Roy Williams
Joseph Roy Williams[1] (* 30. Juli 1907 in Colville, Washington; † 7. November 1976 in Burbank, Kalifornien) war ein Trickfilmzeichner und Gagschreiber für die Walt Disney Studios, ist heute aber am besten bekannt als „Big Roy“, der „big Mouseketeer“ und Co-Moderator vom „Mickey Mouse Club“, sowie als Erfinder der charakteristischen Micky-Maus-Hüte, die auch in der Show getragen wurden.[2]
Leben[Bearbeiten]
Roy Williams wurde 1907 in Colville, Washington, als Sohn von Ida M. Lofland aus Missouri und D. W. Williams aus Wales, Großbritannien geboren.[1] Seine Familie zog 1920 nach dem Tod seines Vaters in den Stadtteil Fremont in Los Angeles und lebte bei seiner Großmutter Laura Smith. Roys Mutter arbeitete als Zuckerbäckerin in einem örtlichen Süßwarengeschäft. Williams besuchte die Fremont High School und lernte dort im Footballteam seinen späteren Disney-Kollegen Jack und dessen Bruder Dick Kinney kennen.[3] Im Footballteam nannte man ihn „Moose“ Williams. Williams war auch als Karikaturist für die Schülerzeitung tätig.
Nach seinem Abschluss 1925 der High School wurde ihm ein Sportstipendium für die University of Southern California angeboten[4], aber stattdessen bewarb er sich um einen Job beim Hyperion Studio der aufstrebenden Walt Disney Studios, wo er nach einem kurzen Gespräch mit jemandem, den Williams für einen Bürogehilfen hielt, von ebendiesem eingestellt wurde. Williams lebenslange Zusammenarbeit mit dem vermeintlichen Bürogehilfen Walt Disney begann. Disney schickte ihn abends nach der Arbeit an Cartoons auf das prestigeträchtige Choinnard Art Institute und stellte ihn nach seinem Abschluss 1930 als Inbetweener ein.[3] Er arbeitete sich in der Zeichentrickabteilung hoch und wurde schließlich zum Animator ernannt. Er wechselte später als Gag-Man von der Zeichen-Abteilung in die Story-Abteilung, nachdem er Walt einen Donald-Duck-Gag vorgelegt hatte. In dem Gag verschluckte Donald einen Magneten und zog alle erdenklichen Metallgegenstände an. Walt war von Roys ungezügelter Fantasie so beeindruckt, dass er sein Gehalt verdreifachte.[4] Der Gag wurde 1936 in „Donald und Pluto“ (Donald and Pluto) umgesetzt.
In den frühen Dreißigern bekamen Roy Williams und seine Frau Betty eine Tochter, aber das Paar ließ sich ein paar Jahre später scheiden[1], und er heiratete am 10. Februar 1937 Ethel Bernice Clark. Aus der Ehe ging die gemeinsame Tochter Maureen hervor.[3]
Während des Zweiten Weltkriegs entwarf er mit Hank Porter[5] außerdem über 100 Abzeichen für die US-Streitkräfte, darunter das preisgekrönte Abzeichen der Flying Tigers sowie das für die SeaBees, Mosquito Boat und American Eagle Squadron.[6] Williams produzierte auch einseitige Gag-Cartoons für den New Yorker, die Saturday Evening Post und andere Zeitschriften.
Als das Studio Mitte der 1950er Jahre die Produktion von Cartoons und Spielfilmen einstellte, holte Disney Williams aus der Story-Abteilung heraus und setzte ihn als Storyboard-Künstler für die neue Kindersendung „The Mickey Mouse Club“ ein. Jimmie Dodd wählte Williams zusammen mit Walt Disney als Co-Moderator aus, denn trotz seiner großen und schweren Figur, die er noch aus Footballer-Tagen hatte, war Williams warmherzig, sanft und konnte sehr gut mit Kindern umgehen, die ihn mit seinem verschmitzten Grinsen sofort ins Herz schlossen. Der ehemalige Mouseketeer Lonnie Burr nannte Williams „einen warmherzigen Kerl, der Kinder mochte, immer Zeit für Kinder hatte und uns immer half, wo er nur konnte“.[7] [8][9] Im Zeichentrickstudio war die Meinung über ihn etwas negativer: Regisseur und alter Schulfreund Jack Kinney beschrieb Williams als einen „großen, fetten, glatzköpfigen, hitzköpfigen, unberechenbaren Bastard“, bewunderte aber sein produktives Talent und sagte, er könne „sich hinsetzen und ein paar Pfund Gags rausgrunzen, als wäre es nichts“.[7][8][9] Roy E. Disney, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Walt Disney Company, erinnerte sich ebenfalls positiv an Williams' Leistung: „Roy war unglaublich. Man fragte ihn nach Gags für eine bestimmte Situation und er gab einem buchstäblich Hunderte davon.“[4][9] Gerade diese Schlagfertigkeit machte Williams zu einem unverzichtbaren Teil des Clubs.
Am seine Besetzung erinnerte sich Williams wie folgt: „Walt war in meinem Büro, als er plötzlich zu mir aufschaute und sagte: 'Sag mal, du bist ja fett und siehst komisch aus. Ich werde dich in den Mickey Mouse Club aufnehmen und dich den Big Mooseketeer nennen!'“[4][9] Die Rolle wurde später zu Big Mouseketeer geändert, Jim Korkis mutmaßt, dass Mooseketeer auf Williams' Football-Spitznamen Moose basierte.[10]
Als Big Mouseketeer kam Williams auch die Idee der Micky-Maus-Hüte, welche alle Mouseketeers der 1955er-Show trugen. Inspiriert hatte ihn ein Gag im Micky-Maus-Cartoon The Karnival Kid von 1929, wo Micky mangels einen Hutes vor Minnie achtungsvoll seine beiden Ohren zieht. Denselben Gag benutzte Disney ein Jahr zuvor schon im Oswald-Cartoon Rival Romeos. Obwohl die Hüte den wilden Frisuren der Mouseketeers im Wege standen, fanden sie als Merchandise-Artikel damals großen Anklang. Auch heute noch werden Hüte in der Form, aber oft in unterschiedlichen Farben und nur selten mit MMC-Logo, in Disneyparks verkauft. [2] Kostümdesigner Chuck Keehne setzte damals Williams' Idee um[11], deren einzige Änderung zwischen den Staffeln im Aufdruck des Hutes bestand.
Außerdem war Williams in der ersten Staffel auch beim Casting der Mouseketeers dabei, bei den folgenden Staffeln nicht mehr. Seine Fähigkeiten als Zeichner flossen in die Serie ein und wurden in vielen Handlungssträngen der Sendung verwendet.
Williams sprach oft negativ über seine eigenen Auftritte vor der Kamera. Zum Beispiel behauptete er, Walt Disney habe ihm verboten, laut zu singen, und bestand sogar darauf, dass die Tonredakteure seine gesprochenen Zeilen Wort für Wort aus mehreren Takes zusammensetzen mussten.
Dabei hatte Roy trotz einiger anfänglicher Fehler dennoch Humor und konnte ein wenig schauspielern. In den späteren Staffeln trat er in ebenso vielen Sketchen auf wie der Moderator Jimmie Dodd, obwohl er sich nach wie vor von den Lied- und Tanznummern fernhielt. Roys Sketche vor der Kamera verschwanden allmählich in der zweiten Staffel, obwohl seine Illustrationen gelegentlich Jimmies Doddisms und die Mousekefables zierten.
Als die Serie schließlich abgesetzt wurde, wurden alle Darsteller außer Annette Funicello und Roy Williams entlassen. Funicello bekam einen Vertrag, Williams hatte als Gag-Man schon vorher einen und nahm seine vorherige Arbeit wieder auf.
Oft reiste Roy Williams durch die USA, um für die Wiederveröffentlichung von Meisterwerken wie zum Beispiel „Cinderella“ zu werben. 1959 fungierte er als goodwill ambassador für die Walt Disney Studios. Er trat gelegentlich in Disney-Specials vor der Kamera auf und war bei verschiedenen Disneyland-Paraden zu sehen, aber gesundheitliche Probleme schränkten diese Auftritte ein. Später arbeitete er als Disney-Comicautor für die Zeitungsstrips von Julius Svendsen, Floyd Gottfredson, Manuel Gonzales und Frank Grundeen. Viele dieser Strips erschienen in Deutschland in der Disney Pocket-Reihe, einige wurden als Ein- oder Halbseiter von Nils Rydahl und Miquel Pujol neu gezeichnet, manche auch mit José Carioca als neue Hauptfigur.
Außerdem war Williams als Cartoonist in Disneyland Anaheim und Berater für die reisende Arena-Show Disney on Parade tätig.
Mit Hilfe von Disney-Imagineers verwandelte er seinen Garten in ein polynesisches Paradies mit einem funktionierenden Miniaturvulkan, der letztendlich Feuer fing. Seine Kollegen behaupteten scherzhaft, Roys Haus sei leicht zu finden gewesen; es sei das einzige Haus in der Nachbarschaft gewesen, vor dem kein „Zu verkaufen“-Schild gestanden habe.[3]
In den 1970er-Jahren ging er schließlich in den Ruhestand, nach fast 50 Jahren bei Disney.
Januar 1975 nahm er telefonisch an einem Interview in der Tomorrow Show teil und wurde im selben Jahr auch von Jerry Bowles interviewt.
Williams starb am 7. November 1976 im Alter von 69 Jahren in Burbank, Kalifornien. Er liegt im Forest Lawn Memorial Park in den Hollywood Hills von Los Angeles begraben, im Court of Remembrance. [12] 1992 wurde er posthum in die Liste der Disney Legends aufgenommen. Der historische Roy-Williams-Flughafen an der Sunfair Road in Joshua Tree, Kalifornien, ist nach Williams benannt. 2015 wurde vorgeschlagen, dieses Flughafengelände in einen Solarpark umzuwandeln.
Filmographie [8][Bearbeiten]
Jahr(e) | Cartoon/Film/Serie | als |
---|---|---|
1932 | „Entscheidung im Schnee“ (The Klondike Kid) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1933 | „Mickys Theatertruppe“ (Mickey's Mellerdrammer) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1933 | „Die Arche Noah“ (Father Noah's Ark) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1933 | „Der Postflieger“ (The Mail Pilot) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1933 | „Der Märchenkönig“ (Old King Cole) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1933 | Lullaby Land | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1933 | „Der Weihnachtsmann kommmt“ (The Night Before Christmas) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1934 | „Gekidnapped“ (Shanghaied) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1934 | Hollywood Party | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung „Die Schoko-Soldaten“ (The Hot Chocolate Soldiers) |
1934 | Servants' Entrance | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1934 | „Mickys Findelkind“ (Mickey Plays Papa) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1934 | „Micky im Wilden Westen“ (Two-Gun Mickey) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1935 | „Mickys Platzkonzert“ (The Band Concert) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1935 | „Wasserbabies“ (Water Babies) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1935 | „Mickys Löschzug“ (Mickey's Fire Brigade) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1936 | Elmer Elephant | Skript – ohne Namensnennung |
1936 | „Donald und Pluto“ (Donald and Pluto) | Skript – ohne Namensnennung |
1936 | „Picknick mit Kindern“ (Orphans' Picnic) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1937 | „Donald & der Vogel Strauss“ (Donald's Ostrich) | Trickfilmzeichner – ohne Namensnennung |
1938 | Mother Goose Goes Hollywood | Skript – ohne Namensnennung |
1940 | „Herr Maus auf großer Fahrt“ (Mr. Mouse Takes a Trip) | Skript |
1942 | Saludos Amigos | Skript „Donald am Titicacasee“ (Lake Titicaca) |
1944 | „Donald Duck und der Gorilla“ (Donald Duck and the Gorilla) | Skript - ohne Namensnennung |
1944 | „Drei Caballeros“ (The Three Caballeros) | Skript |
1945 | „Donalds neues Ich“ (Cured Duck) | Skript |
1946 | Make Mine Music | Skript |
1946 | „Donalds doppelter Ärger“ (Donald's Double Trouble) | Skript |
1946 | A Feather in His Collar | Skript |
1946 | „Vorsicht, frisch gestrichen“ (Wet Paint) | Skript |
1947 | „Donalds Nachtspaziergang“ (Sleepy Time Donald) | Skript |
1947 | „Donalds Dilemma“ (Donald's Dilemma) | Skript |
1948 | „Donalds Traumstimme“ (Donald's Dream Voice) | Skript |
1950 | „Plutos Herzklopfen“ (Pluto's Heart Throb) | Skript |
1950 | „Verrückt nach Daisy“ (Crazy Over Daisy) | Skript |
1950 | „Happy Camping“ / „Picknick mit Fußangeln“ (Trailer Horn) | Skript |
1953 | „Alles für die Nuß“ (Working for Peanuts) | Skript |
1954 | „Erziehung leichtgemacht“ (Spare the Rod) | Skript |
1954 | „Drache unterwegs“ (Dragon Around) | Skript |
1954 | „Das fliegende Eichhörnchen“ (The Flying Squirrel) | Skript |
1955-1957 | Mickey Mouse Club | Auftritt als er selbst |
1956 | Jack and Old Mac | Skript |
1956 | „Jeder Cowboy hat ein Pferd“ (A Cowboy Needs a Horse) | Skript |
1956-1971 | The Magical World of Disney | Skript "Disney on Parade" |
1960 | Gala Day at Disneyland | Auftritt als er selbst - in der Parade auf dem make-believe donkey |
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 „Roy Williams (1907-1976)“. originalmmc.com
- ↑ 2,0 2,1 Taylor, George (12. Juli 2020). „Hats off to Disneyland Hats“. imaginerding.com
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 imdb.com
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 „Roy Williams“. d23.com
- ↑ d23.com
- ↑ „Meet the Mouseketeers“. Walt Disney's Magazine Vol I Nr. 1, S. 4. archive.org
- ↑ 7,0 7,1 Artikel zu Roy Williams auf wikipedia.org
- ↑ 8,0 8,1 8,2 disney.fandom.com
- ↑ 9,0 9,1 9,2 9,3 unter anderem mit Deepl übersetzt.
- ↑ Roy Williams' Memoir
- ↑ Korkis, Jim (10.02.2016). „The Mickey Mouse Club Circus: Big Top Big Flop Part Two“ mouseplanet.com
- ↑ Roy Williams auf findagrave.com