es handelt sich dabei um die letzte Geschichte mit Gamma von Walsh und Gottfredson, die den Gamma-Zyklus beendet. Andersherum feiern Jacky und Karli hier ihr Debüt im Strip.

Figuren

Handlung

Nach dem letzten Abenteuer mit Micky überkommt Gamma das Heimweh. Die Verbundenheit mit seiner Familie bewegt ihn dazu, seine Sachen zu packen und wieder ins Innere der Erde zurückzukehren, von wo er vor einigen Jahren kam. Zwar handeln die beiden freundlich aus, dass sie sich wiedersehen wollen, aber vorerst bleibt Micky allein – auch, weil Minnie bei ihrer Schwester ist und Mack und Pluto das Sommerlager besuchen. Micky fühlt sich einsam und läuft ohne Anhaltspunkt durch die Stadt. Als er am Abend sein Haus betreten möchte, steht die Tür offen, obwohl sie abgeschlossen war. Im Wohnzimmer begegnet Micky den beiden Mäusen Jacky und Karli. Komischerweise verneigen sie sich vor ihm; sie scheinen davon überzeugt zu sein, dass Micky ein König ist. Der hingegen vermutet, dass es den Gesandten nicht gut geht und übergießt sie deswegen mit einer Kanne Wasser. Erst nach einem langen Gespräch und vielen Verbeugungen kommen Jacky und Karli zur Sache: Sie sind zu Micky gekommen, weil er der 287. König in der Thronfolge von Mausopotamien ist. Die 286 Personen davor sind unter unglücklichen Umständen ums Leben gekommen. Aufgrund dieser Tatsache plant Micky, vorerst Abstand zu nehmen von dem Titel, der ihm eigentlich zustünde. Jacky und Karli haben aber noch ein Ass im Ärmel: Sie zeigen Micky eine goldene Krone mit Juwelen. Sofort ist ein begeisterter neuer König gefunden.

Nur wenig später realisiert Micky jedoch, dass er ausgetrickst wurde, weswegen er wieder ablehnt, König von Mausopotamien zu werden. Karli will nachhelfen, indem er Micky mit einem Hammer auf den Kopf schlägt, beschädigt dabei aber auch die Krone. Die zwei entführen ihr zwangserklärtes Staatsoberhaupt auf offener Straße. Sogar Goofy sieht, wie sein Freund weggetragen wird, doch er versteht erst im Nachhinein, dass es sich um eine Entführung handelt, weil sie zu offensichtlich war, um im ersten Moment daran zu glauben. Micky erreicht nach einem Flug in einem Flugzeugwrack sein Königreich und wird von einem Begrüßungskomitee empfangen. Wirklich übel nimmt Micky Jacky und Karli die Entführung nicht, denn immerhin kommt er so wieder in Kontakt mit anderen Menschen. Mit einer schlichten Holzkutsche wird er zu einem Haus gefahren, das der derzeitige Ersatz-Palast ist. Jacky und Karli, die sich noch kurz von Amtswegen vorstellen, teilen Micky endlich mit, warum er als König nur so bescheiden leben kann: Die „Eiserne Maske“ hat die Macht über das Reich widerrechtlich an sich gerissen. Der böse Herrscher erlaubt dem Volk nur Scheinwahlen – sollte jemand gegen ihn wählen, wird er sofort hingerichtet. Micky hat genug, er will auf dem schnellsten Weg in seine Heimatstadt. Just in dem Moment klopft es an der Tür. Zwei Wachen treten herein. Micky verplappert sich und erwähnt, dass er der neue König sei. Daraufhin nehmen ihn die Wachen gefangen. Sie bringen ihn zum Palast der Eisernen Maske, um dem Wunsch des Regenten nach einem Hofnarren nachzukommen.

Micky hat einen Plan, mit dem er die Hinrichtung seiner Freunde Jacky und Karli verhindern kann. (© Egmont Ehapa)

Micky muss sich zu anderen Bewerben stellen. Hofnarr ist nicht der schlechteste Posten am Hof, aber sollte er die Eiserne Maske nicht zum Lachen bringen, ist er dem Tod geweiht. Micky versucht panisch, sich etwas Lustiges einfallen zu lassen … und rutscht dabei auf einem Teppich aus, was zur Folge hat, dass er schnurstracks in die nächsten Wachen schlittert und sie wie Kegel umwirft. Als wäre das noch nicht genug, schnappt er sich einen Degen, um sich seine Freiheit zurückzuerobern, rammt ihn dabei aber in eine der zahlreichen Säulen. Schließlich stolpert er über eine der Stufen am Fuß des Throns und landet dann direkt im Schoß der Eisernen Maske – Micky hat den Job! Der Mäuserich wird mit neuen Kleidern ausgestattet. Der Anzug, der zuvor dem alten Hofnarren gehörte, hat mehrere Löcher, die durch Schwerthiebe verursacht worden sind. Sollte Micky auch nur einen Fehler machen, wird er umgehend exekutiert. Auch ausreichend Nahrung bekommt er nicht, denn die gibt es nur, wenn die Eiserne Maske lacht. Für heute wurde aber schon genug gelacht.

Während Micky versucht, einen Ausweg aus seiner misslichen Lage zu finden, zeigen ihm Jacky und Karli einen Fluchttunnel, der sich direkt unter dem Thron befindet. Sie führen Micky vor eine Gruppe tapferer Mitbürger und bitten ihn, eine Revolution anzuzetteln. Gedrungenermaßen spielt Micky mit. Auf einer Straße außerorts überfällt man gemeinsam einen Schatzwagen. Anschließend machen Micky und seine Kumpanen publik, dass sie vorhaben, die Eiserne Maske zu stürzen. Sie verteilen Zettel in Dörfern, an den Premierminister und sogar im Bett der Eisernen Maske persönlich! Doch bei seiner Arbeit im Palast passiert es Micky fast, dass er enttarnt wird. Als dann aber Karli im Fluchttunnel, der ganz nah am Thron ist, niest, fliegen er und Jacky auf. Sie werden vor die Eiserne Maske gestellt, die eine sofortige Hinrichtung anordnet. Die zwei werden in eine Zelle geführt, in der ihnen ihre Henkersmahlzeit gereicht wird. Nach einem sehr ausgiebigen Mahl ist es Zeit für die Hinrichtung. Im allerletzten Moment hat Micky eine Idee: Er nimmt sich einen Spiegel, richtet ihn auf die Schützen und blendet sie damit. Die Eiserne Maske befiehlt, blind zu schießen, aber die Pfeile, mit denen Jacky und Karli hingerichtet werden sollen, verfehlen ihr Ziel. Zunächst gelingt den dreien die Flucht. Aber weil um den ganzen Palast Wachen patrouillieren, wird Micky schnell in einen Kampf verwickelt. Er kann einen Degen an sich nehmen, mit dem er erbitterten Widerstand leistet. Die Auseinandersetzung mit zwei Wachen mündet in die Vogelvoliere der Eisernen Maske. Von dort klettert Micky auf einen Baum, durchbricht ein Fenster und befindet sich plötzlich in den privaten Gemächern der Eisernen Maske. Es stellt sich heraus, dass sich hinter der Maske ein schüchterner, kleiner Mann verbirgt, der nur mit seiner Verkleidung zu Stärke fand. Seine Grausamkeit ist entstanden, weil er selbst oft von anderen gedemütigt wurde.

Micky verkleidet sich selbst als Eiserne Maske, um das wieder gutzumachen, was sein Vorgänger falsch gemacht hat: Er entlässt den Premierminister und degradiert ihn zum Fischhändler, befreit alle Gefangenen, löst das Heer auf und sorgt dafür, dass in Mausopotamien erstmalig freie Wahlen abgehalten werden. Zukünftig soll der Staat nämlich eine Demokratie sein und nicht mehr von einem Monarchen regiert werden, womit Micky auch seinen Titel endgültig loswird. Jacky und Karli kandidieren als Präsident beziehungsweise Vizepräsident und gewinnen die Wahl mit 8.600 Stimmen. Die Eiserne Maske erleidet mit nur einer Stimme eine vernichtende Niederlage. Micky, Jacky und Karli feiern die Demokratisierung Mausopotamiens in einem Imbissstand mit Hamburgern und Limonade.

Hintergrund und Bedeutung

Gammas Abschied

Zuallererst ist Mausopotamien eine insofern bedeutende Geschichte, als dass Gamma verabschiedet wird. Zu Beginn erfährt der Leser, dass Gamma daheim in der Zukunft eine Familie mit Vater, Mutter, Bruder, Schwester und Opa hat. Seine in einer früheren Geschichte gezeigte Freundin wird nicht mehr erwähnt, aber dennoch scheint es so, als verließe Gamma seinen Freund Micky wegen seiner Familie. Jedoch dürfte Floyd Gottfredson mit ziemlicher Sicherheit von oben die Anweisung bekommen haben, Gamma aus dem Strip zu entfernen. In den drei Jahren, in denen er Micky Maus begleitet hat, wurde er diesem nämlich immer ähnlicher, sodass Micky an manchen Stellen einfach überflüssig geworden war. Auch die Kreativität der Geschichten war beeinträchtigt, denn Gamma kannte stets eine simple Möglichkeit, den komplexesten Problemen in kürzester Zeit zu entkommen.[1][2]

Jackys und Karlis Debüt

Gamma geht, Jacky und Karli kommen... (© Egmont Ehapa)

Dafür wurden Micky in Mausopotamien die zwei Mäuse Jacky und Karli an die Seite gestellt, die sonst nur selten in Disney-Comics auftreten. Sie waren für den Zeichentrickfilm Cinderella (1950) erdacht worden und nehmen nun einen Platz ein, den üblicherweise Gamma oder Goofy innehaben. Zusätzlich hatte dieses Crossover einen werbenden Effekt: Cinderella war der erste abendfüllende Zeichentrickfilm seit der kriegsbedingten Pause, während der ausschließlich Episodenfilme wie Drei Caballeros (1944) oder Make Mine Music (1946) entstanden. Daher startete Disney eine kleine Werbekampagne, um noch mehr für den neuen Film zu werben – zumal man sich wieder als Schmiede für abendfüllende Märchentrickfilme etablieren wollte.[2]

Jacky und Karli fügen sich perfekt in die mittelalterlich anmutende Umgebung der Geschichte ein. Mausopotamien ist vom Realfilm Der Mann mit der Eisernen Maske (1939) inspiriert. Der Film aus den 1930ern, in dem Louis Hayward die titelgebende Hauptrolle übernahm, basiert lose auf dem Roman Der Viconte von Bargelonne (1847) von Alexandre Dumas, und dieser wiederum auf der französischen Legende des Mannes mit der Eisernen Maske. Im Film von 1939 ist die Eiserne Maske allerdings der Held, wohingegen sie in Mausopotamien ein despotischer Herrscher ist, der sein Volk mit allem ihm zur Verfügung stehenden Mittel unterjocht, im Stile eines Ludwig XIV. Dabei wird die bipolare Weltsicht Nachkriegsjahre aufgegriffen, die „West und Ost“ in zwei Lager aufspaltete. Micky übernimmt die Rolle des archetypischen Freiheitskämpfers. Er wird zu einem Held nach Robin-Hood-Vorbild stilisiert, der als Outlaw und Anführer von Jackys und Karlis „Grünlingen“ ein ganzes Land nicht nur von seinem autoritär regierenden Herrscher befreit, sondern ihm zugleich auch in die Demokratie verhilft.[2]

Analyse

Der Kalte Krieg

In der endgültigen Ausführung lassen sich einige Merkmale erkennen, die charakterisierend für die Zeit sind, in der die Geschichte entstand. Im Jahr 1950 hatte der Kalte Krieg die Welt fest im Griff. Seit 1949 hatten die USA den alleinigen Anspruch auf die Atombombe verloren, nachdem die Pläne für sie von sowjetischen Spionen geklaut worden waren. Im Zuge dessen war nicht mehr die offene Konfrontation, sondern Diplomatie gefragt, um einen heißen Krieg zu vermeiden. Während noch in der vorhergegangenen Geschichte Der Schatz des Ezell (1950) sowjetische Persönlichkeiten gezeigt wurden, schwächen Bill Walsh und Floyd Gottfredson die Präsenz der Russen nun ab.

...und der Kalte Krieg bleibt ein Thema. (© Egmont Ehapa)

Stattdessen verlagert sich der Austragungsort der Geschichte in ein von der Sowjetunion abhängiges Land und damit aus dem Zentrum heraus. In den 1950ern waren die US-Amerikaner der Ansicht, dass es ihre Aufgabe sei, den Kampf für Frieden in Osteuropa und anderswo in der Welt anzuführen. Man begriff Drittstaaten damals als hilflos, ausgeliefert und überfordert, sollten nicht die USA einschreiten, um ihnen zu helfen. Doch in dieser Ideologie gibt es Widersprüche, die genau so auch in Mausopotamien zu Tage treten. In der Realität fußte sie auf dem Glauben an den amerikanischen Exzeptionalismus: der Annahme, dass Amerika sich dadurch von Europa unterschied, dass man dort die wahre Demokratie lebe, deren Aufgabe es sei, der Welt die Freiheit zu bringen. Analog dazu sind die Bewohner von Mausopotamien zu passiv oder zu ängstlich, um sich selbst aus ihrer Unterdrückung zu befreien, sodass sie einen Amerikaner darum bitten müssen, sie im Kampf gegen die Eiserne Maske anzuführen. So kommt Micky die Aufgabe zu, den Regimewandel in Mausopotamien herbeizuführen – ähnlich, wie es die USA und die Sowjetunion in diversen Ländern der echten Welt versuchten.[2]

Micky übernimmt als Vertreter Amerikas jedoch nur insofern politische Aufgaben, als dass er als eine Art Statthalter fungiert. Er befreit das Land und lenkt es in die richtige Richtung. Nach dem Fall der Eisernen Maske bestimmt Micky nicht nur zwei neue Kandidaten für die obersten Regierungsposten, sondern betreibt auch noch Wahlwerbung für die beiden. Die Eiserne Maske wird – als Symbol für einen kommunistischen Diktator – abgesetzt; stattdessen installiert Micky aber auf undemokratische Weise eine Pro-Amerika-Regierung, wodurch er gewissermaßen über das Ziel hinausschießt.[2]

Die Nebencharaktere

Obwohl der skurrile Gamma Micky in Mausopotamien verlässt, bleibt die Geschichte außergewöhnlich, denn Jacky und Karli sind selten gesehene Gast-Stars im Micky-Maus-Strip. Im Film stahlen die im Rotoskopieverfahren animierten Mäuse den Hauptfiguren die Show; und auch Floyd Gottfredson scheint laut Thad Komorowski sichtbaren Spaß daran gehabt zu haben, die beiden zu zeichnen. Dafür musste jedoch die Kontinuität geopfert werden: Im Zeichentrickfilm sind die Mäuse „echte“ Mäuse mit einer dementsprechenden Körpergröße. Für den Comic wurden Jacky und Karli auf Mickys Format vergrößert.[3]

Darüber hinaus sollte erwähnt werden, dass die Geschichten von Walsh und Gottfredson trotz Gammas Abwesenheit skurril blieben. Als eine Art Ausgleich für Gamma entstanden in dieser späten Phase des Strips viele neue Nebencharaktere, die nur einmalig verwendet wurden, aber dank ihrer Charaktereigenschaften für gute Gags oder Plots sorgten. Das betrifft in Mausopotamien beispielsweise Jacky und Karli, in Das diabolische Double (1953) Miklos, in Onkel Wombats Tack-Tack-Zeitmaschine (1951–1952) Onkel Wombat oder in Dr. X (1955) den gleichnamigen Wissenschaftler.

Deutsche Veröffentlichungen

Trivia

  • Ebenfalls im Jahr 1950 erlebt Batman eine ähnliche Geschichte wie die hier gezeigte: Er trifft auf Mousey beziehungsweise Mr. X, der wie die Eiserne Maske Stelzen verwendet.[4][5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leonardo Gori und Francesco Stajano: Der Pvorhang fällt. Floyd Gottfredson Library 10, Egmont Ehapa Media, Berlin 2022, S. 158.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Thomas Andrae: Von Mäusen und Menschen. Floyd Gottfredson Library 10, Egmont Ehapa Media, Berlin 2022, S. 12–13.
  3. Thad Komorowski: Iiiiiek! Eine Riesenmaus! Floyd Gottfredson Library 10, Egmont Ehapa Media, Berlin 2022, S. 206.
  4. Fandom-Wiki-Artikel (1)
  5. Fandom-Wiki-Artikel (2)